Kobern-Gondorf bietet Sehenswürdigkeiten zuhauf. Zur Auswahl stehen etwa zwei Schlösser, zwei Burgen, eine Unterwelt oder das Stonehenge der Eifel. Wer sich traut, befragt das geheimnisvolle Stein-Orakel.
Wer an die Mosel fährt, den zieht es üblicherweise nach Cochem oder in die Gegend um Bernkastel-Kues. Allerdings wäre es ein Fehler, Kobern-Gondorf an der Terrassenmosel zu übersehen. Denn es gibt Bemerkenswertes zu entdecken – und das ist längst nicht nur die dramatische Schönheit der Landschaft, in der jahrhundertealte Schiefermauern aus den Weinbergen wachsen.
So ist zum Beispiel nur wenigen bekannt, dass Kobern-Gondorf einst eine echte Goldgrube war oder dass sich im Wald ein 3000 Jahre alter mystischer Platz verbirgt. Überall in der Doppelgemeinde verstecken sich kleine und große Sehenswürdigkeiten, von denen man manche erst auf den zweiten Blick oder ohne Hinweis gar nicht entdeckt.
Kobern-Gondorf liegt an der Terrassenmosel, rund 17 Kilometer von Koblenz entfernt. Insgesamt 3.500 Menschen leben in der Gemeinde – ein Teil davon in den etwa 25 zugehörigen Weilern und auf Höfen über die Moselhöhen verteilt. Der Ortsteil Dreckenach befindet sich etwas abseits vom Fluss auf dem Maifeld.
Die namensgebenden Dörfer Kobern und Gondorf ziehen sich etwa drei Kilometer am linken Moselufer entlang – dort versammeln sich die meisten Sehenswürdigkeiten.
Sehenswürdigkeiten in Kobern-Gondorf
1 Anlaufpunkt Nummer 1 ist für die meisten der Koberner Schlossberg. Kein Wunder, denn dieser 130 Meter hohe Hügel hat so viel Stein gewordene Geschichte auf dem Buckel: Er trägt die Ruinen zweier Burgen und einen fast 900 Jahre alten romanischen Wehrturm, der einsam und alleine im Weinberg steht. Er dient der nahe gelegenen St. Lubentius-Kirche als Glockenturm.
Gut 100 Meter oberhalb der Kirche in der Burgstraße führt steiler Steig auf eine Plattform vor dem Turm. Die Aussicht reicht über Kobern und die Mosel bis nach Dieblich.
Hauptattraktion Matthiaskapelle
2 Durch den Weinberg führt ein Pfad hinauf zur wertvollsten Sehenswürdigkeit: Die über 800 Jahre alte Matthiaskapelle, die in den Resten der Oberburg steht, setzt Kobern-Gondorf das Krönchen auf. Spätestens beim Anblick der schwarzen Säulen und Kapitelle wird manchem klar, den beschaulichen Ort wohl unterschätzt zu haben. Die orientalisch anmutende Innenausstattung hätten die meisten eher in Spanien oder Portugal erwartet.
Dieses mittelalterliche Juwel ist eben weit mehr als eine gewöhnliche Burgkapelle, immerhin wurde sie zur Aufbewahrung einer wichtigen Reliquie gebaut. Angeblich hatte ein gewisser Heinrich II von Isenburg-Kobern das Haupt des Apostels Matthias von einem Kreuzzug mitgebracht.
Über 130 Jahre lang wurden dort die Überbleibsel des Heiligen verwahrt und 1927 in die Abtei St. Matthias in Trier gebracht. Doch es ist ohnehin die Architektur, die die Kapelle zu einem besonderen Ausflugsziel macht.
Mit dem Auto erreicht man das Bauwerk über die Mühltalstraße. Ein Hinweisschild führt zu einem kleinen Parkplatz etwa 150 Meter unterhalb der Kirche.
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Burgenreich Kobern-Gondorf
3 Von der neben der Matthiaskapelle gelegenen Oberburg ist nicht viel zum Besichtigen übrig geblieben. Zwar ist der restaurierte Bergfried in Schuss, darf aber nicht bestiegen werden. Auch beim angrenzenden Restaurant drücken sich hungrige Besucher derzeit an der geschlossenen Tür die Nase platt.
Allerdings hat Kobern-Gondorf ja mehrere Ritter-Gemäuer zu bieten. Eines davon kann man von der Matthiaskapelle aus gut sehen: Etwa 50 Meter tiefer erhebt sich die Ruine der Niederburg im Weinberg. Die lohnt sich. Zum einen, weil man sie über den schönen, uralten Kreuzweg erreicht, zum anderen ist von dort die Aussicht auf den Dieblicher Moselbogen wunderbar.
Schlösser in Gondorf
4 Der Ortsteil Gondorf trumpft mit einer kuriosen Schlossanlage am Moselufer auf. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert als Wasserburg errichtet, wurde die Feste später von den Fürsten von der Leyen (nicht verwandt oder verschwägert) zum attraktiven Schloss umgebaut. Dieses Adelsgeschlecht war damals das mächtigste der ganzen Region.
Doch 1971 stand das Schloss beim Bau der neuen Bundesstraße 416 im Weg. Im Moseltal ist eben nicht viel Platz. Statt die Anlage abzureißen, haben die pragmatischen Planer einfach den unteren Teil für einen Tunnel geöffnet. Seitdem brausen Autos und Busse mitten durch.
Untergebracht ist darin ein Museum, das sich dem Thema widmet, das in Gegend als Erstes ins Auge fällt: dem Wein. Zum Museum gehört eine Vinothek, in der Tropfen der Kobern-Gondorfer Weingüter verkostet werden können. Geöffnet von Mai bis zum letzten Sonntag im Oktober, samstags 11 bis 14 Uhr, sonntags von 14 bis 16 Uhr. Parken: Auf dem von-der-Leyen-Platz.
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5 In der Nachbarschaft wartet das elegante Schloss Liebieg auf seine neue Bestimmung. Früher wusste jeder, dass man Liebieg mit ie schreibt, denn hier lebte eine der reichsten Familien auf dem europäischen Kontinent. Nach mehreren Besitzerwechseln sollte zuletzt auf dem Gelände ein Weingut mit Vinothek und Hotel entstehen. Doch aus den Plänen wird wohl nichts und das Schicksal der prominenten Immobilie ist ungewiss.
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Historischer Ortskern von Kobern
6 An mittelalterlicher Baukunst Interessierte können in Kobern-Gondorf aus dem Vollen schöpfen. Neben vier Burgen und Schlössern bietet die Gemeinde eine ganze Reihe von restaurierten Gebäude, die ihre eigenen Geschichten erzählen.
Rund um den historischen Marktplatz mit dem Tatzelwurm-Brunnen findet man viele historische Häuser mit Fachwerkfassaden. Darunter ein Unikum in der Kirchstraße Nummer 1: Der Abteihof St. Marien ist das älteste, vollständig erhaltene Fachwerkhaus an der Mosel und wurde 1320/21 hochgezogen. In der Peterstraße glänzt der sogenannte Rittersaal mit historischen Flair. Malereien an den Wänden visualisieren die Geschichte der Gemeinde.
Wer die Gassen und Straßen nicht alleine ablaufen möchte, hat samstags um 14 Uhr auch die Gelegenheit, an einem Historischen Dorfrundgang teilzunehmen. Info: Tourist-Büro Kobern-Gondorf, Tel.: 02607/1055
7 Der Koberner Friedhof mit der Dreikönigskapelle ist einen Abstecher wert, denn dort sind Grabkreuze aus fünf Jahrhunderten zu sehen. Weil die meisten Menschen im 16. Jahrhundert nicht lesen und schreiben konnten, wurden in die ältesten Kreuze statt Inschriften sogenannte Hausmarken eingemeißelt. Das gleiche Zeichen war über der Haustür der Familie angebracht. Im Inneren der Kapelle, Baujahr 1420, haben sich Wandmalereien aus dem 15. und 16. Jahrhundert erhalten.
8 Familien mit Kindern begeistern sich wohl eher für die Geheime Welt – denn in dem überdachten Freizeit- und Abenteuerpark wird Minigolf zwischen Dinosauriern und Piraten gespielt, aber auch Gold gewaschen und geklettert.
Kobern-Gondorf und der Tatzelwurm
9 Die Weinberge, die Burgen und Schlösser, der Fluss. Es wäre fast zu viel Idyll und Romantik, böte Kobern-Gondorf nicht auch Wunderliches. Hier kommt der stets übelgelaunte Tatzelwurm ins Spiel, ein Mischung aus Löwe und Lindwurm. Der Kreuzritter Heinrich tötete das Ungeheuer, das die Gemeinde über viele Jahre in Angst und Schrecken gehalten haben soll.
Niemand kann genau sagen, wo die Legende um das Biest ihren Ursprung hat. Es heißt, es habe sich in einer Höhle in den Koberner Weinbergen versteckt. Heute ist der Tatzelwurm im Ort omnipräsent. Man trifft ihn als Skulptur auf dem Marktplatz, sieht seinen furchterregenden Schlund an Geländern und Bänken.
Außerdem windet sich ein gut sieben Kilometer langer Rundweg im Zeichen des Tatzelwurms hinauf zum Aussichtspunkt Rosenberg-Plateau. Startpunkt des Tatzelwurmwegs mit integrierter Pirschpfad für Kinder ist der Tatzelwurmbrunnen.
Wandern auf dem Tönnchenkopf
10 Durch Kobern-Gondorf führt der prominente Moselsteig und der 17 Kilometer lange Traumpfad Koberner Burgpfad. Ein Geheimtipp für Wanderer und alle, die fernab von allem Ruhe suchen, ist der sogenannte Tönnchenkopf.
Schon von jeher fühlt sich der Mensch zu Höherem berufen, deshalb zählen Aussichtstürme und Berge zu den Touristenmagneten. Doch die mit rund 308 Metern höchste Erhebungen der Gemeinde kann man meistens ganz für sich alleine haben. Dabei ist der Rundblick über das Maifeld, den Hunsrück und die Moselhöhen wunderschön.
So kommt man hin: Durch das Mühlental zum Euligerhof und dort dem Wirtschaftsweg Richtung Sürzerhof folgen. An der ersten Weggabelung weiter gerade aus und schließlich dem leicht ansteigenden Feldweg in Richtung Tönnchenskopf folgen.
Geheimnisvoller Goloring
11 Noch ein Geheimtipp. Oberhalb von Kobern befindet sich ein magischer Ort, vermutlich über 3000 Jahre alt. „Goloring – Keltisches Heiligtum” steht auf einem Schild an der verwitterten Eingangspforte. Keine 100 Meter entfernt rauschen Autos auf der A 48 vorbei, dennoch ist die Sehenswürdigkeit bislang kaum bekannt. Dabei besitzt der Landkreises Mayen-Koblenz, zu dem Kobern-Gondorf gehört, mit dem Goloring sogar das flächenmäßig größte bekannte keltische Heiligtum in der Großregion. Ganz in der Nähe sind Grabhügel aus keltischer Zeit und römische Gräberfelder gefunden worden.
Der kreisförmig angelegte Wall mit einem Durchmesser von 190 Metern ist durchaus vergleichbar mit Stonehenge in England – nur dass in der Moselregion keine mysteriöse Steinkreise zu erwarten sind. Hier wurde das Erdreich zum Bau des Walls verwendet.
Leider ist der Besuch auf eigene Faust unergiebig, da ein hoher Zaun samt Eisentor das gesamte Gelände sichert. Der Grund ist die Nutzungsgeschichte des Areals: Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das französische Militär dort im Koberner Wald ein Munitionsdepot gebaut. Später nutze die Bundeswehr das Gelände als Hunde-Quarantänestation. Zwar wurde der Standort Mitte der 1990er Jahre aufgegeben, doch umlaufende Zaun blieb stehen. Nur bei gelegentlichen Führungen, etwa am Tag des offenes Denkmals, kommt man hinein.
Info: Goloring e.V., Hans-Toni Dickers (Schatzmeister), Im Geispfad 8, 56330 Kobern-Gondorf, Tel.: 02607 – 1651.
Unterwelt von Kobern-Gondorf
12 Heute geschlossen – das gilt leider meistens auch für den Norbertusstollen in der Lennigstraße 15. Er war Teil eines vor über 100 Jahren stillgelegten Bergwerks im Ort. Bis zu 150 Mann haben damals in der düsteren Röhre geschuftet.
Nur wenige wissen, dass Kobern-Gondorf im 19. Jahrhundert eine Goldgrube für Eisenerz war. Doch in dem Werk der Firma Krupp wurde der begehrte Rohstoff in großem Stil abgebaut. Tatsächlich befindet sich unter der Erde ein 3600 Meter langes Stollensystem. Wie es 130 Meter unter dem Mühlenkopf aussieht, können Gruppen nur bei einer Führung durch den Norbertusstollen erfahren. Ausgerüstet mit Helm, Taschenlampe und Gummistiefeln geht es durchs knöcheltiefe Wasser gut 490 Meter weit in den Felsen hinein.
Infos und Anmeldung zu Führungen: Touristikbüro Kobern: 02607 1055
Ausflugsziel Sauerbrunnen
13 Jederzeit zugänglich ist hingegen der Sauerbrunnen im Hohensteinbachtal – ein bei Einheimischen von jeher beliebtes Ziel für den Sonntagsspaziergang. An dem netten Plätzchen im Wald entspringt kohlensäurehaltiges Sprudelwasser. Früher füllten Familien das eisenreiche Sauerbrunnenwasser in Flaschen ab, auch die Bauern, die zu ihren Feldern unterwegs waren, wussten es als Erfrischung zu schätzen. Und bis heute kostet es keinen Cent.
Über die Lennigstraße geht’s hinein in das verschwiegene Tal. Am Eingang trifft man auf das Glückskäulchen, ein unscheinbares Steinorakel. Früher warfen abergläubische Passanten kleine Steine in die Mulde im Felsen. Drei Würfe hatte man frei. Blieb einer davon liegen, konnte man das Tal durchqueren, ohne befürchten zu müssen, von Geistern belästigt zu werden. Noch heute wagen Ausflügler den Versuch. Für sie ist das Glückskäulchen nur ein Geschicklichkeitsspiel. Natürlich.
Tipp: Der Tatzelwurmweg und die Route Koberner Burgpfad führen an der Quelle entlang. Anfahrt mit dem Auto: Ab Gondorf über die v. Isenburg Straße, weiter über die Lennigstraße bergauf in Richtung Wolken, an der Gabelung links liegt der Guidoborn, etwas weiter auf der rechten Seite befindet sich der Sauerbrunnen.
Fotomotiv Bellthal Moselsprudel
14 In der Gegend um Kobern-Gondorf finden sich fünf natürlich austretende Mineralwasserquellen, doch nur die beiden im Belltal wurden etwa ab 1870 gewerblich genutzt. Keine drei Kilometer nach dem Ortsschild, auf dem Kobern-Gondorf rot ausgestrichen ist, liegt der Eingang in das kleine Biotop unterhalb von Wolken.
Dort befindet sich die ehemalige Fabrik des Unternehmens Bellthal Moselsprudel, das es schon seit 1975 nicht mehr gibt. Seitdem verfielen die aus dem Jahr 1912 stammenden Gebäude der Versand- und Abfüllanlage, doch inzwischen kümmert sich ein neuer Eigentümer um den Erhalt.
Kulinarisches Kobern-Gondorf
15 Als Besucher kann man in Kobern-Gondorf wunderbar das Touristische mit dem Lukullischen verbinden. Zum Beispiel indem man im Weingut Dötsch-Hauptmann eine Weinerlebniswanderung mit Wein-Genuss-Stopps bucht. Oder indem man die Villa Provence in den Sölliger Höfen besucht. In Sichtweite der Matthiaskapelle betreibt Monika Moritz hier ein Frühstücks-Café und ein Lädchen voller handverlesener Dekoartikel. Liebevoll ausgestattete Gästezimmer gibt es auch.
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Im Weingut Freiherr von Schleinitz kann man nicht nur im urigen Innenhof den Riesling aus der berühmten Rieslinglage Uhlen verkosten. Von Mai bis September kommt Sommer-Theater in der Scheune hinzu.
Alte Mühle Höreth
16 Auf dem Weg hinauf zur Matthiaskapelle kommen Autofahrer an einer ehemaligen Mühle vorbei. Früher stellte er Müller stellte Tische und Stühle auf, um die Wallfahrer mit Brot, Wurst und Wein zu versorgen. Heute steuern Genussmenschen das fast 1000 Jahre alte Kleinod im Koberner Mühlental an.
Mit ihrer liebevoll sanierten Alten Mühle haben Thomas und Gudrun Höreth ein Schmuckstück für Romantiker geschaffen. Dort sitzt man nicht nur mittendrin im märchenhaftesten Interieur, in den urigen Stuben oder im begrünten Innenhof lassen sich auch moselfränkische Gerichte kosten. Zum Beispiel Kartoffelkäse, eine beliebte Spezialität der unteren Mosel. Klassiker wie Gerupfter oder Mohneis mit heißen Tresterpflaumen stehen seit mehr als 30 Jahren auf der Karte. Dazu werden Tropfen aus den eigenen Weinbergen wie dem Schlossberg kredenzt.
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17 Den schönsten Blick auf den Schlossberg und das historische Gebäude-Ensemble bietet die Mönch-Felix-Hütte im gegenüber liegenden Ort Niederfell. Auch die beiden Gondorfer Schlösser am Moselufer sind zu sehen. Man erreicht den Aussichtspunkt zum Beispiel über das vier Kilometer lange Traumpfädchen Niederfeller Schweiz.
Startpunkt: Bei der Pension Linkemühle in der Bachstraße, 56332 Niederfell. Parkplatz an der Uferstraße (B49).