Traben-Trarbach punktet mit Jugendstil-Villen, einer Unterwelt und Deutschlands erstem Minigolfplatz. Doch das sind längst nicht alle Sehenswürdigkeiten. Von Naturwundern bis Buddhas ist alles dabei.
Etwa 200 Dörfer, Städte und Städtchen stehen zwischen Koblenz und Trier. Und Traben-Trarbach liegt ungefähr in der Mitte der Strecke. Wer die Doppelkopf-Skulptur am Verkehrskreisel erblickt, hat laut Navi sein Ziel erreicht.
Bekannt ist Traben-Trarbach für außergewöhnliche Jugendstil-Villen und seine Unterwelt. Immerhin liegt unter dem Städtchen ein etwa fünf kilometerlanges Labyrinth aus riesigen Gewölbekellern. Doch eine ganz andere Unterwelt ließ zuletzt den internationalen Blätterwald rauschen: Der fünf Stockwerke tiefe Cyberbunker auf dem Berg Mont Royal.
Denn er beherbergte Server, über die illegalen Aktivitäten wie Waffen- oder Drogenhandel liefen. Auch die Angriffe auf Router von Millionen von Telekom-Kunden im Jahr 2016 kamen von dort. Bei einer filmreifen Razzia im September 2019 haben 650 Einsatzkräfte die unterirdische Anlage samt Belegschaft aus dem Verkehr gezogen.
Traben oder Trarbach?
Normalerweise geht es in dem Doppelstädtchen beschaulich zu, ruhiger als in den Touristenmagneten Cochem oder Bernkastel-Kues. Doch auch hier gibt es natürlich eine Fußgängerzone, Cafés und Restaurants sowie Winzerbetriebe. Ebenso trifft man auf eine schöne Promenade und die Reste einer Burg.
Allerdings ist sich selbst so mancher Moselaner nicht immer sicher, in welchem Stadtteil er sich eigentlich gerade befindet. Dabei hilft zur Orientierung ein Blick auf die Brücke, die Traben und Trarbach über die Mosel miteinander verbindet. Denn das historische Postamt markiert Traben, dessen keltischer Name „traven” eine kleine Siedlung bedeutet, während man am anderen Ende durch das Brückentor in die Altstadt von Trarbach gelangt.
Beide Bauwerke zählen zu den architektonischen Juwelen. Zeugen sie doch von der Epoche, als der Riesling zum teuersten Wein auf dem Globus zählte. Damals zählte das Mosel-Städtchen zu den wichtigsten Weinumschlagplätzen in Europa. Ende des 19. Jahrhunderts gehörten Traben und Trarbach – neben Bad Reichenhall und Berlin – zu den ersten Orten in Deutschland, die eine elektrische Straßenbeleuchtung hatten.
Allerdings trumpft Traben-Trarbach nicht nur wegen seiner historischen Vergangenheit mit einer Reihe spezieller Sehenswürdigkeiten auf. Denn es gibt noch mehr, was das Städtchen an der Mittelmosel von allen anderen Moselorten unterscheidet und sogar deutschlandweit einzigartig ist. Hier sind 26 Tipps für den Besuch.
Beste Aussicht über Traben-Trarbach
1 Die Grevenburg entdecken. Zwar sind von der Grevenburg gerade mal ein paar Fragmente übrig geblieben. Dafür ist die Aussicht umso schöner. Im Burgarten oder in der muckeligen Schenke lässt es sich nett sitzen.
Natürlich kann man das Gemäuer erwandern. Denn von der Trarbacher Brücke führt der Franzosensteig zu der damals von den Grafen von Sponheim bewohnten Burg. Die Faulen fahren über die Schottstraße und achten auf den Hinweis „Grevenburg”. Auf dem letzten Stück lässt die Piste mit Schlaglöchern und abschüssigen Kurven keine Wünsche von Abenteuer liebenden Autofahrern offen.
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2 In Richtung Himmel steigen. Traben-Trarbach hat seit einigen Jahren sogar eine Art Skywalk. Auf dem Parkplatz vor der Grevenburg fällt der Blick auf eine Stahlkonstruktionen im Hang. Dort hinauf gelangt am über die etwa elf Meter hohe Wendeltreppe im sogenannten „Hohlen Fass”, einem höhlenähnlichen Eingang im Felsen.
Oben angekommen führt die Route über die aus dem Fels gewerkelte „Obere Franzosentreppe” zum Aussichtspunkt mit dem schönen Namen Himmelspforte.
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3 Den Weißen Turm besteigen. Dass es im Stadtteil Trarbach in der Grabenstraße einen Aussichtsturm gibt, hat sich bislang noch nicht überall herum gesprochen. Dabei wurde das 24 Meter hohe Überbleibsel der mittelalterlichen Stadtbefestigung vorbildlich saniert.
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4 Logenplatz über Traben-Trarbach. Wer noch höher hinaus will, fährt weiter nach Starkenburg. Denn das 260-Seelen-Dorf liegt 250 Meter über der Mosel auf einem Höhenzug zwischen Enkirch und Traben-Trarbach. Die Attraktion: Schöne Aussichtspunkte mit Blick übers Tal.
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5 Die Mosel aus der Vogelperspektive. Wem das immer noch nicht reicht, fragt auf dem Flugplatz Mont Royal nach einer Mitfluggelegenheit im Segelflieger.
Typisch Traben-Trarbach
6 Das Wahrzeichen der Stadt ablichten. Das Brückentor wurde 1899 nach den Entwürfen von Bruno Möhring gebaut, einem der wichtigsten Jugendstil-Architekten in Deutschland. Die meisten gehen hin, machen ein Foto und sind wieder weg.
Dabei lohnt es sich, genauer hinzugucken. Denn es wimmelt nur so von Schmuckelementen, die Geschichten erzählen. Da sind ein tanzendes Winzerpaar, allegorische Frauenköpfe sowie die Häupter der damaligen Ratsherren zu sehen. Und wer entdeckt Wotan, den Raben?
7 Jugendstil-Architektur besichtigen. An beiden Ufern der Mosel stehen wunderbare Häuser aus der wohlhabenden Zeit um 1900. Insbesondere die extravaganten Jugendstil-Villen wurden zum Markenzeichen der Stadt.
Sehenswert sind zum Beispiel die großbürgerliche Villa Huesgen, Am Bahnhof 50 oder die Villa Breucker, (später Nollen), direkt am Fluss. Und vor allem das Hotel Bellevue, ein Gesamtkunstwerk, das man wegen seines Restaurants auch von innen besichtigen kann. Allesamt Schöpfungen von Bruno Möhring.
Geführten Touren zu den schönsten Jugendstil-Gebäuden vermittelt die Tourist-Information. Kontakt: Am Bahnhof 5, 56841 Traben-Trarbach, Tel.: 06541 83 98 0, www.traben-trarbach.de
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8 In die Unterwelt steigen. Sogar unter Tage setzten die reichen Weinhändler damals auf Jugendstil. Denn ihre Fässer lagerten in gewaltigen Gewölbekellern, die sogar unter Straßen hindurch verliefen. Dass es auf dem Weg in den Keller aber auch nach oben gehen kann, beweist das dreigeschossige Ensemble der Kellerschänke Storcke Stütz.
Die Tonnengewölbe aus dem 14. Jh. gehören sicherlich zu interessantesten Weinkellern der Stadt, die inzwischen besichtigt werden können. Denn auch Führungen durch die „Unterwelt” stehen in Traben-Trarbach auf dem Programm. Dauer ca. 1,5 Stunden, Anmeldung bei der Tourist-Information. Info: www.unterwelt-ausflug.de
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Einzigartiges in Traben-Trarbach
9 Im Thermalbad abtauchen. Schon gewusst, dass in Traben-Trarbach heilendes Wasser sprudelt? Um es zu nutzen, wurde vor über 100 Jahren am Ausgang der heißen Quelle ein Gebäude gebaut.
Seit Juli 1883 reisten Menschen zum Kuren in den Stadtteil Bad Wildstein im Kautenbachtal. Zwar ist das alte Badehaus längst verwaist. Doch bis heute kann man in der benachbarten Moseltherme entspannen, dem einzigen Thermalbad des Tals.
Adresse: Wildsteiner Weg 5, 56841 Traben-Trarbach.
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10 Minigolf spielen. Gegenüber dem Thermalbad im Stadtteil Bad Wildstein liegt Traben-Trarbachs Minigolfplatz. Aber nicht irgendeiner, denn es handelt sich um den allerersten Minigolfplatz Deutschlands.
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11 Buddhas ansehen. Und noch ein Superlativ. Auch das größte Buddha-Museum Europas steht in Traben-Trarbach. Ein weiterer Möhring-Bau im Jugendstil vom Feinsten. Denn der verstorbene Unternehmer Wolfgang Preuss hat die ehemalige Weinkellerei Julius Kayser gekauft und darin rund 2000 Exponate versammelt. Nicht verpassen: Die charmante Dachterrasse.
Adresse: Buddha-Museum Traben-Trarbach, Bruno-Möhring-Platz 1, Im Stadtteil Trarbach direkt an der Mosel
Geschichte in Traben-Trarbach
12 Den Mont Royal beschreiten. Auf dem Mont Royal, dem Berg über dem Traben, hat Ludwig XIV. 1687 eine gewaltige Festung errichten lassen. Die Pläne dafür lieferte sein Baumeister Sébastien Le Prestre de Vauban. Deren Überreste in Form von Mauern und unterirdischen Gängen können om Alleingang erkundet werden, aber die Tourist-Info bietet auch Führungen für Interessierte.
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13 Promis von früher kennen lernen. Wer waren eigentlich die Leute, die aus der Kleinstadt an der Mosel eine weltweit beachtete Weinhandelsmetropole machten? Und wie kam es dazu? Die Ausstellung der Casino-Gesellschaft informiert mit historischen Fotos und Dokumenten über die goldene Epoche.
Adresse: Moselstraße Ecke Augustastraße, 56841 Traben-Trarbach. Geöffnet samstags von 10-12 Uhr und 15-18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Museen in Traben-Trarbach
14 Auf Besuch bei den Böckings. Wie lebten die reichen Großbürger im 19.Jahrhundert? Wie haben sie geschlafen, wie sahen ihre Wohnzimmer aus? Im Mittelmoselmuseum, das früher die Villa der Familie Böcking war, wird es in über 20 Zimmern gezeigt. Insgesamt wurden stumme Zeitzeugen aus 300 Jahren Leben zusammengetragen.
Adresse: Casinostraße, 56841 Traben-Trarbach
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15 Mit der Moselweinbahn durch ein Freiluftmuseum fahren. Die 13 Kilometer lange Strecke zwischen Traben-Trarbach und Bullay bietet wunderschöne Ausblicke auf historische Eisenbahnarchitektur. Denn sie passiert das Pündericher Hangviadukt und die Doppelstockbrücke bei Bullay.
Spezielle Orte in Traben-Trarbach
16 Freiluft-Kunst. Einer blickt über die Mosel nach Traben, der andere nach Trarbach. Wer um die sieben Meter hohe Doppelkopf-Statue am Kreisel gefahren ist, hat bereits flüchtig Bekanntschaft mit der Arbeit von Jürgen Waxweiler gemacht.
Um die Begegnung zu vertiefen, lohnt sich ein Besuch im frei zugänglichen Skulpturengarten des Künstlers.
Adresse: Schottstraße 20 in Trarbach.
17 Ruine mit Aussicht. Der Stadtteil Wolf bietet nicht nur Ruhe und Fachwerkarchitektur, sondern auch den idyllischen Platz am Wolfer Kloster. Aus fast 800 Jahren Vergangenheit ragt die Ruine in unsere Zeit.
18 Geheimnisvolle Steine. Ein Glanzlicht in der Trarbacher Schweiz ist der sagenumwobene Wildstein, ein scheinbar zufällig übereinander getürmter Haufen von Steinen. War das einst eine heidnische Kultstätte? Vielleicht ein Grab? Oder doch nur eine Laune der Natur?
Bislang weiß niemand genau, welches Geheimnis sich hinter dieser Ansammlung von Findlingen verbirgt. Aber der Magie dieses Ortes kann sich niemand entziehen. Der Wildstein ist nur zu Fuß über einen recht steilen Pfad zu erreichen. Der Weg ist ab der Moseltherme ausgeschildert.
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Wandern in Traben-Trarbach
19 Wandern in der Trarbacher Schweiz. Natürlich führt der Moselsteig (Etappe 13) an Traben-Trarbach vorbei ebenso wie der Mosel-Camino. Doch ein einzigartiges Schmuckstück ist die Trarbacher Schweiz im Kautenbachtal, mit Aussichten die einem das Herz aufgehen lassen. Ob nun die Himmelspforte, die Felskanzeln oder der Longkamp-Blick. Hinweise zu Wanderwegen findet der Besucher auf einer Tafel an der Moseltherme.
20 Zu Fuß nach Bernkastel-Kues. Etwa 20 Kilometer schlingert man mit dem Auto bis Bernkastel an der Mosel entlang. Doch über den Bergrücken sind die Doppelstädte mit einem etwa sechs Kilometer langen Wanderweg verbunden.
Von Trarbachs Gymnasium im Bernkasteler Weg braucht man gut eine Stunde bis zur Waldschenke „Eiserne Weinkarte”. Von dort geht es vorbei am bekanntesten aller Weinberge, dem Bernkasteler Doctor, durchs Graacher Tor nach Bernkastel-Kues. Für den Rückweg empfiehlt sich das Schiff. Viel Vergnügen!
21 Klettern im Wald. Der Hochseilgarten Mosel Adventure Forest auf dem Mont Royal punktet mit Seilrutschen bei Kindern genauso wie bei den Großen.
Ungewöhnlich schlafen in Traben-Trarbach
22 Elegant wie damals. Direkt an der Mosel mit 1 A-Blick, steht das Jugendstilhotel Bellevue, das seinem Namen alle Ehre macht. Mit viel Liebe zum Detail restauriert, blieb der Zeitgeist der Jahrhundertwende erhalten. Zudem beherbergt das Gesamtkunstwerk von Bruno Möhring ein wunderbares Restaurant.
23 Pilgerherberge. Ab 1649 war in der Alten Lateinschule das Gymnasium untergebracht. Es war lange Zeit die einzige höhere Schule zwischen Koblenz und Trier. Doch inzwischen finden Pilger und Pilgerinnen auf dem Mosel-Camino dort eine der wenigen Pilgerherbergen. Ein Kleinod mit Garten, geführt von einer fürsorglichen Gastgeberin, das man jedem nur ans Herz legen kann.
Zum Weiterlesen: Hier will keiner weg»
24 Kuren. Das Ayurveda Parkschlösschen im Kautenbachtal, übrigens auch ein Möhringbau, ist europaweit das einzige Fünfsternehotel, das sich ausschließlich auf die traditionelle Heilkunst konzentriert. Weiß Gott nicht billig. Aber mehr Ayurveda außerhalb Indiens geht kaum.
Weinfeste in Traben-Trarbach
25 Moselwein-Festival. Immer am zweiten Wochenende im Juli spielt die Musik am Moselufer in Trarbach. Natürlich mit Feuerwerk.
26 Unterirdischer Weihnachtsmarkt. Von November bis Dezember öffnen die Kellergewölbe für den Mosel-Wein-Nachts-Markt.
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