Schloss Veldenz: Ritterromantik und ein teuflisches Werkzeug

Abseits der Touristenpfade rapunzelt Schloss Veldenz meist unbehelligt vor sich hin. Denn jederzeit zugänglich ist das Gemäuer nicht. Doch immer mittwochs öffnet Burgherr Gilbert Haufs-Brusberg das Tor für neugierige Gäste.

Veldenz, Mosel, Rundwanderweg

Das Schloss Veldenz über Thalveldenz

Am Rande eines der schönsten Seitentäler, das die Mosel vor Millionen von Jahren geschaffen hat, eröffnet sich eine Landschaft wie aus dem Märchenbuch. Unten quetscht sich Thalveldenz Hammer, ein Ortsteil von Veldenz, zwischen die bewaldeten Hügel. Und oben klammert sich eine verwunschene Burgruine in den Felsen.

Zwar nur neun Kilometer vom trubeligen Bernkastel-Kues entfernt gelegen, rapunzelt Schloss Veldenz meist unbehelligt von Touristen vor sich hin. Denn wer vom Marienkapellchen im Tal über den alten Burgweg hinauf zum Schloss läuft, steht meist enttäuscht vor verschlossenem Tor.

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Schlossherr Gilbert Haufs-Brusberg

Denn von den Truppen des französischen Sonnenkönigs –  vermutlich im Jahr 1681 – zerstört, gelangte die attraktive Ruine schon 1807 unter napoleonischer Herrschaft in Privatbesitz. Seit 1995 sind der Rechtsanwalt Dr. Gilbert Haufs-Brusberg aus Trier und dessen Frau Christa die Besitzer. Die Familie hat das ramponierte Schloss auf Vordermann gebracht, nach und nach eingerichtet und bietet nun burgenverliebten Gruppen und jungen Menschen für Jugendfreizeiten Unterkunft. 

Armsheim gehörte zur Grafschaft

Ab dem 12. Jahrhundert residierten zunächst die berühmten Grafen von Veldenz in dieser Spitzenposition über dem verwunschenen Tal. Deren riesiges Reich erstreckte sich von den Hunsrückbergen bis weit in die Vogesen hinein.

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Aussicht auf Thalveldenz

Zur Grafschaft zählten neben Veldenz etwa Armsheim, Lauterecken und Kusel. Ebenso die Hälfte der benachbarten Grafschaft Sponheim gehörte dazu und mit dem Veldenzer Taler gab es damals sogar eine eigene Währung.

Aber warum wird die Stammburg der Grafen „Schloss Veldenz” genannt? Vielleicht nur deshalb, weil die Anlage einst die größte und mächtigste aller Burgen an der Mittelmosel war. Vermutlich dient die Bezeichnung aber auch als Unterscheidungsmerkmal gegenüber der Burg Veldenz im saarländischen Nohfelden.

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Nur mittwochs geöffnet. Der Eingang zum Schloss.

Jederzeit öffentlich zugänglich ist die weitläufige Ruine zwar nicht. Doch einmal pro Woche öffnet der Burgherr das schmiedeeiserne Eingangstor, um großen und kleinen Interessierten sein charmantes Gemäuer zu zeigen. Von der einstigen Burg wurden nur wenige Gebäude wieder aufgebaut. Umso erstaunlicher, was man so alles zu sehen bekommt.

Schloss Veldenz-Besichtigung mit Besitzer

Etwa das über 500 Kilo schwere Eichen-Eingangsportal, das die mächtigen Bewohner der Burg über die Jahrhunderte hinweg vor Eindringlingen schützte. Und eine „Wundertätige Madonna”, die der Schlossherr als Ersatz für eine verloren gegangene Skulptur von einer Künstlerin für die ehemalige Kapelle anfertigen ließ.

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Der Veldenzer Taler wurde vom Euro abgelöst.

Natürlich auch tolle Fernsichten über die Landschaft und das bewaldete Tal. Oder eine historische Zisterne. Und die Währung der früheren Grafschaft wird auch gezeigt: ein silberner Veldenzer Taler.

Von der hohen Warte des Aussichtsturms überblickt man die Überreste des mächtigen Palas, der einstigen Wohnung der Grafen. An der Stelle, wo sich ursprünglich der viereckige Bergfried befunden haben soll, wohnt heute die Familie Haufs-Brusberg, die man nicht besichtigen kann. Das kleine Gebäude mit Terrasse auch nicht.

Schloss Veldenz, Ruine, Mosel

Die Ruine von Schloss Veldenz

Im Haus mit dem Treppengiebel linker Hand ist der Rittersaal untergebracht. Ein echtes Schmuckstück mit historischem Interieur.

Als die Haufs-Brusbergs die Burganlage kauften, war er leer, doch das Ehepaar hat ihn mit Liebe zum Detail eingerichtet. Heute versprühen die schweren Eichentische mit Bänken und Fellen, die Ritterrüstungen und Truhen und der große Kamin echtes Mittelalter-Flair.

In dem schönen Saal werden mitunter Burgenfeste gefeiert und Veranstaltungen wie das Moselmusikfestival ausgerichtet.

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Der Rittersaal

Eine Ahnengalerie an der Wand zeigt die Wittelsbacher Fürsten des Fürstentums Pfalz-Veldenz. Da ist etwa Ruprecht, genannt „Der Veldenzer”, auf einem Gemälde zu sehen oder Leopold Ludwig „Der Letzte”. Zudem Graf Georg Johannes I., der von 1543 bis 1592 regierte.

Graf Georg Johannes als Herrscher

Von dem „Scharfsinnigen” haben viele schon gehört. Denn er wurde durch die Vermählung mit der reichen, schwedischen Prinzessin Anna Maria Wasa so bekannt, dass die Nachwelt einen prämierten Rundwanderweg durch Veldenz nach ihm benannte.

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Der Kamin im Rittersaal

Er wird als intelligenter, aber lebensfremder Träumer beschrieben. Vor allem hatte er kostspielige Visionen wie etwa ein Kanalprojekt oder die Gründung einer protestantischen Fluchtburg. Auch die Idee, Reichsadmiral werden zu wollen, ging ihm durch den Kopf.

Die gewaltige Summe von 300.000 Gulden hatte seine Frau mit in die Ehe gebracht. Doch als der Graf verstarb, musste seine Witwe sogar zu Verwandten ziehen, um dessen angehäuften Schulden tilgen zu können.

Graf Georg Johannes, Veldenz

Porträt Graf Georg Johannes, der Scharfsinnige

Ausgestellt sind originale Stücke, die auf Areal gefunden wurden. Die Kanone, die zuletzt über das Schicksal des Schlosses entschied, wird als Replik sogar gelegentlich mit viel Schwarzpulver abgefeuert.

Die Blide von Schloss Veldenz

Ein besonderes Exponat ist die berüchtigte Blide, die damals als ein „instrumentum diabolicum”, ein „teuflisches Werkzeug”, bezeichnet wurde. Gelegentlich demonstriert der Schlossherr, wie die fünf Meter hohe Steinschleuder funktioniert. Seine Blide namens Severine hat der Jurist 2001 von der Mittelaltertruppe Compagnie du Ravin aus Sedan originalgetreu nachbauen lassen.

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Die sogenannte Blide

Doch das ganz große Kino hat das Publikum in der Vergangenheit am „Tag des offenen Denkmals” erleben können. Denn zu diesem Anlass wurden mit dem Geschoss dicke Wassermelonen über 300 Meter weit durch die Gegend geschleudert. 

Gilbert Haufs-Brusberg, der zuletzt tatsächlich wie ein echter Ritter gewandet hoch zu Pferd nach Santiago de Compostela in Spanien ritt, zeigt bei einer Führung, wie unterhaltsam Geschichte sein kann. Denn der 29. Besitzer des Schlosses kennt nicht nur die Historie des Gemäuers wie kein Zweiter, sondern streut zwischen Jahreszahlen auch immer wieder nette Geschichten ein.

Die Sage von Schloss Veldenz

Zum Beispiel die romantische Sage vom goldenen Ring. Dabei geht’s natürlich um die Liebe eines Mädchens und eines Veldenzer Grafen, der zu einem Kreuzzug aufgebrochen war. Mit einem Ring als Geschenk hatte ihr der junge Mann beim Abschied ewige Treue geschworen.

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Der Aussichtsturm.

Aber die Mutter des Mädchens zweifelte an den Worten des Mannes. Und nach fünf langen Jahren des Wartens gab sie der Tochter den Rat, sich doch einen anderen Gemahl zu suchen. Den Ring warf sie gegen den Willen des Mädchens einfach fort. Zunächst in die Zisterne, danach in den Garten – doch das Schmuckstück tauchte in Eimern oder an Bohnenranken immer wieder auf.

Und genau in dem Moment als die übergriffige Mutter den Ring ins Kaminfeuer schleudern wollte, kehrte der treue Grafensohn tatsächlich endlich zurück. Wie edle Ritter nun mal sind, hatte auch dieser sein Versprechen nicht gebrochen. 

So kam der Löwe ins Veldenzer Wappen

Man erfährt aber auch, dass es die französischen Truppen bei der Eroberung des Gemäuers im Juli 1680 nicht gerade schwierig hatten. Tatsächlich reichten dafür dreizehn Soldaten. Denn Schloss Veldenz wurde derzeit von nur vier Männern verteidigt.

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Der Löwe im Veldenzer Wappen

Oder dass im Keller Geständnisse vermeintlicher Hexen erzwungen wurden. Denn auch grausame Gerichtsverhandlungen und Folterungen gehörten zum schaurigen Alltag auf der Burg. Das Felsenverlies blieb bis heute erhalten.

Natürlich findet auch das Schlossgespenst beim Rundgang Erwähnung. Doch keine Sorge, nur bei Vollmond zu Mitternacht verlässt es seinen Sarg, um zur Kapelle und der Wundertätigen Madonna zu geistern. Ohnehin wird es als harmlos beschrieben.

Und wer sich schon immer über den bayrischen Löwen im Veldenzer Wappen gewundert hat, lernt, dass er seit jeher zu Veldenz gehörte. Und eben nicht umgekehrt wie viele vermuten. Denn weil die Veldenzerin Anna im Mittelalter den Wittelsbacher Stephan von Zweibrücken heiratete, geriet das blaue Tier in das bayrische Wappen. 

 

Infos für den Besuch von Schloss Veldenz

Adresse: Schloss Veldenz, 54472 Veldenz, Tel. +49 (0)651-40636.

Anfahrt: In Veldenz vor der Kirche der Beschilderung „Schloss Veldenz” folgen und links abbiegen. Am Ortsausgang von Thalveldenz unmittelbar vor der Marienkapelle links abbiegen. Vom Besucherparkplatz führt ein Fußweg in wenigen Minuten zur Burg.

Öffnungszeiten: 05.April bis 29.Oktober. Besichtigen kann man Schloss Veldenz an jedem Mittwoch bei einer Führung um 15 Uhr. Kosten: 5 Silberlinge, Kinder bis Schwertgröße frei.

Alternativ können individuelle Öffnungszeiten bei Kastellaun Paul erfragt werden: Tel. +49 151 64835512. Die Gemeinde veranstaltet auch mittwochs geführte Themenwanderungen zum Schloß.

Termine für Veranstaltungen wie Konzerte stehen auf der Homepage von Schloss Veldenz.

Und wenn man sowieso schon mal da ist …

Noch mehr Sehenswertes in Veldenz

Wandern. Veldenz punktet mit einem zu recht sehr beliebten Rundwanderweg: Der „Graf Georg Johannes Weg” führt entlang von Bächen, alten Mühlen, Felsformationen und tollen Aussichtspunkten.

Der Namensgeber dieses Moselsteig-Seitensprungs ist der wohl berühmteste Spross der Veldenzer Grafen, deren Geschichte unterwegs auf Infotafeln immer wieder thematisiert wird. Auf der Tour finden sich aber auch Reste einer keltischen Ringwallanlage und sagenumwobene Orte wie der Felsen Rittersturz. Auf den gut 14 Kilometern geht es nahezu ausschließlich durch den Wald. Bestens geeignet auch für Hunde.

Panorama genießen. Ein ganz besonderer Aussichtspunkt mit Blick auf das Tal und Schloss Veldenz liegt unmittelbar an der Straße, die in Serpentinen von Veldenz nach Gornhausen führt. Man kann ihn bequem mit dem Auto ansteuern und dort auch kurz parken. Einfach hinfahren, zu übersehen ist der Platz nicht. 

Römerfunde entdecken. Wer tiefer in die Geschichte von Veldenz einsteigen will, ist in der Villa Romana richtig. Denn dort können Sammlungen und Dokumente von der Steinzeit über die Kelten bis hin zur Grafschaft Veldenz betrachtet werden. Die Schatzkammer des Hauses hütet sogar rund 50 Veldenzer Silbermünzen aus dem 16. Jahrhundert. Zudem sind im Keller die Reste einer gut erhaltenen römischen Badeanlage zu sehen.

Adresse: Hauptstraße 28, 54472 Veldenz, Tel. 06534-18156

Gut essen. Ein sehr schönes Restaurant liegt im winzigen Ortsteil Thalveldenz-Hammer. Das „Rittersturz” überzeugt mit einem tollen Garten und gehobener Küche, macht Gäste aber auch mit Kaffee und Kuchen glücklich. Ganz besonders schön ist der Blick auf Schloss Veldenz auf dem Bergsporn vor der Haustür.