Edelbrenner Hubertus Vallendar: Meister der Geiste

Wenn die Früchtchen reif sind, wirft er den Kessel an. Hubertus Vallendar ist Edelbrenner. Aber was für einer! Seine Schnäpse gelten als Superstars. Zu Besuch beim Meister der Geiste in Kail.

Hubertus Vallendar, Brennerei, Eifel

Die Destille kommt ohne Kupferkult aus. Foto: Jörg Haubrich

Von wegen, Schnaps ist Schnaps. Wer auf sich hält, trinkt hochprozentigen Handgemachten. Gerne regional, natürlich ohne künstliche Zusatzstoffe. Jeder weiß: Nur Klares ist wirklich Wahres. Seit einigen Jahren befeuern überall in Deutschland kleine Schnapsmanufakturen diesen Trend. 

Hubertus Vallendar brennt in der Eifel und ist längst einer der Stars unter den Destillateuren.

Der Moselaner hat ursprünglich Schreiner gelernt und danach 17 Jahre lang Brennanlagen entwickelt. Zwar produzierte er schon damals in Pommern an der Mosel Liebhaberschnäpse. Doch erst machten ihn seine Geräte international bekannt, dann schossen ihn seine Destillate in die erste Brennerliga. 

Hubertus Vallendar, Brennerei, Kail

Er hat den richtigen Riecher: Edelbrenner Hubertus Vallendar

Heute liegt das Schnaps-Mekka hoch über der Mosel in Kail. Diese Erlebnis-Destillerie, wie Hubertus Vallendar sie nennt, sollte man tatsächlich erleben. Kein Kupferkult ist zu sehen. Stattdessen viel Holz und Kunstfotos an den Wänden. Die chromblitzende Technik beeindruckt. Die Fülle der Schnäpse allerdings auch.

Von Trester bis Gin ist alles zu haben

Fabelhaft, was dieser Mann alles verflüssigt. Immerhin rund 80.000 Flaschen verlassen pro Jahr die Manufaktur. Und die haben es in sich. Zum Beispiel Äpfel, Quitten oder Waldhimbeeren und Mirabellen. 

Aber auch Hochprozentiges aus Ingwer, Limonen und Spargel stehen im Regal. Ebenso Brände und Geiste aus Mangos, Kaffee oder Tee. Die Palette reicht vom heimischen Riesling-Trester über Gin bis zum exotischen Bananenbrand aus Ruanda. 

Hubertus Vallendar, Brennerei, Kail

Spitzen-Schnäpse

Ein Renner im Programm ist der Haselnussgeist. Auch der Rote Weinbergpfirsichbrand ist begehrt: Aus gut 25 Kilo der Früchte gewinnt der Edelbrenner gerade mal etwa einen Liter dieser ganz speziellen Rarität. Ein Schluck davon – und man schmeckt die Region.

Hubertus Vallendar bringt Heimat ins Glas

Der pelzige Weinbergpfirsich ist eine uralte, traditionelle Frucht. Allerdings galt er an der Mosel so gut wie ausgestorben bis sich Hubertus Vallendar und der Spitzenwinzer Reinhard Löwenstein für die Wiederanpflanzung der Bäumchen einsetzten.

In den Produktionsräumen der Manufaktur stehen funkelnde Gerätschaften und Fässer, in denen Hochprozentiges reift. Hubertus Vallendar lüftet einen Deckel. Plötzlich ist der Sommer im Raum. „Das ist Mosel-Lavendel”, erklärt der Meister der Geiste.

Hubertus Vallendar, Brennerei, Kail

Fässer in der Brennerei von Hubertus Vallendar.

Hubertus Vallendar ist bekannt dafür, immer wieder Neues zu kreieren und ungewöhnliche Zutaten und Aromen zu kombinieren. Geht nicht, scheint es für Hubertus Vallendar  nicht zu geben. Zuletzt hat der Edelbrenner mit Whisky überrascht, der als Single-Malt „3.11” vermarktet wird, dem Namenstag des Heiligen Hubertus. 

Haselnuss mit Superaroma

Seine fabelhaften Schnapsideen überzeugen immer wieder die Juroren diverser Wettbewerbe. Regelmäßig regnet es Silber und Gold beim weltweiten World Spirit Awards. Hubertus Vallendar holte den Titel „Edelbrennerei des Jahres” und der Feinschmecker kürte seinen Williams-Christ-Brand gar zum Besten Europas.

Wer wissen möchte, warum das so ist, braucht eigentlich nur zu schnuppern. Der Duft der Destillate ist eine Wucht! So intensiv, dass man den Eindruck hat, man stecke mit der Nase direkt in der Frucht.

„Ich will die Natur möglichst authentisch in die Flasche bringen”, sagt Hubertus Vallendar. Das Obstbrennen sei reine Physik. Dass das Brennen von solchen Schnäpsen jedoch eine Kunst ist, können Besucher in Kail mit eigenen Augen erleben.

Lizenz zum Brennen

Das Interesse am privaten Brennen wächst. Immerhin wird Obst sogar von Städtern wieder im Schrebergarten angebaut. Da liegt die Idee nahe, die Ernte in den Kessel zu werfen. Der Haken: Wer einfach drauflos destilliert, wird schneller als er gucken kann vom Zoll verknackt. Denn Schnaps zu brennen ist illegal.

Als Obstbrenner muss man nicht nur Alkoholsteuern zahlen, man benötigt dafür auch eine staatliche Erlaubnis. Um gegen diese Gesetze zu protestieren, bestellen Hobby-Brenner im Internet sogar  T-Shirts mit der Aufschrift „Legalize Home Destilling”. 

Brennseminare für Anfänger

Zudem kann unsachgemäßes Fuhrwerken im Wortsinn ins Auge gehen. Schon viele konnten ihren Schwarzgebrannten am nächsten Tag nicht mehr sehen. Denn die Temperaturführung verlangt ebenso Know-How und Erfahrung wie das genaue Abtrennen des giftigen Vorbrands. 

Hubertus Vallendar, Brennerei, Kail

Hubertus Vallendar vor der Destille

Da fragt man doch besser jemanden, der sich damit auskennt: Hubertus Vallendar gibt bei völlig legalen Brennseminaren in Kail sein Wissen gerne weiter.  Dabei brennt jeder Teilnehmer neben der großen Verschlussbrennerei auf einer kleinen Abfindungsbrennerei den eigenen Obstbrand. Bei der Verkostung zeigt sich dann, wer den Besten produziert hat.

Um solche Brände herzustellen, wie es Hubertus Vallendar vermag, braucht es natürlich weit mehr als Wissen und handwerkliches Geschick. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt, Begabung und eine gute Nase für Aromaunterschiede.

Es ist ein langer Weg zum Experten. Aber es ist sicherlich auch eine sehr schöne Zeit bis dahin.

 

Wo, wann, wie teuer
edelbrenner-hund

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Brennerei Hubertus Vallendar 
Hauptstraße 11
56829 Kail ‎ 
Tel.: 02672/913552

geöffnet: Mo-Fr 8-12 Uhr; 13-17 Uhr
Sa 9 -14 Uhr 

www.vallendar.de

 

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