Alken: Grüße aus dem Mittelalter

Alken punktet mit der Burg Thurant, der 1000 Jahre alten Kirche und einer picobello Moselpromenade. Aber nur wer genau hinguckt, entdeckt eine gruselige Sehenswürdigkeit mit Raritäten-Status.

Alken, Mosel, Weinort

Alken mit der Burg Thurant.

Von Koblenz muss man nur 22 Kilometer moselaufwärts der Uferstraße folgen, um in der Welt von Mägden, Edelleuten und Rittern zu landen. Man würde man sich nicht wundern, sähe man sie noch heute hier und da um die Ecke huschen. Wer erstmals nach Alken kommt und durch die engen Gassen läuft, fühlt sich wie im Märchenbuch.

Der Winzerort wirkt wie belebtes Mittelalter. Glücklicherweise ohne Unannehmlichkeiten wie Folter, Pranger oder Pest. Dafür mit vielen Fachwerkhäusern, Türmchen, Toren und einer Burg, wie am sie sich schöner gar nicht hätte ausdenken können. 

Burg Thurant, Mosel, Burgen

Die Burg Thurant über Alken.

Der Pfalzgraf Heinrich setze das imposante Gemäuer im Jahr 1197 auf den Hügel und benannte es nach der libanesischen Feste Thuron, die er zuvor vergeblich belagert hatte: Burg Thurant. Das Wahrzeichen des Ortes ist eine der ältesten Burgen im Moselland.

Trifft man im Ort allerdings wirklich auf Rittersleut in historischer Gewandung, handeltet es sich natürlich um eine Inszenierung. Denn immer im Februar oder März feiert die Gemeinde mit einem Umzug ihr traditionelles Moosemannfest. Dabei steht der tapfere Junker Emmerich im Mittelpunkt des Geschehens, der in Moos verpackt den feindlichen Belagerern der Burg Thurant entkommen konnte und damit unsterblich wurde. Knapp 800 Jahre ist das her.

Sehenswürdigkeiten in Alken

Alken ist eines der ältesten und sicherlich charmantestes Winzerdörfer am Fluss. Die Geschichte der rund 700 Seelen-Gemeinde an der Terrassenmosel reicht über die Römer bis ins Jahr 450 vor Christus zurück. Noch heute trägt ein Ortsteil den keltischen Namen Olk. Im Alkener Bachtal stößt man auf die Reste von Grundmauern einer Keltenburg.

Alken, Fallerport, Mosel

Alken mit dem alten Stadttor, dem Fallerport

Im Ortskern versammelt sich so viel historische Bausubstanz, dass der von uralten Gemäuern begeisterte Fotofreund kaum noch mit Knipsen nachkommt: Da ist zum Beispiel der gut 900 Jahre alte Laacher Hof in Moselstraße 8, der zunächst als Gutshof der Eifeler Abtei Maria Laach und später als mittelalterliches Finanzamt diente.

Oder das Malterhaus in der Oberstraße 25/27: Glaubt man dem im Boden der Einfahrt eingelassenen Stein, steht auch dieses Gebäude schon seit 1093 an dieser Stelle. Bis vor 100 Jahren hatte es nur Schießscharten statt Fenster.

Zu den Sehenswürdigkeiten zählen auch die hübsche Blumengasse, das fast 300 Jahre alte ehemalige Pfarrhaus in der Oberstraße 7 oder das Fachwerkhaus in der Von-Wiltbergstraße 12 – alles sehr fotogen. 

Alken in Miniatur im Fallerport

Auf der Homepage www.alken.de steht ein liebevoll gestalteter Flyer für einen Rundgang zum Download bereit. Die Route führt von der Galerie in der Moselstraße zum Wiltberger Schloss. Um 1350 wurde es als stattliches Burghaus für die Trierer Erzbischöfe gebaut.

Alken, Wiltburg

Das Schloss der Wildberger.

Der Erzbischof Balduin war es vermutlich auch, der die mittelalterliche Stadt mit einer rund einen Kilometer langen Ringmauer vor Eindringlingen schützen ließ. Davon erhalten sind nur noch wenige Mauerreste, ein Tordurchgang, der dicke Rundturm an der Moselpromenade und der Hexenturm im Weinberg. Ob sich dort während der Inquisition womöglich schreckliche Dinge zugetragen haben, ist nicht belegt.

Sicher ist: Das Mechelshäusche, ein Heiligenhaus im Hang, wurde 1575 zu Ehren des Erzengels Michael gebaut. An dieser Stelle soll der Heilige und Schutzpatron des Ortes, während einer Pestepedemie erschienen sein und nach eifrigem Beten der Alkener mitsamt Seuche wieder verschwunden sein.

Auch das Haupttor der damaligen Stadt, die sogenannte Fallerport, steht immer noch wie eine Eins. Allerdings nicht mehr am Ortsrand wie vor 650 Jahren, sondern mitten auf der Oberstraße, die im Laufe der Zeit von etwa zehn auf über 60 Häuser anwuchs. Wie es in Alken im Mittelalter aussah, kann man im ersten Stock des Gebäudes erahnen. Denn es beherbergt ein Modell im Maßstab 1:72, das im Sommer besichtigt werden darf.

Alken, Mosel, Fallerport

Das Stadttor, die Fallerport, in der Oberstraße.

1000 Jahre alte St. Michaelskirche

Wer nur ein wenige Stunden bleiben will, steuert am besten direkt den Stolz der Alkener Bürger und Bürgerinnen an: Die fast 1000 Jahre alte St. Michaelskirche.

Normalerweise lässt man Kirchen ja im im Dorf. Doch das romanische Kleinod steht auf einer Anhöhe über den Dächern von Alken, vermutlich am Platz eines uralten Heiligtums. Neben dem Wildbergschloss führt ein idyllischer Treppenaufgang, gesäumt von vierzehn Kreuzwegstationen, hinauf zu der einstigen Pfarrkirche von Alken.

Alken, St. Michaelskirche, Kreuzwegstationen

Treppenaufgang zur St. Michaelskirche

Über geschätzte vierzig Stufen geht es zunächst zu Alkens gruseliger Sehenswürdigkeit, die viele im Vorbeigehen übersehen. Doch durch ein Eisengitter ist deutlich zu erkennen, was sich unter der Kirche verbirgt: Dort stapeln sich die Schädel und Knochen von Toten, deren Namen schon lange niemand mehr kennt.

Solche Gebeinhäuser oder Beinhäuser waren um 1300 in katholischen Gegenden ganz normal. Sie dienten als Ausweichquartier, um zeitiger Platz für neue Ruhestätten auf dem überfüllten Friedhof zu schaffen. Deshalb wurden die Überreste der Verstorbenen wieder ausgegraben und umgebettet in den geweihten Raum unter der Kirche.

Gebeinhaus, Mosel, St. Michael

Blick in das Gebeinhaus unter der St. Michaelskirche.

Nur Alken besitzt ein Gebeinhaus

Hierzulande gibt es heute nur noch wenige solcher mit Skeletten gefüllten Häuser. Zum Beispiel in Oppenheim, dem wohl prominentesten größten seiner Art, auch in den bayerischen Orten Cham und Greding. Und entlang der gesamten der Mosel nur noch in Alken. Der Anblick von diesem Sammelsurium aus Schädel mit leeren Augenhöhlen lässt so manch sensible Seele frösteln.

Doch wenn man die kleine Kirche betritt, wird man von einem freundlichen Farbenmeer und mittelalterlicher Atmosphäre umhüllt. Gut erhaltene Fresken schmücken die Decke, Wandmalereien sind zu sehen, Skulpturen und mehrere Altäre – das reiche Inventar der kleinen Kirchenstube kann sprachlos machen. Allerdings steht die Tür nur zwischen Ostern und Oktober an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr für Besichtigungen offen.

Auf dem angrenzenden Friedhof sind uralten Steinkreuze mit Jahreszahlen aus dem 16. Jahrhundert zu sehen, dahinter fangen die Weinberge an.

Alken, alter Friedhof, Basaltkreuze

Der alte Friedhof an der St. Michaelskirche.

Top-Attraktion Burg Thurant

Ein Fußweg führt weiter hoch zur Burg Thurant, der Top-Sehenswürdigkeit von Alken und dem wohl beliebtesten Fotomotiv.

Die Thurant unterscheidet sich deutlich von anderen Burgen, schon allein wegen ihrer beiden Bergfriede und den Weingärten auf der Sonnenseite. Doch vor allem ist sie die einzige Doppelburg am Fluss, da sich die Erzbistümer Köln und Trier die Wehranlage einst teilten. Dafür zogen sie eine dicke Mauer durch die Mitte, jeder erhielt ein eigenes Burgtor, Wohn- und Wirtschaftsräume.

Burg Thurant, Alken

Eingang zur Burg Thurant.

Noch immer liegt die Burg Thurant ein wenig im Schatten der nahe gelegen Burg Eltz, deshalb hält sich der Besucherstrom in Grenzen. Dabei zählt sie zu den schönsten Burgen der Region. Sie ist tatsächlich so dornröschenhaft und romantisch wie im Märchen. Jedes Eckchen in den verwunschenen Höfen ist bepflanzt. Am nettesten sind die vielen Nischen, in denen man bei einem Glas Wein und einem Imbiss sitzen kann. Ein Besuch lohnt sich immer.

Zum Weiterlesen: Eine Burg wie keine andere»

Wer nach all dem Historien-Genuss in Alken einkehren möchte, findet an der Moselpromenade und in den Gassen eine Reihe von Straußwirtschaften, Weinstuben, Cafés und Restaurants. Ein Anlaufpunkt ist zum Beispiel die ehemalige Wiltberger Kellerei mit 300 Jahre alten Kellergewölben unter der Straße. Wer mag, meldet sich im Weingut Anton Hammes zu einer Weinprobe an.

Alken, Mosel, Zollturm

Der ehemalige Zollturm gehört zum angrenzenden Hotel-Restaurant.

Eine weitere kulinarische Adresse ist der Wehrturm an der Moselstraße. Früher wurde dort den Schiffsleuten Zoll abgeknöpft, heute gehört er zum angrenzenden Hotel-Restaurant. Im historischen Ambiente kann man solide Landhausküche und den Blick auf die Mosel genießen.

Zuviel versprochen? Wie man sieht, ist es eine echte Schatzkiste, dieses kleine Moselörtchen Alken.

Tipps für den Besuch von Alken

Lage: Alken liegt an der Terrassenmosel, sechs Kilometer von Münstermaifeld und 22 Kilometer von Koblenz entfernt.

Übernachten in Alken: Unter www.alken.de stehen die Adressen von Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen oder Reisemobilstellplätzen. Eine Besonderheit ist sicherlich das Ferienhaus Sporkhorst nebst Garten innerhalb der Burg Thurant, Telefon 02605/2004. In der Pilgerherberge am Bleidenberg finden bis zu drei Pilger auf dem Mosel-Camino auf Spendenbasis eine Unterkunft, Telefon 02605/3580.

Besichtigung Alte St. Michaelskirche: Frei zugänglich an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr von Ostern bis 31. Oktober. Gruppenbesichtigungen sind ganzjährig nach Vereinbarung möglich. Anmeldung: St. Michaelsbruderschaft, Herr Deisen, Telefon: 02605/8360

Feste und Wein: Alken feiert seinen Wein, der in den Lagen Bleidenberg, Burgberg oder Hunnenstein wächst. Zum Beispiel mit dem Winzerhöfefest am dritten August-Wochenende und der St. Michael Kirmes im September.

Eine Besonderheit ist das Moosemann-Fest im Februar oder März, wenn eine mittelalterlich gewandete Karawane samt Ritter durch die Gassen von Alken zieht. Es erinnert an die Eroberung der Burg Thurant. Dabei steht der tapfere Junker Emmerich im Mittelpunkt des Geschehens, der den Belagerern, getarnt mit Moos, entkommen konnte. Sein Mut wird seit fast 800 Jahren mit einem Aufgebot an Ständen und einem Umzug gefeiert.

Wandern und Schifffahrt

Wandern: Den schönsten Blick auf Alken und die Burg Thurant bietet das unbedingt sehenswerte Bleidenberger Plateau. Der „Sieben-Fußfälle-Steig” führt hinauf, mutet Wanderern allerdings auf etwa 700 Metern die Überwindung von 180 Höhenmetern zu. Der Einstieg liegt oberhalb der Ruine des Stadttores neben dem Wildberger Schloss.

Mehr dazu: Warum steht auf dem Bleidenberg ein Waldelefant?»

Schifffahrt: Früher ragte der Fels Alkener Ley weit in die Mosel hinein. Weil die Passage für die Schifffahrt gefährlich war, nannte man ihn Moselloreley. An diese Stelle erinnert heute nur noch eine Nepomuk-Statue, denn beim Ausbaus der Bundesstraße B 49 wurde das Hindernis gesprengt. Vom Schiffsanlegesteg sind heute völlig ungefährliche Ausflugsfahrten Richtung Koblenz oder Cochem und Rundfahrten möglich.

Mehr dazu: Hier sind Sie auf dem richtigen Dampfer!»