Was den Weinbergpfirsich einzigartig macht – mit Rezepten

Schon mal vom Roten Weinbergpfirsich gehört? Wie der Winzling von der Mosel schmeckt und was man daraus machen kann, steht hier. Zum Beispiel Marmelade, Likör oder eine fabelhafte Torte.

Roter Weinbergpfirsich, Mosel, Blüte

Ab April blüht der Weinbergpfirsich.

Wenn Bienen in Hundertschaften die Region um Cochem kapern, ist das Blütenspektakel im vollen Gang. Schon im April, wenn die Reben noch kein einziges grünes Blättlein tragen, setzen die kleinen Weinbergpfirsich-Bäumchen in der Landschaft rosa Akzente. 

In Cochem wird dieses Ereignis mit Marktständen auf dem Endertplatz gefeiert, denn der Weinbergpfirsich ist eine tief mit der Region verwurzelte Frucht. Seine Heimat liegt zwar ursprünglich in China, wo man ihn seit 4.000 Jahren kennt. Doch über Persien gelangte der „Prunus persica” in den Mittelmeerraum. Von dort haben die Römer die Pflanze über die Alpen in die nördlichen Gefilde Europas getragen.

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Weinbergpfirsiche am Baum.

Produkte aus Weinbergpfirsich 

Immer wieder wird in Reiseberichten erzählt, der Weinbergpfirsich schmecke nicht roh. Das ist natürlich Unsinn. Auch frisch vom Baum ist der Winzling ein Genuss.

Doch vor allem kommt der Weinbergpfirsich als Marmelade, Mus, Senf, Essig oder als Zutat für Kuchen und Eis daher. Seit Generationen werden an der Mosel aus dem Früchtchen Schnäpse gebrannt. Eingeweckt hilft er die Wartezeit bis zur nächsten Ernte zu überbrücken. Einer der Bestseller ist der Weinberpfirsich-Likör: Mit Secco übergossen wird er zum Mosel-Kir.

Heute hat kaum ein Lokal an der Mosel den Weinbergpfirsich nicht in irgendeiner Form auf der Karte. Allerdings nur dann, wenn nicht zuvor das Wetter den Winzern und Gastronomen einen Strich durch die Rechnung macht. Denn die Spezialität der Mosel ist zugleich auch eine Rarität. Die Bäumchen sind äußerst empfindlich. Der Weinbergpfirsich verlangt sehr viel Sonne und Schutz, besonders Nachtfrost während der Blüte im April macht ihm oft den Garaus. 

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Reife Weinbergpfirsiche.

Weinbergpfirsich kaufen im Weinbaugebiet

Trotz des frühen Blühbeginn um Ostern reift die Frucht erst im September aus. Deshalb findet man es auch nicht in nördlicheren Lagen. Dort wo Reben wachsen, fühlt sich meist auch der Weinbergpfirsich wohl. Fernab der Weinbau-Regionen, wo sie gedeihen, sind die Früchte weder im Einzelhandel noch auf Märkten zu kaufen. Um die kostbare Ernte im September zu ergattern, muss man schon an die Mosel fahren.

Der Pfirsichhof in Neef zum Beispiel verkauft die frischen Früchte und eine ganze Palette an Produkten. Weitere gute Adressen sind etwa das Weingut Jakob Müller in Müden, das Weingut Markus Dreis in Bremm oder Monika Servaty in Mesenich.

Mit den Plattpfirsichen, die in der Gemüseabteilung der Supermärkte liegen, hat die winzige Schwester aus dem Weinberg nicht allzu viel zu tun.  Zwar liefert auch sie viel Vitamin C und schlägt mit gerade einmal 45 Kalorien pro 100 Gramm zu Buche. 

Doch anders als andere Pfirsichsorten hat „De rude Peesch”, wie die Einheimischen sagen, eine bräunlich-grüne, feste pelzige Haut. Darunter erscheint beim Schälen tiefdunkles purpurrotes Fruchtfleisch. Und er ist weniger süß, kommt eher leicht herb daher. Es das wunderbar intensive Aroma, das den Roten Weinbergpfirsich so einzigartig macht.

Wiederentdeckung der Spezialität

Dabei hätte die Flurbereinigung den beliebten Weinbergpfirsich fast für immer ausgerottet. Denn in den 60er-Jahren versperrten die Bäume mit der kleinen Krone den Erntemaschinen den Weg. Inzwischen ist die beinahe in Vergessenheit geratene Frucht aber wieder zurück: Denn angestoßen durch eine Initiative das Landes Rheinland-Pfalz, stehen vor allem zwischen Cochem und Bremm wieder weit mehr als 10.000 der drei bis vier Meter hohen Weinbergpfirsichbäume.

Ganze Plantagen sind neben den Weingärten am Calmont zu sehen. Im September holen die Moselaner die reifen Knirpse vorsichtig vom Baum, um sie in ihre Küchen zu tragen. Dann geht es ihnen mit dem Sparschäler für Marmelade oder Chutney an den mausgrauen Pelz.

Ein Renner bei den Gästen im Weincafé Springiersbacher Hof in Ediger-Eller ist die schon optisch verführerische Weinbergpfirsich-Torte. Zum Reinlegen lecker! Wer selber backen möchte, dem sei hier auf die Sprünge geholfen. Gabriele Borchert verrät netterweise ihr Rezept:

Rezept für Weinbergpfirsich-Torte

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Weinbergpfirsich-Torte. Foto: Gabriele Borchert

Man braucht:

Für die Böden:

5 Eier 175 g Zucker, ein Päckchen Vanillezucker, 4 EL kaltes Wasser, 120 g Mehl, 80 g Speisestärke, einen TL Backpulver, eine Prise Salz, 50 g flüssige Butter

Für die Sahnefüllung:

10 Blatt eingeweichte Gelatine, 600 ml Sahne, 500 g Magerquark, 4 EL Zucker, Saft von 1 ½ Zitronen, 2 Gläser Weinbergpfirsich-Marmelade, 6 eingekochte Pfirsiche

Und so wird es gemacht:

1. Die Eier trennen, Eiklar beiseite stellen.

2. Die Eigelbe mit dem Zucker und Vanillezucker schaumig schlagen, Wasser zugeben. Dann das Mehl mit der Stärke und dem Backpulver vermischen und rührend einrieseln lassen. Salzen und mit der flüssigen Butter verrühren.

3. Das Eiklar zu Schnee schlagen und vorsichtig unter die Eiercreme heben.

4. Die Masse in eine Springform füllen, bei 140 Grad im vorgeheizten Backofen 30 Minuten backen. Abkühlen lassen.

5. Die Sahne steif schlagen und beiseite stellen.

6. Nun die eingeweichte Gelatine ausdrücken und kurz Erhitzen bis sie sich verflüssigt.

7. Den Quark mit Zucker, Zitronensaft und etwa der Hälfte der Marmelade verrühren. Dann mit der Gelatine verrühren.

8. Die eingekochten Pfirsiche klein schneiden und mit wenig Saft zu der Quarkmasse geben. Nun vorsichtig die Schlagsahne unterheben.

9. Den Boden waagrecht in drei Teile schneiden. Dann den ersten Boden mit etwas Marmelade bestreichen und etwa 1/3 der Quark-Sahne-Masse darauf verteilen.

10. Den nächsten Boden auflegen und wieder mit Quark-Sahne bestreichen. Den letzten Boden auflegen und den Rest der Masse darauf verteilen. Mindestens 4 Stunden kalt stellen. Zum Schluss mit dem Rest der Marmelade bestreichen. Guten Appetit.

Lust auf mehr Rezepte? Hier sind weitere Varianten, die man mit der einzigartigen Frucht zaubern kann. Und wer die Saison verlängern möchte, findet Tipps zum Einfrieren und Einkochen.

 

Marmelade aus Weinbergpfirsich 

Man braucht:

1,5 Kilo Weinbergpfirsiche, 1 Kilo Gelierzucker 2:1 (wer die Marmelade lieber weniger süß mit fein säuerlicher Note mag, verwendet den Gelierzucker 3:1, nach den Angaben auf der Verpackung verarbeiten), Saft einer halben Zitrone.

Und so wird es gemacht:

1. Die Weinbergpfirsiche werden grundsätzlich ohne ihre pelzige Haut verarbeitet. Wenn man die Früchte mit kochend heißem Wasser übergießt und anschließend kalt abschreckt, lässt sich die Schale ganz einfach entfernen. Anschließend halbieren und das Fruchtfleisch von den Steinen befreien.

2. Nun die Weinbergpfirsiche in einen großen Topf geben. Entweder mit dem Pürierstab oder mit dem Kartoffelstampfer zerkleinern.

3. Den Gelierzucker in die Fruchtmasse einrühren. Nun unter ständigem Rühren erhitzen bis die Masse kocht, dann etwa fünf Minuten köcheln lassen. Den Saft einer halben Zitrone hinzufügen, gut umrühren.

4. Den Topf vom Herd nehmen, die heiße Marmelade in Gläser füllen. Sofort dicht verschließen und auf dem Deckel stehend abkühlen lassen.

Weinbergpfirsich-Konfitüre mit Riesling

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Zutaten für Marmelade, Konfitüre oder Chutney. Foto: Gabriele Borchert

Man braucht:

1,5 Kilo Weinbergpfirsiche, 1 Kilo Gelierzucker 2:1, Saft einer Zitrone, 300 ml Riesling

So wird es gemacht:

1. Die Weinbergpfirsiche schälen, entkernen und in kleine Stücke schneiden. Die Zitronenmelisse waschen, trocken tupfen und in feine Streifen schneiden.

2. Früchte, Wein und den Zitronensaft in einem großen Kochtopf gut verrühren. Den Gelierzucker zugeben und die Masse unter Rühren zum Kochen bringen. Etwa fünf Minuten unter ständigem Rühren sprudelnd kochen. Dann die Zitronenmelisse unterrühren.

3. Randvoll in Gläser füllen, sofort umdrehen und auf den Deckeln stehen lassen. Damit sich die Zitronenmelisse besser verteilt, die Gläser während des Abkühlens öfter drehen.

Weinbergpfirsich-Chutney

Man braucht:

1, 5 Kilo Weinbergpfirsiche, 300 ml weißen Balsamico, 200 ml Weißweinessig, 250 g brauner Zucker, 4 Zweige Minze, 200 g getrocknete Datteln , 100 g Rosinen, 3 rote Zwiebeln, 2 Blutorangen , ein Tl gemahlener Zimt,  2 TL schwarzen Pfeffer aus der Mühle, 2 Tl Salz, 3 Knoblauchzehen

Und so wird es gemacht:

1. Die Weinbergpfirsiche schälen, entkernen und vierteln. Die Zwiebeln und die Knoblauchzehen fein würfeln. Die Orangen auspressen, Saft beiseite stellen.  Die Datteln halbieren. Die Minze vom Zweig lösen, die Blättchen fein hacken.

2. Alle Zutaten in einen Topf geben. Unter Rühren langsam erhitzen bis sich der Zucker gelöst hat. Die Mischung zum Kochen bringen. Bei kleiner Hitze zugedeckt eine gute Stunde köcheln lassen bis die Masse eingedickt ist. Zwischendurch immer wieder gut umrühren, damit die Masse nicht anbrennt.

3. Setzt das Chutney keine Flüssigkeit mehr ab, die Masse in vorgewärmte Gläser füllen, dicht verschließen und auf dem Deckel stehend auskühlen lassen. Kühl und dunkel aufbewahren.

Dieses Chutney passt zum Beispiel gut zu Ziegenkäse und Camembert oder zu Gegrilltem.

So kommt der Pfirsich durch den Winter

Vom Baum geholt, sind die köstlichen Weinbergpfirsiche nicht sehr lange haltbar. Doch wenn die Früchte einwandfrei sind und keine Druckstellen aufweisen, lassen sich prima einlegen oder einfrieren. So verlängert man die Saison:

Weinbergpfirsiche einfrieren

1. Bevor die Weinbergpfirsiche in der Kühltruhe landen, müssen sie natürlich geschält und entkernt werden.

2. Nun in kleine Stücke schneiden, auf ein Küchenbrett legen und ab damit ins ewige Eis. Tipp: Gibt man vor dem Einfrieren einen Spritzer Zitronensaft und etwas Zucker über die Früchte, behalten sie ihre intensive Farbe.

3. Sind die Pfirsichstücke gefroren, werden sie portionsweise in Gefrierbeutel umgefüllt. Eingefroren halten sie sich etwa neun Monate. 

Weinbergpfirsiche einmachen

1. Um die Weinbergpfirsiche einmachen zu können, benötigt man natürlich Flüssigkeit. Dafür etwa drei Liter Wasser zum Kochen bringen, 400 g Zucker, 3 Päckchen Vanillezucker und eine Prise Salz einrühren.

2. Topf von der Kochstelle nehmen und warten, bis sich Zucker und Salz komplett im Wasser aufgelöst haben.

3. Die Pfirsiche schälen, entkernen, in Hälften schneiden und auf Einmachgläser verteilen.

4. Dann die heiße Flüssigkeit einfüllen, so dass die Früchte komplett damit bedeckt sind. Jeweils noch eine Gewürznelke mit hineingeben und Einmachgläser fest verschließen.

5. Ein Backblech mit Wasser befüllen und die Gläser so darauf stellen, dass sie sich nicht gegenseitig berühren. Das Blech in die unterste Leiste des Backofens schieben. Den Ofen auf 175 Grad aufheizen. Sobald in den Gläsern Luftbläschen aufsteigen, den Ofen ausschalten, aber die Gläser noch 30 Minuten im geschlossenen Ofen lassen.

6. Die Gläser aus dem Ofen nehmen, auf den Deckel stellen, und mehrere Stunden lang so stehen lassen. An einem kühlen, dunklen Ort lagern.