Veldenzer Bergfrieden: Mérens-Pferde, Esel, Zackelschafe

Auf dem Veldenzer Bergfrieden ist tierisch was los. Jemals Mérens-Pferde gesehen oder mit einem weißen Esel gewandert? Je von Zackelschafen gehört? Auf dem Hof von Michaela und Theo Scholl sind all diese Tiere versammelt. Auch der Moselochse ist dort zuhause.

Mérens-Pferde, Veldenzer Bergfrieden, Michaela Scholl

Michaela Scholl und ihre Mérens-Pferde.

Der Blick schweift über sanft gewellte Wiesen, Felder und Pferdekoppeln. Auf der einen Seite Wald, auf der anderen drehen in der Ferne ein paar Windräder ihre Kreise. Gerade einmal 15 Autominuten von der Mosel entfernt, liegt der Veldenzer Bergfrieden trotzdem weit ab vom Schuss.

Nur eine Serpentinenstraße windet sich zu dem unkonventionellen Hof, den Michaela und Theo Scholl seit gut 20 Jahren oben im Hunsrück bei Gornhausen betreiben. Ein uriges Haus und Ställe, umgeben von einem mannshohen Gatter. Dahinter laufen ein paar Hunde Streife. Im Garten wachsen Kürbisse, Bohnen und Kohlrabi, an Stauden hängen dicke Tomaten. Es duftet nach Salbei, Minze und Zitronenmelisse.

Porc Noir de Bigorre, Ferkel, seltene Schweinerasse

Schwarz statt rosa: Ein Porc Noir de Bigorre.

Und irgendwo mittendrin geht eine Gruppe Schweine buchstäblich durch dick und dünn. Sie rennen, dösen im Schatten oder wälzen ihren schwarzen Borsten im Schlamm. Das Porc Noir de Bigorre lehrt Städtern auf Landgang, dass längst nicht jede Sau zartrosa wie das klassische Glücksschwein daher kommt.

Schwarze Schweine auf dem Veldenzer Bergfrieden

Mehr als 700 verschiedene Schweinerassen gibt es weltweit – aber fast 300 davon sind mittlerweile vom Aussterben bedroht. Auch das Porc Noir de Bigorre, das schwarze Bigorre-Schwein, hätte es fast erwischt. Dabei führen seine Spuren doch bis in die Antike zurück.

Das bewegungsfreudige Tier gehört zur Familie der mediterranen Schweine, die ursprünglich in der hügeligen Landschaft der Provinz Bigorre in den französischen Pyrenäen leben. Als sogenannte Outdoor-Schweine sind sie seit jeher daran gewöhnt, 365 Tage im Jahr bei Wind und Wetter in kleinen Herden gemeinsam im Freien zu toben.

Schwarzes Bigorre-Schwein, seltene Rasse, Veldenzer Bergfrieden

Ein schwarzes Bigorre-Schwein.

Früher war diese Schweineart weit verbreitet, aber Anfang der 1980er-Jahre gab es nur noch rund drei Dutzend der pflegeleichten Tiere. Dabei sind die Porc Noir de Bigorre eine widerstandsfähige Rasse, die jedoch Unmengen frisst und nur sehr langsam wächst. Zudem bevorzugten die Menschen seit den späten 1950er-Jahren eher mageres Fleisch.

Und so wären die Vierbeiner tatsächlich fast ausgestorben – bis sich zwei handvoll Züchter der Region Hautes Pyrénées darauf besann, die Rasse als regionales Erbe zu bewahren. Außerhalb ihrer Heimat sind sie nur selten zu finden. Doch auf dem Veldenzer Bergfrieden flitzen die pechschwarze Säue und Eber im Schweinsgalopp über ihre Koppel und fressen grunzend und schlabbernd alles, was ihnen vor die Schnauze kommt. Um die 200 Kilo bringt ein erwachsenes Tier auf die Waage.

Ungarische Zackelschafe über der Mosel

Die Liste der weltweit bedrohten Tierarten wächst und wächst. Darunter etwa der Große Panda, herrliche Kaiserpinguine und sogar der Löwe. Dem Eisbären schmilzt buchstäblich der Boden unter den Füßen weg. Doch eben nicht nur die Lage exotischer Wildtiere ist prekär, auch viele Haus- und sogenannte Nutztiere sind betroffen. So sind im vergangenen Jahrhundert bereits bei Rind, Schwein und Schaf über 150 Rassen ausgestorben.

Doch auf dem Veldenzer Bergfrieden leben eine ganze Reihe Vierbeiner, die man oft nur noch in Zoos, Tierparks oder Naturschutzgebieten trifft. Seltene Rassen, die auf der Roten Liste stehen. Zum Beispiel die ungarischen Zackelschafe – dabei gibt es sie doch quasi schon ewig.

Ungarische Zackelschafe, bedrohte Tierart

Ungarische Zackelschafe tragen Korkenzieherhörner.

Ihre Wolle hängt in langen Locken herab. Doch vor allem wegen ihrer korkenzieherartigen Hörner sehen sie ungewöhnlich aus. Und die sind wirklich lang: Bis zu einem Meter beim Widder, beim Weibchen etwa die Hälfte. Ursprünglich für die Milch- und Fleischversorgung gezüchtet, waren sie bis ins 18. Jahrhundert sogar die Schafsrasse Nummer 1 in Ungarn. Aber heute ist ihr Bestand ist gefährdet, dabei sind sie bereits die letzte erhaltene Schafrasse mit Schraubenhörnern.

Auf dem Veldenzer Bergfrieden tummelt sich die Herde auf der Wiese und beobachtet Besucher ganz genau. Nur eine falsche Bewegung und von Herrn und Frau Zackelschaf ist nur noch das Hinterteil zu sehen. Denn die lebhaften Vierbeiner sind sehr scheu, auf Fremde, Stress und Lärm reagieren sie sehr empfindlich.

Moselochsen im Hunsrück gesichtet

Aber mit Fremden ist auf dem Veldenzer Bergfrieden ohnehin selten zu rechnen. Obwohl Schloss Veldenz nicht weit entfernt liegt, verirren sich Ausflügler von außerhalb nur zufällig in die abgelegene Gegend. Umso erstaunter sind sie beim Anblick der ungewöhnlichen Rinder-Herde, die eine riesige Wiese bevölkern.

Veldenzer Bergfrieden, Michaela Scholl, weißer Esel.

Michaela Scholl und ihre Esel-Herde.

So sanft ihr Blick auch ist: Ein wenig mulmig wird einem schon, wenn man plötzlich so einem zehn Zentner-Koloss gegenübersteht. Den mächtigen Tieren möchte man nicht unbedingt im Dunklen begegnen. Mit ihren Riesen-Hörnern sehen sie respekteinflößenden aus.

Sind das etwa diese Moselochsen, von denen alle sprechen? Den Ausdruck hatte vor Jahren ein Frankfurter Journalist geprägt, mit dem er den Inbegriff des Moselaners beschreiben wollte. Gemeint war allerdings kein Vierbeiner, sondern ein sturer Menschenschlag. Doch die örtliche Tageszeitung machten sich einen Spaß daraus, das berüchtigte Tiere an der Mosel zu suchen. Und auf dem Veldenzer Bergfrieden wurden die Reporter fündig.

Moselochsen und Ungarische Steppenrinder

In Wahrheit handelt es sich um Rinder aus verschiedenen Ländern. Denn die Vierbeiner sind natürlich Weltbürger, überall gibt es Varianten. Die weißen Bullen mit den hübschen Augen zum Beispiel gehören zur Art der Steppenrinder und sind gebürtige Ungarn. In der Puszta sind man sie gelegentlich noch Kutschen mit Touristen ziehen.

Theo schätzt den Bestand auf insgesamt höchstens noch 2.500 Tiere. Dabei waren sie bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch das Nationalrind in ihrer Heimat.

 Veldenzer Bergfrieden, Moselochse, Rinderherde.

Michaela Scholl und ihre Vogesen-Rinder.

Steppenrinder genossen lange einen guten Ruf als Fleischlieferanten und kräftige Arbeitstiere am Ochsenkarren. Doch dann wurden sie von modernen Landmaschinen und der auf Milchleistung gezüchteten Konkurrenz verdrängt. Nur noch 450 Exemplare soll es in den 1950er Jahren weltweit gegeben haben.

Zwar ist die Rasse immer noch gefährdet, doch inzwischen trifft man sie in europäischen Naturschutzgebieten und eben auf dem Veldenzer Bergfrieden an. Dort schleichen sie Seite an Seite mit zotteligen Schottischen Hochlandrindern, den attraktiven Sympathen, und schwarz-weißen Vogesenrinder auf der Wiese herum. Auch die tierischen Kollegen und Kolleginnen aus den Vogesen sind in ihrer Art bedroht, deshalb achten in ihrer Heimat der französische Staat und die EU auf die Arterhaltung der alte Haustierrasse.

Ziegen, Katzen, Honigbienen

Vermutlich hätten Michaela und Theo kein Problem damit, eine neue Arche Noah mit sämtlichen Tierarten füllen. Denn auf dem Veldenzer Bergfrieden gibt es nichts, was es nicht gibt. Trotzdem hat jedes einzelne davon einen Namen. Da geht zum Beispiel Annabell mit den anderen Katzen auf Mäusejagt. Das Eselfohlen Mattes lässt sich geduldig von freundlichen Menschen drücken. Shetland-Pony Max sucht selbstbewusst die Hosentaschen von Besuchern nach Futter ab.

Neuerdings leben dort Ziegen mit Kaninchen, Enten, Hühner und Gänsen in guter Nachbarschaft. Und im Bienenstock wird unter der Aufsicht von Theo Honig gesammelt. Über allen wacht eine vierköpfige Familie Altdeutscher Hütehunde, denen man die Verwandtschaft zum Wolf ansieht.

Altdeutscher Hütehund, seltene Rasse

Sieht nur gefährlich aus: Ein Altdeutscher Hütehunde.

Mérens-Pferde vom Veldenzer Bergfrieden

Das Herzstück der Farm ist die Herde wunderbarer Mérens-Pferde. Hierzulande gelten die Pferde als Exoten, es gibt es nur wenige Hundert davon. Sie kamen aus den französischen Pyrenäen an die Mosel und sind nach einem Dorf in der Nähe von Andorra benannt.

Mit den Mérens züchtet Michaela Scholl eine der ältesten Pferderassen der Welt. Tatsächlich zeigen jahrtausendealte Höhlenmalerei in den Grotten von Niaux Pferde, die den Mérens sehr ähnlich sehen. In Frankreich werden die Rappen auch „Der schwarze Prinz“ genannt. Den robusten Gebirgspferde machen Kälte und Schnee nichts aus, die Hengste sind bekannt für ihre Ruhe und sanften Charakter.

Früher dienten die Mérens den Bergbauern als genügsame Arbeitspferde vor dem Pflug. Doch für ihre kriminelle Vergangenheit können die freundlichen Pferde nichts: Wegen ihrer Geländesicherheit nutzten Schmuggler sie im unwegsamen Gebirge zwischen Frankreich und Spanien gerne als Packpferd. 

Veldenzer Bergfrieden, Mérens-Pferde, Züchterin Michaela Scholl.

Michaela ist eine der wenigen Züchterinnen von Mérens-Pferden in Deutschland.

Mit der modernen Landwirtschaft war die Rasse Anfang des 20. Jahrhunderts beinahe ausgestorben. Aber mit staatlicher Hilfe und durch privates Engagement, konnte der Untergang zum Glück verhindert werden. Heute werden Mérens-Pferde es in nahezu allen Gebirgsgegenden Frankreichs und eben auf dem Veldenzer Bergfrieden gezüchtet.

Eselwanderung über den Veldenzer Bergfrieden

Doch Züchterin Michaela Scholl kennt sich nicht nur mit Pferden und Landwirtschaft aus. Als Erlebnispädagogin richtet sie auf dem Veldenzer Bergfrieden zum Beispiel Kindergeburtstage bis zu 20 Teilnehmern aus. Sie erzählt von Kräutern, legt geheimnisvolle Spuren für Schnitzeljagten oder führt Kinder auf dem Rücken der Ponys herum.

Mehr Infos über die wunderbaren Mérens-Pferde gewünscht? Lust auf kochen am offenen Feuer oder eine Führung über das Gelände? Zu jedem Tier wird eine Anekdote erzählt und streicheln ist ausdrücklich erlaubt.

Veldenzer Bergfrieden, Mérens-Hengst

Ein Mérens-Hengst vom Veldenzer Bergfrieden.

Für viele Besucher sind die Esel die Hauptdarsteller des Hofs, weil die grauen Seelentiere mit den Riesenlauschern so gutmütig und menschenbezogen sind.

Wer durch das hölzerne Gatter tritt, kann erleben, wie die sanften Wesen neugierig auf ihn zukommen und sich sanft an ihn schmiegen. Ein langsames Annähern, ein vorsichtiges Stupsen. Die smarten Tiere sind Weltmeister darin, Entspannung und Ruhe zu vermitteln. Wer möchte, darf bei einer geführten Wanderung die Welt an der Seite eines Esels entdecken.

Denn nicht nur kleinen Besuchern geht auf dem Veldenzer Bergfrieden das Herz auf. Deshalb hat Michaela Angebote für gestresste Großstädter, Tierliebhaber und Naturfreaks im Programm. Ob nun für einen ganzen Tag oder nur ein paar Stunden. Hier kommt jeder runter. Ein Ausflug auf den Veldenzer Bergfrieden fühlt sich wie Urlaub an. Aber bitte keine Überraschungsbesuche, denn auf dem Hof ist immer viel zu tun. Wer sich für das Angebot interessiert, vereinbart vorher telefonisch einen Termin.

 

Infos für den Besuch der Esel & Co

Angebote auf dem Veldenzer Bergfrieden: Führungen über den Hof, Kindergeburtstage, Frauenabende, Wanderungen mit Pferden und Eseln. Wer möchte, kann die Esel mit einer Patenschaft unterstützen.

Info und Anmeldung:
0176/ 64 13 84 66
Email: natur.erleben.live@gmail.com