Im Dortebachtal erleben Besucher ihr grünes Wunder

Wer durch die Bahnunterführung ins Dortebachtal läuft, erlebt sein grünes Wunder. Denn entlang des Wanderwegs in dem alpin anmutenden Tal wachsen seltene exotische Pflanzen. Auch der Apollofalter hat in dem Naturschutzgebiet sein Revier. 

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Der Eingang ins Dortebachtal, etwa ein Kilometer vor Klotten

Gerade noch war man auf der Bundesstraße 49 zwischen Klotten und Pommern unterwegs, da findet man sich plötzlich auf der anderen Seite des Bahndamms in diesem Dschungel wieder. So etwas Schönes bekommt man nicht alle Tage zu sehen, ein echtes kleines Paradies ist das. Für Naturliebhaber und Tier-Fotografen genauso wie für ambitionierte Wanderer und Schmetterlingskundler. Eigentlich für alle, die mal für eine Weile ihre Ruhe in reichlich wildem Grün haben wollen. 

Deshalb Fuß vom Gas, sobald sich der hölzerne Wegweiser mit der Aufschrift „Dortebachtal” zeigt. Denn der Einstieg versteckt sich neben dem Wanderparkplatz an der Straße.

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Ein Brückchen im Dortebachtal.

Nach dem Unterqueren der Eisenbahnlinie beginnt das Abenteuer Dortebachtal. Zunächst führt ein steiler Pfad an schroffen, steilen Schieferwänden vorbei. Dann geht es über Brückchen und Stufen und unter umgeknickten Bäumen hindurch. 

Wanderweg Dortebachtal

Am Wegesrand hüpft ein Bach über bemooste Steine. Nur Vogelgezwitscher und leises Plätschern ist zu hören. Und je nach Wetterlage rauscht oder tröpfelt ein Wasserfall über den  Felsen, der im Winter, wenn es klapperkalt ist, zu einer bemerkenswerten Eiswand anwächst. Ansonsten Wärme und Stille. In diesem engen Tal herrscht eine ganz eigene, friedliche Stimmung.

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Zwischen knorrigen Bäumen huschen Smaragdeidechsen herum.

Der Wanderweg Dortebachtal führt hier entlang. Um ihn zu beschreiten, muss man nur dem Eidechsen-Logo oder den Leuten mit den Rucksäcken folgen. Über Serpentinen stapfen sie zum Bergplateau in den Klottener Neuwald. Von dort geht es vorbei am Annischerhof, um am Aussichtspunkt Kasteschkopp den Blick ins Tal bis nach Cochem zu genießen. Zu sehen gibt es das längste Teilstück der Mosel ohne eine einzige Krümmung im gesamten Flussverlauf. Nur zwischen Treis-Karden und Klotten fließt die Mosel schnurgerade.

Über dem Fluss steht die Burgruine Coraidelstein. Im 10/11. Jahrhundert wurde sie erbaut und ist heute in Privatbesitz. Hinunter zu steigen lohnt sich nicht, denn besichtigen darf man das Gemäuer nicht.

Während die einen die Fernsicht genießen, warten Fotografen unten im Tal mitunter stundenlang bewegungslos im Tal vor ihren Stativen, um bloß nicht den winzigen Moment nicht zu verpassen, indem sich eine Smaragdeidechse zeigt. Vor allem die Männchen mit ihren himmelblauen Kehlen sind begehrte Motive.

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Eine bemooste Steintreppe im Dortebachtal.

Allerdings tummeln sich auch noch eine ganze Reihe anderer exotischer Pflanzen und Tieren im Dortebachtal, die ihre Heimat eigentlich in muckeligwarmen Mittelmeerländern, in den Alpen, am Schwarzen Meer oder Atlantischen Ozean haben.

1930 Jahre Naturschutzgebiet Dortebachtal

Vielleicht wurde das verschwiegene Dortebachtal deshalb bereits schon 1930 unter Naturschutz gestellt. Es ist das älteste Naturschutzgebiet des Moseltals.

Ein weiterer Bewohner ist zum Beispiel der weiße Diptam. Der Volksmund nennt die Pflanze „Brennender Busch”, weil sie sich bei hohen Temperaturen tatsächlich selbst entzünden kann. Das passiert zum Glück sehr selten.

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Der Pfad durchs Dortebachtal.

Und Kenner sind ganz aus dem Häuschen, wenn sie die vom Aussterben bedrohte Rotflügelige Ödlandschrecke im Dortebachtal entdecken. Manchmal schweben auch Segelfalter und Schwalbenschwänze vorbei. Aber vor allem ist hier der schöne Apollofalter zuhause. 

Seltener Mosel-Apollo in Sicht

Dank seiner auffälligen Zeichnung mit schwarzen Flecken und roten Ringen gehört die Schönheit von jeher zu den Stars der bunten Schmetterlingswelt. Denn der hübsche Falter ist gefährdet. Er gilt gar als der Inbegriff einer gefährdeten Schmetterlingsart schlechthin.

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Mitten im Dortebachtal.

Dabei wird der Apollo sogar als einziger nicht tropischer Schmetterling in Deutschland mit dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen auch international geschützt. Hierzulande ist er nur noch an wenigen Orten anzutreffen. Zum Beispiel im Altmühltal oder im Blautal bei Blaubeuren. Etwas größere Bestände gibt es noch an der Mosel, sie gelten als eigenständige Unterart Mosel-Apollofalter. Der NABU hat den Mosel-Apollo zum Schmetterling des Jahres 2024 gekürt.

Zwischen Winningen und Cochem liegt sein Lieblingsrevier. Der Apollofalter lebt an sonnigen, felsigen Hängen oder alten Weinbergsmauern, auf denen seine Leibspeisen Fetthenne, Disteln und Flockenblumen gedeihen.

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Der Apollfalter. Foto: Reinhold Essing User:EsingerApollowipkCC BY-SA 3.0

Aber wer ihn sehen möchte, braucht viel Zeit, Geduld und das richtige Wetter. Der Falter fliegt etwa ab Mitte Juni bis in den August. Doch nur bei Wohlfühl-Temperaturen um etwa 25 bis 30 Grad. Wenn es regnet oder zu kalt ist, heben Herr oder Frau Apollo erst gar nicht ab.

Wer sich nicht wenigstens ein kleines bisschen freut, wenn er diesen Schmetterling sieht, dem ist vermutlich auch sonst nicht mehr zu helfen.

 

 

Lust auf noch mehr unberührte Natur? An der Mosel gibt es mehr  Naturschutzgebiete, als man vielleicht denkt. Zum Beispiel imposante Felslandschaften, Baumpatriarchen und idyllische Weiher voller Leben.

Naturschutzgebiete an der Mosel

Die Reiherschußinsel. Lebhaft geht es auf der kleinen Moselinsel zu, die etwas oberhalb der Staustufe bei Lehmen liegt. Denn auf der etwa 500 Meter langen bewaldeten Reiherschußinsel lebt eine Kormoran-Kolonie. Naturschützer mögen den Wasservogel mit der merkwürdigen Hakennase.

Weil der Vogel lange auf der Abschussliste stand, war der Fischjäger zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahezu ausgerottet. Dann erholte sich der Bestand. Um dann doch nach seiner Rückkehr an deutsche Gewässer schon wieder zu Tausenden vertrieben zu werden. Aber an der Mosel hat das bedrohte Tier seine Ruhe. Denn die Insel dient als Vogelschutzgebiet und darf von uns nicht betreten werden.

Naturschutzgebiet Ausoniusstein. Der Aussichtspunkt Ausoniusstein bietet schöne Blicke auf die Terrassenmosel. Von dort oben ist Alken mit der Burg Thurant zu sehen. Ebenso Kattenes, wo sich das wildromantische Mühltal versteckt.

Der Name der Felsnase geht auf den Dichter Ausonius zurück, der im Jahr 371 mit seiner Mosella den ersten Reiseführer zur Mosel schrieb. Zudem ist der Römer der Namensgeber für das umliegende Naturschutzgebiet Ausoniusstein, das man über den Wanderweg Würzlaysteig erwandern kann. Mit ein bisschen Glück, trifft man unterwegs – wie auch im Dortebachtal – auf den schönen Apollofalter. Startpunkte der Tour liegen in Lehmen und Löf. 

Naturschutzgebiete ums Dortebachtal

Naturschutzgebiet Ediger Laach. Eine kleine Idylle ist der Ediger Laach. Der stillgelegte Nebenarm der Mosel ist ein idealer Rückzugsort für alle, die für eine Weile mal nichts hören wollen. Denn was Fischen und Wasservögeln gefällt, kann auch gestressten Seelen nicht schaden. Das Naturschutzgebiet versteckt sich in der Calmont-Region. Es liegt zwischen der Bundesstraße 49 und der Mosel am Ortsausgang von Ediger-Eller in Richtung Nehren.

Naturschutzgebiet Taubengrün. Ganz in der Nähe breitet sich die unbewohnte Insel Taubengrün in der Mosel aus. Auf dem kleinen Fleckchen Land brühten Eisvögel und auch Graureiher nutzen es für eine Rast. Einen schönen Blick bis in das Naturschutzgebiet bieten die Römer-Gräbern in Nehren. Ein Wanderweg zwischen Neef und Senheim ist nach dem Naturschutzgebiet Taubengrün benannt. 

Geschütze Natur in Cochem

Naturschutzgebiet Brauselay. Am ehemaligen Bundesbank-Bunker in Cochem-Cond liegt ein Einstieg ins Naturschutzgebiet Brauselay. Von hier aus kann man über den Apolloweg bis ins Dortebachtal laufen.

Der Weg führt durch ein Naturschutzgebiet mit mediterraner Flora. Denn in den nach Süden gerichteten Hängen finden Berberitze, Buchsbaum, Wildbirne und auch Steppenheidepflanzen einen geeigneten Lebensraum. Auf einem Felssporn wacht eine Madonnen-Statue über die Schiffe auf der Mosel und die Wanderer am steilen Hang.

Naturschutzgebiet Streuobstwiesen. Sehr natürlich geht es auch in Wehlen, einem Stadtteil von Bernkastel, zu. Denn über 3500 alte Obstbäume versammeln sich im Naturschutzgebiet Streuobstwiesen. Hier wachsen alleine über 30 Apfelsorten. Hinzu kommen Pflaumen und Birnen genauso wie Mirabellen und Walnüsse. Ein schönes Fotomotiv sind die blühenden Kirschbäume im Frühling.

Der 2,6 Kilometer lange Rundwanderweg ObstArt erklärt auf ganz eigene Art die ansässige Tier- und Pflanzenwelt, aber auch die Hängebrücke und Wehlener Sonnenuhr. Denn statt Infotafeln stehen entlang des Weges Objekte und Skulpturen, die auf die Umgebung verweisen. Sie wurden von der Künstlerin Heidemarie und Mic Leder vom Atelier für Glaskunst und Bildhauerei in Kanzem geschaffen. Der Startpunkt liegt in der Ortsmitte von Wehlen, in der Nähe des Eulenbrunnens am Haus Kaspari.

Behütete Natur an der Obermosel

Naturschutzgebiet Nitteler Fels. Schon der Anblick der hohen Dolomit- und Kalkfelsen lohnt den Ausflug an die Obermosel, die eigentlich Südliche Weinmosel heißt. Hier hat sich ein geschützter Lebensraum für Vögel, Reptilien und Fledermäuse entwickelt.

Wer zu rechten Zeit im Frühling unterwegs ist, kann sich sogar über blühende, bunte Wildorchideen freuen. Denn zahlreiche im Mittelmeer beheimatete Pflanzenarten, wie etwa die Felsbirne oder der Buchsbaum, sind hier zuhause.

Sehenswert ist zudem der Skulpturenpfad „Steine am Fluss”. Denn auch das Naturschutzgebiet Nitteler Fels bietet Kunst in Verbindung mit imposanter Natur. Zum Beispiel den „Großen Zeiger”, geschaffenen von Jürgen Waxweiler aus Traben-Trarbach (mehr zu seinem Alteliergarten hier). Von dem Kunstwerk hat man einen schönen Blick von Nittel bis Temmels im Moseltal. Ein Wanderpfad verbindet den Skulpturenpfad mit dem Naturschutzgebiet Nitteler Fels.

Schengen, Mosel, Luxemburg, Haff Réimech

Das Biodiversum im Haff Remich

Remicher Haff. Von Nittel ist es nicht mehr weit bis zum luxemburgischen Haff Remich. So heißt die Landschaft aus Baggerseen direkt neben der Mosel. Immer mehr Tiere siedeln sich dort an. Denn seit 1990 erobert sich die Natur das Gebiet zurück. Längst ist aus einer Kiesgrube ein Paradies für Vogelkundler geworden.

Mittendrin erhebt sich ein futurischster Bau: Das Biodiversum, dessen Architekt Valentiny auch den „Turm der Sehnsüchte” auf dem Trierer Petrisberg schuf.

Das Gebäude beherbergt eine interaktive Ausstellung, die unterhaltsam über das Naturschutzgebiets informiert. Man kann Köpfe drücken, an Hebeln ziehen und wird zum Beispiel aufgefordert, Vogelstimmen zu imitieren. Ob Vögel darauf reinfallen würden, verrät der Computer.

Auf angelegten Rundgängen um die Weiher kann man auf dem Wasser oder im Schliff die Tiere dann live und in Farbe erleben. Und obwohl sie im Naturschutzgebiet liegen, wurden gleich nebenan Baggerseen zum Schwimmen freigegeben. Ein lohnendes Ausflugsziel.