Bernkastel-Kues: Sehenswertes & Geheimtipps

Sehenswürdigkeiten wie den Marktplatz und die Burg kennt man vielleicht. Aber schon den einzigen Leuchtturm an der Mosel gesehen? Oder auf den Olymp gestiegen? All das gibt’s in Bernkastel-Kues. Sogar im Supermarkt versteckt sich Bemerkenswertes.

Bernkastel-Kues, Mosel, Stadtbild

Aussicht von der Burg Landshut

Etwa 7100 Menschen leben in Bernkastel-Kues. Und zu ihnen gesellen sich pro Jahr rund zwei Millionen Tagestouristen. Was macht die Kleinstadtperle an der Mosel so attraktiv? 

Vor allem zwei Dinge. Zum einen ist da natürlich der Wein. Versammelt sich doch in Bernkastel-Kues eine ganze Reihe Winzerbetriebe von Rang und Namen. Etwa die Weingüter S.A. Prüm, Dr. Loosen oder Markus Molitor – um nur einige zu nennen. Und immer am ersten Wochenende im September kracht das Städtchen beim größten Weinfest der Mittelmosel fast aus den Nähten.

Historische Altstadt als Glanzlicht

Mosel, Fachwerkhaus, Bärenbrunnen

Ein Fachwerkhaus am Bärenbrunnen.

Zum anderen besitzt Bernkastel-Kues das wohl beeindruckendste Fachwerk-Ensemble der ganzen Region. Denn der Ortskern besteht nahezu komplett aus bestens erhaltenen, historischen Gebäuden. So kitschig es auch klingt: Wären da nicht die vielen Menschen, man wähnte sich in Grimms Märchen.

Eng und verwinkelt wie ein Labyrinth durchziehen Sträßchen und kleine Plätze die historische Altstadt. Dabei treffen Renaissance und Jugendstil auf Gotik und Barock. Insbesondere Bürgerhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert drängen sich dicht an dicht. Dazwischen zeugen Bauten des 18. und des 19. Jahrhunderts vom Wandel der Zeit. 

Bernkastel-Kues, Altstadt, Gasse

Gasse mit Rathaus (rechts)

Gemeinsam mit der Ruine der Burg Landshut auf dem Hügel verleiht das Fachwerkgewimmel Bernkastel-Kues sein unverwechselbares Gesicht.

Schon der berühmte Maler William Turner war hin und weg von dem romantischen Stadtbild. Er kam im 19. Jahrhundert als einer der ersten Touristen nach Bernkastel-Kues. Damals fertigte er Skizzen an von Burg und Mosel an, die man heute in der Londoner Tate Gallery (und hier ⇒klick) besichtigen kann.

Marktplatz in Bernkastel-Kues

Bernkastel, Marktplatz, Fachwerk

Fachwerkgewimmel am Marktplatz.

Direkt am Moselufer liegt ein großer, gebührenpflichtiger Parkplatz. Von dort aus lässt sich die Altstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten bequem zu Fuß erkunden. Folgen Sie doch einfach dem Pilgerstrom zum mittelalterlichen Marktplatz. Er ist Bernkastels Sahnestück – dorthin zieht es die meisten.

Zu Recht. Denn stolze Fachwerkhäuser umstellen den Platz. Mit phantasievollen Figuren, Schnörkeln und aufwendigen Schnitzereien an den Fassaden, zeigen sie über 400 Jahre feinste Zuckerbäcker-Architektur.

Bernkastel, Marktplatz, Rathaus

Das Rathaus am Marktplatz.

In der Mitte des kleinen Platzes posiert seit über 400 Jahren der Michaelsbrunnen. Dahinter wurde zwei Jahre später als einziges Gebäude gänzlich aus Stein das Rathaus gebaut. Darin waren einst auch das Gericht und die Markthalle untergebracht.

An der Fassade ist der Pranger zu sehen, an dem Übeltäter – oder wen man damals dafür hielt –  der Öffentlichkeit in Ketten vorgeführt wurden.

Bernkastel-Kues, Rathaus, Pranger

Der Pranger am Rathaus

Daneben in einer schmale Gasse balanciert das wohl älteste Gebäude der Region. Das Spitzhäuschen ist schmal und schief. Zwar sieht es so aus, als würde es im nächsten Moment kippen, doch es hält der Schwerkraft bereits seit dem Jahr 1416 tapfer stand.

Das Obergeschoss steht auf einem nur zwei Meter breiten Unterbau. Der Grund dafür ist vermutlich ein finanzieller: Wegen der kleineren Grundfläche konnte der Hausbesitzer damals Steuern sparen. Offenbar haben viele Bernkasteler Bürger diese Möglichkeit genutzt, denn die Fassaden vieler Fachwerkhäuser ragen mit jedem Stockwerk weiter in den Platz hinein.

Spitzhäuschen, Altstadt, Marktplatz

Das Spitzhäuschen

Weihnachtsmarkt und süßes Café

Grimmig blicken Katzen vom sogenannten Heinz’schen Haus aufs Kopfsteinpflaster hinunter. Laut Inschrift wurde es 1583 am Marktplatz gebaut. Doch sein Name geht auf den Kaufmann Heinz zurück, der erst Jahrhunderte später im Erdgeschoss seinen Laden hatte. 

Bernkastel-Kues, Heinzsche Haus

Verzierung am Heinzsche Haus

Ebenfalls mit reichem Zierfachwerk präsentiert sich die Adler-Apotheke von 1660, die sich immer im Dezember in den größten Adventskalender der Region verwandelt. Dann versprühen auf dem Weihnachtsmarkt vor ihrer Haustür gebrannte Mandeln, Reibekuchen und Glühwein ihren Duft.

In der Nachbarschaft zeigt sich Bernkastel-Kues das ganze Jahr über von seiner süßestes Seite. Denn in dem rosafarbenen Jugendstilhaus lockt Norbert Hansen am Marktplatz in seinem Café mit feinster Konfiserie. Tipp: Ein schönes Souvenir sind die hausgemachten Cusanus-Kugeln.

Bernkastel-Kues, Marktplatz Café Hansen

Das Café Hansen

Die Pralinen mit der Delle erinnern an den berühmten Philosophen Nikolaus von Kues, genannt Cusanus, der 1401 das Licht der Welt erblickte. Von Bernkastel-Kues zog er in die Welt und machte eine glänzende Karriere in der Kirche.

Zurück blieben ein Ruf wie Donnerhall und sein Geburtshaus am Kueser Moselufer. Darin wird heute eine Ausstellung über dessen Leben und Wirken gezeigt.

Cusanus-Geburtshaus, Kues

Das Cusanus-Geburtshaus.

Doch schon die orientalisch anmutende Architektur lohnt den Besuch. Und was es mit der Delle in der Praline auf sich hat, erfährt man auch. Lassen Sie sich von Museumsleiter Gerhard Kluth das geheimnisvolle Globusspiel zeigen.

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Weinstuben und Läden in der Burgstraße

Auch in den Sträßchen rund um den historischen Marktplatz geht es ausgesprochen lebhaft zu und es gibt viel zu sehen. Zum Beispiel Sinnsprüche aller Art an Häuserwänden oder steinerne Katzen an den Fenstern.

Bernkastel-Kues, Altstadt, Fachwerkhaus

Ein Haus in der Burgstraße.

Bernkastel, Burgstraße, Katze

Eine steinerne Katze in der Burgstraße

Hinter vielen restaurierten Fassaden verstecken sich kleine Läden, Restaurants, Hotels und Weinstuben. Mittendrin: Die historische Bonbonmacherei von Willi Maas, einem der wenigen Bonbonmacher in ganz Deutschland. Selten und nostalgisch zugleich. In seinem Laden in der Burgstraße werden Süßigkeiten noch mit dem Handwerk wie vor 100 Jahren gemacht.

Wenn man durch die Burgstraße spaziert, sollte man auch einen Blick auf die Gaststätte Alter Klosterhof werfen – ein Fachwerkjuwel von 1456.

Bernkastel, Altstadt, Alter Klosterhof

Der Alte Klosterhof

Viele Häuser in der Altstadt wurden in den vergangenen Jahren aufgehübscht oder sogar kurz vor dem Abriss noch gerettet. Zum Beispiel das schöne Fachwerkhaus in der Römerstraße 31, das heute ein Café beherbergt.

Wer wissen will, wie es früher in Bernkastel-Kues aussah, findet alte Fotos der Bürgerhäuser im Heimatmuseum. Untergebracht im einzigen erhaltenen Stadttor, dem Graacher Tor, sind dort Exponate zur regionalen Geschichte ausgestellt. Etwa die gruseligen mittelalterlichen Strafen des Gerichts (wir erinnern uns an den Pranger am Marktplatz!)

Der berühmte Bernkasteler Doctor

Mosel, Weinberg, Bernkasteler Doctor

Der Bernkasteler Doctor

Direkt hinter dem Graacher Tor erhebt sich der Bernkasteler Doctor. Im Winter zwar karg, aber nicht weniger kostbar. Eine der berühmtesten und einst teuersten Weinberglagen der Welt. Weinkritiker kriegen sich kaum noch ein beim Loben der Rieslingweine, die hier entstehen.

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Doctorkeller, BernkastelBernkasteler Doctor
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Von hier aus führt ein schöner Wanderweg nach Traben-Trarbach an der Hütte „Eisernen Weinkarte” vorbei. Ein Logenplatz mitten im Weinberg mit Panoramablick. Mehr als einen Blick wert ist auch die hübsche Kallenfelsstraße am Doctorberg.

Bernkastel, Kallenfelsstraße, Doctorberg

Die Kallenfelsstraße am Doctorberg.

Wie viele Städtchen an der Mosel verdankte auch Bernkastel-Kues einst seinen Reichtum dem Handel mit Wein. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gehörte der Riesling von Mosel, Saar und Ruwer zu den teuersten Weinen. Es entstand ein Wohlstand, der auch gezeigt werden wollte. Deshalb investierten die sogenannten Wein-Barone in Villen in prominenter Lage. Noch heute freuen sich Bernkastel, Kues und Wehlen über ihre vornehme Uferpromenaden.

Eine der herrschaftlichen Villen kann man als sogar jederzeit als Gast durchschreiten. Denn das elegante Stadtpalais am Gestade Nummer 2 beherbergt ein sehenswertes Café. Ein Traum aus Stuck, Tafelparkett und Glasmalereien im französischen Stil.

Bernkastel, Stadtpalais, Café

Stadtpalais mit Café am Gestade.

Cusanus-Hochschule und Mosel-Vinothek

Moselbrücken gab es lange Zeit nur im luxemburgischen Remich, Trier und Koblenz. Doch dann reichte die Fähre in Bernkastel nicht mehr aus, um die vielen Besucher und Fässer – bei jedem Moselstand – auf die andere Seite zu transportieren. Nach knapp zwei Jahren Planungs- und Bauzeit war das Problem gelöst: Seit 1874 ist Bernkastel durch eine Brücke mit Kues verbunden – die man sich heute via Webcam im Internet angucken kann.

Am gegenüberliegenden Brückenkopf drängt sich ein mächtiges Gebäude mit reichem Schmuckfachwerk ins Bild. Das ehemaligen Hotel drei Könige, Baujahr 1901. Vor ihrem Umzug nach Koblenz, war darin die Cusanus-Hochschule untergebracht. 

Cusanus Hochschule, Mosel

Das ehemalige Hotel Drei Könige,

In der gegenüberliegenden Kapelle liegt Nikolaus von Kues begraben. Zumindest dessen Herz – der Rest ruht in Rom. In dem mittelalterlichen Komplex des Cusanus-Stifts befindet sich zudem die wertvolle Bibliothek des Universalgelehrten. Nur bei einer Führung durchs Haus kann die einzigartige Handschriftsammlung besichtigt werden

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Bernkastel, Vinothek, GewölbekellerMoselvinothek
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Doch nicht nur oberirdisch, auch unterirdisch gibt es auf dem Gelände etwas zu sehen: Denn im riesigen, verzweigten Gewölbekeller befindet sich die Mosel-Vinothek. Dort kann man für einen Obolus von weniger als 20 Euro rund 160 Weine und Sekte der gesamten Mosel probieren. Die Stimmung mancher Gruppen ist ausgelassen.

Bernkastel, Vinothek, Gewölbekeller

Die Mosel-Vinothek in Kues.

Museen und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten verstecken sich fast überall in Bernkastel-Kues. Sogar im Edeka in der Cusanusstraße, kein Witz. Tatsächlich wurde in dem Supermarkt ein kleiner Kolonialwarenladen zum Angucken eingerichtet.

In alten Zeiten führt auch das nahe gelegene Zylinderhaus. Wenn auch in ganz andere. Denn das Technik-Museum präsentiert bestens erhaltene Oldtimer, darunter Schlitten mit Seltenheitswert. Zuletzt fand Popstar Falcos Käfer dort einen Platz (zum Weiterlesen: Stars auf Rädern»). 

Leuchtturm, Andel, Mosel

Der Leuchtturm in Andel.

Eine Kuriosität steht am Moselufer im Stadtteil Andel. Tatsächlich hat dort hat ein Hobby-Kapitän einen Leuchtturm in seinem Garten gebaut. Da soll mal einer sagen, die Moselaner hätten keine guten Ideen.

Wandern in und um Bernkastel-Kues

Und noch etwas ist ungewöhnlich. Schon gewusst, dass man in Bernkastel-Kues den Berg Olymp besteigen kann? Richtig gelesen. Der Startpunkt der Wanderung liegt an der Tourist-Information am Gestade.

Von dort geht es durch die Weinberge auf die mit 415 Meter höchste Erhebung der Umgebung. Von hier aus hat man einen schönen Blick bis zum Kueser Plateau, über die Bernkasteler Schweiz und das Fachwerkgewimmel samt Mosel.

Und was kann man noch so sehen und erleben in Bernkastel-Kues?

Bernkastel, Tiefenbachtal, Spaziergang

Spaziergang durchs Tiefenbachtal zur Burg Landshut.

Zum Beispiel einen idyllischen, kleinen Wasserfall, der unterhalb der Straße zur Burgruine Landshut rauscht. Sowieso sollten Mittelalter-Fans der Burg Landshut einen Besuch abstatten.

Die Sehenswürdigkeit mit römischen Wurzeln bietet ein Restaurant mit schönem Panoramablick. Ein leicht zu laufender Familienweg führt vom Marktplatz durch den Wald am Wasserfall vorbei zur Burg.

Zum WeiterlesenSpaziergang durch Bernkastel-Kues».

Burg Landshut, Bernkastel, Restaurant

Die Burg Landshut.

Großer Bahnhof für Bier

Allerdings mangelt es im Ort nicht an Lokalen. Gleich unterhalb der Burg bietet das bei Reisenden und Einheimischen gleichermaßen beliebte Schützenhaus regionale und internationalen Gerichte. Wegen der wunderbare Aussicht wird das Lokal auch der Balkon von Bernkastel genannt. Zudem bietet die Karte eine besondere Auswahl an regionalen Spitzenweinen.

Zum Weiterlesen: Kibbelingen zum Mosel-Panorama»

Zwar wird an der Mosel schon seit der Römerzeit die Weinkultur gepflegt. Doch die Moselaner können auch Bier. Im Stadtteil Wehlen gibt’s zum Selbstgebrauten als Sahnehäubchen historische Architektur. Schräg gegenüber vom Campingplatz in Zeltingen ist in den historischen Mauern vom Kloster Machern eine Brauerei nebst Ausschank untergebracht.

Kloster Machern, Brauhaus, Wehlen

Brauhaus Kloster Machern.

Natürlich ist der bekannte Stadtteil von Bernkastel-Kues vor allem bekannt für seinen Wein. Mit ihrer berühmten Weinbergslage Sonnenuhr sind die Winzer mit der einzigen Hängebrücke an der Mosel verbunden.

Und auf dem Grainskopf im Wehlener Wald können Wagemutige einen Aussichtsturm mit Blick auf die Hochmoselbrücke besteigen. Übrigens: Warum auf der Wehlener Sonnenuhr die Ziffer 7 fehlt, steht hier.

Veranstaltungen in Bernkastel-Kues

Irgendwas geht in Bernkastel-Kues immer. Besonders bekannt sind das Weinfest im September, das Moselauenfest und der Weihnachtsmarkt. Es gibt aber noch die Straßenfeste, Führungen durch die Altstadt, die Wein-Gourmet-Tour und und und … 

Und wer noch mehr schöne Häuser sehen will, unternimmt eine Wanderung von Bernkastel-Kues nach Traben-Trarbach. Denn auch dort haben die Weinhändler keine Kosten im Wettbewerb um die repräsentativste Villa gescheut. Als Alleinstellungsmerkmal versammelt das Städtchen eine beachtenswerte Ansammlung von exklusiven Jugendstilgebäuden. Aber das ist eine andere Geschichte und die steht hier.