Schon mal vom Weinbergpfirsich gehört? Wie der Winzling von der Mosel schmeckt, wann das Bäumchen blüht und was man aus den Früchtchen machen kann, steht hier. Zum Beispiel Marmelade, Schnaps oder eine fabelhafte Torte.
Wenn Bienen in Hundertschaften die Region um Cochem kapern, ist das Blütenspektakel im vollen Gang. Während die Reben noch kein einziges grünes Blättlein tragen, bekennt der Weinbergpfirsich schon früh im Jahr Farbe.
Anders als in den imposanten Kirschbaumalleen in Bonn oder Berlin, kann man an der Mosel zwar nicht unten pinken Blütendächern spazieren. Dennoch zieht die zartrosa Pracht der kleinen Weinbergpfirsich-Bäumchen Ausflügler an. Der Hotspot liegt rund um die Calmont-Region. Zum einen feiert Cochem den Weinbergpfirsich ein Wochenende lang auf dem Endertplatz. Mit vielen Ständen, an denen man sich durchprobieren kann, und einem Auftritt der Weinbergpfirsich-Fee.
Zum anderen lässt sich das Blüten-Gucken dort besonders gut mit einer Wanderung verbinden: Der sieben Kilometer lange Pfirsichblütenweg führt von Ediger-Eller über Bremm nach Neef an tausenden von Bäumchen vorbei. Reisende müssen sich allerdings beeilen, denn der pastellfarbene Anstrich im Weinberg hält nur etwa vierzehn Tage lang. Zwar fällt der Höhepunkt der Blüte meist auf Mitte oder Ende März. Doch es ist schwierig, den genauen Zeitpunkt zu prognostizieren, denn die Blüte hängt von den Launen des Wetters und dem vorangegangenen Winter ab. Praktisch ist deshalb das Pfirsichblüten-Barometer vom Moselweinbergpfirsich e.V.: Der Verein dokumentiert auf seiner Website immer ab Februar den aktuellen Stand Blüte und gibt Tipps zu Veranstaltungen und Verkostungen der Frucht.
Was macht der Weinbergpfirsich an der Mosel?
Der Weinbergpfirsich ist eine tief mit der Region verwurzelte Frucht. Seine Heimat liegt in China, wo man ihn seit 4.000 Jahren kennt. Doch über Persien gelangte der „Prunus persica” in den Mittelmeerraum. Von dort haben die Römer die Pflanze oder die Kerne über die Alpen in die nördlichen Gefilde Europas geschleppt und in milden Gegenden heimisch gemacht. Etwa an der Terrassenmosel zwischen Koblenz und Bremm.
Seit Generationen werden an der Mosel aus dem Früchtchen Schnäpse gebrannt. Auch frisch vom Baum ist der Weinbergpfirsich ein Genuss. Doch vor allem kommt der Winzling als Zutat für Marmelade, Torten und Eis daher. Eingeweckt hilft er die Wartezeit bis zur nächsten Ernte zu überbrücken. Ein Verkaufsschlager ist der Weinbergpfirsich-Likör: Mit Secco übergossen wird er zum Mosel-Kir. Heute hat kaum ein Lokal an der Mosel den Weinbergpfirsich nicht in irgendeiner Form auf der Karte.
Mit den Plattpfirsichen, die in der Gemüseabteilung der Supermärkte liegen, hat die winzige Schwester aus dem Weinberg nicht allzu viel zu tun. Zwar liefert auch sie viel Vitamin C und schlägt mit gerade einmal 45 Kalorien pro 100 Gramm zu Buche. Doch anders als andere Pfirsichsorten hat „De rude Peesch”, wie die Einheimischen sagen, eine bräunlich-grüne, feste pelzige Haut. Darunter erscheint beim Schälen tiefdunkles purpurrotes Fruchtfleisch. Und er ist weniger süß, kommt eher leicht herb daher. Es das wunderbar intensive Aroma, das den Roten Weinbergpfirsich so einzigartig macht.
Allerdings ist die Spezialität der Mosel zugleich auch eine Rarität, weil die Pflanzen sehr empfindlich sind. Der wetterfühlige Weinbergpfirsich verlangt sehr viel Sonne und Schutz – zum Beispiel vor den fiesen Erregern der Kräuselkrankheit. Trockenheit im Sommer, aber auch Minustemperaturen im Frühjahr setzen ihm zu. Regelmäßig vernichten Spätfröste während der Blüte einen Großteil der Ernte. Das erklärt die schwankenden Preise.
Weinbergpfirsich nur im Weinbaugebiet
Trotz des frühen Blühbeginn um Ostern reift die Frucht erst im September aus. Deshalb findet man sie auch nicht in nördlicheren Lagen. Dort wo Reben wachsen, fühlt sich meist auch der Weinbergpfirsich wohl. Fernab der Weinbau-Regionen, wo sie gedeihen, sind die Früchte weder im Einzelhandel noch auf Märkten zu kaufen. Um die kostbare Ernte im September zu ergattern, muss man schon an die Mosel fahren.
Der Pfirsichhof in Neef zum Beispiel verkauft die frischen Früchte und eine ganze Palette an Produkten. Weitere gute Adressen sind etwa das Weingut Jakob Müller in Müden, das Weingut Markus Dreis in Bremm oder Monika Servaty in Mesenich.
Wiederentdeckung der Spezialität
Das Früchtchen ist gefragt. Dabei hätte die Flurbereinigung den Weinbergpfirsich fast für immer ausgerottet. Denn in den 60er-Jahren versperrten die Bäume mit der kleinen Krone den Erntemaschinen den Weg. Inzwischen ist die beinahe in Vergessenheit geratene Frucht aber wieder zurück: Denn angestoßen durch eine Initiative das Landes Rheinland-Pfalz, stehen vor allem zwischen Cochem und Bremm wieder Tausende der drei bis vier Meter hohen Weinbergpfirsichbäume.
Im September holen die Moselaner die reifen Knirpse vorsichtig vom Baum, um sie in ihre Küchen zu tragen. Dann geht es ihnen mit dem Sparschäler für Marmelade oder Chutney an den mausgrauen Pelz. Hier sind einige Rezepte:
Rezept für Weinbergpfirsich-Torte
Ein Renner bei den Gästen im Weincafé-Restaurant im Springiersbacher Hof in Ediger-Eller ist die schon optisch verführerische Weinbergpfirsich-Torte. Zum Reinlegen lecker! Wer selber backen möchte, dem sei hier auf die Sprünge geholfen. Gabriele Borchert verrät netterweise ihr Rezept:
Man braucht:
Für die Böden:
5 Eier 175 g Zucker, ein Päckchen Vanillezucker, 4 EL kaltes Wasser, 120 g Mehl, 80 g Speisestärke, einen TL Backpulver, eine Prise Salz, 50 g flüssige Butter
Für die Sahnefüllung:
10 Blatt eingeweichte Gelatine, 600 ml Sahne, 500 g Magerquark, 4 EL Zucker, Saft von 1 ½ Zitronen, 2 Gläser Weinbergpfirsich-Marmelade, 6 eingekochte Pfirsiche
Und so wird es gemacht:
1. Die Eier trennen, Eiklar beiseite stellen.
2. Die Eigelbe mit dem Zucker und Vanillezucker schaumig schlagen, Wasser zugeben. Dann das Mehl mit der Stärke und dem Backpulver vermischen und rührend einrieseln lassen. Salzen und mit der flüssigen Butter verrühren.
3. Das Eiklar zu Schnee schlagen und vorsichtig unter die Eiercreme heben.
4. Die Masse in eine Springform füllen, bei 140 Grad im vorgeheizten Backofen 30 Minuten backen. Abkühlen lassen.
5. Die Sahne steif schlagen und beiseite stellen.
6. Nun die eingeweichte Gelatine ausdrücken und kurz Erhitzen bis sie sich verflüssigt.
7. Den Quark mit Zucker, Zitronensaft und etwa der Hälfte der Marmelade verrühren. Dann mit der Gelatine verrühren.
8. Die eingekochten Pfirsiche klein schneiden und mit wenig Saft zu der Quarkmasse geben. Nun vorsichtig die Schlagsahne unterheben.
9. Den Boden waagrecht in drei Teile schneiden. Dann den ersten Boden mit etwas Marmelade bestreichen und etwa 1/3 der Quark-Sahne-Masse darauf verteilen.
10. Den nächsten Boden auflegen und wieder mit Quark-Sahne bestreichen. Den letzten Boden auflegen und den Rest der Masse darauf verteilen. Mindestens 4 Stunden kalt stellen. Zum Schluss mit dem Rest der Marmelade bestreichen. Guten Appetit.
Lust auf mehr Rezepte? Hier sind weitere Varianten, die man mit der einzigartigen Frucht zaubern kann. Und wer die Saison verlängern möchte, findet Tipps zum Einfrieren und Einkochen.
Marmelade aus Weinbergpfirsich
Man braucht:
1,5 Kilo Weinbergpfirsiche, 1 Kilo Gelierzucker 2:1 (wer die Marmelade lieber weniger süß mit fein säuerlicher Note mag, verwendet den Gelierzucker 3:1, nach den Angaben auf der Verpackung verarbeiten), Saft einer halben Zitrone.
Und so wird es gemacht:
1. Die Weinbergpfirsiche werden grundsätzlich ohne ihre pelzige Haut verarbeitet. Wenn man die Früchte mit kochend heißem Wasser übergießt und anschließend kalt abschreckt, lässt sich die Schale ganz einfach entfernen. Anschließend halbieren und das Fruchtfleisch von den Steinen befreien.
2. Nun die Weinbergpfirsiche in einen großen Topf geben. Entweder mit dem Pürierstab oder mit dem Kartoffelstampfer zerkleinern.
3. Den Gelierzucker in die Fruchtmasse einrühren. Nun unter ständigem Rühren erhitzen bis die Masse kocht, dann etwa fünf Minuten köcheln lassen. Den Saft einer halben Zitrone hinzufügen, gut umrühren.
4. Den Topf vom Herd nehmen, die heiße Marmelade in Gläser füllen. Sofort dicht verschließen und auf dem Deckel stehend abkühlen lassen.
Weinbergpfirsich-Konfitüre mit Riesling
Man braucht:
1,5 Kilo Weinbergpfirsiche, 1 Kilo Gelierzucker 2:1, Saft einer Zitrone, 300 ml Riesling
So wird es gemacht:
1. Die Weinbergpfirsiche schälen, entkernen und in kleine Stücke schneiden. Die Zitronenmelisse waschen, trocken tupfen und in feine Streifen schneiden.
2. Früchte, Wein und den Zitronensaft in einem großen Kochtopf gut verrühren. Den Gelierzucker zugeben und die Masse unter Rühren zum Kochen bringen. Etwa fünf Minuten unter ständigem Rühren sprudelnd kochen. Dann die Zitronenmelisse unterrühren.
3. Randvoll in Gläser füllen, sofort umdrehen und auf den Deckeln stehen lassen. Damit sich die Zitronenmelisse besser verteilt, die Gläser während des Abkühlens öfter drehen.
Weinbergpfirsich-Chutney
Man braucht:
1, 5 Kilo Weinbergpfirsiche, 300 ml weißen Balsamico, 200 ml Weißweinessig, 250 g brauner Zucker, 4 Zweige Minze, 200 g getrocknete Datteln , 100 g Rosinen, 3 rote Zwiebeln, 2 Blutorangen , ein Tl gemahlener Zimt, 2 TL schwarzen Pfeffer aus der Mühle, 2 Tl Salz, 3 Knoblauchzehen
Und so wird es gemacht:
1. Die Weinbergpfirsiche schälen, entkernen und vierteln. Die Zwiebeln und die Knoblauchzehen fein würfeln. Die Orangen auspressen, Saft beiseite stellen. Die Datteln halbieren. Die Minze vom Zweig lösen, die Blättchen fein hacken.
2. Alle Zutaten in einen Topf geben. Unter Rühren langsam erhitzen bis sich der Zucker gelöst hat. Die Mischung zum Kochen bringen. Bei kleiner Hitze zugedeckt eine gute Stunde köcheln lassen bis die Masse eingedickt ist. Zwischendurch immer wieder gut umrühren, damit die Masse nicht anbrennt.
3. Setzt das Chutney keine Flüssigkeit mehr ab, die Masse in vorgewärmte Gläser füllen, dicht verschließen und auf dem Deckel stehend auskühlen lassen. Kühl und dunkel aufbewahren.
Dieses Chutney passt zum Beispiel gut zu Ziegenkäse und Camembert oder zu Gegrilltem.
So kommt der Pfirsich durch den Winter
Vom Baum geholt, sind die köstlichen Weinbergpfirsiche nicht sehr lange haltbar. Doch wenn die Früchte einwandfrei sind und keine Druckstellen aufweisen, lassen sich prima einlegen oder einfrieren. So verlängert man die Saison:
Weinbergpfirsiche einfrieren
1. Bevor die Weinbergpfirsiche in der Kühltruhe landen, müssen sie natürlich geschält und entkernt werden.
2. Nun in kleine Stücke schneiden, auf ein Küchenbrett legen und ab damit ins ewige Eis. Tipp: Gibt man vor dem Einfrieren einen Spritzer Zitronensaft und etwas Zucker über die Früchte, behalten sie ihre intensive Farbe.
3. Sind die Pfirsichstücke gefroren, werden sie portionsweise in Gefrierbeutel umgefüllt. Eingefroren halten sie sich etwa neun Monate.
Weinbergpfirsiche einmachen
1. Um die Weinbergpfirsiche einmachen zu können, benötigt man natürlich Flüssigkeit. Dafür etwa drei Liter Wasser zum Kochen bringen, 400 g Zucker, 3 Päckchen Vanillezucker und eine Prise Salz einrühren.
2. Topf von der Kochstelle nehmen und warten, bis sich Zucker und Salz komplett im Wasser aufgelöst haben.
3. Die Pfirsiche schälen, entkernen, in Hälften schneiden und auf Einmachgläser verteilen.
4. Dann die heiße Flüssigkeit einfüllen, so dass die Früchte komplett damit bedeckt sind. Jeweils noch eine Gewürznelke mit hineingeben und Einmachgläser fest verschließen.
5. Ein Backblech mit Wasser befüllen und die Gläser so darauf stellen, dass sie sich nicht gegenseitig berühren. Das Blech in die unterste Leiste des Backofens schieben. Den Ofen auf 175 Grad aufheizen. Sobald in den Gläsern Luftbläschen aufsteigen, den Ofen ausschalten, aber die Gläser noch 30 Minuten im geschlossenen Ofen lassen.
6. Die Gläser aus dem Ofen nehmen, auf den Deckel stellen, und mehrere Stunden lang so stehen lassen. An einem kühlen, dunklen Ort lagern.
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