Alken punktet mit der Burg Thurant, seiner 1000 Jahre alten Kirche und einer picobello Moselpromenade. Aber nur wer genau hinguckt, entdeckt eine gruselige Sehenswürdigkeit mit Raritäten-Status.
Von Koblenz muss man nur 22 Kilometer moselaufwärts der Uferstraße folgen, um in der Welt von Mägden, Edelleuten und Rittern zu landen. Man würde man sich nicht wundern, sähe man sie hier und da noch heute durch die Gassen huschen.
Der Winzerort Alken wirkt wie belebtes Mittelalter. Glücklicherweise ohne Unannehmlichkeiten wie Folter, Pranger oder Pest. Dafür mit vielen Fachwerkhäusern, Türmchen, Toren und einer Burgruine, wie am sie sich schöner gar nicht hätte ausdenken können. Der Pfalzgraf Heinrich setze das imposante Gemäuer im Jahr 1197 auf den Hügel und benannte es nach der libanesischen Feste Thuron, die er zuvor vergeblich belagert hatte: Burg Thurant.
Trifft man in den Gassen jedoch tatsächlich auf Gewandete und einen Ritter hoch zu Pferd, feiert die Gemeinde gerade ihr traditionelles Moosemannfest. Denn Alken entspringt eben nicht dem Reich der Märchen, sondern ist eines der ältesten und sicherlich charmantestes Winzerdörfer am Fluss. Die Geschichte der rund 700 Seelen-Gemeinde an der Terrassenmosel reicht über Römer und Kelten bis ins Jahr 450 vor Christus zurück.
Sehenswürdigkeiten in Alken
Im Ortskern versammelt sich so viel historische Bausubstanz, dass der von uralten Gemäuern begeisterte Fotofreund kaum noch mit Knipsen nachkommt.
Da ist zum Beispiel der gut 900 Jahre alte Laacher Hof in Moselstraße 8, der zunächst der Eifeler Abtei Maria Laach als Gutshof diente und später als mittelalterliches Finanzamt. Oder das Malterhaus in der Oberstraße 25/27: Glaubt man dem im Boden der Einfahrt eingelassenen Stein, steht auch dieses Gebäude schon seit 1093 an dieser Stelle. Bis vor 100 Jahren hatte es nur Schießscharten statt Fenster.
Zu den Sehenswürdigkeiten zählen auch die hübsche Blumengasse, das fast 300 Jahre alte ehemalige Pfarrhaus in der Oberstraße 7 oder das Fachwerkhaus in der Von-Wiltbergstraße 12 – alles sehr fotogen.
Alken in Miniatur im Fallerport
Auf der Homepage www.alken.de steht ein liebevoll gestalteter Flyer für einen Rundgang als Download zur Verfügung. Die Route führt von der Galerie in der Moselstraße zum Wiltberger Schloss, um 1350 als stattliches Burghaus für die Trierer Erzbischöfe gebaut.
Der Erzbischof Balduin war es auch, der die damalige Stadt mit einer rund einen Kilometer langen Ringmauer vor Eindringlingen schützen ließ. Davon erhalten sind wenige Mauerreste, ein Tordurchgang der dicke Rundturm an der Moselpromenade und der Hexenturm im Weinberg. Ob sich dort während der Inquisition womöglich schreckliche Dinge zugetragen haben, ist nicht belegt.
Auch das Haupttor, die sogenannte Fallerport, steht immer noch wie eine Eins. Allerdings nicht mehr am Ortsrand wie vor 650 Jahren, sondern mitten auf der Oberstraße, die im Laufe der Zeit von etwa zehn auf über 60 Häuser anwuchs. Wie es in Alken im Mittelalter aussah, kann man im ersten Stock des Gebäudes erahnen. Denn es beherbergt ein Modell im Maßstab 1:72, das im Sommer besichtigt werden darf.
1000 Jahre alte St. Michaelskirche
Wer nur ein wenige Stunden bleiben will, steuert am besten direkt den Stolz der Alkener Bürger und Bürgerinnen an: Die fast 1000 Jahre alte St. Michaelskirche.
Normalerweise lässt man Kirchen ja im im Dorf. Doch das romanische Kleinod steht auf einer Anhöhe über den Dächern von Alken, vermutlich am Platz eines uralten Heiligtums. Neben dem Wildbergschloss führt ein idyllischer Treppenaufgang, gesäumt von vierzehn Kreuzwegstationen, hinauf zu der einstigen Pfarrkirche von Alken.
Über geschätzte vierzig Stufen geht es zu Alkens gruseliger Sehenswürdigkeit, die viele im Vorbeigehen übersehen. Doch durch ein Eisengitter ist deutlich zu erkennen, was sich unter der Kirche verbirgt: Dort stapeln sich die Schädel und Knochen von Toten, deren Namen schon lange niemand mehr kennt.
Solche Gebeinhäuser oder Beinhäuser waren um 1300 in katholischen Gegenden ganz normal. Sie dienten als Ausweichquartier, um zeitiger Platz für neue Ruhestätten auf dem überfüllten Friedhof zu schaffen. Deshalb wurden die Überreste der Verstorbenen wieder ausgegraben und umgebettet in den geweihten Raum unter der Kirche.
Nur Alken besitzt ein Gebeinhaus
Hierzulande gibt es heute nur noch wenige solcher mit Skeletten gefüllten Häuser. Zum Beispiel in Oppenheim, dem wohl prominentesten größten seiner Art, auch in den bayerischen Orten Cham und Greding. Und entlang der gesamten der Mosel nur noch in Alken. Der Anblick von diesem Sammelsurium aus Schädel mit leeren Augenhöhlen lässt so manch sensible Seele frösteln.
Doch wenn man die kleine Kirche betritt, wird man von einem freundlichen Farbenmeer und mittelalterlicher Atmosphäre umhüllt. Gut erhaltene Fresken schmücken die Decke, Wandmalereien sind zu sehen, Skulpturen und mehrere Altäre – das reiche Inventar der kleinen Kirchenstube kann sprachlos machen. Allerdings steht die Tür nur zwischen Ostern und Oktober an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr für Besichtigungen offen.
Auf dem angrenzenden Friedhof sind uralten Steinkreuze mit Jahreszahlen aus dem 16. Jahrhundert zu sehen, dahinter fangen die Weinberge an.
Top-Attraktion Burg Thurant
Ein Fußweg führt weiter hoch zur Burg Thurant, der Top-Sehenswürdigkeit von Alken und dem wohl beliebtesten Fotomotiv.
Die Thurant unterscheidet sich deutlich von anderen Burgen, schon allein wegen ihrer beiden Bergfriede und den Weingärten auf der Sonnenseite. Doch vor allem ist sie die einzige Doppelburg am Fluss, da sich die Erzbistümer Köln und Trier die Wehranlage einst teilten. Dafür zogen sie eine dicke Mauer durch die Mitte, jeder erhielt ein eigenes Burgtor, Wohn- und Wirtschaftsräume.
Noch immer liegt die Burg Thurant ein wenig im Schatten der nahe gelegen Burg Eltz, deshalb hält sich der Besucherstrom in Grenzen. Dabei zählt sie zu den schönsten Burgen der Region. Sie ist tatsächlich so dornröschenhaft verwunschen wie im Märchen. Jedes Eckchen in den verwunschenen Höfen ist bepflanzt. Am nettesten sind die vielen Nischen, in denen man bei einem Glas Wein sitzen kann. Ein Besuch lohnt sich immer.
ZUM WEITERLESEN
Burg Thurant
Eine wie keine»
Wer nach all dem Historien-Genuss einkehren möchte, findet an der Moselpromenade und in den Gassen eine Reihe von Straußwirtschaften, Weinstuben, Cafés und Restaurants. Ein Anlaufpunkt ist zum Beispiel die ehemalige Wiltberger Kellerei mit 300 Jahre alten Kellergewölben unter der Straße. Wer mag, meldet sich im Weingut Anton Hammes zu einer Weinprobe an.
Eine weitere Adresse ist der Wehrturm an der Moselstraße. Früher wurde dort den Schiffsleuten Zoll abgeknöpft, heute gehört er zum angrenzenden Hotel-Restaurant. Im historischen Ambiente kann man solide Landhausküche und den Blick auf die Mosel genießen.
Zuviel versprochen? Wie man sieht, ist es eine echte Schatzkiste, dieses kleine Moselörtchen Alken.
Tipps für den Besuch von Alken
Lage: Alken liegt an der Terrassenmosel, sechs Kilometer von Münstermaifeld und 22 Kilometer von Koblenz entfernt.
Übernachten in Alken: Unter www.alken.de stehen die Adressen von Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen oder Reisemobilstellplätzen. Eine Besonderheit ist sicherlich das Ferienhaus „Sporkhorst“ nebst Garten innerhalb der Burg Thurant, Telefon 02605/2004 In der Pilgerherberge am Bleidenberg finden bis zu drei Pilger auf dem Mosel-Camino auf Spendenbasis eine Unterkunft, Telefon 02605/3580.
Besichtigung Alte St. Michaelskirche: Frei zugänglich an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr von Ostern bis 31. Oktober. Gruppenbesichtigungen sind ganzjährig nach Vereinbarung möglich. Anmeldung: St. Michaelsbruderschaft, Herr Deisen, Telefon: 02605/8360
Feste und Wein: Alken feiert seinen Wein, der in den Lagen Bleidenberg, Burgberg oder Hunnenstein wächst. Zum Beispiel mit dem Winzerhöfefest am dritten August-Wochenende und der St. Michael Kirmes im September.
Eine Besonderheit ist das Moosemann-Fest im März, wenn eine mittelalterlich gewandete Karawane samt Ritter durch die Gassen von Alken zieht. Es erinnert an die Eroberung der Burg Thurant. Dabei steht der tapfere Junker Emmerich im Mittelpunkt des Geschehens, der den Belagerern, getarnt mit Moos, entkommen konnte. Sein Mut wird seit fast 800 Jahren mit einem Aufgebot an Ständen und einem Umzug gefeiert.
Wandern und Schifffahrt
Wandern: Den schönsten Blick auf Alken und die Burg Thurant bietet das unbedingt sehenswerte Bleidenberger Plateau. Der „Sieben-Fußfälle-Steig” führt hinauf, mutet Wanderern allerdings auf etwa 700 Metern die Überwindung von 180 Höhenmetern zu. Der Einstieg liegt oberhalb der Ruine des Stadttores neben dem Wildberger Schloss. Mehr dazu: Warum steht auf dem Bleidenberg ein Waldelefant?»
Schifffahrt: Früher ragte der Fels Alkener Ley weit in die Mosel hinein. Weil die Passage für die Schifffahrt gefährlich war, nannte man ihn Moselloreley. An diese Stelle erinnert heute nur noch eine Nepomuk-Statue, denn beim Ausbaus der Bundesstraße B 49 wurde das Hindernis gesprengt. Vom Schiffsanlegesteg sind heute völlig ungefährliche Ausflugsfahrten Richtung Koblenz oder Cochem und Rundfahrten möglich. Mehr dazu: Hier sind Sie auf dem richtigen Dampfer!»