An der Mosel gibt es Aussichtstürme, die etwas anders als andere sind. So war etwa der eine früher ein Gefängnis, der andere verspricht einen Blick über fünf Seen, die es in Wahrheit gar nicht gibt. Sogar drei Kunstwerke sind dabei.
Von jeher fühlen sich Menschen zu Höherem berufen. Vielleicht sind Aussichtstürme deshalb so beliebte Ausflugsziele. Die Bauwerke versprechen Hoch-Genuss für alle, die schon immer ganz nach oben wollten.
Koblenz hat gleich zwei aussichtsreiche Attraktionen im Programm: Da ist zum einen die Seilbahn, die Ausflügler in Gondeln vom Deutschen Eck hinauf zur Festung Ehrenbreitstein schaukelt. Bis 1918 hatte dort oben Kaiser Wilhelm zwo das Sagen. Heute ist das trutzige Gemäuer gegenüber der Moselmündung Unesco-Weltkulturerbe, Sitz des Landesmuseums Koblenz und Standort eines im Sommer gut besuchten Biergartens.
Zum anderen erhebt sich dort oben auf dem Festungsgelände, 118 Meter über dem Fluss, eine originelle Holzkonstruktion in Form eines riesigen Dreiecks: Die Spitze der Aussichtsplattform Koblenzer Kanten ragt zehn Meter weit über das Gelände hinaus.
Das architektonische Kunstwerk am Deutschen Eck ist ein Touristenmagnet, denn mit dem sogenannten Rhein-Mosel-Blick präsentiert es die berühmte Aussicht über den Zusammenschluss der beiden Flüsse. Die Aussichtsplattform ist per Seilbahn, aber auch per Auto über die Greiffenklaustraße zu erreichen, und dank Barrierefreiheit auch für Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer geeignet.
Mönch-Felix-Hütte bei Niederfell
Das hölzerne Bauwerk ist der Höhepunkt des Wanderweges „Traumpfädchens Niederfeller Schweiz”: Die Mönch-Felix-Hütte, bei der es sich – anders als der Name verheißt – um einen der kleinsten Aussichtstürme an der Mosel handelt. Das Panorama von der Plattform reicht von Lehmen über Niederfell bis nach Kobern-Gondorf. Die Schlösser Liebieg und Gondorf am gegenüberliegenden Moselufer sind gut zu sehen, ebenso die Nieder- und die Oberburg mit der Matthiaskapelle.
Der Name des Türmchens kommt nicht von ungefähr: Der Sage nach hat sich der Wandermönch Felix nach 40 Jahren Pilgerschaft im Jahre 70 n. Chr. genau an dieser Stelle niedergelassen und kurz darauf im Münichsberg den ersten Wein angebaut.
Man erreicht den kleinen Aussichtsturm über das vier Kilometer lange Traumpfädchen Niederfeller Schweiz. Der Einstieg liegt bei der Pension Linkemühle in der Bachstraße in 56332 Niederfell.
Aussichtsturm über Zell
Vom Tal aus bemerken ihn die meisten erst auf den zweiten Blick, denn der Collis Turm versteckt sich ganz weit oben über der Weinlage Zeller Schwarze Katz. Der Mosel-Hochwald-Hunsrückverein hat ihn 1906 als Ersatz für eine abgebrannte Schutzhütte gebaut – vielleicht wird das Bauwerk deshalb auch Collis Häusje genannt. Die Moseltalbahn steuerte damals das Baumaterial für das Mauerwerk bei.
Das acht Meter hohe Türmchen mit Wetterfahne ist hübsch, keine Frage. Doch das Ungewöhnliche ist wohl der Weg, über den man diesen Aussichtspunkt erreichen kann. Denn es geht mit Hilfe von Trittbügeln und Drahtseilen über nahezu senkrechte Felsenwände hinauf. Trotz der nur 1,2 Kilometern langen Strecke ist „Collis Steilpfad” ist ein Abenteuer. Aber keine Sorge: Alternativ führen auch Weinbergpfade gemütlich zum Ziel.
Für den besten Blick wurde ein paar Treppenstufen unterhalb des Turms eine Aussichtsplattform in den Weinberg gesetzt. Die Fernsicht über den sogenannten Zeller Hamm ist außergewöhnlich.
Tipp: Bei gutem Wetter versorgt eine Hütte neben dem Aussichtsturm mit Getränken und kleinen Speisen. Ob der Ausschank geöffnet ist, erkennt man vom Tal aus an einer wehenden blauen Fahne.
Mehr dazu: Spiderman im Paradies»
Aussichtsturm präsentiert 70 Dörfer
Der Otto-Andreas-Turm in der Nähe des Hunsrückdorfes Macken ist zwar nur schlappe sechs Meter hoch. Aber 396 Meter über dem Meeresspiegel präsentiert er ein Rundum-Panorama, das über die Mosel, in die Eifel und weit ins Maifeld reicht. Bei klarem Wetter sind sage und schreibe rund 70 Ortschaften zu sehen.
Namensgeber des Bauwerks ist der ehemalige Pfarrer Otto Andreas, denn der heutige Ehrenbürger hatte 1973 die Idee, einen Aussichtsturm aufs Feld zu stellen. Auch finanziell beteiligte er sich am Bau.
So kommt man hin: An der Landesstraße von Burgen nach Kastellaun weist ein Schild zum Otto-Andreas-Turm.
Aussichtsturm in Traben-Trarbach
Normalerweise stehen Aussichtstürme irgendwo im Grünen oder auf einem Berg. Doch der sogenannte Weiße Turm streckt sich zwischen den Häusern in der Trarbacher Grabenstraße nach oben. Er ist 24 Meter hoch und war Teil der Stadtmauer, die dort ab 1357 stand.
Früher diente der alte Stadtturm mitunter sogar als Gefängnis. Heute stapfen Aussichtssüchtige freiwillig über eine Wendeltreppe nach oben zur Plattform.
Dabei bietet er nicht nur freie Sicht über die Dächer des Städtchens bis zur Grevenburg und den Fluss, sondern auch ein Glockenspiel. Es besteht aus 28 Bronzeglocken, von denen die größte knapp 80 Kilo wiegt. Täglich um 12 Uhr sowie stündlich zwischen 15 und 18 Uhr ertönt das melodische Gebimmel.
Der unbekannteste aller Aussichtstürme
Es gibt Aussichtstürme in der Region, die sind selbst vielen Einheimischen bislang nicht bekannt. Der Turm auf dem Grainskopf, von den Anwohnern „A-Turm” genannt, ist einer davon. Dabei wurde er schon 1896 vom Hunsrückverein in der Nähe der „Dreifaltigkeit” im Wehlener Wald gebaut. Der Weg dorthin ist im Ort ausgeschildert.
Mut und Schwindelfreiheit sind hilfreich, denn der Aufstieg ist ein luftiges Vergnügen. Zudem wirkt das 12 Meter hohe Gestell mit Plattform auf den ersten Blick nicht unbedingt vertrauenerweckend.
Doch keine Sorge, so wackelig und windanfällig er aussehen mag, der Grainskopf-Turm steht wie eine Eins. Ein Schild bestätigt sogar die regelmäßige Renovierung. Wer sich traut, über die Stufen nach oben zu klettern, wird mit einem wunderbaren Rundumblick beschenkt. Lieser und Maring-Noviand sind zu sehen, Osann-Monzel, Veldenz, die Graacher Schäferei und auch die Hochmoselbrücke zwischen Zeltingen und Ürzig.
Aussichtstürme mit exklusivem Moselblick
Der wohl prominenteste Aussichtsplatz im Tal ist der Prinzenkopfturm. Das gut 27 Meter hohe Bauwerk erhebt sich auf einem 235,5 Meter hohen Berg in der Nähe der Marienburg, gegenüber der Ortschaft Pünderich. Ein Aussichtsturm mit Münzfernglas, Webcam und außergewöhnlichem 360 Grad-Panorama. Denn zu Füßen der Stahlkonstruktion dreht die Mosel eine beinahe 14 Kilometer lange Ehrenrunde. Das ist einzigartig in der Region. Weil es natürlich keinen Lift nach oben gibt, muss man über 130 Stufen laufen.
Mehr dazu: Mehr Blick auf die Mosel»
Der fast 30 Meter hohe Aussichtsturm namens Fünf-Seen-Blick ragt aus dem Wald bei Detzem heraus. Der wohl schönste Holzturm der Region ist über den Stefan-Andres-Wanderweg zu erreichen. Wer die 105 Stufen zur Plattform bewältigt hat, wird feststellen, dass es allerdings keine fünf Seen sind, die man erblickt.
Stattdessen mäandert die Mosel tief unten in Schlangenlinien durchs Tal. Weil die Sicht auf den Fluss durch Weinberge und Wälder unterbrochen wird, kann mit viel Fantasie der Eindruck entstehen, man überschaue fünf Gewässer.
Und was sieht man noch? Im Vordergrund ist Mehring gut erkennbar, im Hintergrund Longuich und Schweich. Der Blick reicht über Pölich und die Staustufe von Detzem.
Skywalk in Bernkastel-Kues
Am Skywalk auf dem Kueser Plateau scheiden sich die Geister. Die einen schätzen ihn als nettes Wanderziel, anderen meinen, eine kostengünstigere Bank an selber Stelle hätte den Zweck erfüllt. Aber alle sind sich einig über die Schönheit der Aussicht auf Bernkastel-Kues mit Burg.
Die Bezeichnung Skywalk mag tatsächlich etwas hoch gegriffen sein, ragt die Aussichtsplattform doch nur wenige Meter über den Weinberg hinaus. Man kommt über Treppenstufen hoch, er ist aber auch von oben barrierefrei mit allem, was rollt, erreichbar. Der Einstieg liegt am Parkplatz vom Kurpark auf dem Kueser Plateau.
Der Turm Luxemburg in Tier
Ist es eine Skulptur oder ein Gebäude? Mitten auf einem grünen Hügel erhebt sich der rostrote Koloss über sechzehn Meter in Höhe. Turm der Träume und Sehnsüchte heißt dieses ungewöhnliche Gebilde auf dem Petrisberg in Trier und dient Einheimischen und Touristen als Aussichtsturm.
Die Trierer nennen ihn einfach Turm Luxemburg, denn die begehbare Stahlkonstruktion war ein Geschenk der Stadt Luxemburg an Trier zur Landesgartenschau 2004. Entworfen vom Büro des Star-Architekten Francois Valentiny aus Remerschen. Wer die 51 Stufen bis zur obersten Plattform bewältigt hat, blickt über die Region in Richtung Luxemburg Stadt. Man erreicht ihn mit dem Auto über die Behringstraße.
Aussichtstürme abseits der Mosel
Höher geht es im Hunsrück nirgendwo hinaus: Mit 816 Metern ist der Erbeskopf der Spitzenreiter. Der Berg trägt mehrere Skipisten, eine Sommerrodelbahn und mit der begehbaren Skulptur namens Windklang einen außergewöhnlichen Aussichtsplatz.
Das Kunstwerk des Bildhauers Christoph Mancke ermöglicht die Sicht über die Hunsrücklandschaft bis zu den erloschenen Vulkanen der Eifel, bis zum Schaumberg bei Tholey und dem Donnersberg in der Pfalz. Allerdings muss man es mögen, dass man durch den Boden in die Tiefe blicken kann.
So kommt man hin: Ins Navi 54426 Hilscheid eingeben und im Ort der Beschilderung folgen.
Der wohl spektakulärste aller Aussichtstürme steht an der Saar. Um die Saarschleife zu sehen, steuern die meisten Ausflügler die Aussichtskanzel Cloef in Mettlach-Orscholz an. Doch das Wahrzeichen des Saarlandes kann man auch aus einer anderen Perspektive betrachten, die das Panorama noch eine Stufe höher hebt: Der 1250 Meter lange Baumwipfelpfad ist ein Touristenmagnet.
In bis zu luftigen 23 Metern Höhe schlängelt sich der Pfad durch den Wald. Doch die Krönung ist der 42 Meter hohe Aussichtsturm am Ende der Rampe. Oben angekommen, reicht die Fernsicht weit über die Saarschleife hinweg ins Umland hinein. Der Weg zur Plattform steigt in vielen Windungen nur allmählich an, so dass ihn auch Menschen im Rollstuhl und mit Kinderwagen problemlos meistern können. Nachteil: Der Eintritt kostet für Erwachsene 12,50 Euro, Hunde sind jedoch nicht erlaubt.
Mehr dazu: Saarschleife: 21 Tipps und Ausflugsziele
Das Saarpolygon
Im Saarland geht es an mehreren Stellen hoch hinaus. Wer in der Gegend unterwegs ist, sollte sich das Saarpolygon nicht eingehen lassen. Das extravagante Bauwerk steht auf der Berghalde Duhamel in Ensdorf etwa 150 Meter über dem Saartal. Die gigantische begehbare Skulptur ist ein Denkmal, Kunstwerk und Aussichtsturm zugleich. Sie würdigt die Leistungen des Steinkohlebergbaus und der Bergleute im Saarland, steht aber auch für den Wandel in der Region.
Über je 132 Stufen geht es durch die beiden an Fördertürme erinnernde Pylone auf die 40 Meter lange und rund 60 Tonnen schwere Aussichtsplattform in 25 Metern Höhe. Von oben reicht der Blick weit über die Landschaft. Doch auch das Saarpolygon selbst, sollte man sich genauer aus verschiedenen Perspektiven anschauen. Denn es ist so gestaltet, dass es aus jeder Richtung eine andere Form hat.
Fürs Navi: Die Adresse Starenweg 4-6, 66806 Ensdorf führt zum Parkplatz des Saarpolygons.