Eine Schifffahrt ist die entspannendste Art das Moseltal zu erleben. Ob mit einem Ausflugsdampfer, im Kanu oder auf einem Postschiff. James Bond empfiehlt die Rundfahrt im Amphicar.
Beschaulich ist das Wort, dass die Mosel wohl am besten beschreibt. Träge fließt sie vor sich hin und ist dennoch ein sehr verkehrsreicher Fluss: Von ihrer Quelle in den französischen Vogesen bahnt sie sich ihren Weg nach Koblenz mit vielen verschiedenen Fahrzeugen obendrauf.
Reichlich Motorboote und Jachten pflügen eilig durchs Wasser. Neben Frachtkähnen schieben sich flache Hotel- und Kreuzfahrtschiffe über den Fluss. Ihre Wellen lassen Kanus wie Korken hüpfen. Sogar ein schwimmfähiges Cabrio aus dem Jahr1963 ist auf der Mosel unterwegs: Eine Mitfahrt indem coolen Auto ist die wohl exklusivste Art, die Aussicht auf die Uferpromenaden von Traben und Trarbach zu genießen. Buchbar ist dieses Erlebnis im Jugendstil-Hotel Bellevue.
Doch es muss nicht unbedingt ein schickes Amphicar sein, ein ganz normaler Ausflugsdampfer tut es natürlich auch. Zwar ist eine Schifffahrt sicher nicht der schnellste Weg, um von A nach B zu kommen. Doch gibt keine gemütlichere Art, eines der Filetstücke der deutschen Flusslandschaften zu entdecken. Die Burgen wirken aus dieser Perspektive besonders erhaben. Rechts und links ziehen altehrwürdige Dörfer und vertikalsteile Weinberge vorbei, direkt vor dem Kahn: Die Kollegen Ente, Nilgans und Schwan.
2000 Jahre Schifffahrt auf der Mosel
Wenngleich die Mosel eine der am meistbefahrenen Wasserstraßen Europas ist, hat sie doch nichts von der Schönheit und Romantik eingebüßt, von der Menschen aller Herren Länder seit Jahrtausenden schwärmen. „Selbst der Tiber wagte es nicht, seinen Ruhm über deinen zustellen”, lobpreist der römische Dichter Ausonius im Jahr 371 in seiner „Mosella”. Donnerwetter!
Zwar sind schon die Römer mit ihren Handelsschiffen über die Mosel geschippert. Holz und Riemen knarzten, die Männer am Ruder stöhnten, alle schufteten schwitzend im Takt. Aber erst im 19. Jahrhundert wurde eine Schifffahrt auf dem längsten deutschen Nebenfluss des Rheins zur Vergnügungsreise.
Üblich waren Touren in gemieteten Reisenachen, mit denen schon Goethe die Mosel herabfuhr. 1830 kamen planmäßig verkehrende Eiljachten mit Bewirtung an Bord hinzu.
Schipperte zunächst eine überschaubare Anzahl an Bildungsbürger auf dem Fluss, gab es ab 1839 für Sommerfrischler kein Halten mehr: Als im Dezember des Jahres die „Ville de Metz” als erste ihrer Art von Metz nach Trier fuhr, fiel der Startschuss für fast 100 Jahre Dampfschifffahrt auf der Mosel. Die luxuriösen Schiffe der Mosel-Dampf-Schiffahrtsgesellschaft zu Trier übernahmen den Linienverkehr.
Schifffahrt von Koblenz bis Trier
Obwohl die Eisenbahn die Dampfer über die Jahre verdrängt hat, lassen sich Ausflügler auch im 21. Jahrhundert noch bei einer Schifffahrt über die Mosel tragen.
Wer heute mit dem Schiff von Koblenz bist nach Trier fährt, ist gut 15 Stunden unterwegs – reine Fahrzeit. Die Schifffahrt flussaufwärts beginnt am Deutschen Eck. Zwischen dem Koblenzer Stadtteil Moselweiß und Winningen steigen am Ufer die ersten Weinberge auf und bei Kobern-Gondorf erscheinen die ersten Burgen. Bis Cochem zieht die Mosel fast geradlinig dahin, dann aber windet sie sich in Kehren an Traben-Trarbach und Bernkastel vorbei bis zum Anleger in Trier.
Abenteuer Schleusenfahrt
Eine Besonderheit sind für viele Ausflügler die Schleusenfahrten, wo Schiffe in der Kammer wie im Fahrstuhl bis zu neun Metern nach oben oder unten fahren. So liegt zum Beispiel die Schleuse bei Müden auf dem Weg von Alken nach Cochem. Wer von Traben-Trarbach nach Bernkastel schippert, erlebt in Zeltingen den Schleusengang.
Die Schleusen zählen aber auch längst zu den Sehenswürdigkeiten. Viele sehen gerne dabei zu, wie Schiffe auf Berg- oder Talfahrt gehen. Und an einigen Staustufen gibt es noch mehr zu erleben.
Zum Weiterlesen: Schleusen in der Mosel: Welche kann was?»
Gebrüder Kolb, Platzhirsch der Schifffahrt
Verschiedene Reedereien dieseln zwischen Koblenz und Trier und entlang der luxemburgisch-deutschen Obermosel. Viel los ist auch in der Saarschleife bei Mettlach oder auf der Route von Trier nach Saarburg. Von April bis Ende Oktober geht die Saison.
Die Preise variieren je nach Anbieter, Länge der Tour und Art des Schiffes. Rundfahren kosten etwa zwischen 10 und 30 €. Kinder zahlen erfreulicherweise oft gar nichts oder die Hälfte und auch brave Hunde dürfen an Bord.
Mit mehr als 20 Fahrgastschiffen ist die Personenschifffahrt Gebrüder Kolb die Nummer Eins auf der Mosel. Seit mehr als 100 Jahren bieten die Kolbs Touren mit Schiffen, die Moselprinzessin heißen oder Romantica. Unterwegs können die Passagiere ein Gläschen aus den vorbeiziehenden Weinlagen degustieren. Zur Stärkung gibt es aus der Kombüse Bockwürste mit Kartoffelsalat
Zu den Bestsellern des Unternehmens gehören sicherlich Rundfahrten von ein oder zwei Stunden ab Bernkastel-Kues. Als Nahziel bietet sich Traben-Trarbach an. Dauer: etwa zwei Stunden. Wer einen ganzen Tag Zeit hat, dem sei das rund 60 Kilometer flussaufwärts gelegene Trier empfohlen. Acht Stunden dauert die Tour – vier hin, vier retour, fast wie eine kleine Flusskreuzfahrt.
Fähre oder Schiff?
Mit der St. Josef, die zwischen Beilstein und Ellenz pendelt, gehört auch eine der nostalgischen Fähren zur Flotte der Kolbs. Nur noch an acht Stellen zwischen Koblenz und Perl kann man die Mosel mit den kleinen Wassergefährten überqueren. Eine Besonderheit ist die Sankta Maria, die mit Sonnenergie betrieben von Oberbillig in Deutschland in wenigen Minuten nach Wasserbillig in Luxemburg übersetzt.
Zum Weiterlesen: Wo Fähren den Mosel-Urlaub verschönern»
Die schönsten Fahrstrecken auf der Mosel
Viel befahren ist die Mosel vor allem in und um Cochem – gibt es doch kaum ein Foto der Reichsburg, auf dem sich nicht wenigstens ein Ausflugsdampfer ins Bild schiebt.
Mit großem Sicherheitsabstand zu Frachtern und Schiffen ziehen Selbstfahrer im umweltfreundlichen Kajak oder Kanadier an der Kulisse vorbei. Zum Beispiel auf der 8,5 Kilometer langen Strecke von Ernst bis Klotten. Paddeln muss man selbst – das passende Gefährt hat Verleiher Udo Marx in Ernst.(mosel-kanutours.de)
Zu den schönsten Fahrstrecken der Ausflugsdampfer gehört für viele sicher die einstündige Schifffahrt von Cochem nach Beilstein. Sogar mit Schleusengang. Bei einem Tagesausflug von Cochem nach Koblenz muss man vier Stunden für die Fahrt einplanen.
Ab Trier wiederum geht es in zwei Stunden auf der Saar und dem Saarkanal ins Städtchen Saarburg.
Ebenfalls beliebt ist die Strecke durch die Moselschleife bei Bremm, wo die Kapitäne ihre Kähne durch die Haarnadelkurve zwischen dem schwindelerregend steilen Calmont und dem Neefer Petersberg manövrieren. Das Postkartenpanorama liegt an der Route von Cochem nach Traben-Trarbach mit Haltestationen in Beilstein und Ediger-Eller. (www.moselrundfahrten.de).
An der Terrassenmosel ist die Landschaft besonders imposant. Zwischen ihrem Heimathafen Alken und Cochem trägt die MS Goldstück ihre Passagiere an Deck an den Burgen Thurant, Coraidelstein und Bischofstein vorbei (www.ms-goldstueck.de).
Paradestrecke Koblenz-Rhein
Burgen-Fans lassen sich nach Koblenz bringen, um die Paradestrecke für Romantiker zu genießen: Die Schifffahrt führt ins Obere Mittelrheintal, dessen einmalig hohe Burgendichte dafür sorgt, dass dieser Flussabschnitt Teil des UNESCO Welterbes ist. Wer in den Schaufelraddampfer Goethe aus dem Jahr 1913 steigt, setzt dem nostalgischenErlebnis die Krone auf (www.k-d.com).
Sicherlich romantischer als eine Stadtrundfahrt durch Trier ist die zweistündige „Auf den Spurender Römer”-Rundfahrt ab Pfalzel. Die Schifffahrt für 18 € pro Kopf, führt entlang der roten Sandsteinfelsen, der Mariensäule, den alten Kränen und der Römerbrücke bis zur Abtei St. Matthias.(www.moselrundfahrten.de).
Schifffahrt auf der Saar
Mit einer Schleusung beginnt die Schifffahrt von der Anlegestelle Mettlach durch ein Naturwunder, mit dem das kleine Saarland eigene Maßstäbe setzt: Angehoben von 156 auf 167 Meter Höhe über dem Meeresspiegel fährt der Ausflugsdampfer der SPS Saar Personenschifffahrt in die sieben Kilometer lange Saarschleife ein. Etwa 1,5 Stunden dauert die Schifffahrt bis Dreisbach und zurück. Das Ticket kostet 16 €.
Wer noch mehr Saar will, geht ab der Anlegestellein der Brückenstraße in Saarburg auf „König Johann Rundfahrt”: Die Route führt durch den landschaftlich schönsten Streckenabschnitt der Saar. Vorbei an Dörfern, Weingütern mit interessanter Architektur und der Klause von Kastel-Staadt hoch oben auf einem Felsen, hinein in die Schleuse bei Serrig. Kostenpunkt: 17 € pro Kopf (www.saarflotte.de).
Schifffahrt auf der Luxemburger Mosel
Zwischen Wasserbillig und Schengen fließt die Mosel als Grenzfluss. Deshalb zieht man bei einer Schifffahrt mit Luxemburgs prominentestem Fahrgastschiff „Marie-Astrid” gleichermaßen an deutschen Dörfern wie Nittel, aber auch an Luxemburger Weinorten wie Remich oderGrevenmacher vorbei.
Das elegante Interieur erinnert an die mondänen Passagierschiffe vergangener Zeiten und an einen historischen Moment: Denn an Bord des Vorvorgängerschiffs wurde 1985 das Schengener Abkommen unterzeichnet. Tickets für die Rundfahrt ab Grevenmacher kosten rund 20 € (www.entente-moselle.lu).
Wer mit Navitours ab Remich entweder in Richtung Ehnen (L) oder nach Sierck-les-Bains (F) fährt,zahlt um 25 € für die vierstündige Rundfahrt mitSchleusen in Stadtbredimus oder Schengen/Apach (www.navitours.lu)
Schifffahrt mit dem Postschiff
Am Rioler Ufer bei Flusskilometer 174 liegt eine weitere Rarität vor Anker: Das ehemalige Postschiff Telegraaf IV. Nur sieben Exemplare vom gleichen Typ sind um 1928 in Holland vom Stapel gelaufen. Allerdings verkehrte der nostalgische Kahn nur bis 1968 auf der Route Rotterdam-Antwerpen, weil Schienen und Straßen den Postdienst übernahmen. Danach schipperte er noch bis 1993 als Frachtschiff durch Europa.
Inzwischen dient die Telegraaf nur noch dem Vergnügen. Als schwimmender Biergarten versorgt sie die Gäste mit Wein, Bier, Kaffee und Kuchen und lässt sich für private Veranstaltung buchen. Aber gelegentlich ruft Kapitän Joachim Zimmer zu öffentlichen Fahrten stromaufwärts die römische Weinstraße entlang: Ab Schweich geht es vorbei am alten Fährturm, dann stromabwärts vorbei an Longuich, Riol, Mehring und zurück nach Schweich(Parkplatz beim Triolago-Freizeitsee, www.mosel-spass-ticket.de).
Flusskreuzfahrten auf der Mosel
Auch die Merlijn war früher ein Frachter. Doch umgebaut zum kleinen Kreuzfahrtschiff, zieht die elegante Dame heute beim Ankern vor Alf alle Blicke auf sich. Seit die Köln-Düsseldorfer in den 1960-Jahren ihr erstes schwimmendes Hotel auf die Reise schickte, ist die Dampferfahrt zum mehrtägigen Urlaub auf dem Wasser mutiert.
Auf einem der flachen Schiffe dem Lauf der Mosel durch Deutschland, Luxemburg und Frankreich zu folgen, ist ein Renner. Es gibt Angebote von billig bis teuer. Einen Überblick über Mosel-Flusskreuzfahrten verschaffen zum Beispiel die Seiten: www.kreuzfahrten-pool.de,www.flussreisen.de oder kreuzfahrtschnaeppchen.de.
Schifffahrt wie die Römer
Jedes Jahr besuchen etwa 10.000 Menschen Neumagen-Dhron, um eine Schifffahrt wie in Zeiten Kaiser Konstantins zu erleben. Denn nach rund 1700 Jahren verkehrt auf der Mosel wieder ein römisches Handelsschiff: Die „Stella Noviomagi”,wie die „Stern von Neumagen” auf Latein heißt. Sie ist der moderne Nachbau eines steinernen Grabmonuments, das um 220 n. Chr. Die Ruhestätte eines lokalen Weinhändlers schmückte.
Angetrieben von zwei 50 PS-Dieselmotoren werden Ausflügler mit einer Geschwindigkeit von 18 km/hdie Mosel entlang getragen. Zwar wird das Weinschiff meistens für Charterfahrten genutzt. Doch samstags um 15.30 Uhr und sonntags um 10Uhr können auch Einzelgäste mitfahren. 18 € kostet die 1,5-stündige Tour (www.neumagen-dhron.de).
Zum Weiterlesen: Mosel-Fahrt wie die Römer»