Weihnachtsmarkt unterirdisch: Im Hades von Traben-Trarbach

Eigentlich geht Weihnachtsmarkt so: Glühwein trinken, Reibekuchen essen, in der Kälte stehen. Budenzauber über der Erde kennt jeder. Anders in Traben-Trarbach: Dort weihnachtet es in unterirdischen Kellergewölben.

Unterirdischer Weihnachtsmarkt, Traben-Trarbach

Schön ausgeleuchtet: Traben-Trarbach

Alle Jahre wieder… wird ganz Traben-Trarbach in bunte Lichter gehüllt. Dann spiegeln sich die Fassaden der Villen in allen Farben im Wasser. Das Brückentor wird mit Lichterketten in Szene gesetzt. Und die ausgeleuchtete Ruine der Grevenburg scheint über dem Städtchen zu schweben. 

Das große Glitzern ist die Kulisse für das wohl ungewöhnlichste Advents-Spektakel in der Region. Zwar schmecken die Bratwurst und gebrannten Mandeln genauso wie auf anderen Weihnachtsmärkten. Aber in dem Doppelstädtchen findet das Treiben vor allem unter der Erde statt.

Unterirdischer Weihnachtsmarkt, Traben-Trarbach

Der Eingang unter dem Hotel Moselschlösschen.

Unter dem Hotel Moselschlösschen, am Trabener Ufer gelegen, führt ein langer illuminierter Schacht tief in die Erde hinein. Früher haben Männer über diesen sogenannten Schrotgang dicke Eichenholz-Fässer mühsam nach draußen gerollt. 

Heute jedoch eröffnet sich am Ende des Tunnels ein großer, freundlicher Platz: Unter Gewölbedecken stehen bunte Stände zwischen Basaltsäulen und geschmückten Tannen. Der Duft von Zimt liegt in der Luft. Und auf die Ohren gibt’s einen Geräuscheteppich aus Stimmengewirr und adventlichen Klängen. 

Weihnachtsmarkt in Traben-Trarbach

Stände im stimmungsvollen Kellergewölbe

Fast die gesamte Altstadt von Traben-Trarbach ist unterkellert. „Es lagern in den Kellereien der Traben-Trarbacher Weinhändler über 15000 Fuder Wein. Mit Bahn und Schiff wurden 1899 18.000 Fuder versandt”, steht in einem Reiseführer von 1902. 

Tatsächlich gibt es nirgendwo sonst an der Mosel so viele Kellergewölbe wie hier: Die Räume und Gänge unter dem Pflaster erzählen von der Zeit, als der Riesling in die Kristallpokale der Reichen und Wichtigen dieser Erde floss.

Jugendstil von Bruno Möhring

In den goldenen Zeiten des Weinbaus verschifften die Herren der Weinberge ihre Tropfen in die Nachbarländer und nach Übersee. Tatsächlich glänzte Traben-Trarbach damals als einer der wichtigsten Weinumschlagplätze im deutschen Kaiserreich. 

Weihnachtsmarkt, Traben-Trarbach, Mosel

Ein Gang auf dem Weihnachtsmarkt

Deshalb wurde vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Gewölbe nach dem anderen gebaut. In immerhin über 100 Weingütern und Weinkellereien rollte der Rubel. 

Auch die schönen Jugendstil-Villen haben die Weinhändler derzeit errichten lassen. Wer auf sich hielt, der heuerte den Berliner Architekten Bruno Möhring an. Denn berühmte Baumeister aus Berlin schuf spektakuläre Gesamtkunstwerke von der Fassade bis hin zu Lampen, Türklinken und Fliesen.

Hotel Bellevue, Traben-Trarbach, Weihnachtsmarkt

Das Stübchen im Hotel Bellevue

Allen voran das elegante Jugendstil-Hotel Bellevue, wo man auch heute noch im großbürgerlichen Ambiente der Belle Époque speisen und nächtigen kann. 

Die dicken Fässer in den Kellern sind allerdings schon lange verschwunden. Stattdessen gibt es unter Tage nun jedes Jahr die volle Vorweihnachts-Dröhnung: Der sogenannte Wein-Nachts-Markt hat fünf der geräumigen Gewölbe übernommen.

Keller unter Villa Nollen dabei

Zu den Hauptattraktionen des unterirdischen Mosel-Wein-Nachts-Marktes zählen die historischen Keller des Hotels Moselschlösschen, unter dem Alten Rathaus und der Keller 3 Weingut Axel Emert.

Jugendstil, Traben-Trarbach, Villa Breucker

Die ehemalige Villa Nollen.

Seit vergangenem Jahr neu dabei: Der Keller unter der bekannten Jugendstil-Villa Nollen. Direkt vom Moselufer aus geht es in den von Bruno Möhring errichteten Gewölbekeller aus dem Jahr 1904.

Die Stände geben alles her, was man auf einem Weihnachtsmarkt erwartet: Gewürzhändler und Bäcker bieten ihre Ware feil, ebenso wie Kunsthandwerker und Schmuckdesigner. Es gibt Brotaufstriche, Antikes und feine Öle, genauso wie Uhren, Dekoartikel und Klamotten aus Strick. 

Unterirdischer Weihnachtsmarkt, Traben-Trarbach

Stand im Kellergewölbe

Mehr Weihnachtsmarkt geht nicht

Hier werden Brötchen mit Gegrilltem verkauft, dort gebrannte Mandeln über den Tresen gereicht. An jeder Ecke kann man in Ruhe gucken, kaufen und kosten. Schokolade, Käse oder doch lieber Wurst? Händler haben Salami, Pralinen und Gebäck mitgebracht.

Natürlich schenken auch Weinbauern und Schnapsbrenner ihre hochprozentigen Schätze aus. Der weiße Glühwein fließt in Strömen. Und eine weitere tragende Rolle spielt der allseits beliebte Weinbergpfirsich: Mal als Brand, mal als Likör, aber auch als Marmelade.

Weihnachtsmarkt, Traben-Trarbach

Der Keller unter dem Moselschlösschen

Nach dem Auftauchen an der Erdoberfläche lohnt sich vielleicht ein Besuch der Tannenbaum-Ausstellung im Trabener Brückenkeller. Wer mag, dreht Pirouetten auf der Schlittschuhbahn oder guckt nach, was im Event- und Gastrokeller Charakteristikum in der Enkircher Str. 10 in Trarbach los ist.
Wer mehr über die Historie der ehemaligen Weinkeller wissen will, schließt sich einer Führung in die Unterwelt an. 

Und noch etwas ist in Traben-Trarbach anders: Während die meisten Weihnachtsmärkte ab Heiligabend ihre Tore schließen, können Besucher noch bis zum 1.Januar können in das Halbdunkel der historischen Unterwelt steigen.

Viele Weihnachtsmärkte entlang der Mosel und Saar bieten spezielle Stimmungen und Attraktionen. Hier sind die Termine (klick).

 

Öffnungszeiten, Preise 

Geöffnet vom 24. November 2023 bis 01. Januar 2024. Immer Freitag bis Sonntag von 11 bis 21 Uhr. Sonderöffnungstage: 20., 21., 26., 27. und 28. Dezember, jeweils von 11 bis 21 Uhr. Am 31. Dezember 2023 von 11 bis 16 Uhr. 01. Januar 2023 von 11 bis 18 Uhr. 

Geschlossen am 26. November und 24. Dezember 2023.

Eintritt: 5 Euro für den Besuch der Wein-Nachts-Keller 1-5, einmaliger Beitrag für die gesamte Dauer. 

Schlittschuhbahn: Eintritt: 4 €, Schlittschuhe: 2 €

Hier geht es zur Seite des Weihnachtsmarktes.