Darum steht in Mesenich ein Kopf im Weinberg

Normalerweise stehen in Weinbergen Rebstöcke wie am Schnürchen. Hier und da eine Bank oder ein Kapellchen. Doch aus den Weingärten in Mesenich ragt ein riesiger Kopf hinaus. Dahinter steckt eine Geschichte mit Lokalkolorit.

Mesenich, Wanderweg, Kopf

Der Mesenicher Steinreichskopf

Wer durch die Weinlage Mesenicher Goldgrübchen läuft, kann ihn nicht übersehen. Immerhin misst er zweieinhalb Meter, dieser imposante Kopf. Geformt aus einem grobmaschigen Metallgestell, gefüllt mit Gestein, das in der Sonne glitzert.

„Mesenicher Steinreichskopp” steht auf dem Sockel, der den Giganten trägt. Für die Einheimischen ist der Fall damit klar. Doch bei Menschen aus anderen Regionen schrauben sich Grübelfalten in die Stirn. Wie so oft, wenn ein waschechter Moselaner loslegt und in sein Moddersproch Moselfränkisch spricht.

Mesenich, Mosel, Steine

Sinnspruch mit Steinen in Mesenich.

Die Leute zwischen Koblenz und Trier essen Mausohr statt Feldsalat, der Topf verwandelt sich in ein Döppen, das Butterbrot in eine Schmeer. Das Auto wird zur Koar. Sitzt der Moselfranke in der Patsche, ist er in die Bredullisch geraten.

„Dialekt ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele Atem holt,” hat Herr Goethe mal gesagt. Ja, die Mundart ist ein Gefühl. Die Zugehörigkeit zum Heimatdorf wird auf der Zunge getragen. Nahezu jede Ortschaft an der Musel schwätzt ihr eigenes Platt. Und das versteht noch lange nicht jeder.

Mesenich, Schlichda Hugo

Gestatten: Schlichda Hugo aus Mesenich.

Als wäre die exotische Sprache für Außenstehende nicht schon Herausforderung genug, bekommen die Bewohner der Dörfer von den Nachbargemeinden oft noch einen rätselhaften Spottnamen verpasst.

Darum ist Mesenich steinreich

Die Männer und Frauen in Mesenich werden seit jeher als Steinreichskäpp bezeichnet. Nicht etwa, weil es in dem Dörfchen eine außerordentlich hohe Millionärsdichte gäbe. 

Mesenich, Steinreichskäpp, Pfarrer

Pfarrer Peter Jakob Becker aus Mesenich

Damit ist gemeint, dass dort im Weinberg einst bemerkenswert viele Steine lagen. Die Mesenicher haben sie mühsam aufgelesen und zu beachtlich großen Haufen, sogenannten Steinreichen oder auch Steinräuschen, zusammengetragen. Da es angeblich weit und breit keine andere so steinreiche Gemeinde gab, hatten sie den Spottnamen Steinreichskäpp weg.

Doch die Mesenicher hatten eine gute Idee. Sie nahmen den Namen wörtlich und machte Kunstwerke daraus. „Käpp” heißt auf moselfränkisch nämlich Köpfe. Also wurden eine Reihe Mesenicher Bürgern und Bürgerinnen in Stein gemeißelt in die Weinberge gesetzt.

Mesenich, Barometer, Mosel, Steinreichskäpp

In Mesenich ist alles etwas anders. Auch dieses Barometer.

Dabei herausgekommen ist ein origineller Wanderweg mit Unterhaltungswert. Unterwegs trifft man zum Beispiel auf die Häupter von Schlichda-Hugo alias Hugo Arenz, den Initiator des Projekts. Oder den letzten Pfarrer der eigenständigen Mesenicher Pfarrei. Alles sehenswerte Büsten und Reliefs, die der Künstler Turgut Gül in seiner Alfer Werkstatt geschaffen hat.

Und die Krönung ist dieser riesige Kopf, der stoisch über die Mosel blickt. Wer möchte, setzt sich auf die Bank daneben und guckt ein Weilchen mit. Ein hölzernes Barometer gibt sogar Auskunft über die Mesenicher Wetterlage. 

Mesenich, Wandern, Glücksrad

Das Glücksrad verschenkt Lebensweisheiten statt Autos

Unterwegs erzählen Infotafeln allerhand über die Landschaft, das Dorf und seine Menschen. Und Mitmach-Stationen gibt es auch. Wer unbedingt will, wiegt sein eigenes Gewicht mit Steinen auf oder misst seine Kräfte im Steineheben.

Auch ein Glücksrad steht dort am Weg. Wenn man daran dreht, kann man zwar kein Auto gewinnen. Dafür verrät es eine Lebensweisheit, die man sich mitnehmen kann. Ach was, mitholen, natürlich. Denn auf Moselfränkisch „nimmt“ man nicht, man „holt“.

 

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