Brauereien im Weinland: Auf ein Bier nach Bernkastel-Kues

Endlich mal Bier! Hopfen und Malz sind auch im Weinland Mosel nicht verloren – das beweisen die großen und kleinen Brauereien. Eine Tour von Zapfhahn zu Zapfhahn in der Region.

Kloster Machern, Bier, Wehlen, Brauereien

Bier aus dem Kloster ohne Mönche.

Ambitionierte Winzer und Winzerinnen gibt es im Moselland zuhauf. Doch schon mal von der Kernkompetenz der Moselaner beim Brauen gehört? Craftbeer ist sicherlich kein An jeder Ecke-Ding, aber durchaus zu haben. Denn es gibt sie, die Brauereien, von mini bis riesengroß. Und auch Gelegenheiten, die lokalen Biere bei Tastings, Festivals und Führungen durch Braustätten kennenzulernen. Bier trinken, wo andere Wein verkosten: Hier sind die Adressen.

Brauereien in Bernkastel-Kues

Bernkastel-Kues gilt als Heimstätte guten Weines, klingt doch bei Namen wie Bernkasteler Doctor oder Wehlener Sonnenuhr der Weltrang gleich mit an. Aber von jeher versorgen lokale Brauereien das Städtchen auch mit Bier. Nachweislich seit 1650. Das Pils der Bürger-Bräu Bernkastel wurde einst sogar bis in die USA exportiert.

Cusanus Bräu heißt das Bier, das heute im picobello sanierten Brauhaus Bahnhof Cues aus den Hähnen fließt. Für den Zugverkehr war schon vor Jahrzehnten Feierabend. Doch das historische Bahnhofsgebäude, Baujahr 1883, ist noch da und beherbergt inzwischen ein Restaurant mit Hausbrauerei. Mit ihren Steaks und dem Spießbraten hat das Besitzer-Trio auch schon an anderen Standorten in der Region die Gäste um den Finger gewickelt. Dazu werden die klassischen Sorten Hell, Dunkel und Weizen ausschenkt.

Nationalgetränk Bier

Gerstensaft, Hopfenkaltschale oder Bölkstoff. Egal, wie am es auch nennt, Bier ist in Deutschland ein Kulturgut – gefühlt von jeher, schon die Kelten und Germanen stießen damit an. Aber seit 2020 ist das traditionelle Handwerk des Brauens auch offiziell als immaterielles Kulturerbe von der UNESCO anerkannt.

Das erste Bier wurde vermutlich um 3000 v. Chr. im südlichen Mesopotamien (heute Irak) gebraut. Im alten Babylon sind wenig später bereits verschiedene Biere urkundlich erwähnt, sie wurden vermutlich bis nach Ägypten exportiert. Von dort aus trat das Getränk aus Wasser und Gerste seinen Siegeszug durch die Welt bis in unsere heimischen Küchen an. Damals brauchte es keine Brauereien, in jedem Haushalt blubberte ein Kessel. 

Berühmte Brauereien in Klöstern

Von wegen Männerdomäne. Zunächst war die Bierherstellung Frauensache und die ganze Familie zischte kräftig mit. Das Brauen ging mit dem Brotbacken Hand in Hand, das kennt man ja vom Rumpelstilzchen. Dann nahmen sich Mönche und Nonnen der Braukunst an. Sie erkannten das Potenzial des Gebräus und verfeinerten ihre Technik. Die Qualität sprach sich herum. Die flüssige Fastenspeise verkaufte sich prächtig, nicht nur beim niederen Volk. Nahezu 350 Klosterbrauereien soll es im Hochmittelalter hierzulande gegeben haben – allesamt florierende Wirtschaftsunternehmen.

Allerdings brachte die Säkularisation im Jahre 1803 viel kirchlichen Besitz in weltliche Hände. So haben Ordensgemeinschaften heute nur noch in einem halben Dutzend deutschen Braustätten das Sagen. Als älteste noch bestehende Brauerei gilt die Staatsbrauerei Weihenstephan, deren Flaschen das Jahr 1040 ziert. Bewiesen ist Gründungsdatum aber nicht.

Brauen im Kloster Machern

Brauereien, Mosel, Kloster Machern

Das Brauhaus Kloster Machern.

Noch nicht ganz so lange wird im ehemalige Zisterzienserinnenkloster Machern in Wehlen gebraut, genauer gesagt seit 2004. In dem herausgeputzten Gebäudeensemble kümmert sich Braumeister Michael Berthold ums Bier, das im Brauhaus nebenan aus den Hähnen strömt. Gegen den Hunger helfen Bestseller wie Flammkuchen oder der Spießbraten mit Klosterbiersoße.

Das Bier wird vor Ort verkauft, aber auch in regionalen Gaststätten und Geschäften – im Umkreis von 50 Kilometern ist die nächste Flasche aus der Klosterbrauerei Machern nie weit weg. Der Bierbrand oder Kräuter-Bierlikör sind mal etwas andere Mitbringsel von der weinseligen Mosel.

Kloster Macher, Wehlen

Das ehemalige Kloster Machern.

Brauereien in Trier

Seit der Römerzeit ist die Gegend ein Weinland – obschon das Bier vermutlich eine viel längere Tradition auf deutschem Boden besaß. Zwar rümpften die Römer die Nase über das Barbaren-Getränk. Denn wer im antiken Trier etwas auf sich hielt, trank Wein. Aber die keltischen Treverer juckte das Gewese um den Rebensaft nicht, sie schätzten weiterhin ihr Cervesia außerordentlich. Dass ihr Gebräu auch Handelsware war, bezeugt der Fund eines Grabstein mit der Berufsbezeichnung Bierverlegerin auf einem römischen Friedhof im Süden der Stadt.

Viele Jahrhunderte später sorgten Brauereien wie die Caspary und die Löwenbrauerei am Petrisberg dafür, dass in Trier das Bier nie ausging. Heute trinkt man Kraft Bräu im größten Biergarten der Stadt. Der liegt ausgerechnet mitten im Weinstadtteil Olewig. Das Hotel-Restaurant Blesius Garten beheimatet Triers erste und bis heute einzige Hausbrauerei, wo zudem ein bieriges Event das nächste jagt. Zum Beispiel Tastings mit Biersommelier oder begleitendem Biergericht aus der Brauhausküche.

Bierfestival in Trier

Das jährliche Bierfestival im Oktober bietet eine gute Gelegenheit, auf einen Schlag viele verschiedene Biere zu probieren. Mehr als 100 Sorten, von denen einige aus ausländischen Brauereien kommen, kann sich die Fangemeinde im Blesius Garten hinter die Binde kippen.

Da gibt es traditionelle Biere, aber auch Sorten die nach Pfirsich oder Aprikose schmecken. Allerdings sind darin sind weder Aromastoffe noch echtes Obst zu finden. Denn am 23. April anno 1516 wurde das älteste Lebensmittelgesetz der Welt installiert, das bis heute Gültigkeit hat. Auch das Craftbeer unterliegt – bis auf wenige Ausnahmen – dem Diktat des deutsche Reinheitsgebots. Das heißt, es enthält nur Wasser, Hefe, Hopfen und Malz. Diese vier Zutaten so zu kombinieren, dass es fruchtig schmeckt, ist echte Braumeister-Kunst.

Brauerei-Führung und Kurse

Wie geht eigentlich Bier? Bei einer Führung, buchbar für Gruppen ab acht Personen, durch die Kleinbrauerei Petrusbräu in der Trierer Windmühlenstraße, erleben Interessierte den Brauprozess live und in Farbe. Zum Abschluss winkt ein frisch aus dem Lagertank abgezapftes Zwickelbier. Das perlt!

Immer beliebter wird Bier der Marke Eigenbrau. Denn das Brauen ist inzwischen zum beliebten Hobby avanciert. An Infrastruktur genügt eine Küche oder ein Garten und ein einigermaßen kühler Keller. Damit aus Getreide und Wasser ein köstliches Bier wird, braucht es reichlich  Erfahrung. Das Wissen eigenen sich Hobby-Brauer im Internet oder in Kursen an.

In Bierbraukursen lernen Hobby-Brauer alles vom Schroten der Gerste über Maischen und Läutern bis hin zur Gärung. So werden zum Beispiel bei Craftprotz in der Palaststraße Gruppen ab fünf Personen in die Jahrtausende alte Kunst des Bierbrauens eingeführt. Wie der Name verrät, hat sich die Bar auf Craftbeer spezialisiert. An den insgesamt zwölf Zapfhähnen werden wechselnde Biere von lokalen, nationalen und internationalen Brauereien ausgeschenkt.

Brauereien zwischen Mosel und Saar

Auch an der Obermosel bleiben Craftbier-Geeks nicht auf dem Trockenen sitzen. In seinem Heimatdorf Temmels braut Alexander Baltes sein eigenes Bier. Ob India Pale Ale, Brewed Walnut oder Stout: Der Braumeister hat sein sein Handwerk von der Pike auf gelernt und probiert regelmäßig neue Sorten aus. Darunter Klassiker, saisonale Varianten und Biere, die es in sich haben.

Jeden Samstag ist Brauereiverkauf in der Kirchstraße 2. Auch in der Obermoselperle, wie der kleine Biergarten am Moselradweg heißt, werden die Biere aus Temmels Braukeller 2018 ausgeschenkt.

Mannebacher Brauhaus als Ausflugsziel

In Mannebach, nahe Saarburg und Trier, fließt das Kühle auf kurzen Wegen ins Glas – man sitzt in der Braustube direkt neben der Brauanlage mit den kupfernen Sudgefäßen. Das Mannebacher Brauhaus gehört zu den kleinsten Brauereien Deutschlands. Doch ohne sein Bier stünde das 330-Seelen-Nest im Saargau wohl immer noch auf der Liste der unbekanntesten Orte auf dem Planeten.

Biertrinkende Engel grüßen auf jeder Flasche, deren Bügelverschluss sich mit einem klangvollen Plöpp öffnen lässt. Das Gasthaus Haus selbst ist 1894 erbaut, später kam ein Landhotel dazu. Denn das Selbstgebraute zieht nicht nur Einheimische, sondern auch Ausflügler an.

Brauereien in der Eifel

In der Eifel braut sich einiges zusammen. Die Bitburger Brauerei ist die größte ihrer Art in der Region. Gegründet wurde sie 1817. Ein Dinosaurier unter den Brauereien! Das Stubbi, so heißt die kleine, bauchige Flasche, ist auch im Moseltal allgegenwärtig. Aus dem historischen Standort der Brauerei ist inzwischen ein Museum geworden, in dem man sehen und schmecken kann, was das Bitburger Bier besonders macht.

Waldschlösschen Plein, Hausbrauerei

Auf ein Bier ins Waldschlösschen Plein.

Bitte kein Bit! heißt es im Waldschlösschen Plein bei Wittlich: In der Biermanufaktur werden hauseigene Spezialitäten wie Pleizen, Plölsch, Plilz oder Stout produziert. In das historische Gebäude kehren schon seit einhundert Jahren Ausflügler ein. Inzwischen führt der Maare-Mosel-Radweg nahe daran vorbei. Im Sommer punktet das Gasthaus mit dem wohl schönsten Biergarten weit und breit.

Immer im Juli treffen sich die großen und kleinen Eifler Brauereien auf dem Bad Bertricher Bierfestival, um zwei Tage lang ihre Bier zu präsentieren. Darunter Bertricum, gebraut von Myrec Kaufmann mit örtlichem Glaubersalzwasser. Oder Pulvermaar-Landbier, abgefüllt von der Kirner Privatbrauerei. Auf einem Bierfestival in der Eifel gibt sich natürlich auch die Vulkan Brauerei aus Mendig die Ehre.

Im tiefsten Bierkeller der Welt 

Die sehenswerte Vulkan Brauerei ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien – dank Biergarten, gläserner Brauerei, Führungen, Biertastings und Spielplatz inklusive Kletter-Vulkan. Sie liegt etwa fünf Kilometer entfernt vom Laacher See und dem Kloster Maria Laach. Viele Urlauber auf dem Weg zur Mosel kommen dort vorbei.

Highlight des Besuchs ist der Abstieg in die Unterwelt. Immerhin rühmt sich die Vulkan Brauerei damit, den tiefsten Bierkeller der Welt zu haben. Tatsächlich geht es über 153 immer feuchter werdende Stufen rund 30 Meter tief in die Erde hinein.

Bis ins 19. Jahrhundert hatten dort Bergleute Basalt für die Herstellung von Mühlsteinen abgebaut. Zurück blieb ein Labyrinth aus Hohlräumen und Hallen mit bis zu 20 Metern Höhe, das sich über fast drei Quadratkilometer erstreckt. Bei einer einstündigen Führung (immer samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils um 16 Uhr) erfährt man, dass das kostbare Gestein bei Vulkanausbrüchen entstand.

Im 19. Jahrhundert zogen 28 verschiedene Brauereien in die Stollen und Felsenkeller ein. Denn die konstant niedrigen Temperaturen von 6 bis 9 Grad waren ideal für die Lagerung von Bier. Dann wurde 1876 die Kühlmaschine erfunden und die Brauereien wanderten ab. Nur die Vulkan Brauerei nutzt heute noch den unterirdischen Dom. Dort lagern Biere monatelang in Fässern, in denen zuvor Portwein, Bourbon oder Sherry reifte.

Oberirdisch können über zehn verschiedene Sorten verkostet werden. Mit dem prämierten Bourbon Barrel Doppelbock wird dort eines der besten fassgereiften Biere Deutschlands ausgeschenkt. Ein Prosit auf das Bier!