Die Burgen gehören zu den beliebtesten Ausflugszielen. Doch fast noch ein Geheimtipp ist die Burg Thurant, die einzige Doppelburg an der Mosel. Ein Kleinod mit Gärten, Aussicht und einem Ferienhaus, in das man sich einmieten kann.
Etwa 26 Kilometer von Koblenz entfernt, wo die Straßen zu Sträßchen und Gässchen werden, erhebt sich über Alken die Burg Thurant. Allein schon die beiden Türme machen mächtig ’was her. Mit zwei Bergfrieden stellt das Bauwerk eine Seltenheit dar. Dazu punktet die Thurant mit ihrer stattlichen Größe und den Weingärten auf der Sonnenseite.
Es ist schade, dass sich viele Reisende dennoch das wundervoll restaurierte Innenleben entgehen lassen. Denn die Burg Thurant ist eine bestens gepflegte Augenweide.
Wandern zur Burg Thurant
Natürlich kommt man bequem mit dem Auto hoch. Geparkt wird vom dem Burgtor. Aber mehr zu sehen gibt es natürlich beim Wandern. Der Moselsteig und der Traumpfad Bleidenberger Ausblicke führen an dem Gemäuer entlang. Der direkte Weg führt von der Brandgasse im Ort über steile Serpentinen bis zur Burg.
Dann klettert man eine Treppe hinauf und stapft an zwei steinernen Löwen vorbei über eine mittelalterlich anmutende Brücke. Unter einem Fallgitter hindurch geht’s hinein in einen verwunschenen Hof. Plötzlich liegen Hufegetrappel und Lautengeklimper in der Luft. Giebeldächer beugen sich über einen Steingarten mit Putten aus dem Barock. Es gibt Türmchen, Fachwerk, Statuen und efeuberankte Mauern. Üppig blühende Sträucher und Beete versprühen ihren Duft.
Wenn ein kicherndes Burgfräulein mit rosa Schleier um die Ecke huschte, wäre man nicht im Geringsten erstaunt. Man wähnt sich in einem Märchen. Im Angebot ist alles, was das romantische Herz begehrt. Allerdings ruhen auch zwei Skelette im Verlies.
Einzige Doppelburg an der Mosel
Den Grundstein der Burg Thurant legte um 1200 der Pfalzgraf Heinrich, der Bruder von Kaiser Otto IV. Er benannte seine Burg nach der Festung Toron bei Tyros im heutigen Libanon, die er mit seinem Heer auf dem Dritten Kreuzzug vergeblich belagert hatte.
Was sich der Bauherr auch immer von der Namensgebung versprach: Auch seine Mosel-Burg war über die Jahre immer wieder in Konflikte verwickelt, sodass kaum ein Stein auf dem anderen blieb. Nach der Eroberung durch die beiden Erzbischöfe von Trier und Köln wurde die Thurant 1248 sogar mit einer dicken Mauer in zwei Hälften geteilt.
Der Sühnevertrag, der am 17. November diesen Jahres unterzeichnet wurde, ist übrigens eines der ältesten noch erhaltenen Schriftstücke in deutscher Sprache. In diesem wichtigen Dokument verzichtet die Kurpfalz auf die Burg und den dazugehörigen Ort Alken.
Nun wurde alles zweifach gebaut: getrennte Wohn- und Wirtschaftsräume, je eigene Zugänge zum Kölner und dem Trierer Teil – natürlich wollte jeder der Eroberer seinen eigenen Bergfried haben. Immerhin dienten die Türme zur Demonstration der Macht des Burgherrn und als letzte Zuflucht bei einem Angriff von Feinden.
Doch es stand lange nicht gut um die einzige Doppelburg an der Mosel: Nach mehreren Besitzerwechseln nutzten 1495 die Herren von Wiltberg die ohnehin schon baufällige Thurant sogar als Steinbruch, um damit ihr Schloss in Alken zu bauen. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg erlitt die Burg weiteren Schaden. 1812 gaben napoleonischen Truppen der einst stolzen Festung den Rest.
Doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaufte der Industrielle Robert Allmers die Ruine, um sie zu rekonstruieren. Inzwischen ist die liebevoll restaurierte Burg Thurant zwar seit über einhundert in Privatbesitz der Familien Allermes und Wulf. Aber man kann sie für kleines Geld zwischen Ostern und Mitte November besuchen. Wer Genaueres über ihr Schicksal wissen will, vereinbart am besten vorab eine Führung. Noch lange nicht so überlaufen wie die nahe gelegene Burg Eltz, kann man die vielen Eckchen und Räume auch ganz in Ruhe auf eigene Faust erkunden.
Man läuft durch Türen und Bögen, über Wehrgänge und hölzerne Stiegen hinauf und wieder hinunter. Was für eine schöne Burg, tatsächlich eine echte Ritterburg, gibt zu entdecken! Mit wehrhaften Türmen, einem Jagdzimmer und einer sehenswerten kleinen Kapelle. Sogar mit einem kuriosen Flaschenzug, der damals ungelenke Ritter in voller Montur auf ihre Pferde hievte.
Verlies, Weinkeller und Aussicht
Wie sich das für eine Burg gehört, gibt es natürlich auch einen Weinkeller voller Fässer und einen Kerker, in dem Bösewichte oft auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Aussicht gibt es natürlich auch.
Der Trier Turm dient heute als Wasserreservoir und darf auch nicht im Taucheranzug besichtigt werden. Wer jedoch schon immer einmal rufen wollte „Rapunzel, lass dein Haar herunter”, findet auf dem Kölner Turm sein Glück. Der Aufstieg zur Plattform lohnt sich. Allerdings beherbergt der Bergfried auch gruselige Folterinstrumente und zwei echte Skelette im Verlies. Oben angekommen eröffnet sich ein grandioses Panorama über die Innenhöfe, die Weinberge und die Mosel tief unten.
Fast jeder fragt sich, wozu der Eisenkorb, den man dort sieht, wohl nützlich war. Da es derzeit weder Funk noch Telefone gab, haben die Bewohner im Notfall darin Reisig verbrannt, um anderen Signale zu geben.
Wieder unter angekommen sucht man sich dann einen schönen Platz. Über die Höfe verteilt stehen Bänke in lauschigen Nischen. Zwar tragen keine Mägde und Knechte dicke Braten auf. Doch man kann sich gerne selbst im Burgkiosk mit Wein und kleinen Speisen versorgen.
Info für den Besuch der Burg Thurant
Adresse:
Burg Thurant, 56332 Alken, Tel. 02605/2004; www.thurant.de
Öffnungszeiten: 1. März – Mitte November, 10 – 17 Uhr.
Preise: Eintritt Erwachsene 5 Euro, Kinder ab 6 Jahren 3,50 Euro.
Hunde: Das Mitführen von Hunden ist nicht gestattet.
Gastronomie und Übernachtung: Der Burgkiosk (mit gemütlichem Hinterzimmer) bietet kleinere Speisen wie Würstchen und Kartoffelsalat. Innerhalb der Burganlage liegt das Ferienhaus Sporkhorst, in das man sich einmieten kann.
Anfahrt: Über die A61, Ausfahrt 40 Koblenz, Waldesch, weiter nach Alken. Die Burg ist ausgeschildert. Alternativ über die B49.
Parken: Kostenlose Parkplätze an der Burg.
Tipp: Die auf dem Bleidenberg gelegene Dreifaltigigkeitskirche ist ein mystischer Ort. Von dort bietet sich der wohl schönste Blick auf die Burg Thurant. Zum Weiterlesen: Kelten, Aussicht und eine mittelalterliche Kapelle»