Burg Arras: Jedem seine Kemenate

Über Alf thront ein Gemäuer, das überrascht. Denn die Burg Arras beherbergt ein Museum, ein Restaurant und ein Hotel mit stilechten Kemenaten. Bemerkenswert ist das Gedenkzimmer für Onkel Heini.

Burg Arras; Mosel, Alf, Besitzer Roman Keuthen

Besitzer Roman Keuthen im Innenhof der Burg Arras. Foto: Jörg Haubrich

Eine Anschrift ohne Straßenname? Wer die Burg Arras sucht, muss sich mit einer Postleitzahl begnügen. Doch gleich hinter einer recht düsteren Ortschaft mit dem dramatischen Namen Höllental, weist ein Schild den Weg zu dem Gemäuer. 

Schon die Anfahrt ist so wie es sich für eine Zeitreise ins Mittelalter gehört. Denn ein kurvenreicher Pfad, gesäumt von verschnörkelten Jugendstil-Laternen, schraubt sich immer weiter nach oben. Nachbarschaftslos thront die Burg Arras einsam im Wald auf einem Berg. 

Mosel, Alf, Burg Arras, Bergfried

Der Bergfried der Burg Arras

Vom Parkplatz aus sind es dann nur noch ein paar Schritte bis in den Innenhof dieser Bilderbuch-Burg, die hier schon seit fast 1000 Jahren steht. Allerdings nur teilweise, denn die trutzige Arras hoch über dem Örtchen Alf hat schon einiges mitmachen müssen.

Geschichte der Burg Arras

Einst von den Pfalzgrafen als Bollwerk gegen die einfallenden Normannenstürme errichtet, teilt auch dieses schöne Gemäuer das Schicksal fast aller Burgen der Region: Es fiel der Eroberungspolitik des Sonnenkönigs Ludwig XIV. zum Opfer. Im Jahr 1689 schleppten Soldaten Pulver ins Gemäuer und sprengten die Burg in die Luft. 

Jahrhunderte lang gammelte die Ruine vor sich hin und wurde von der Bevölkerung als Steinbruch genutzt – bis ein gewisser Traugott Wilhelm Dykerhoff die Reste der Feste kaufte und die historischen Steine ab 1907 von Profis wieder zusammensetzen ließ. Heute liegt der Bergwerksdirektor aus Herne im verwunschenen Garten des Gemäuers begraben.

Burg Arras, Besitzer Roman Keuthen

Burgherr Roman Keuthen am Grab von Traugott Wilhelm Dykerhoff.

Seine Burg Arras wurde von den Erben weitergereicht und ging schließlich 1978 über in den Besitz von Maria und Otto Keuthen aus Briedel. 

Nun kam reichlich Leben in die alte Burg. Denn mit Liebe zum Detail richtete die Familie darin das einzige Burghotel an der Mosel nebst Restaurant und einem Museum ein. Und hält die Burg zur Freude der vielen Besucher bis heute in Schuss.

Burg Arras mit Verlies und Teich

Hier ragt der mächtige Bergfried in den Himmel, da beherbergt der Keller ein gruseliges Verlies nebst Folterkammer. Und welche andere Burg hat schon so einen bezaubernden Seerosenteich im Garten zu bieten. An jeder Ecke der Anlage sieht und fühlt man den Charme vergangener Zeiten.

Von Burg Arras aus überblickt man die Eifel, den Hunsrück und die Mosel.

Die Aussicht von der Terrasse.

Überall im Gebäude stehen schöne Antiquitäten herum. Aber auch kleine und größere Skulpturen, ebenso Ritterrüstungen und Helme. Sogar eine mittelalterliche Kanone präsentiert sich mitten im kopfsteingepflasterten Hof. Man sieht Waffen aus dem Mittelalter. Aber auch wertvolle, einzigartige 200 Jahre alte Grafiken des Mosellaufs. Und Vitrinen voll mit kostbaren Bücher. 

„Alles, was man hier sieht, stammt zwar zum größten Teil aus der entsprechenden Zeit, aber nicht aus der Burg selbst”, erklärt Roman Keuthen. Der sympathische Burgherr ist Kümmerer, Burghistoriker, Guide und Koch in Personalunion. Inzwischen führt der Jurist gemeinsam mit seiner Mutter Maria die Geschäfte. 

Mosel, Burg Arras, Garten

Der Seerosenteich im Garten von Burg Arras.

„Die Original-Einrichtung wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen mitsamt der Burg in die Luft gesprengt”, erklärt der Besitzer. Es war sein Vater Otto Keuthen, der diese nahezu unglaubliche Menge an Möbeln, historischen Devotionalien und Kunstgegenständen im Laufe seines Lebens zusammengetragen hat. Die Burg Arras selbst ist wahrscheinlich das größte Exponat, das der ambitionierte Sammler je kaufte.

Heiraten auf Burg Arras

Doch wie viel echtes Mittelalter auch noch in dem Anwesen stecken mag: Die Burg Arras ist eine Zeitmaschine für eine Reise in längst vergangene Epochen und ein überaus beliebtes Ausflugsziel. Hochzeitspaare kommen zur standesamtlichen Trauung oder zum Feiern bei Lautenklängen her. So eine Feier im Rittersaal mit Kamin, inmitten von  Rüstungen, ist für viele Mittelalter-Fans das Größte. Auf Bestellung legt sich dabei ein Hofnarr ins Zeug.

Biegt sich der Tisch unter Weinbergschnecken, Braten oder Selleriesuppe nach historischem Rezept und strömt dazu Alfer Katzenkopf aus der Flasche, sitzt man im Burgrestaurant „Zum letzten Ritter”. Scheint die Sonne, versammeln sich Ausflügler zur Vesper auf der Panorama-Terrasse.

Ein Gemach mit besonderem Burgcharakter.

Schlafen wie die Ritter im Zimmer Agnes.

Sogar logieren kann man hier. Der Spaß ist sicherlich nicht billig, aber von der Romantik begeisterte Reisende aus Deutschland, China, Japan oder den Vereinigten Staaten quartieren sich gerne für ein paar Tage im einzigen Burghotel an der Mosel ein. Denn so ein Interieur bekommt man nicht aller Tage geboten.

Himmelbett mit Schnörkeln, Baldachine, Höckerchen, Deckchen und Gemälde. In den zehn Doppelzimmern kann man schlafen wie einst die Rittersleut. Allerdings mit Heizung und modernem Bad – also wärmer und sicher auch viel bequemer. Sogar die nörgelige Prinzessin auf der Erbse würde diese Ausstattung wohl mit der vollen Punktzahl bewerten.

Hotel mit echten Kemenaten

Die Kemenaten haben keine Nummern, dafür schöne Namen von einst. Sie heißen etwa Agnes, Constantin oder Elvira. „Elvira ist das Burggespenst”, klärt Roman Keuthen auf. „Denn sie hatte sich mit dem Stallburschen eingelassen und wurde zur Strafe eingemauert.”

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Ein Tigerfell im Treppenhaus von Burg Arras

Eine Elvira mit wehendem Schleier wurde bislang zwar noch nicht in den Fluren gesichtet. Doch wahrscheinlich wäre eine Begegnung mit dem Wesen nicht sonderbarer als die Entdeckung des Tigerfells, das eine Wand im Treppenhaus schmückt. Ein mittelalterliches Mitbringsel ist das sicherlich nicht.

Tatsächlich gehört das Stück zum Nachlass des ehemaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke, der unser Land zwischen 1959 bis 1969 bei wichtigen Veranstaltungen und im Ausland repräsentierte.

Museum mit kuriosen Exponaten

Weil dessen Ehefrau Wilhelmine die Tante von Eigentümerin Maria Keuthen war, wurde für „Onkel Heini” sogar ein eigenes Gedenkzimmer auf der Burg eingerichtet. Zu sehen ist ein Raum rappelvoll mit Gastgeschenken, Fotos und Erinnerungsstücken aus aller Welt. Gaben vom äthiopischen Kaiser Haile Selassie sind ebenso zu besichtigen wie ein Führerschein von Lübke.

Als Prunkstück der Ausstellung gilt ein Wandbehang aus dem Besitz der Madame de Pompadour (1721-1764), geschenkt vom Staatspräsidenten Charles de Gaulle als Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft. Oder wie der Besitzer Roman Keuthen sagt: Zur Beendigung der deutsch-französischen Feindschaft. 

Mosel, Eifel, Burg Arras, Aussicht

Burgherr Roman Keuthen auf dem Bergfried von Burg Arras.

Panorama gibt es natürlich auch. Denn vom Museum führt eine Treppe mit abgetretenen Stufen auf den Bergfried hinauf. Der Sage nach widerstand dieser 20 Meter hohe Turm allen Zerstörungsversuchen und gehört deshalb zu den ältesten Bauwerken zwischen Koblenz und Trier. Dieser Bergfried beherbergt auch die Burgkapelle mit Altar, original erhalten aus dem Jahr 1103. Man passiert das historische Kleinod auf dem Weg nach oben. 

Auf der Plattform des Bergfrieds angekommen, eröffnet sich eine fantastische Sicht auf die Landschaft drumherum. „Von hier aus sehen wir alles, was die Region zu bieten hat”, erklärt der Burgherr. Der Blick auf das Alftal bis hin zur Mosel, über den Kondelwald, die Eifel und den Hunsrück ist wirklich einmalig. Alles grünt und dazu diese Stille. Wer abschalten will, ist hier richtig.

 

Infos zur Burg Arras

Adresse: Hotel Burg Arras, 56859 Alf, Tel.: 06542/222 75
Mail: keuthen@arras.de, www.arras.de. 

Öffnungszeiten Museums: Montag bis Freitag: 10 bis 18 Uhr, Sa/So: 9 bis 18 Uhr. Eintrittspreise: Erwachsene: 6 €, Kinder 6 bis 10 J. ab  6 

Im Januar und Februar bleiben Hotel, Restaurant und Museum geschlossen. 

 

Und wenn man schon mal da ist …

Sehenswertes in der Nähe von Burg Arras

Der Aussichtsturm auf dem Prinzenkopf. Von der Burg Arras gelangt man nach einer Wanderung durch den Wald zum Prinzenkopfturm. Von seiner Plattform hat man den Zeller Hamm im Visier, eine Besonderheit in der Welt der Schleifen. Der Blick schweift über die Marienburg, die Burg Arras, bis hin zum Calmont

Denn zwischen Alf und Pünderich braucht die Mosel knapp 14 Kilometer, um den Bergkamm zu umfließen. Dabei liegen die beiden Enden der Schleife nur knapp 400 Meter voneinander entfernt.

Die Doppelstockbrücke. Alf liegt rund fünf Kilometer entfernt von Zell gegenüber von Bullay, dem Tor zur Mittelmosel. Die beiden Orte sind durch Deutschlands erste Doppelstockbrücke miteinander verbunden. Damals eine architektonische Meisterleistung. Die sehenswerte Konstruktion war Teil der legendären Kanonenbahnstrecke, die derzeit die preußische Hauptstadt Berlin mit Metz verband.

Historische Eisenbahnarchitektur. Wer mit der Moselweinbahn vom Bahnhof in Bullay nach Traben-Trarbach fährt, bekommt in einer Viertelstunde gleich zwei Superlative historischer Eisenbahnarchitektur sehen. Die erste Station ist die Doppelstockbrücke. Nach der Überfahrt durchquert der Zug den 459 Meter langen Prinzenkopftunnel, um an Pünderich vorbei 768 Meter über Deutschlands längstes Hangviadukt zu donnern.

Alfer Fähre und Geschichte

Nostalgische Fähre. Zwar längst nicht so alt wie die Burg Arras, aber wunderbar nostalgisch, ist dieses kleine Wassergefährt: Zwischen Alf und Bullay verkehrt noch eine der wenigen Fähren. Der Fährmann der „Remigius” nimmt Fußgänger und Fahrräder mit auf die andere Moselseite.

Das Heimatmuseum. Auf dem Weg zur Burg Arras sind die Spuren noch zu sehen: In der Vergangenheit war das kleine Dorf Alf tatsächlich ein bedeutender Industriestandort. Im historischen Ortskern beim Lindenplatz Auf Kockert erzählt das Heimatmuseum, das einst die Dorfschule war, die Geschichte.

Kreiselkunst. Wer im richtigen Moment am Verkehrskreisel steht, kann die Figur „Alfer Baachspautzer” in den Bach spucken sehen. Der Platz wurde vor kurzem mit beeindruckenden Skulpturen aus dem Atelier von Turgut Gül neu gestaltet. Weitere interessante Werke des Alfer Künstlers stehen im Weinberg in Mesenich. Der riesige Kopf ist schon von weitem zu sehen.

Das Ortsschild. Der liebenswerte Außerirdische Alf ist noch heute vielen bekannt. Nach dem Erfolg der Fernsehserie wurde ab Anfang 1988 die Ortstafel von Alf mehrfach gestohlen. Deshalb bot die Gemeinde Alf schließlich Ortsschilder zum Kauf an. Noch heute ist ein Foto des Ortsschilds ein schönes Souvenir.