Das Schönste an der Mosel ist für viele, dass die Gegend so romantisch ist. Das Tal lädt ein zu einer Reise, die zu Märchen-Orten führt. Mit dem Auto, dem Rad oder in Siebenmeilenstiefeln. 9 romantische Ausflugsziele.
In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebten Könige, deren Töchter waren alle wunderschön. Frösche verwandelten sich in romantische Prinzen, arme Mädchen sponnen Stroh zu Gold, der Tisch deckte sich ganz von allein. In Schlössern, Mühlen und Wäldern haben sich absonderliche Dinge zutragen.
Wer heute auszieht, der lernt zwar mitunter beim Blick auf die Preise das Fürchten. Eine Begegnung mit Hexen und launischen Riesen ist allerdings nicht zu erwarten. Auch der Esel, der Gold spuckt, bleibt ein Wunschtraum. Aber wundersame Ausflugsziele gibt es an der Mosel reichlich. Ob nun für romantische Wochenenden zu zweit oder einen Zeitsprung ins Mittelalter auf den Spuren von Rapunzel und Co. Diese märchenhafte Orte lohnen den Besuch.
Romantische Mühle Höreth
Sattgrüne Ranken umschlingen das Fachwerkgemäuer, Oleander versprüht seinen Duft. In den urigen Stuben oder im Hof sitzt man mittendrin im märchenhaftesten Interieur. Herrscht auch hier das Jahr 2025? Tatsächlich hat Kobern-Gondorf nicht das Geringste mit den Wirkungsstätten der Gebrüder Grimm zu tun, aber man könnte meinen sie hätten sich von der Alten Mühle Höreth inspirieren lassen.
Die alte Mühle hat fast 1000 Jahre auf dem Buckel. Das Anwesen versteckt sich in einem engen Sträßchen, das hinauf zur Matthiaskapelle führt. Es heißt, früher seien hungrige Pilger beim Müller einkehrt für eine Rast. Heute werden in dem Restaurant moselfränkische Gerichten und Tropfen aus dem eigenen Weingut kredenzt. Wer darüber die Zeit vergisst, kann im angeschlossenen Landhotel mit 14 historischen Zimmern übernachten. Am nächsten Morgen dann, wenn sich der Nebel allmählich über der Mosel lichtet, präsentiert sich die Landschaft besonders romantisch.
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Der romantische Zauberwald bei Ürzig
Der wilde Wald ist ein schaurig-schöner Ort, aus dessen Boden Märchen wie Pilze sprießen. Rotkäppchen begegnet darin dem Wolf, das tapfere Schneiderlein überlistet zwei Riesen, Hänsel und Gretel irren herum. Die Romantiker haben den Wald schon vor mehr als 200 Jahren für sich entdeckt – und der romantische Zauber lässt uns bis heute nicht mehr los.
Wer in Ürzig die schmale Altenbergstraße immer weiter hinauffährt, findet sich in einem verwunschenen Hohlweg wieder, der Fantastisches verheißt: Efeu und Farne säumen den geheimnisvollen Pfad, das Grün der Baumtitanen schimmert im Licht der Sonne, ein verwittertes Brückchen leitet in den Wald. Vom Sturm geknickte Stämme liegen herum, morsches Wurzelwerk trägt samtgrünen Pelz. Feen und Trolle wurden hier bislang zwar noch nicht gesichtet, aber sie halten sich vermutlich nur gut versteckt.
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Mittelalter-Romantik in Beilstein
Es sieht aus wie eine Filmkulisse – und wurde auch schon als solche genutzt: Die Rede ist von Beilstein. Das 150-Seelen-Nest präsentiert sich romantisch in hochkonzentrierter Dosis: Fachwerkhäuschen an Fachwerkhäuschen, Klosterkirche, Burgruine. Der Beiname Dornröschen der Mosel kommt nicht von ungefähr, denn das mittelalterliche Stadtbild blieb wie in kaum einem anderen Moseldorf erhalten. Es würde nicht verwundern, wenn man irgendwo in Fernost den Ort als Musterbeispiel deutscher Gemütlichkeit längst nachgebaut hätte.
An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken. Etwa die Klapperburg, ein Café mit kleinem Kaffeemühlen-Museum oder der 700 Jahre alte Marktplatz. Im ehemaligen Zehnthaus, einer Art mittelalterlichem Finanzamt, können Weine des Ortes zur Winzervesper verkostet werden.
Oder soll es pure Moselromantik sein? Dann ist das Hotel Lipmann eine gute Wahl. Denn von der Terrasse aus kann man prima Schiffe beobachten und sitzt dabei unter weinberankten Pergolen. Dazu gibt es herrlich bodenständige Gerichte und die – nach eigener Aussage – bis hinter Köln bekannte Remouladensoße.
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Romantische Kuss-Nische
Stolze Ritter, Fanfaren, Gaukler und Händler, Lautenklänge! Ach, wie schön muss das Leben auf den Burgen gewesen sein. Sie thronen auf den Hügeln entlang der Mosel und haben oft einen Ausblick, der einem den Atem verschlägt.
Dass es im Mittelalter in den zugigen, schlecht beheizten Gemäuern in Wahrheit gar nicht so romantisch war – geschenkt. Burgen gehören zu den beliebtesten Ausflugszielen. Vom Klassiker Burg Eltz über die Burgen Thurant in Alken und Metternich in Beilstein bis zur Burgruine Landshut in Bernkastel-Kues.
Romantische Paare steuern die Kussnische in der Ehrenburg an. Denn dieser 850 Jahre alte Ort ist mit einer ebenso uralten Sage verbunden. Ab Brodenbach geht es im Postkutschentempo immer weiter den steilen Berg hinauf zurück ins Grimmsche Märchenreich. Dann erscheint die Burg und überragt den Wald. Der Sage nach traf dort einst ein Ritter auf ein bezauberndes Fräulein, die sich beide auf der Stelle unsterblich ineinander verliebten. Deshalb beschloss der Mann, genau an diesem Platz eine Burg für ihre gemeinsame Zukunft zu bauen. Und man mag es glauben oder nicht: Beim Roden kam eine uralte Stele zutage, deren Inschrift das Glück der beiden und sogar den Bau einer Burg prophezeite. Seitdem wird erzählt, dass Liebende, die sich in der Kuss-Nische der Burg küssen, für immer zusammen sein werden.
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Der Elfenpfad in Traben-Trarbach
In Traben-Trarbach kann man Elfen und Naturgeister finden. Zumindest kann man es auf dem Elfenpfad versuchen. Der Einstieg liegt an der Moseltherme im verschwiegenen Kautenbachtal, im Ortsteil Bad Wildstein.
Von dort aus führt ein 3,2 Kilometer langer Rundweg zum sagenumwobenen Wildstein hinauf. Die wundersamsten Geschichten werden über die aufeinandergestapelten Findlinge mitten im Wald erzählt. Am Wegesrand beflügeln natürliche Schieferhöhlen, Wurzeln und Bäume, die einen Bogen um die Regeln der Botanik machen, die Fantasie.
Wer die Augen ein bisschen zusammen kneift, kann darin verwandelte Tiere erkennen, aber auch Elfenwohnungen und den Oberon-Sitz. Feenstaub sorgt für den Glitzer!
Nicht nur Kinder sind verzaubert von diesem Ort. So abgegriffen die Formulierung auch ist: Wildromantisch ist das Wort, das diese hügelige Gegend am besten beschreibt. Von herrlichen Aussichtspunkten kann man stundenlang Caspar-David-Friedrich-mäßig über die Landschaft schauen.
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Romantisch, ruhig und dufte
Das ganze Moseltal ist überwältigend grün. Und unter all das Grün mischen sich die grünen Daumen und vielen Talente der Moselanerinnen und Moselaner. In diesem Idyll an ihrer alten Kirche St. Johannes brauchen Romantiker keine rosarote Brille aufzusetzen – dafür haben die Hatzenporter Bürger und Bürgerinnen gesorgt: Sie verwandelten den Platz in einen märchenhaften Kräutergarten.
Ein schöner Hingucker ist der kleine Wasserfall, der beschaulich eine Felswand hinunter plätschert. Nach dem Vorbild historischer Kloster- und Apothekergärten wurden die Gehwege in Kreuzform angelegt. In der sonnenexponierten Lage wachsen historische Rosen, Feigen- und Maulbeerbäume. In den Beeten verströmen sich Salbei, Rosmarin und Kamille, auch Diptam oder Blauer Lattich machen eine gute Figur. Neben medizinischen und ökologischen Kriterien haben bei der Auswahl der Pflanzen auch ihre Schönheit, Farbe und Duft eine Rolle gespielt. Das ist gut gelungen.
Klause in Kastel-Staadt
Wer abseits vom Trubel der Welt ein Refugium der Schönheit und Muße sucht, der ist an Klause in Kastel-Staadt hoch über dem Saartal bei Serrig gut aufgehoben. Auf der Spitze eines Sandsteinfelsens hat Preußens Stararchitekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) ein architektonisches Juwel der deutschen Romantik hinterlassen. Das hat sich bis heute nicht herumgesprochen, deshalb kann man diesen Ort oft noch ganz für sich alleine haben.
Eine Mauer versperrt die Sicht auf die ehemalige Grabkapelle. Doch kaum hat man das Kassenhäuschen passiert, eröffnet sich eine verwunschene Welt mit Felsen, Nischen, verschlungenen Pfaden und Aussichtsplätzen im üppigen Grün.
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Wilhelminischer Glanz in Schloss Lieser
Es hätte nicht viel gefehlt und Schloss Lieser wäre über ein Jahrhundert hinweg mit einer Dornenhecke zugewachsen. Wäre da nicht ein niederländischer Investor gekommen, der die romantische Immobilie vor dem Verfall bewahrte. Nun kann jeder die Fassade, gespickt mit Erkern, Säulen, Rundbögen und allerhand hübschem Dekor, bewundern.
Schloss Lieser liegt im gleichnamigen Ort am Moselufer. Hoch ummauert, Rosen ranken. Davor eröffnet sich ein kleiner Park, die Gäste schreiten über einen roten Teppich zum Eingangsportal hinauf. Dornröschen war zwar nie zu Besuch. Dafür gingen hier einst der Hochadel und Kaiser Wilhelm II. ein und aus. Denn der Schlossherr war der Landwirtschaftsminister Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser. Der preußische Politiker hatte 1880 Maria Puricelli geheiratet, ihres Zeichens die einzige Tochter des Industriellen und Bauherrn des Anwesen, Eduard Puricelli. Sie erbte das Schloss mitsamt Millionenvermögen. Fast ein Jahrhundert residierte die Familie Schorlemer am Fluss.
Heute ist das Märchenschloss eine Edelherberge mit Kapelle, Jagdzimmer, romantischen Salons, Kachelöfen, knarzenden Dielen, Kassettendecken, Bleiglasfenster und Bibliothek. Wem nach feinstem Interieur im Glanz der Gründerzeit zumute ist, reserviert einen Tisch im Restaurant Puricelli oder gönnt sich eine Nacht in der hundertfünfundzwanzig Quadratmeter großen Kaisersuite. Romantisch? Unbedingt – aber nicht ganz billig. Langschläferin Dornröschen hätte hier wohl mehrere Millionen Euro verschlummert.
Das Spitzhäuschen in Bernkastel
Wer auf den Spuren der Gebrüder Grimm wandelt, kommt an der Altstadt von Bernkastel nicht vorbei. Das Städtchen präsentiert kopfsteinbepflasterte Gässchen, einen mittelalterlichen Marktplatz, und ein allerliebstes Gebäude, wie es weit und breit kein zweites gibt.
Knusper, knusper, knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen? Dieser Gedanke kommt einem beim Anblick dieses windschiefen Architektur-Wunders namens Spitzhäuschen in den Sinn. Obwohl es so aussieht als müsste es jeden Moment kippen, hält es der Schwerkraft seit über 600 Jahren stand.
Von jeher gilt das betagte Fachwerkhaus als einer der meist fotografierten Orte an der Mosel. Fast 24/7 versammelt sich davor eine kleine Menschentraube. Inzwischen hat sich die Harry Potter-Generation angeschlossen. Denn durch einen Zufall kam heraus, dass das Spitzhäuschen im Umfeld des Zauberlehrlings auftaucht – wenn auch nur für eine ganz kurze Sequenz: In „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 1” steht es in der Winkelgasse.
Umso schöner, dass man auch hineingehen kann. Darin ist auf zwei Etagen eine romantische Weinstube untergebracht, alles ist winzig klein und gemütlich. Fehlt nur noch, dass, hey ho hey ho, die 7 Zwerge und das Schneewittchen hereinspazieren.