An der Mosel gibt es Aussichtstürme, die etwas anders sind. Der eine war früher ein Gefängnis, der andere bietet einen Blick über fünf Seen, die es gar nicht gibt. Sogar zwei Kunstwerke sind dabei.
Seit der Bundesgartenschau vor einigen Jahren ist Koblenz um zwei spezielle Attraktionen reicher: Da ist zum einen die Seilbahn, die Ausflügler vom Deutschen Eck in Gondeln hinauf zur Festung Ehrenbreitstein schaukelt.
Zum anderen erhebt sich dort oben auf dem Festungsgelände, 118 Meter über dem Fluss, eine originelle Holzkonstruktion in Form eines riesigen Dreiecks. Die Spitze der sogenannten Koblenzer Kante ragt zehn Meter über das Gelände hinaus.
Das architektonischen Kunstwerk am Deutschen Eck ist ein Touristenmagnet. Denn die mehrstöckigen Aussichtsplattform namens Rhein-Mosel-Blick präsentiert die berühmte Aussicht über den Zusammenschluss der beiden Flüsse.
Die Aussichtsplattform ist per Seilbahn oder per Auto über die Greiffenklaustraße zu erreichen, und dank Barrierefreiheit auch für Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer geeignet.
Aussichtsturm über Zell
Vom Tal aus bemerken ihn die meisten erst auf den zweiten Blick, denn der Collis Turm versteckt sich ganz weit oben über der Weinlage Zeller Schwarze Katz. Der Mosel-Hochwald-Hunsrückverein hat ihn 1906 als Ersatz für eine abgebrannte Schutzhütte gebaut, vielleicht wird das Bauwerk deshalb auch Collis Häusje genannt. Die Moseltalbahn steuerte damals das Baumaterial für das Mauerwerk bei.
Das acht Meter hohe Türmchen mit Wetterfahne ist hübsch, keine Frage. Doch das Ungewöhnliche ist wohl der Weg, über den man diesen Aussichtspunkt erreichen kann. Denn es geht mit Hilfe von Trittbügeln und Drahtseilen über nahezu senkrechte Felsenwände hinauf. Trotz der nur 1,2 Kilometern langen Strecke ist „Collis Steilpfad” ist ein Abenteuer. Aber keine Sorge: Alternativ führen auch Weinbergpfade gemütlich zum Ziel.
Für den besten Blick wurden ein paar Treppenstufen unterhalb des Turms eine Aussichtsplattform in den Weinberg gesetzt. Die Fernsicht über den Zeller Hamm ist außergewöhnlich.
Tipp: Bei gutem Wetter versorgt eine Hütte neben dem Aussichtsturm mit Getränken und kleinen Speisen. Ob der Ausschank geöffnet ist, erkennt man vom Tal aus an einer wehenden blauen Fahne.
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Aussichtsturm in Traben-Trarbach
Normalerweise stehen Aussichtstürme im Grünen oder auf einem Berg. Doch der sogenannte Weiße Turm streckt sich zwischen Häusern in der Trarbacher Grabenstraße nach oben. Er ist 24 Meter hoch und gehörte ab 1357 zur mittelalterlichen Stadtbefestigung.
Früher diente der alte Stadtturm mitunter sogar als Gefängnis. Heute stapfen Aussichtssüchtige freiwillig über eine Wendeltreppe nach oben zur Plattform.
Dabei bietet er nicht nur freie Sicht über die Dächer bis zur Grevenburg und den Fluss, sondern auch ein Glockenspiel. Es besteht aus 28 Bronzeglocken, von denen die größte knapp 80 Kilo wiegt. Täglich um 12 Uhr sowie stündlich zwischen 15 und 18 Uhr ertönt das Gebimmel.
Der unbekannteste aller Aussichtstürme
Es gibt Aussichtstürme in der Region, die sind selbst vielen Moselanern bislang nicht bekannt. Der Turm auf dem Grainskopf, von den Anwohnern „A-Turm” genannt, ist einer davon. Dabei wurde er schon 1896 vom Hunsrückverein in der Nähe der „Dreifaltigkeit” im Wehlener Wald gebaut. Der Weg dorthin ist im Ort ausgeschildert.
Mut und Schwindelfreiheit sind hilfreich, denn der Aufstieg ist ein luftiges Vergnügen. Zudem wirkt das 12 Meter hohe Gestell mit Plattform auf den ersten Blick nicht unbedingt vertrauenerweckend.
Doch keine Sorge, der Grainskopf-Turm steht wie eine Eins. Ein Schild bestätigt sogar die regelmäßige Renovierung. Wer sich traut, über die Stufen nach oben zu klettern, wird mit einem wunderbaren Rundumblick beschenkt. Lieser und Maring-Noviand sind zu sehen, Osann-Monzel, Veldenz, die Graacher Schäferei und auch die Hochmoselbrücke zwischen Zeltingen und Ürzig.
Aussichtstürme mit Moselblick
Der Prinzenkopfturm erhebt sich in der Nähe der Marienburg bei Bullay und Pünderich. Ein Aussichtsturm mit Münzfernglas, Webcam und atemberaubenden 360 Grad-Panorama. Denn zu Füßen der Stahlkonstruktion dreht die Mosel eine beinahe 14 Kilometer lange Ehrenrunde. Das ist einzigartig in der Region.
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Der fast 30 Meter hohe Aussichtsturm namens Fünf-Seen-Blick ragt aus dem Wald bei Detzem heraus. Der wohl schönste Holzturm der Region ist über den Stefan-Andres-Wanderweg zu erreichen. Wer die 105 Stufen zur Plattform bewältigt hat, wird feststellen, dass es allerdings keine fünf Seen sind, die man erblickt.
Stattdessen mäandert die Mosel tief unten in Schlangenlinien durchs Tal. Weil die Sicht auf den Fluss durch Weinberge und Wälder unterbrochen wird, kann mit viel Fantasie der Eindruck entstehen, man überschaue fünf Gewässer.
Und was sieht man noch? Im Vordergrund ist Mehring gut erkennbar, im Hintergrund Longuich und Schweich. Der Blick reicht über Pölich und die Staustufe von Detzem.
Achtung: Derzeit ist der Turm wegen Schäden nicht begehbar.
Der Turm Luxemburg in Tier
Ist es eine Skulptur oder ein Gebäude? Mitten auf einem grünen Hügel erhebt sich der rostrote Koloss über sechzehn Meter in Höhe. Turm der Träume und Sehnsüchte heißt dieses ungewöhnliche Gebilde auf dem Petrisberg in Trier und dient Einheimischen und Touristen als Aussichtsplattform.
Die Trierer nennen ihn einfach Turm Luxemburg, denn die begehbare Stahlkonstruktion war ein Geschenk der Stadt Luxemburg an Trier zur Landesgartenschau 2004. Entworfen vom Büro des Star-Architekten Francois Valentiny in Remerschen. Wer die 51 Stufen bis zur obersten Plattform bewältigt hat, blickt über die Region in Richtung Luxemburg Stadt. Man erreicht ihn mit dem Auto über die Behringstraße.