Café zur Tanke: Super, nicht normal

Die Zapfsäule ist noch da, doch Sprit fließt schon lange nicht mehr. Statt Super wird in der alten Tankstelle in Kail Bier und Kaffee getankt. Auch wer Nägel mit Köpfen machen will, ist im „Café zur Tanke” richtig.

Café zur Tanke, Musikschmiede, Kail

Die alte Tankstelle in Kail

Alte Tankstellen sind eine bedrohte Spezies – eine nach der anderen verschwindet. Doch einst waren sie Symbol für Freiheit und Aufbruch, aber auch Lebensader im Ort und Treffpunkt für ein Schwätzchen. Fast in jedem Dorf gab es eine.

Auch in Kail konnten sich Autofahrer über 30 Jahre lang mit Kraftstoff und Neuigkeiten versorgen. Die Tankstelle in der Hauptstraße 10 wurde 1966 eröffnet. Benzin gibt es inzwischen zwar nicht mehr, Vergangenheit ist aber noch reichlich vorhanden. Die alte Zapfsäule etwa. Doch statt Sprit und Diesel wird nun Kaffee und Bier getankt. Denn Jürgen und Jutta Berens haben die alte Tankstelle der Eltern zum „Café zur Tanke” umfunktioniert.

Café zur Tanke, Jürgen Berens

Die drei von der Tankstelle: Jutta und Jürgen Berens mit Sam.

Alte Tanke als Treffpunkt für Biker

Von Pommern sind es über die L 107 den Berg hoch gerade mal sechs Autominuten bis nach Kail. 303 Menschen wohnen dort abseits des Tourismus auf den Moselhöhen. Blickfang ist die Kirche St. Bartholomäus. Es gibt die Brennerei von Hubertus Vallendar, der mit seinen Edelbränden einen Preis nach dem anderen gewinnt und den Familienbetrieb Pitsch, der Chutneys oder Marmeladen aus rotem Weinbergspfirsich produziert.

Der Moselsteig führt mitten durchs Dorf, dennoch hatte es lange Zeit weit und breit kein Gasthaus gegeben. Nun kehren Wanderer und Einheimische im „Café zur Tanke” ein. Auch Biker auf der sogenannten Holland-Route steigen in die Eisen, sobald sie die Tische und Stühle in der Kulisse mit Retro-Charme entdecken.

Café zur Tanke, Tankstellenhäuschen, Kail

Im ehemaligen Tankstellenhäuschen isst man jetzt Kuchen.

In und aus dem kleinen Tankstellenhäuschen heraus gibt es Nussecken oder Kuchen, aber natürlich auch deftige Snacks wie ehrliche Currywurst. Wer zur richtigen Zeit dort ist, kann sich in der ehemaligen Waschhalle nebenan ein Konzert oder Frühstücksbuffet gönnen. Auch Events wie Oldtimertreffen, Biker’s day oder Oktoberfest stehen in der sogenannten Musikschmiede auf dem Programm.

Kunst in der Musikschmiede

Der Name in Anlehnung an einen der ältesten Handwerksberufe kommt nicht von ungefähr. Tatsächlich sprühen in der zugehörigen Schmiede schon seit 1926 die Funken. Großvater Jakob Berens gründetet den Betrieb. Als Schmied in dritter Generation hält Jürgen Berens das Feuer in Gang.

Waldelefant, Bleidenberg, Jürgen Berens

Der Waldelefant am Bleidenberg – geschaffen von Jürgen Berens.

Wer den sechs Meter hohen Waldelefanten auf dem Bleidenberg kennt, hat schon Bekanntschaft mit der Arbeit des kreativen Metallbaumeister gemacht. Nicht ohne Grund haftet den Schmieden seit dem Altertum etwas Magisches an, sind sie doch in der Lage, mittels Feuer und Muskelkraft einen Klumpen Metall in Kunstwerke zu verwandeln.

Im kleinen Schmiedemuseum zeigt ein Modell die Figurengruppe aus Menschen, Waldelefant und Wollnashorn, die ihr Lager an prominenter Stelle in Oberfell aufgeschlagen haben. Wer selber einmal Hand anlegen will, bekommt in Schmiedekursen die Gelegenheit.

Jürgen Berens, Schmiedekurse, Kail

Jürgen Berens zeigt dem Eisen, wo der Hammer hängt.

Dabei bringt Jürgen Behrens Erwachsenen und Kindern bei, wie man das Eisen zum Glühen zu bringen und mit Hammer und Amboss zu hübschen Gegenständen formt. Etwa ein Weinblatt, ein kleines Hufeisen oder ein Buttermesser.

In der Werkstatt werden im Wortsinn Nägel mit Köpfen gemacht, während man sich im Café zur Tanke vielleicht trifft, um Pläne zu schmieden. Es ist fast ein bisschen wie früher, als die Tanke den Dorfbewohnern als Wirtshausersatz diente.

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