Verlassene Orte: Diese Häuser bergen ein Geheimnis!

Stillgelegte Bahnhöfe, Ruinen und verwilderte Herrenhäuser. Lost places, verlassene Orte, faszinieren, gerade weil sie verwahrlost und manchmal ein bisschen unheimlich sind. Hier werden geheimnisvolle Bauwerke an der Mosel vorgestellt.  

Burg Weckbecker, verlassene Orte, Mosell

Die Burg Weckbecker in Lehmen

Das Moseltal ist ein Fundgrube für moderne Ruinen, die sich im Weinberg verstecken oder von Gestrüpp überwuchert direkt an der Straße stehen. Vom menschenleeren Bahnhof über die aufgegebene Brauerei bis hin zu Herrenhäusern, die in keinem Reiseführer mehr stehen. Allesamt Gebäude, an denen der Zahn der Zeit schon lange am Gemäuer nagt.

Verlassen, vergessen, verstaubt. Doch gerade deshalb haben diese Orte ihren ganz speziellen Reiz. Lost Places nennt man diese Bauwerke auf Neudeutsch, sinngemäß „vergessene oder verlassene Orte”. Die meisten Menschen stoßen zufällig darauf, doch sogenannte Urbexer, also Urban Explorer, suchen geradezu detektivisch danach, um den Verfall in verstörend schönen Fotos festzuhalten.

Verlassene Orte faszinieren

Burg Weckbecker, verlassene Orte, Lehmen

Rückseite der Burg Weckbecker

Auch in Lehmen gibt es einen verlassenen Ort, der einen Rückblick auf vergangene Tage gewährt und auf seine Wiederbelebung wartet: Das Haus Weckbecker, auch Burg Weckbecker oder Weckbecker Schlösschen genannt. Ein charmanter Flügelbau mit Treppenturm, der einst stolzer Sitz der Ritter von Lehmen war. Im Jahr 1841 wurde das damals bestehende Gebäude zum Wohn- und Jagdschloss umgebaut, doch der Kern dürfte aus dem 12. Jahrhundert stammen.

Weil ein Nachfahre sein Erbe ausgeschlagen hat, steht das herrenlose Baudenkmal seit rund 40 Jahren leer. Durch die geschlossenen Fensterläden dringt seither kein Lichtstrahl mehr. Putz bröckelt von der verblassten Fassade, leider blieben auch vom Zifferblatt der großen Turmuhr nur Reste erhalten.

 

Burg Weckbecker im Jahr 1913

Historische Aufnahme von der Burg Weckbecker aus 1913

Ein heruntergekommenes Haus, mögen manche sagen. Andere sehen ein geheimnisvolles Anwesen, das entdeckt werden will. Denn es sind gerade die Spuren des Verfalls, die einen einzigartigen Zauber entfalten.

Steht man vor dem Gebäude, laufen vor dem inneren Auge Bilder ab, wie es hier wohl mal zuging als das Haus noch voller Menschen war. Als der Betrieb noch lief, Feriengäste hier Urlaub machten und dicke Fässer darauf warteten, aus dem Keller gerollt zu werden. Doch wo einst vermutlich rauschende Feste gefeiert wurden, machen sich heute Staub und Spinnweben breit. 

Haustür Burg Weckbecker, verlassene Orte, Mosel

Die hintere Haustür der Burg Weckbecker.

Der Verfall hat zwar deutlich seine Spuren hinterlassen, doch vieles ist offenbar für die Ewigkeit gebaut: Die hintere Haustür zum Beispiel. Ein Schmuckstück, das vom früheren Glanz erzählt. 

Dennoch bleibt die Zukunft der Burg Weckbecker ungewiss. Ob sich jemand findet, der dem Anwesen eine neue Bestimmung zuweist oder ist es für den ewigen Leerstand oder gar Abriss bestimmt?

Stillgelegter Bahnhof wird zum Lost Place

Alter Bahnhof Hatzenport, verlassene Orte, Mosel

Hauptgebäude Bahnhof Hatzenport

Nächster Halt: Nicht mehr da! Das gilt für den alten Bahnhof in Hatzenport. Denn hier ist der letzte Zug schon lange abgefahren.
Lost Places, verlassene Orte dieser Art, konservieren den Charme vergangener Zeiten und stecken
voller persönlicher Geschichten und Erinnerungen.

Seit den 1880er Jahren fuhren die Moselaner von hier hinaus in die Welt. Allein seine Lage zwischen den Rebhängen und dem Fluss machte den Bahnhof zu einem der schönsten der ganzen Region. Doch wo früher schwere Dampfloks über die Schienen schnauften, pfeift heute nur noch der Wind durch lose Bretter. Unter den Schuhsohlen knirschen Scherben. Es steht nicht gut um den hübschen Fachwerkbau. 

Verlassener Ort, Bahnhof Hatzenport

Der alte Bahnhof Hatzenport

Denn mit der Eröffnung des neuen Bahnhofs im Jahre 2004 mitten im Ort, wurde dieses Kleinod, etwa einen Kilometer außerhalb der Gemeinde, für immer geschlossen. Regenwasser dringt durchs undichte Dach in das Innere des Gebäudes, Wurzeln finden ihren Weg durch Fugen und Löcher, das Holz der Fensterrahmen quillt auf, eine Scheibe nach der anderen wird zerdrückt.

Die Bahnsteige wurden abgerissen, von der Beleuchtung fehlt ebenso jede Spur. Auch der ehemalige Verladeschuppen rottet stetig vor sich hin. Einige Decken sind eingebrochen, Pflanzen wuchern in jeder Ritze. Aber oft schafft die Natur sogar kleine Kunstwerke aus zurückgelassenen Bauten: Das kleine Fahrkartenhäuschen wurde schon erfolgreich von der Natur zurück erobert.

Stellwärterhäuschen, verlassene Orte, Mosel

Das Stellwärterhäuschen vom alten Bahnhof in Hatzenport.

Verlassene Orte schön in Szene gesetzt

Auch die Unterburg in Perl-Nennig präsentiert sich inzwischen wie aus Dornröschen entsprungen. Denn Kletterpflanzen erobern dekorativ den schon lange verlassenen Wohnturm.

Für Menschen, die sich Lost Places verschrieben haben, lohnt sich die Reise ins Dreiländereck, denn sie werden an der Mosel kaum eine attraktivere Ruine finden. Dennoch ist dieser verlassene Ort bislang ein Geheimtipp geblieben. Der Hingucker ist die romantische Treppe zum Eingangsportal. Der Kontrast zum bestens sanierten Schloss Berg in der Nachbarschaft könnte nicht größer sein.

Zum Weiterlesen: Verlassener Ort mit Sterneküche»

Obermosel, verlassener Ort, Nennig

Die Unterburg in Nennig

Aber kümmert sich niemand um die Gebäude, werden Bahnhof und Burg bald völlig zerfallen. Schade, klebt hier doch die Geschichte von Jahrhunderten an den Wänden.

Viele verlassene Orte sind einsturzgefährdet, doch anderswo sorgen Ehrenamtliche oder sogar die Denkmalpflege dafür, dass nicht zu viel auf einmal verfällt. Wie beim sogenannten Englischen Bau bei Mesenich. Denn der ehemalige Ortsbürgermeister Peter Haase hat die imposante Ruine gekauft, um sie mit Hilfe eines Vereins für die Nachwelt zu erhalten.

Brauerei-Ruine, Mosel, verlassene Orte

Die Brauerei-Ruine an der B 49.

Tatsächlich zählt das Gebäude zu den interessantesten verlassenen Orten an der Mosel. Immerhin haben Engländer in den riesigen Kellern vor über 150 Jahren Ale und Porter gebraut. Die Ruine erzählt von den ersten Touristen an der Mosel, aber auch von Schicksalsschlägen und der Geschichte der Moselaner.

Zum Weiterlesen: Cheers! Die britische Brauerei-Ruine bei Mesenich» 

Landhaus wird zum Lost place

Es gibt zwar viele verlassene Orte an der Mosel, doch nur wenige davon sind so angeschlagen, dass ganze Bäume darin wachsen. Der Marienthaler Hof bei Zell-Kaimt ist so ein Ort. Ein Ort, um den sich eine ganze Reihe von Schauergeschichten ranken.

Ruine im Weinberg

Ruine im Weinberg

Das stark beschädigte Gemäuer ist schon so zugewachsen, dass man es im Sommer in den Weinbergen fast nicht mehr erkennt. Denn seit der frühen Nachkriegszeit hat man die einst prächtige Villa sich selbst überlassen.

Aber was für manche schlicht eine vergammelte Ruine ist, bedeutet für andere Faszination pur. Schon ganze Generationen von Moselkindern haben sich in dem verfallenen Gemäuer herumgetrieben, dabei mächtig gegruselt und vergeblich nach dort vermuteten, vergrabenen Goldschätzen gesucht.

Im Marienthaler Hof in Zell wachsen Bäume

Marienthaler Hof in Zell

Verlassene Orte zum Gruseln

Warum wurde das Haus zerstört und was ist aus den Bewohnern geworden? Welche dramatischen Szenen mögen sich hier womöglich abgespielt haben? Denn manchmal gehen die Menschen aus freien Stücken, manchmal aus finanziellen Gründen. Aber manchmal ist es höhere Gewalt, die die Bewohner vertreibt. So war es wohl auch bei dieser Ruine.

Marienthaler Hof in Zell, verlassene Orte an der Mosel

Vom Marienthaler Hof stehen nur noch wenige Mauern.

Alte Aufnahmen zeigen das Haus vor der Zerstörung. Ursprünglich um 1820 von einem wohlhabenden Landwirt namens Andries erbaut, lebte während des Zweiten Weltkriegs eine Berliner Familie in dem klassizistischen Landhaus.

Marienthaler Hof, verlassene Orte, Mosel

So sah der Marienthaler Hof früher aus.

Doch bei einem Bombenangriff im März 1945 ging das gesamte Anwesen in Flammen auf. Zwar überstanden die Besitzer den Brand unbeschadet, doch von ihrer Habe blieb nichts zurück.

Die düstere Atmosphäre beflügelt die Fantasie. Manche Besucher sind sich sicher, die Einschusslöcher im Mauerwerk noch heute erkennen zu können. An einen Wiederaufbau ist schon lange nicht mehr zu denken, denn heute sind gerade mal noch einige Reste der Außenmauern erhalten. Und Spuren im angrenzenden Wingert verraten: Wildschweine nutzen das Anwesen als Quartier.

Marienthaler Hof, verlassene Orte, Mosel

Der Marienthaler Hof.

Verlassene Villa mit Auto

Allerlei Tiere haben auch auf dem verwilderten Grundstück in der Nähe von Bernkastel-Kues ein neues Zuhause gefunden. Aus dem seit fast zwanzig Jahren unbewohnten Schieferhaus an der Mosel wurde ein verlassener Ort, der die perfekte Kulisse eines Horrorfilmes sein könnte.

Steht man davor, wartet man fast schon darauf, dass hinter der Gardine im oberen Stockwerk das Gesicht von Norman Bates erscheint.

Verlassene Orte, Mosel, Bernkastel

Verlassenes Haus mit Auto.

Das Anwesen macht den Eindruck, als wäre es fluchtartig über Nacht verlassen worden. Sogar sein Auto ließ der Besitzer zurück. Ein Fest für Oldtimer-Fans und Fotografen.

Früher oder später rücken vermutlich die Abrissbagger an. Aber wer weiß, immerhin wird auch das ehemaligen Krankenhaus in Traben-Trarbach nach fast 20 Jahren als Lost Place in ein Wohnhaus umgebaut.

 

Vielen Dank für die Tipps bei der Recherche an Jörg Neidhöfer, Björn Stürmer, Liesel Gippert-Steffens, Ingo Isenberg und an Elisa Schneiders.

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