Collis-Turm: Spiderman in Zell

Der Collis-Turm in Zell verspricht Hoch-Genuss im wahrsten Sinne des Wortes. Denn von oben bietet sich ein attraktiver Ausblick. Hinauf geht es allerdings über den schwierigsten Klettersteig an der Mosel.

Sie wollten schon immer mal wie Spiderman eine Wand erklettern? Dann ist der Collis-Turm in Zell genau das richtige Wanderziel für Sie. Nur zu!
Stellen Sie sich zunächst ans gegenüberliegende Ufer im Stadtteil Kaimt, ein Fernglas wäre dabei praktisch.

Dann gucken Sie über die Mosel hinweg ganz genau hin: Rechter Hand ragt der runde Pulverturm aus den Weingärten heraus. Etwas weiter links, noch ein gutes Stück höher über den Dächern der Stadt, steht ein weiteres Gebäude. Erkennen Sie das kleine Bauwerk, das mit seiner Wetterfahne fast den Himmel berührt? Genau das ist der Collis-Turm. Allerdings ist der Aufstieg nur für Schwindelfreie ein echtes Vergnügen. 

Collis-Turm, Zell, Steilpfad

Blick auf den Collis-Turm oben im Weinberg.

Hoch, höher, Collis-Turm

Nach oben geht es über den schwierigsten Klettersteig an der Mosel. Collis-Steilpfad, so die offizielle Bezeichnung, führt sicherlich nicht aufs Matterhorn, hat aber dennoch fast alpinen Charakter.

Zwar erreicht man das Türmchen auch ohne Patex an Händen und Füßen oder Spiderman’s Superkräfte: Denn dank Alpenverein wurden im Schieferfelsen bombensichere Trittbügel verankert und an einigen Passagen helfen Eisenleitern oder Stahlseile weiter. Wer allerdings einen Spaziergang erwartet, könnte beim Aufstieg in Richtung Collis-Turm sein blaues Wunder erleben: Immerhin 160 Höhenmeter müssen auf der nur 1,2 Kilometer langen Strecke bewältigt werden.

Etwas Mut, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind ein Muss. Schon so mancher hörte vor Erleichterung gar nicht mehr auf, die Glocke am Ende des Steigs zu bimmeln.

Beste Aussicht von Collis-Turm

Collis-Turm, Zell, Aussichtsplattform

Die Aussichtsplattform unter Collis-Turm

Der unübersehbar ausgeschilderte Weg zum Startpunkt führt vom Zeller Schwarze Katz-Brunnen bergaufwärts vorbei am Rathaus und dem Viereckigen Turm, der einst Teil der die Stadtmauer war.

Oben angekommen präsentiert sich vor den Füßen eine attraktive Aussicht über die Moselschleife mit den Ortsteilen Kaimt, Merl und Barl. Oberhalb der Aussichtsplattform steht der acht Meter hohe Collis-Turm, auf Moselfränkisch liebevoll Collis Häusje oder Collis Tärmche genannt. Sein Name erinnert an auf den römischen Ursprung von Zell, denn „Collis” bedeutet auf Latein so viel wie „Hügel”.

Das hübsche Backsteingebäude wurde im Jahr 1906 als Ersatz für eine abgebrannte Hütte gebaut, finanziert aus Spenden der Zeller Bürger und Bürgerinnen. Die Moseltalbahn, die gerade den Betrieb zwischen Bullay und Trier aufgenommen hatte, steuerte das Baumaterial bei. Immerhin hatte die Stadt Zell, die zunächst die Gleise durch die Weinberge verlegt haben wollte, den Bau der Bahnlinie an der Moselfront akzeptiert.

Collis Turm, Zell, Mosel

Der Collis-Turm

Seither ist das Kleinod ein beliebtes Ausflugsziel – das übrigens auch ohne die Extraportion Nervenkitzel bequem über asphaltierte Weinbergwege erreicht werden kann. Das Auto sollte man dennoch am Moselufer stehen lassen.

Bewirtschaftete Hütte am Turm

Mancher Moselaner bekommt heute noch glänzende Augen, wenn er von der heißgeliebten Moseltalbahn spricht. Kaum eine andere Bahnstrecke hierzulande ist mit so vielen Geschichten behaftet. Der rege besuchte Salonwagen brachte ihr mit Recht den Beinamen „Saufbähnchen” ein.

Doch mit der Moselkanalisierung kam das Aus für die einstige Lebensader des Tals. Heute erinnern nur noch wenige Relikte daran. Zum Beispiel der alte Bahnhof in Zell. Genau unter Collis-Turm machte das Saufbähnchen Halt, umso manchen weinseligen Passagier, aber auch Kinder zur Schule oder Moselaner zur Arbeit zu befördern. 

Von jeher beherbergt das Gebäude ein Restaurant, wo heute neben typischen Klassikern auch Heimat-Gerichte auf den Tellern landen. Aber verhungern muss man auch oben auf dem Hügel nicht. Auf dem Platz vor dem Collis-Turm werden am Wochenende aus einer Hütte Getränke und kleine Speisen gereicht. Dass die Einkehrstation geöffnet ist, erkannt man vom Tal aus an der wehenden blauen Fahne.