Bleidenberg: Aussicht mit Waldelefant

Der Bleidenberg in Oberfell ist zurecht ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel. Man entdeckt: Einen sechs Meter hohen Waldelefanten und die schönsten Blicke auf die Burg Thurant. Allein die mittelalterliche Kirche lohnt den Besuch.

Burg Thurant über Alken.

Beste Aussicht auf die Burg Thurant.

Bänke, Bänke und nochmals Bänke. Alle paar Meter haben nette Menschen hölzerne Bänke oder bequeme XXL-Liegen zum Ausruhen aufgestellt. Ein Angebot, das von Passanten nicht nur deshalb gerne angenommen wird, weil die Knie nach dem steilen Anstieg Rückmeldung geben. Das Panorama ist so schön, dass man gerne mehr Zeit mit Gucken verplempern will.

Auf der Jagd nach den besten Aussichtspunkten an der Mosel, kommt man am Bleidenberg nicht vorbei. Etwa 200 Meter über dem Fluss, bietet das weitläufige Plateau vor allem den perfekten Blick auf die Burg Thurant. Liegt das Tal am Morgen noch im Nebel verhüllt, sieht es fast so aus, als würde das Gemäuer über dem Moseldorf Alken schweben.

Kattenes, Tal der 13 Mühlen, Blick vom Königinnenwingert

Blick vom Königinnenwingert auf Kattenes.

Läuft man an der Hangkante entlang, eröffnen sich immer wieder neue Perspektiven. Mal auf den Fluss, mal auf die von Weinbergen flankierten Ortschaften an seinem Ufer. Die Fernsicht reicht weit über die Hochfläche des Maifelds jenseits der Mosel. Und immer wieder auf die Burg Thurant, die sich über einem engen Tal und Wäldern erhebt.

Von einer hölzernen Aussichtsplattform, errichtet über dem Königinnenwingert, schweift der Blick über Oberfell und Löf bis nach Kattenes mit seinem verwunschenen Tal der 13 Mühlen. (ZUM WEITERLESEN: Verstecktes Kattenes: Das Tal der 13 Mühlen»)

Der Bleidenberg und die Thurant

Der Bleidenberg ist der wohl bekannteste Wallfahrtsberg der ganzen Region. Er liegt etwa 25 Kilometer von Koblenz entfernt auf der rechten Seite der Mosel über den Orten Oberfell und Alken. (ZUM WEITERLESEN: Alken: Grüße aus dem Mittelalter»)

Die Geschichte des Bleidenbergs ist eng mit der etwa 50 Meter tiefer liegenden Burg Thurant verbunden. Dabei ist die Lage der Burg der ausschlaggebende Punkt. Denn während der Thuranter Fehde wurde die Doppelburg genau von diesem Plateau von den Truppen der Bistümer Köln und Trier mit Bliden beschossen. Tatsächlich leitet sich der Name Bleidenberg wohl von diesen damals gefürchteten Wurfmaschinen ab.

Burg Thurant, Bleidenberg, Kapelle

Vom Bleidenberg aus wurde die Thurant beschossen.

Zwei Jahre lang haben die Trierer und Kölner damit verbracht, die Pfälzer Besitzer von ihrer mächtigen Burg mit den zwei Türmen zu vertreiben. Man sagt, 3000 Fuder Wein sollen während dieser Zeit durch ihre Kehlen geronnen sein. Aber getroffenen haben sie doch. 1248 wurde der Friedenvertrag zu Gunsten der Kirchen-Fürsten besiegelt.

Kurz darauf ließ der Trierer Erzbischof Arnold II die Dreifaltigkeitskirche – vermutlich auf den Resten des Vorgängerbaus – auf dem Bleidenberg errichten.  

Rundweg zu Kelten und Steinzeitmenschen

Heute führen an dieser Kirche die 22. Etappe des Moselsteigs und der rege beschrittene Wanderweg Bleidenberger Ausblicke entlang. Doch es ist nicht nur die grandiose Aussicht, die den Bleidenberg zu einem beliebten Ausflugsziel für neugierige Reisende macht. Denn tatsächlich sind schon Kelten und Römer über die Pfade gelaufen, auf denen wir heute gehen. 

Archäologen fanden sogar Spuren von Menschen, die schon vor 800 000 Jahren am Ufer der Ur-Mosel gesiedelt haben. Denn der Bleidenberg sah damals noch ganz anders als heute aus. Keine Spur von Hügeln oder Reben. Die Steilhänge und das tiefe Tal gab es noch gar nicht. Man stelle sich eine flache Flusslandschaft durchzogen von riesigen Laubwäldern vor. 

Um die lange Historie von der Steinzeit bis hin zum Mittelalter zu erzählen, haben die Oberfeller am Rand des Plateaus den rund neun Kilometer lange Rundwanderweg Zeitreise angelegt. Dafür wurden am Wegesrand stählerne Skulpturen von Ur-Menschen und Tieren ihrer Zeit installiert. In Originalgröße, versteht sich. Da stehen nun vor ihrer Behausung ein Mann mit Speer und eine Frau, die geschickt die Flammen entfacht. Tatsächlich gilt der Homo erectus als erster Frühmensch, der wie moderne Menschen aufrecht lief, sehr wahrscheinlich Feuer benutzte und auch jagen ging.

Der Koloss vom Bleidenberg

Waldelefant, Bleidenberg, Jürgen Berens

Der Waldelefant am Bleidenberg – geschaffen von Jürgen Berens.

Man begegnet aber auch einem schon vor ewigen Zeiten ausgestorbenen Wollnashorn, das einst an der Ur-Mosel gelebt haben könnte. Zu ihm gesellt sich der Koloss vom Bleidenberg”, die imposanteste Skulptur. Geschaffen vom Metallkünstler Jürgen Berens aus Kail (bei dem man übrigens Schmiedekurse belegen kann). Es ist das Abbild eines Waldelefanten. Ein Gigant mit rund sechs Meter Höhe und mehr als vier Tonnen Gewicht. 

Nicht weit von der Lagerstätte der Frühmenschen entfernt, markiert die Rekonstruktion einer sogenannten Pfostenschlitzmauer die Epoche der Kelten. Forscher gehen davon aus, dass das gesamte Plateau damals von einer ähnlichen Mauer gesichert wurde. Denn bei Ausgrabungen entdeckten die Wissenschaftler Reste eines sogenannten Oppidums, einer stadtähnlichen Siedlung, die sich im zweiten Jahrhundert vor Christus auf dem Bleidenberg befand. 

Bleidenberg, Kelten, Pfostenschlitzmauer

Mit Mauern dieser Art haben sich die Kelten geschützt.

Magische Bleidenberg-Kirche

Doch die Hauptattraktion auf dem Bleidenberg ist seit jeher die Dreifaltigkeitskirche. Die durchaus merkwürdig anmutende Architektur des Bauwerks gibt immer wieder Anlass zu Spekulationen. Ursprüngliche hatte die Kirche einen Turm, aber den hat man abgerissen, um ihn durch ein breiteres, hochgotisches Exemplar zu ersetzen. Allerdings sieht man auch von diesem Turm keine Spitze mehr.

Dreifaltigkeitskapelle, Bleidenberg, Oberfell

Kommt auch ohne Turm zurecht: Die Dreifaltigkeitskapelle.

Die altehrwürdige Wallfahrtskirche ist eine wichtige Station auf dem Mosel-Camino. Deshalb steht vor dem Gebäude ein zwei Meter hoher Pilgerstein, der den Weg nach Trier zum Grab des heiligen Matthias weist. Im Inneren holen sich Pilgernde am Altar den begehrten Stempel für den Pilgerpass ab.

Doch ein Blick in die gute Kirchenstube lohnt sich für alle. Sie ist ganz schlicht gehalten. Aber mit ihren unverputzten Wänden und dem imposanten Dachstuhl-Gebälk, versetzt der kleine Sakralbau gefühlt ins Mittelalter. 

Wallfahrtskapelle, Bleidenberg, Mosel

Das Innere der Dreifaltigkeitskirche.

Heute wird die Kirche für Gottesdienste, aber auch für Konzerte genutzt. Aber vor allem ist sie das Ziel der jährlichen Oberfeller Dreifaltigkeitsprozession. Eine 750 Jahre alte Tradition mit Volksfestcharakter. Immer an Trinitatis, dem ersten Sonntag nach Pfingsten, zieht ganz Oberfell von der Pfarrkirche St. Nikolaus singend hinauf auf den Berg – und teils erst am Abend singend wieder hinunter.

Und wie kommt man hin? Zum Beispiel über den knapp 14 Kilometer langen Traumpfad Bleidenberger Aussichten ab Oberfell. Oder von Alken über den steilen als Klettersteig ausgeschildertenSieben-Fußfälle-Weg”. Dieser historische Pfad schraubt sich ab Alken durch die Weinberge hinauf bis zum Bleidenberg-Plateau. Je nach Wetterlage eine rutschige und immer ziemlich  anstrengende Angelegenheit. Frohe Kunde für die Faulen: Auch die bequeme Anfahrt mit dem Auto ist möglich.

 

Infos für den Bleidenberg-Besuch

Anfahrt zur Bleidenbergkirche: In Oberfell über die L 208 in Richtung Pfaffenheck. Etwa einen Kilometer nach dem Ortsausgang folgt rechts die Zufahrt zum Bleidenberg. Der Weg ist ausgeschildert. Parkplätze gibt es an der Kirche.

Sehenswertes: Ob nun die Lagerstätte mit dem Elefanten, verschiedene Aussichtspunkte, der Freiheitstempel oder die rekonstruierte Keltenmauer: Alle interessanten Orte sind von der Kapelle aus auf einer knapp einstündigen, gemütlichen Wanderung zu erreichen. Ohne nennenswerte Steigung, da der anstrengende Aufstieg vom Ort wegfällt. Dabei kann man sich treiben lassen und einfach den Schildern folgern.

Übrigens: Folgt man dem Hinweisschild „Freiheitstempel”, landet man nicht, wie vielleicht erwartet, vor einem monumentalen Bauwerk. Bei dem Gebäude handelt es sich um einen kleinen Fachwerkturm mit anliegendem Grill- und Aussichtsplatz.

Öffnungszeiten der Kirche: Nicht von dem verschlossenen Portal an der Frontseite irritieren lassen. Die Wallfahrtskirche ist jederzeit über den Eingang auf der Nordseite frei zugänglich.

Plattform mit Königinnenwingert: Von der Wallfahrtskirche erreicht man über einen etwa 800 Meter langen Schotterweg das Aussichtsplateau mit Blick auf Oberfell, Kattenes und Löf. Von dort führt ein schmaler Fußweg in den Oberfeller „Königinnenwingert”. Ein Wanderweg mit Hütte, Kräutergarten und Insektenhotel und zieht sich durch den steilen Hang – einfach schön. Um den rekultivierten Weinberg kümmert sich die ehemaligen Deutsche Weinkönigin Sonja Christ mit ihrem Verein Weinfreunde Oberfell. Immer dabei: Die Rebstock-Paten.

Wandern zum Bleidenberg

Der beliebte Traumpfad Bleidenberger Aussichten hält wirklich, was er verspricht. Verlaufssicher beschildert führt die Strecke auf den Dickenberg, durch Wälder und das Alkener Bachtal, an Helmuts-Eiche und Steinbrüchen vorbei und übers Bleidenberg-Plateau. Mit Highlights wie der Wallfahrtskapelle, der Homo erectus Lagerstätte und Blicken auf die Burg Thurant.

Doch die zwar nur knapp 13 Kilometer lange Wanderung hat es ganz schön in sich. Immerhin müssen fast 550 Höhenmeter bewältigt werden. Die nahezu alpinen Anstiege von Oberfell hinauf auf den Dickenberg und von Alken über den Kreuzweg auf den Bleiberg erfordern ordentlich Puste.

Einstieg: Der Startpunkt liegt am Parkplatz an der Kirche. Fürs Navi: Im Kirchenstück, 56332 Oberfell

Wer ist eigentlich Helmut? Unterwegs stößt man auf zwei mit Schildern markierte Bäume: Zuerst die „Link-Eiche” und ein paar Hundert Meter weiter „Helmuts-Eiche”. Davor stehen zwei Bänke. Diese Bäume nicht zu kennen, ist keine Bildungslücke. Denn die Link-Eiche wurde vermutlich nach dem Alkener Revierförster vor etwa 100 Jahren benannt.

Und auch Helmuts-Eiche ist keine bislang weitgehend unbekannte Baumart. Namensgeber ist ein Waldarbeiter, der gegen Ende der 1970ger Jahre mit seiner Raupe in der Gegend beschäftigt war. Während seiner Pause verspeiste er an der Eiche seine Butterbrote. Deshalb hängten seine Kollegen irgendwann das Schild dort auf. Und dort ist es geblieben. 

Archäologie im Ort: Archäologen haben auf dem Bleidenberg ein bemerkenswertes Potpourri an Hinterlassenschaften unserer Urahnen ausgebuddelt. Neben Mauerresten und Blidenstellungen fanden sie etwa Steinwerkwerkzeuge, Scherben von Gefäßen oder typische Bronzemünzen der keltischen Treverer im Moselgebiet.

Einige der archäologischen Funde werden in Vitrinen im Alten Pfarrhaus in Oberfell aufbewahrt. Ein Besuch des kleinen Heimatmuseums ist allerdings nur nach Absprache möglich. Info: Gemeindeverwaltung Oberfell, Schulstr. 2, 56332 Oberfell, Telefon: 02605/4484, www.oberfell.de.

Burgbesichtigung: Sich die Thurant anzusehen, gehört zum Bleidenberg-Besuch eigentlich dazu. Die Doppelburg mit ihren schönen Gärten ist eine Augenweide. ZUM WEITERLESEN: Eine wie keine andere»