Für die einen sind sie praktisch, für die anderen ein Stück Nostalgie. Eigentlich gehören die Fähren zum Moseltal wie die Burgen und der Wein. Aber sie sind dünn gesät. Wo holt der Fährmann noch über? Eine Übersicht.
Zwischen Ellenz und Beilstein pendelt die St. Josef übers Wasser. Von vormittags bis zum frühen Abend geht es ständig hin und her. Autos, Fahrräder und Ausflügler reisen mit. Ein Service, der aus der Zeit gefallen scheint. Denn hier verkehrt eine der letzten verbliebenen Fähren. Ein Fahrplan mit festen Zeiten? Fehlanzeige, den gab es noch nie. Es gilt von jeher die Regel: Wer am Ufer wartet, wird gefahren – auch wenn niemand mehr wie früher „Fährmann hol über!” ruft.
Die Fähren sind eine Institution im Moseltal, ewig lang ist ihre Tradition. Denn auch als Autos und Busse noch nicht existierten, mussten die Menschen sicher über den Fluss. Tatsächlich gab es noch bis ins 19. Jahrhundert hinein gerade mal zwei steinerne Brücken über der Mosel: Eine in Koblenz, die andere in Trier. Die eine wurde im im 14. Jahrhundert gebaut, die andere schon von den Römern.
Um ans andere Ufer zu kommen, behalfen sich die Dorfbewohner mit sogenannten Nachen, einfachen Kähnen, die mit Rudern oder einer langen Stangen angetrieben wurden. Später kamen floßähnliche Fährponten hinzu, die komplette Fuhrwerke übersetzen konnten. Schließlich glitten Gierfähren gemächlich an einem Stahlseil über den Fluss, gezogen von der Strömung. Zeuge dieser „fliegenden Brücken” ist das historische Fährturmpärchen in Trittenheim: Die gegenüberliegenden Bauwerke dienten der Verankerung für das Seil und dem Fährmann als Wohnung.
Mit Fähren zum Weinberg
Der Fährmann verbindet zwei Ufer miteinander, er baut quasi eine Brücke. Schon seit dem Mittelalter gibt es diesen Beruf. Zwar haftet dem Mann am Ruder in Geschichten oft etwas Düsteres an. Sei es in Thomas Manns „Tod in Venedig” oder im Märchen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren”. Aber der berühmteste Fehrmann ist sicherlich Charon, der in der griechischen Mythologie die Seelen der Verstorbenen über den Fluss ins Totenreich Hades schifft.
In Wahrheit jedoch steuern in der Regel durchaus Vertrauen erweckende Herren die kleinen Fähren. In früheren Zeiten stand der Ferger, wie der Fährmann von jeher heißt, verlässlich Tag und Nacht parat, um die Dorfbewohner, Tiere oder Winzer wohlbehütet über die Mosel zu ihren Weinbergen oder Gärten am gegenüberliegenden Ufer zu befördern. Eine kurze Ruhepause und den neusten Klatsch gab es gratis hinzu. Die Überfahrt kostet auch nicht die Seele, sondern nur kleines Geld.
Brücken ersetzen Moselfähren
Damals hatte fast jeder Moselort eine Übersetzungsmöglichkeit. Weil die Strömung nach dem Bau der Staustufen 1964 nicht mehr ausreichte und die Seile zum Hindernis für die Schifffahrt wurden, rüstete man die Gierfähren nach und nach mit Motoren auf.
Dennoch blieb von der einst wichtigsten Verbindung vom Maifeld mit dem Hunsrück nur der Fährturm in Hatzenport zurück. Und zwischen den Koblenzer Stadtteilen Lay und Güls erinnern lediglich die verwaisten Fährrampen an die 700 Jahre lange Fährtradition.
Heute sind die Fähren an der Mosel dünn gesät, denn an ihrer Stelle schwingen sich Brücken von Ufer zu Ufer. Zählte man um 1940 noch 63 Moselfähren zwischen Koblenz und Perl, pendeln heute nur noch sieben der Schiffe auf der 242 Kilometer langen Strecke. Auch auf der Saar ist nur noch die kleine Fähre Welles unterwegs.
Sicher, eine Brücke funktioniert bei jedem Wetter. Das Bauwerk steckt auch Hoch- und Niedrigwasser locker weg und verbrennt keinen Sprit. Dennoch gibt es ein gewichtiges Argument für den Erhalt der kleinen Fähren: Ist es doch immer wieder ein nostalgisches Mini-Abenteuer, einmal mit dem Fährmann über die Mosel zu dieseln. Allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!
Diese Moselfähren sind noch im Einsatz:
Oberbillig (D) – Wasserbillig (L)
In nur zwei Minuten von einem ins andere Land übersetzen? Wo die Mosel als Grenzfluss fließt, geht das: Denn bei Flusskilometer 206,08 pendelt die Solar-Fähre „Sankta Maria II” zwischen Oberbillig und dem luxemburgischen Wasserbillig hin und her. Und das mit grünem Strom: Vier Elektromotoren steuern das 28 Meter lange Schiff fast lautlos durch die Mosel, 15 Solarmodule an Bord decken einen Teil des Strombedarfs. Sechs Autos und 45 Personen samt Fahrräder passen drauf.
Fährzeiten: Montag bis Freitag, 6.30 Uhr bis 13.30 Uhr; Samstag, Sonntag und an (deutschen) Feiertagen 11 bis 17 Uhr. Preise: Passagiere ab 10 Jahre 80 Cent, Fahrräder mit Fahrer 1,50 €, Autos 2,50 €, Wohnmobile 3,50 €.
Info: Fähre Sankta Maria II: Tel. 0049 172 3156126 , Aktuelle Fährnachrichten unter www.twitter.com/ogoberbillig.
Fähren an der Mittelmosel
Enkirch – Kövenig
Zwischen Enkirch und Kövenig pendelt eine Personenfähre, das heißt Autos dürfen nicht drauf und müssen den Umweg über die nächste Brücke nehmen. Sie bringt Ausflügler mit ihren Rädern auf den gegenüberliegenden Moselradweg. Auch Wanderer auf dem Weg zum Mont Royal können mit ihr übersetzen.
Fährzeiten: Ostern – Ende Oktober, Dienstag – Sonntag, 9.30 – 12 Uhr und 13.30 – 17.30 Uhr, Montag Ruhetag, außer an Feiertagen; Preis: Ab 10 Jahren 1,50 €, Fahrrad 1,50 €.
Info: Aktuelles unter www.enkirch.de.
Pünderich
Die Fähre Marienburg verbindet Pünderich mit der Marienburg hoch über dem linken Moselufer. Auf dem Bergrücken steht auch der allseits beliebte Prinzenkopfturm. Allerdings ist die von zwei 55-PS starken Motoren angetriebene Moselfähre keine reine Touristen-Attraktion. Neben Autos und Motorrädern fahren auch Traktoren mit. Denn das Wassergefährt wird auch von Winzern genutzt, um die Weinberge in der Lage „Pündericher Marienburg“ bewirtschaften zu können.
Die Moselfähre erspart ihren Passagieren eine Menge Zeit. Denn immerhin fast 14 Kilometer braucht der Fluss, um den Berg samt Turm zu umrunden und weit und breit ist keine Brücke. Allerdings ist die Fähre nicht ganzjährig in Betrieb. Im Winter müssen die Pündericher den Umweg fahren.
Fährzeiten: Mai – Ende Oktober, Preise: Passagiere ab 10 Jahren 2 €, Fahrrad 1 €, Motorrad 2 €, Auto oder Traktor 2,50 €, Wohnmobil oder Vollernter 4 €.
Info: Aktuelles unter www.pünderich.de
Briedel – Barl
Beim Weinfest in Briedel bringt der Fährmann die Weinmajestären über die Mosel. Die Fähre „Briedeler Herzchen“ ist die größte ihrer Art am Fluss und war früher lebensnotwendig für die Winzer. Doch die Weinbauern nutzen inzwischen die Zeller Brücke, um in ihre in Weinberge zu fahren. Heute befördert sie vor allem Ausflügler auf die andere Seite.
Info: Briedel – Barl, , Fährzeiten: Juni – Oktober, Di, Do, Sa, kein Fährbetrieb an Feiertagen. Info: Aktuelles unter www.briedel.de
Alf – Bullay
Die Weinorte Alf und Bullay sind durch Deutschlands erste Doppelstückbrücke miteinander verbunden. Aber wer abkürzen will, kann die kleine Fähre nutzen. Keine fünf Minuten dauert die Fahrt, Fahrräder können mitgenommen werden.
Fährzeiten: März – Oktober, Montag – Donnerstag 8 – 18 Uhr, Freitag/Samstag: 8 – 19 Uhr, Sonntag und Feiertage 10 – 19 Uhr; Preis: 2,50 €.
Info: Telefon: +49 (0) 175 8869724, Aktuelles unter www.alf.de
Moselfähren an der Terrassenmosel
Ellenz-Poltersdorf – Beilstein
Die Burg, die Klosterkirche, die vielen Fachwerkhäuschen. Der Anblick von Beilstein lässt Romantiker-Herzen von jeher höher schlagen. Der Brite William Turner hat die Szenerie gemalt, im 19. Jahrhundert, das Original hängt in der berühmten Tate in London.
Idealerweise nähert man sich dem Kleinod von der gegenüberliegenden Seite, denn nur von Ellenz-Poltersdorf bietet sich ein Gesamtpanorama auf das historische Ensemble. Keine vier Minuten dauert die Tour mit der „St. Josef”. Die Fähre hängt zwar am Seil, aber ein Motor hilft bei der Überquerung der Mosel. Autos und Fahrräder dürfen mit.
Fährzeiten: Ostern – Ende Oktober, täglich 9 -12 und 13 -18 Uhr, Preise: ab 1, 50 €.
Info: Aktuelles unter www.beilstein.de
Klotten – Naturschutzgebiet Pommerheld
Der Winzerort Klotten zieht sich unter den Weinbergen hin, während auf der gegenüberliegenden Moselseite der Wald fast bis ans Ufer reicht. Seit 1967 ist die Klottener Moselfähre im Dienst und befördert Radfahrer und Wanderer über die Mosel. Die einen wollen ins Naturschutzgebiet, die anderen auf den Moselradweg. Vom Anleger kann man auch zu Fuß bis zum Freizeitbad in Cochem gehen.
Fahrzeiten: Ostern – Ende Oktober, täglich 10 – 13 Uhr und 14 -17 Uhr. Info: Aktuelles unter www.klotten.de