Sie klappern schon lange nicht mehr, sind aber schön. Seit etwa 400 Jahren verstecken sich im Hinterland von Kattenes Mühlen. Wer das romantischen Tal der 13 Mühlen besichtigen will, braucht allerdings Puste.
Links stehen Bäume, rechts balancieren Bruchsteinhäuser am Hang und dazwischen schwitzt ein Mann mit hochrotem Kopf auf seinem Rennrad. Tatsächlich stellen sich immer wieder ehrgeizige Sportler mit Absicht dieser Herausforderung. Denn die Mühltalstraße ist berüchtigt für ihre extreme Steigung.
Die Straße schlängelt sich ab Kattenes an der Mosel hinauf nach Moselürsch im Maifeld. Mit immerhin satten 24 Prozent. Das ist wirklich ein Wort. Dagegen kommen weder Möbeltransporter noch Müllwagen an. Wer dort wohnt, muss seine Tonnen zwecks Leerung nach unten bringen – wahlweise mit dem Auto oder zu Fuß.
Für die Menschen, die früher in diesem schluchtenartigen Tal arbeiteten und lebten, war das abenteuerliche Gefälle allerdings ein Geschenk. Denn damals ist dort das Wasser von einem Rad auf das andere gelaufen. Die wildromantischen Anwesen, die man entlang der steilen Straße sieht, waren damals allesamt Mühlen. Sie wurden samt Wohn- und Wirtschaftsgebäuden zwischen dem 18. und frühen 20. Jahrhundert gebaut.
Romantisches Mühltal in Kattenes
Zwar gab es bis zur Industrialisierung überall Mühlen im Land. Im Norden mit Wind betrieben, im Süden mit Wasser. Dennoch gab es weit und breit kaum ein anderes Tal, indem auf einer Strecke von gerade mal 240 Metern so viele Müller Ölfrüchte, Senf oder Getreide mahlten.
Der winzige Mühlbach in Kattenes war tatsächlich stark genug, um immerhin dreizehn Mühlräder anzutreiben. Bis zu 700 Liter Wasser in rund 42 Schaufeln konnten jeweils mitgenommen werden.
Auf halber Strecke, neben der Plösers Mühle, sieht man ein kleines Kapellchen mit einem Madonnenbild. Man sagt, der Bauherrn der Mühle, Anton Reichert, habe es 1840 aus Dankbarkeit errichtet, weil er ein Unglück unversehrt überlebte. Er war mit dem beladenen Fuhrwerk auf dem abschüssigen Weg umgestürzt. Auch sein Pferd kam unbeschadet davon.
Heute klappert nichts mehr am rauschenden Bach. Die großen Räder längst ausgedient, Motoren haben die historischen Mühlen längst von ihren Plätzen verdrängt. Sogar den Müllern ist nur der Nachname geblieben, denn ihr Beruf heißt inzwischen „Verfahrenstechnologe oder -technologin Mühlen- und Getreidewirtschaft”. Nach jahrhundertelangem Betrieb strich 1954 auch in Kattenes die letzte Mühle die Segel..
Mühlen als Sehenswürdigkeiten
Doch geblieben ist auch die Faszination für die früheren Technikwunder. Nicht nur als romantische Überbleibsel einer vergangenen Zeit. Sondern vor allem als Beispiel für eine der ältesten Kulturtechniken des Menschen. Und natürlich als Schauplatz alter Sagen, Märchen und Lieder.
Immer wieder verlieben sich Menschen in die Gebäude und retten sie vor dem Verfall. Vielleicht blieb deshalb ungefähr jede hundertste Mühle hierzulande erhalten.
Auch die Mühlen in Kattenes haben neue Bewohner und Bewohnerinnen gefunden. Die meisten wurden aufwändig restauriert und liebevoll mit Infotafeln versehen. An der Assenmacher Mühlen dreht sich sogar noch das Mühlrad.
Heute gehört das Tal der 13 Mühlen zur Doppelgemeinde Löf-Kattenes, je rund 30 Kilometer von Koblenz und Cochem entfernt. Sogar das Wappen von Kattenes weist auf sein Wahrzeichen, die wildromantischen Mühlen, hin. Das gesamte schluchtenartige Tal einschließlich seiner besonderen Flora und Fauna steht als Denkmalzone unter Schutz. Der Aussichtspunkt auf dem Bleidenberg, oberhalb der Burg Thurant, bietet den allerschönsten Blick darauf. Wer in diese bezaubernde, winzige Märchenwelt eintauchen will, braucht nur etwas Puste.
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