Unterirdische Mosel: Höhlen, Stollen, Bunker

Unterirdische Gänge, mysteriöse Bunker oder Totenstätten. In der Region gibt es unter der Erde Interessantes, aber auch Beklemmendes zu entdecken. Die neueste Attraktion ist ein begehbarer Stollen durch einen Vulkan. Tipps für Ausflüge mit Tiefgang.

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Der Römerstollen am Ulmener Maar

Die Gegend links und rechts der Mosel hat noch mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick erkennen kann: Unter der Oberfläche liegen oft ungeahnte Sehenswürdigkeiten verborgen. Spannende Orte ohne Tageslicht, die bei Besichtigungen längst nicht nur das Gruseln lehren, sondern auch Wissenswertes über die Historie der Region vermitteln.

Manche sind düster und feucht, andere mysteriös oder beklemmend. Zum Beispiel können unter Tage Bunker aus dem Kalten Krieg oder römische Totenstätten besichtigt werden. Aber auch ausgemusterte Bergwerke, verwunschene Höhlen oder unterirdische Stollen. Der Ulmener-Maar-Stollen zum Beispiel bietet neuerdings das einmalige Erlebnis durch das Innere eines Vulkans zu laufen.

Unterirdische Attraktion in Ulmen

Der Wanderweg durch das Tal der wilden Endert verbindet das Städtchen Ulmen und Cochem miteinander. Von der Mosel fahren viele mit dem Bus zum Startpunkt der Route, um von dort schnurstracks wieder zurück durch den Wald nach Cochem zu laufen.

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Das Ulmener Maar.

Doch neuerdings hat die kleine Eifelgemeinde eine unterirdische Attraktion, für die es sich lohnt, etwas länger vor Ort zu bleiben.

Ausgangspunkt ist das Ulmener Maar, Deutschlands jüngster Vulkan. Entstanden vor rund 11.000 Jahren – beim bislang letzten Ausbruch der Feuerberge. In der Nachbarschaft siedeln Haubentaucher am Jungferweiher, ein wieder geflutetes, einst verlandetes Maar.

Oberirdisch trennt die Bundesautobahn 48 die beiden Gewässer. Doch unter der Erde verbindet ein 124 Meter langer bis zu vier Meter hoher Tunnel das Ulmener Maar mit dem wesentlich älteren Jungferweiher. Im Volksmund wird der unterirdische Gang Römerstollen genannt. Aber bei Untersuchungen der Uni Trier kam heraus, dass das Bauwerk vermutlich erst im Hochmittelalter entstand. Wahrscheinlich wurde er während des Ausbaus der Ulmener Burg angelegt, um die Mühlen unterhalb des Gemäuers mit ausreichend Wasser zu versorgen.

Unterirdisch von Maar zu Maar

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Im Inneren des Ulmener-Maar-Stollens.

Tatsächlich dient der Stollen auch heute noch der Regulierung des Wasserstands der beiden Maare. Dennoch ist er neuerdings trockenen Fußes begehbar, auch wenn er an der engsten Stelle nur 70 Zentimeter Breite misst. Geologisch sind auf dem abenteuerlichen Weg die verschiedenen Ablagerungen beider Maare zu erkennen: Etwa in der Mitte der Stollens wechseln die alte Gesteinsschichten Farbe und Konsistenz.

Die Eingänge in den Ulmener-Maar-Stollen sind über die Straße „Am Jungferweiher” und unmittelbar am Ulmener Maar zu erreichen, der Eintritt kostet keinen Cent. Öffnungszeiten: April bis September 6 bis 20 Uhr, Oktober bis März 8 bis 17 Uhr.

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Unterirdische Wasserleitung in Pölich

Wer unterirdische Wasserleitungen inspiziert, arbeitet bei den Stadtwerken – oder interessiert sich für römische Ingenieurskunst. Denn oberhalb der Kirche in Pölich liegt der Einstieg in einen antiken Wassertunnel, der immer noch funktioniert.

Dieser sogenannter Qanat versorgte vor rund 1800 Jahren zwei römische Landvillen, die schon lange von der Bildfläche verschwunden sind. Er wurde über insgesamt 430 Meter in den Felsen geschlagene und ist durchschnittlich 1,20 Meter hoch und 50 Zentimeter breit. Wer Kopf und Bauch einzieht, kann ein Teilstück des Meisterwerks begehen.

Die Unterwelt von Traben-Trarbach

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Kellergewölbe in Traben-Trarbach.

Wer dem spannendsten Kapitel der Geschichte von Traben-Trarbach auf den Grund gehen will, steigt hinab ins Kellergeschoss der Stadt. Denn die Schiefergewölbe unter dem Straßenpflaster erinnern an die Zeit, als Traben-Trarbach zu den größten Weinhandelsplätzen in Europa zählte. Es heißt, um 1900 habe nur das Schwergewicht Bordeaux mehr umgeschlagen.

Die Händler brauchten reichlich Platz, um ihre Fässer zu lagern. Deshalb entstand unterirdisch ein etwa fünf kilometerlanges Labyrinth, wie man es nirgendwo sonst an der Mosel findet. Wer die gigantischen Keller besichtigen will, meldet sich bei der Tourist-Info für eine Führung durch die Unterwelt an. Einige der Gewölbe beherbergen im Winter den Weihnachtsmarkt.

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Unterirdische Gänge auf dem Mont Royal

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Eine Treppe der Festung Mont Royal.

Die Traben-Trarbacher Unterwelt ist gut bekannt. Doch die Festungsruine auf dem Mont Royal gilt immer noch als Geheimtipp, auf den Ortsunkundige abseits touristischer Pfade meist nur zufällig stoßen.

Der Sonnenkönig Ludwig XIV. ließ die gigantische Anlage auf dem Halbinselberg über Traben bauen. Zwar haben die Franzosen selbst das Bollwerk schon 1698 pulverisiert, dennoch lohnt sich der Besuch. Denn verstreut auf dem weitläufigen Plateau blieben Reste der gewaltigen Mauern und Kasematten zurück.

Bemerkenswert sind vor allem die unterirdischen Gänge, die man über schiefe Stufen begehen kann. Dabei begegnet man unterwegs nur selten anderen Menschen. Bis heute hat sich nicht herumgesprochen, wie viel Interessantes die Festung auf dem königlichen Berg auch nach ihrer Sprengung zu bieten hat.

Mehr dazu: Die geheimnisvollen Reste der Feste»

Das unterirdische Milliarden-Reich in Cochem

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Zugangsstollen im Bundesbank-Bunker

Fensterlos, trist, kalt und sicherlich für die meisten Besucher beklemmend. Während des Kalten Krieges hoffte jeder darauf, einen solchen Ort niemals im Leben betreten zu müssen. Denn Anlagen dieser Art wurden für den Fall eines Atomkrieg gebaut.

Heute jedoch laufen Touristen freiwillig durch die unterirdische Zufluchtsstätte und entdecken eines der bestgehüteten Geheimnisse der alten Bundesrepublik. Denn der Bunker in Cochem diente in erster Linie nicht dem Schutz von Leib und Leben, sondern um das Wirtschaftssystem auch im Krisenfall am Laufen zu halten.

Bauherr war die Deutsche Bundesbank. In der verborgenen Festung lagerten die Frankfurter 15 Milliarden Deutsche Mark der geheimen Ersatzwährung BBK II. Bis unter die Decke stapelte sich das Geld. Damals wussten selbst die Nachbarn nichts von dem mysteriösen Milliardenreich unter ihrer Füßen. Doch seit 2016 kommt jeder bei einer Führung rein.

Mehr dazu: Hier bunkerten Banker 15 Milliarden»

Bunkeranlagen des Westwalls

Was ist das für ein Gefühl, in einem Bunker aus dem zweiten Weltkrieg zu stehen? Eine Antwort auf diese Frage gibt die sogenannte „Villa Gartenlaube” in der Granastraße 25 in Konz, die heute als Museum dient (www.westwallmuseum-konz.de). Er ist Teil des insgesamt 630 Kilometer langen Westwalls, der aus Schützengräben, Minenfeldern und Bunkeranlagen bestand. Zwei weitere restaurierte Bunker wurden zum Westwallmuseum Wiltingen umfunktioniert.

Auf der einen Seite der Mosel zog sich die Maginot-Linie der Franzosen. Je etwa 30 Kilometer von Perl können zwei der beklemmenden Relikte der französischen Verteidigungslinie besichtigt werden. Etwa das Fort Michelsberg (französisch: Ouvrage Michelsberg). 30 Meter unter der Erde verbinden Gänge die Hallen, Kasernen, Werkstätten und Lagerräume zu einer Stadt. Gezeigt werden unter anderem das Kraftwerk mit den Dieselmotoren, die Küchenräume und der Kampfblock 5 mit einem 265 Tonnen schweren Drehturm.

Zweieinhalb Stunden dauert die Tour durch das Fort Hackenberg (Französisch: Ouvrage du Hackenberg), das größte der Maginot-Linie. Die unterirdische Festung mit insgesamt über zehn Kilometer langen Tunneln bot Platz für mehr als 1000 Soldaten und verfügte über ein eigenes Bahnsystem, womit Lebensmittel und Werkzeuge von einem Ende zum anderen transportiert werden konnten. Einblicke in den Maschinenraum, die Küche, das Hospital und ein kleines Militärmuseum sind Bestandteil einer (auch deutschsprachigen) Führung.

Der unterirdische Dom in Fell

Besucherbergwerk Barbara-Hoffnung, Fell

Blick ins Besucherbergwerk Barbara-Hoffnung.

Draußen ist es viel zu heiß? Dann führt der nächste Ausflug eben unter Tage. Glück auf, von Longuich geht’s über die L 150 & 145 in nicht mal zehn Autominuten zum Besucherbergwerk Barbara-Hoffnung bei Fell.

Zwar wird der Schiefer schon lange nicht mehr abgebaut, doch wenn die Bergmannskapelle heute den Marsch „Glück Auf“ spielt, werden nicht nur alte Bergleute nostalgisch. Die Pflege des Brauchtums verweist darauf, dass der Bergbau die Geschichte der beiden Gemeinden prägt. Auch wenn man da, wo früher Arbeiter schwitzten, heutzutage bei feuchten 12 Grad eher friert – und ins Staunen oder Rückbesinnen kommt.

Das Besucherbergwerk besteht aus ursprünglich zwei getrennt voneinander existenten Dachschiefergruben, verbunden über einen gut 100 Meter langen Treppenschacht. Die Führung bis zu 70 Meter unter Tage dauert eine gute Stunde. Zu sehen sind lange Schächte, Halden und überdimensionale Abbaukammern wie den unterirdische Dom.

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Käsegrotte in Bad Bertrich

Viele unterirdische Sehenswürdigkeiten wurden von Menschenhand errichtet. Andere schuf die Natur. Baumeister der sogenannten Elfengrotte war ein Vulkan. Vor tausenden von Jahren formten glühend heiße Basaltlavaströme und Wasser die geologische Attraktion in Bad Bertrich im Üßbachtal in der Eifel.

Weil die Form des Gesteins optisch an aufgestapelte Käselaibe erinnert, heißt sie auch Käsegrotte. Nebenan plätschert ein Wasserfall über die Felsen. Doch auch der Name Elfengrotte hat nichts mit zarten Wesen aus Märchen zu tun hat. Der Name stammt von der nahe gelegenen, um 1860 erbauten Elfenmühle, die Hotel beherbergt.

Unterirdische Gruft in Trier

Unter der ehemaligen Abteikirche St. Maximin in Trier liegt ein Ort der Stille und des Todes: Dort stießen Archäologen auf eine gigantische Gruft, gefüllt mit rund tausend Sarkophagen, eng gedrängt und übereinandergestapelt. Noch in römischer Zeit haben viele davon ihren Platz in dem Gewölbe gefunden. Aus den Grabinschriften geht hervor, dass die christliche Gemeinde dort ihre Toten bestattete. Das spätantike Gräberfeld kann nur bei einer Führung besichtigt werden.

Über die ganze Innenstadt verteilt liegen unterirdische Keller und Katakomben, die in die Zeiten der Römer führen. Auch der älteste Weinkeller Deutschlands gehört zur Trierer Unterwelt. Gebaut um 330 n. Chr. Im römischen Reich lag er allerdings noch über der Erde und wurde als Speicherhaus genutzt. Seit Gründung des Stiftungsweingutes der Vereinigten Hospitien unter Napoleon wird dort Wein ausgebaut.

Hinein kommt man bei einer „Keller-Entdeckerführung” – Weinprobe inklusive. Den römischen Vorfahren verdankt die Stadt ja nicht nur bauliche Sehenswürdigkeiten, sondern auch lukullische Genüsse.