Stephan Horch vom Clean River Projekt ist Müllsammler. Und Kajakfahrer. Aber vor allem ist er Künstler. Auf Ausstellungen zeigt der Fotograf aus Winningen Fotos mit skurrilen Motiven. Seine Botschaft ist deutlich.
Stephan Horch liebt das Meer, die Flüsse und die Mosel vor seiner Haustür. Weil er nicht will, dass unsere Gewässer den Bach runtergehen, fischt er seit einigen Jahren Müll. Und zwar säckeweise Unrat aus Plastik, der im Wasser und am Ufer treibt.
Aus seinen Fundstücken macht er dann Kunst. Dabei entstehen ungewöhnliche Fotos, die mit Abschreckung gegen das Wegwerfen werben.
Stephan Horch wird Mosel-Müllmann
Stephan Horch lebt in Winningen an der Mosel. Auf diesem kleinen Fleckchen Erde, an dessen steilen Hängen einige der begnadetsten Rieslinge der Welt gedeihen. Hier finde er das gewisse mediterrane Etwas, wie er sagt.
Doch seit er bei seiner ersten Paddeltour im Kajak auf einen schwimmenden Fußball stieß, sieht er überall Müll in der Idylle. Hier ein Kanister, da eine Plastiktüte… „Wenn man anfängt darauf zu achten, kann man nicht mehr wegsehen.”
Vor lauter Ärger lief Stephan Horch zur Hochform auf. Schon in seinem früheren Beruf als Krankenpfleger hatte er das Fotografieren in seiner Freizeit als kreatives Ventil genutzt. Nun plante er, den Müll aus der Mosel künstlerisch in Szene zu setzen.
Stephan Horch und das Clean River Project
Der Fotodesigner und Installationskünstler gründete das „Clean River Project”. Mindestens zwei Mal pro Woche paddelt Stephan Horch mit dem Kajak los und sammelt den Müll ein, der ihm im Wasser begegnet.
Wasserpistolen treiben herum, genauso wie Plastikbesteck, Verpackungen von Süßigkeiten und tonnenweise Wattestäbchen.
Unterwegs fischte er schon die erstaunlichsten Sachen aus der Mosel. Darunter Sexspielzeug, eine uralte Prilflasche mit DM-Preisetikett und ein winziger Barbie-Schuh.
Sogar ein Plastik-Schlauchboot für vier Personen und eine Schreibmaschine hat er beim Paddeln gefunden, dazu bergeweise Tüten und Plastikdeckel. Der Aktivist freut sich über jede einzelne gesammelte Plastikflasche, die der Fluss nicht in unsere Meere spült.
Meere versinken im Müll
Denn die Ozeane sind längst die größte Mülldeponie der Welt. Dort treiben Autoreifen herum, Fischernetze oder Badelatschen. Sage und schreibe 150 Millionen Tonnen Plastik vergammeln im Wasser, heißt es in einer Studie der Ellen-MacArthur-Stiftung.
Die Folge: Seevögel verenden an verschluckten Handyteilen. Und Fische verhungern mit vollen Mägen, da Plastik den Verdauungsapparat verstopft. Denn Meerestiere verwechseln Plastikteilchen mit Plankton.
Winzige Kunststoff-Partikel stecken in vielen Kosmetikprodukten und entstehen zudem, wenn sich Unrat im Meer in immer kleinere Stücke zerteilt. Bis zur vollständigen Zersetzung ziehen bis zu 450 Jahre ins Land.
Der Plastikmüll in Gewässern ist längst ein globales Problem – und Stephan Horch ist einer von denen, die nicht nur sagen, dass es Zeit ist zum Handeln.
Auf einer zweistündigen Paddeltour kommt im Schnitt ein halber gelber Sack Abfall zusammen, erzählt der Künstler. Sein Sohn ist längst mit an Bord, um fleißig zu sammeln. Doch Stephan Horch will viel mehr Menschen zum Aufräumen motivieren.
Fotokunst für saubere Flüsse
Deshalb versucht er, künstlerisch ordnend seiner Flut an Abfällen Herr zu werden. Dafür stellt er aus den Abfällen Collagen zusammen, fotografiert sie und postet die Stillleben aus Unrat im Netz.
Und tatsächlich: Die kuriosen Kunstwerke verfehlen ihre Wirkung nicht. Viele sind begeistert, stellen Fragen und verstehen, dass etwas verändert werden muss. Stephan Horch freut sich über Zuschriften einer wachsenden Zahl von Sammlern, von denen nun viele mit ihm auf Paddeltour gehen.
Inzwischen ist er mit Gleichgesinnten auf der ganzen Welt vernetzt. Der Künstler hält Vorträge und wirbt mit aufwändigen Aktionen für das Clean River Project. Denn Müll schwimmt leider immer noch genug in den Meeren und in der Mosel.
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