Vor fast 300 Jahren flog die Grevenburg in die Luft. Heute ist die Ruine über Traben-Trarbach ein beliebtes Ausflugsziel. Viele schwärmen von der Burgschänke, die mit kleiner Speisekarte und großer Aussicht überzeugt.
Kinder klettern über Felsen, Kellnerinnen balancieren eilig volle Tabletts, der freundliche Mann hinterm Tresen hat gut zu tun. Natürlich sind die besten Plätze im Burggarten längst besetzt, denn die Sonne hat die Leute in Scharen hoch auf den Berg über Traben-Trarbach getrieben.
Kein Wunder. Denn wo sonst werden schon Kuchen oder Deftiges vor einem solchen Panorama serviert? Von hier oben kann man inmitten historischer Mauern das gesamte Städtchen nebst Flusskurve überblicken.
Über 660 Jahre haben diese Steine, die man heute dort sieht, schon auf dem Buckel. Allerdings sind von der Grevenburg nur noch ein paar Mauern, Reste der Kasematten und die Fassade des Kommandantenhauses übrig geblieben.
Um das Wahrzeichen der Stadt weiterhin für die Nachwelt zu erhalten, mussten die Ruine und der Felsen, auf dem sie steht, zuletzt aufwendig gesichert werden. Über sechs Jahre lang war die Treppe der Fassade des Kommandantenhauses gesperrt. Doch jetzt ist der spezielle Aussichtspunkt endlich wieder begehbar, ohne das man fürchten muss, mitsamt Ruine hinter ins Tal zu stürzen.
Umkämpfte Grevenburg
Vor langer langer Zeit hat auf dem Gelände noch ein Herrenhaus mit vier Türmen gestanden, daneben ein Zeughaus und ein 35 Meter hoher Bergfried. Seinerzeit flankierten zwei Pulvertürme das Durchfahrtstor.
Doch wo heute Leute friedlich nebeneinander Kaffee trinken, schlugen sich die Menschen im 17. und 18. Jahrhundert die Köpfe ein. Ein ums andere Mal wurde die Grevenburg belagert, erobert, bombardiert und immer wieder neu befestigt.
Heute ist die Grevenburg zwar nur noch eine Ruine. Aber was für eine. Die Traben-Trarbacher sind zu Recht stolz auf die Reste der einst stattlichen Wehranlage. Von dort hat man nicht nur den besten Blick über die Stadt und den Fluss. Dieser Platz strahlt eine besondere Atmosphäre aus, er gehört zu den Orten an der Mosel, die verzaubern.
Einige wandern über den Moselsteig (Etappe 13 in Richtung Reil) zur Ruine. Andere nehmen den Wanderweg ab Traben-Trarbach. Gut 30 Minuten Fußmarsch sind es von der Trarbacher Brückenstraße (der Einstieg liegt hinter dem Haus Nr. 52). Am Kriegerdenkmal vorbei führt die sogenannte untere Franzosentreppe über 100 Stufen steil zur Grevenburg hinauf.
Doch die meisten fahren mit dem Auto über eine Serpentinenstraße, die sich zum Schluss in eine abenteuerliche Buckelpiste verwandelt.
Aussicht vom Franzosensteig
Auf dem Parkplatz, wo sich früher der Burghof befand, fällt der Blick auf eine Stahlkonstruktionen mit Aussichtsplattform im Berg. Der Einstieg liegt im sogenannten „Hohle Fass”. Von dort führt eine Wendeltreppe hinauf. Schon dort eröffnet sich ein schöner Blick auf die Umgebung.
Doch folgt man dem Pfad über die vielen Stufen der oberen Franzosentreppe, gelangt man zum Felsvorsprung mit dem schönen Namen „Himmelspforte”. Hier bietet sich ein grandioser Weitblick über die Grevenburg, Traben-Trarbach und die Moselschleife bis hin zum Mont-Royal.
Zum Weiterlesen: Halleluja! Der schöne Weg zur Himmelspforte»
Burgschänke und Sehenswürdigkeit
Vor den Lohn haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt. Nach der Tour zur Himmelspforte angekommen, weiß man, was man hinter sich gebracht hat. Wieder auf dem Parkplatz zurück, sind es nur ein paar Schritte bis zur Burgschänke, die zwar danach aussieht, aber früher nicht hier stand.
Hurra, es gibt etwas! Das Haus mit den rot-weißen Fensterläden beherbergt das Ausflugslokal Griffin’s. Auf der Speisekarte stehen zum Beispiel Bohnensuppe, Pizza oder Burrata.
Erbaut wurde die Feste um 1350 von Graf Johann III. von Sponheim, einem Sohn der berühmten Gräfin Loretta. Dabei sollen Steine der elterlichen Starkenburg verwendet worden sein. Das Mittelmosel-Museum präsentiert ein Modell der Grevenburg wie sie ursprünglich aussah.
Schon damals zog das Gemäuer Menschen aus halb Europa magisch an. Allerdings kamen sie nicht in friedlicher Mission. Insgesamt dreizehnmal wechselte die Grevenburg in ihrer Geschichte den Besitzer. Der berühmte Baumeister Vauban baute die Begehrlichkeit ab 1687 für Ludwig XIV. als Vormachtstellung aus. Danach besetzten spanische Truppen die Burg, dann kamen die Schweden.
Grevenburg wird zur Ruine
Die Holländer überließen sie im Frieden von 1713 Trier. Doch 20 Jahre später standen die Franzosen wieder mit Kanonen auf der Matte. Und hatten nichts Eiligeres zu tun, als die letzte der noch intakten Moselburgen zu pulverisieren. Die Fassade des Kommandantenhauses ließen sie netterweise stehen.
Das Angebot, die Ruine gegen Ende des 19. Jahrhunderts an den Kaufmann Louis Jacques Ravené zu verkaufen, wurde abgelehnt. Stattdessen erwarb der reiche Berliner die Cochemer Reichsburg und baute sie nach eigenen Vorstellungen wieder auf. Doch wer weiß: Vielleicht wäre die rekonstruierte Grevenburg längst nicht so idyllisch gewesen wie diese echte Ruine.
Info: Anfahrt und Öffnungszeiten
Grevenburg, L190 in 56841 Traben-Trarbach.
Anfahrt: Das Navi ist keine Hilfe! Ab Trarbach über die Schottstraße und die L 190 hoch in Richtung Irmenach, dann der Beschilderung folgen.
Dass die Burgschänke geöffnet ist, erkennt man vom Tal aus an der gehissten Fahne.