Martberg bei Pommern: Auf dem Berg bei den Göttern

Es gibt sie wirklich, diese uralten Plätze, die eine besondere Energie ausstrahlen. Wer es nicht glaubt, ist noch nie auf dem Martberg über Pommern an der Mosel gewesen. Ein magischer Ort mit 2000 Jahren Geschichte.

Martberg, Heiligtum, Kelten

Der Archäologie-Park Martberg

Burgen, altehrwürdige Dörfer oder kleinen und großen Naturspektakeln. Das Moseltal geizt nicht mit Sehenswürdigkeiten. Sogar einen Tafelberg gibt es hier, also einen Berg mit windiger Hochfläche als Gipfel.

Er erhebt sich zwischen Pommern und Karden. Obendrauf, etwa 200 Meter über dem Fluss, stand in keltischer und auch noch in römischer Zeit eine Siedlung mit einer Kultstätte von großem Ruf. Einer der zahlreichen Tempel war der Gottheit Lenus Mars geweiht, der dem Berg bis heute seinen Namen verleiht: Mons martis – Martberg.

Martberg, Pommern

Blick in den Säulengang des Tempels

Es ist interessant zu spüren, welche Ausstrahlung solche Plätze mit alten Bergheiligtümern heute immer noch haben. Zwar gab es damals davon einige auf den Hügeln in der Region. Aber kein anderes reichte an die Größe und Anziehung dieser Kultanlage auf dem Martberg heran. Über fünf Jahrhunderte hinweg pilgerten Gläubige zu den Tempeln auf dem Plateau, um ihren Gott Mars mit Opfergaben gewogen zu stimmen. 

Ausstellung in Treis-Karden

Von den spirituellen Handlungen zeugen Hunderte von Schmuckstücken und Waffen, die Archäologen bei Ausgrabungen finden konnten. Die meisten davon sind zerstört. Denn was den Göttern geweiht, sollte der Mensch nicht mehr benutzen dürfen.

Im Stiftsmuseum Treis-Karden werden viele der Fundstücke gezeigt. Doch einige davon können auch auf dem Martberg in der Vitrine besichtigt werden. Zum Beispiel winzige Gefäße aus Ton, damals überaus beliebte Opfergaben. Die Moselaner nannten sie kurioserweise Tränenkrüglein. 

Martberg, Pommern, Tränenkrüglein

Tränenkrüglein in der Vitrine

Es war vermutlich ein lukratives Geschäft für die rund 20 Töpfereien in Karden. Denn dort im Tal wurden die Opfergaben von den Gläubigen gekauft und auf den Berg getragen. Vor allem aber stießen die Forscher auf Münzen. Unzählige römische, natürlich. Aber auch bemerkenswert viele mit keltischer Prägung.

Heiligtum und Oppidum der Treverer

Denn bevor Cäsars Legionen in der Gegend das Zepter übernahmen, lebten auf dem Plateau die Treverer. Der keltische Stamm hatte dort schon um 100 vor Christus eine Siedlung, ein sogenanntes Oppidum, nebst Kultstätte gebaut.

Martberg, Pommern, Kelten

Ein keltisches Wohnhaus

Aber was für eine! Der Martberg war ein mächtiges wirtschaftliches, politisches und religiöses Zentrum. Etwa 70 Fußballfelder groß, gesichert mit einem fünf Kilometer langen Wall. Tatsächlich beherrschten keltische Fürsten von hier aus das gesamte Gebiet der Untermosel.

Etwa 1600 Jahre ist das her. Dann zogen die Menschen, die dort lebten, nach und nach hinunter in an den Fluss. Die Römer hatten im frühen ersten Jahrhundert nach Christus die neue Stadt errichtet, das heutige Karden. Aber der heilige Tempelbezirk auf dem Berg wurde erst gut 400 Jahre später endgültig aufgegeben und zerfiel.

Archäologiepark Martberg

Mit dem Martberg wurde erstmals in Deutschland ein gallo-römisches Heiligtum freigelegt, das sich von der Spätantike bis in die keltische Zeit zurückverfolgen lässt. Welch ein Glücksfall für die Wissenschaftler. Die rekonstruierten Gebäude, die man heute auf dem Martberg sieht, stehen direkt über den alten Fundamenten. Tempel und Wandelhalle des dritten Jahrhunderts wurden nachgebaut, ebenso ein keltisches Wohnhaus.

Martberg, Pommern

Rekonstruierter gallo-römischer Umgangstempel auf dem Martberg

Für kleines Geld können Interessierte im Haupttempel die nachempfunden Wandmalereien bewundern. Als Vorlagen sämtlicher Muster, Farben und Figuren dienten Funde aus dem Rhein-Mosel-Raum.
Der umlaufende Fries wird von sagenhaften Figuren und Tieren bevölkert. 

Kelten- und Römerfest im Mai

Immer im Mai ist der Martberg wieder fest in römischer Hand: Legionäre schlagen ihr Lager auf und präsentieren Exerziereinheiten, die Kommandos ruft der Optio (Hauptmann) in lateinischer Sprache, der Legionstrompeters gibt das Aufmarschsignal. Das Kelten- und Römerfest bietet zwei tage lang Geschichte auf anschauliche Art. Kinder gehen zur römischen Schule und buddeln im Ausgrabungsfeld nach Schätzen.

Kredenzt werden römischer Eintopf, Kuchen und Mulsum, weißer Gewürzwein. Auch die Kelten kehren zurück und vermittelt einen Einblick in ihr Leben anno 300 v. Chr. Auf dem Programm stehen die Herstellung von Pfeilen und Kupferschmuck, Kräuterkunde, Lederwerk oder Kesselkochen.

Wandern zum Martberg

Martberg-Cafe, Pommern

Das Martberg-Cafe über Pommern

Allerdings wird der kleine Archäologiepark auch unabhängig von den Altertumsspektakeln und Gebäuden gern von Wanderern zur Einkehr genutzt. Denn im Martberg Café werden zeitgenössischer Wein, Kaffee und hausgemachten Kuchen verkauft. 

Vor allem aber ist einfach schön auf dem zum Horizont hin offenen Gelände. Dort herumzulaufen fühlt sich ein bisschen an wie eine Reise zwischen den Welten. An diesem Platz kann man wunderbar zur Ruhe kommen. Die tolle Aussicht, die Weite, die Klarheit, das Licht. Auf dem Tafelberg herrscht noch heute eine göttliche Atmosphäre.

Info: Anfahrt, Eintritt, Wandern

Adresse: Archäologiepark Martberg, 56829 Pommern

Öffnungszeiten: Mai bis Oktober, Fr-So und Feiertagen 11-17 Uhr 

Eintrittspreis: Gelände kostenlos zugänglich. Besichtigung Lenus-Mars-Tempels 2 € (Kinder bis 12 Jahre frei)

Gastronomie: Das Martberg-Café bietet Wein, Kaffee und Kuchen

Anfahrt: ab Pommern  (ausgeschildert) über eine nicht asphaltierte Straße bis zum Waldparkplatz.

Wandern: Der Lenus-Mars Wanderweg führt von Pommern und Treis-Karden aus hinauf auf den Martberg. Unterwegs geben Infotafeln Einblick in das Leben von Kelten und Römern.

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