Wo Fähren den Mosel-Urlaub verschönern

Für die einen sind sie praktisch, für die anderen ein Stück Nostalgie. Eigentlich gehören die Fähren zum Moseltal wie die Burgen und der Wein. Aber sie sind dünn gesät. Wo holt der Fährmann noch über? Eine Übersicht.

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Die Moselfähre St. Josef in Beilstein.

Zwischen Ellenz und Beilstein pendelt die St. Josef übers Wasser. Von vormittags bis zum frühen Abend geht es ständig hin und her. Autos, Fahrräder und Ausflügler reisen mit. Ein Service, der aus der Zeit gefallen scheint – denn hier verkehrt eine der letzten verbliebenen Fähren. 

Ein Fahrplan mit festen Zeiten? Fehlanzeige, den gab es noch nie. Es gilt von jeher die Regel: Wer am Ufer wartet, wird gefahren – auch wenn niemand mehr wie früher ruft „Fährmann hol über!”

Sie heißen St. Josef, Santa Maria oder Liesel – die Fähren sind eine Institution auf der Mosel, ewig lang ist ihre Tradition. Zum Beispiel wird die Existenz einer Moselfähre in Koblenz-Lay für das Jahr 1320 in einer lateinisch verfassten Urkunde des Koblenzer St. Kastorstiftes nachgewiesen. 

Denn auch als Autos und Busse noch nicht existierten, mussten die Menschen ja sicher über den Fluss. Tatsächlich gab es noch bis ins 19. Jahrhundert hinein gerade mal zwei steinerne Brücken über der Mosel: Eine in Koblenz, die andere in Trier. Erstere wurde im im 14. Jahrhundert gebaut, die andere schon von den Römern.

Fähren, Mosel, Marienburg, Pünderich

Die Fähre Marienburg in Pünderich.

Um ans andere Ufer zu kommen, behalfen sich die Dorfbewohner mit  Nachen, einfachen Kähnen, die der Fährmann mit Rudern oder langen Stangen fortbewegte. Später kamen floßähnliche Fährponten hinzu, die komplette Fuhrwerke übersetzen konnten. Sogenannte Gierfähren glitten gemächlich an einem Stahlseil über den Fluss, angetrieben allein von der Kraft der Strömung.

Zeuge dieser „fliegenden Brücken” ist das historische Fährturmpärchen am Trittenheimer Moselufer: Die gegenüberliegenden Bauwerke dienten der Verankerung für das Seil und dem Fährmann als Wohnung.

Mit Fähren zum Weinberg

Der Fährmann verbindet von jeher zwei Ufer miteinander, er baut quasi eine Brücke. Schon seit dem Mittelalter gibt es diesen Beruf. In Geschichten haftet dem Mann am Ruder oft etwas Düsteres an. Sei es in Thomas Manns „Tod in Venedig” oder im Märchen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren”. Der berühmteste Fehrmann ist sicherlich Charon, der in der griechischen Mythologie die Seelen der Verstorbenen über Unterweltströme ins Totenreich Hades schifft.

Fähre Liesel, Koblenz Detlef Frickel

Fährführer Detlef Frickel am Steuer der Liesel in Koblenz.

In Wahrheit jedoch steuern in der Regel durchaus vertrauenerweckende, freundliche Herren die kleinen Fähren. In früheren Zeiten stand der Ferger, wie der Fährmann von jeher heißt, verlässlich Tag und Nacht parat, um die Dorfbewohner, Tiere oder Winzer wohlbehütet über die Mosel zu ihren Weinbergen oder Gärten am gegenüberliegenden Ufer zu befördern. Eine kurze Ruhepause und den neusten Klatsch gab es gratis hinzu. Die Überfahrt kostete auch nicht die Seele, sondern nur kleines Geld.

Brücken ersetzen Moselfähren

Damals hatte fast jeder Moselort eine Übersetzungsmöglichkeit. Mit dem Bau der Staustufen im Jahr 1964 änderte sich alles: Zunächst reichte die Strömung nicht mehr aus, um die Fähren anzutreiben und die Seile wurden zum Hindernis für die Schifffahrt. Deshalb rüstete man die Gierfähren nach und nach mit Motoren auf.

Doch nach dem Bau der Brücken rentierte sich der Fährbetrieb nicht mehr. So blieb zum Beispiel von der einst wichtigsten Verbindung vom Maifeld mit dem Hunsrück nur der Fährturm in Hatzenport zurück. Und zwischen den Koblenzer Stadtteilen Lay und Güls erinnern lediglich die verwaisten Fährrampen an die 700 Jahre lange Tradition. Die Fähre trat am 13. April 2018 ihre letzte Fahrt auf dem Landweg nach Ochtendung an.

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Die Fähre Welles kurvt über die Saar.

Deutschlandweit sind noch gut 300 Fähren auf Flüssen und Seen unterwegs. An der Mosel sind sie dünn gesät, denn an ihrer Stelle verbinden über 50 Brücken die gegenüberliegenden Ufer. Zählte man um 1940 noch 63 Moselfähren zwischen Koblenz und Perl, pendeln heute nur noch acht der Wassergefährte auf der 242 Kilometer langen Strecke. Auch auf der Saar ist nur noch die kleine Fähre Welles unterwegs.

Sicher, eine Brücke funktioniert bei jedem Wetter. Das Bauwerk steckt auch Hoch- und Niedrigwasser locker weg und verbrennt keinen Sprit. Ganz so romantisch ist auch der Job des Fährmanns nicht: Vom frühen Morgen bis zum frühen Abend muss er sein Wasserfahrzeug immer und immer wieder durch die Mosel bugsieren, dabei auf die Strömung und auf die anderen Schiffe achten, um Ausflugsschiffen oder Frachtkähnen Vorfahrt zu gewähren.

Dennoch gibt es ein gewichtiges Argument für den Erhalt der kleinen Fähren: Ist es doch immer wieder ein nostalgisches Mini-Abenteuer, einmal mit dem Fährmann über die Mosel zu dieseln. Allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

 

Diese Moselfähren sind noch im Einsatz

Auch im Zeitalter moderner Brücken haben Fähren immer noch Bedeutung. Von Einheimischen und Reisenden werden sie geschätzt und gern genutzt. Die einen nutzen sie, um mit ihren Autos oder Rädern Umwege zu vermeiden, andere genießen einfach die wenige Minuten dauernde Überfahrt. Außerdem sind die gemächlichen Transporter beliebte Fotomotive.

Wasserbillig, Fähre, Fischer-Skulptur

Die St. Maria pendelt zwischen Oberbillig und Wasserbillig.

Oberbillig (D) – Wasserbillig (L)

In nur zwei Minuten von einem ins andere Land übersetzen? Wo die Mosel als Grenzfluss fließt geht das: Denn bei Flusskilometer 206,08 pendelt die „Sankta Maria II” zwischen dem deutschen Oberbillig und dem luxemburgischen Wasserbillig hin und her.

Und das mit grünem Strom: Das 2017 in Dienst gestellte Gefährt gilt als die weltweit erste vollelektrische Autofähre für Binnengewässer. Vier Elektromotoren steuern das 28 Meter lange Schiff fast lautlos durch die Mosel. 15 Solarmodule an Bord decken einen Teil des Strombedarfs. Sechs Autos und 45 Passagiere samt Fahrräder passen drauf.

Fährzeiten: Montag bis Freitag, 6.30 Uhr bis 13.30 Uhr; Samstag, Sonntag und an (deutschen) Feiertagen 11 bis 17 Uhr. Preise: Passagiere ab 10 Jahre 80 Cent, Fahrräder mit Fahrer 1,50 €, Autos 2,50 €, Wohnmobile 3,50 €.

Info: Fähre Sankta Maria II: Tel. 0049 172 3156126 , Aktuelle Fährnachrichten unter www.twitter.com/ogoberbillig.

Fähren an der Mittelmosel

Enkirch – Kövenig

Zwischen Enkirch und Kövenig pendelt eine Personenfähre. Das heißt, Autos dürfen nicht drauf und müssen den Umweg über die nächste Brücke in Reil oder Traben-Trarbach nehmen. Sie bringt Ausflügler mit ihren Rädern auf den gegenüberliegenden Moselradweg. Auch Wanderer auf dem Weg zum Mont Royal können mit ihr übersetzen.

Fährzeiten: Ostern – Ende Oktober, Dienstag – Sonntag, 9.30 – 12 Uhr und 13.30 – 17.30 Uhr, Montag Ruhetag, außer an Feiertagen; Preis: Ab 10 Jahren 1,50 €, Fahrrad 1,50 €.

Info: Aktuelles unter www.enkirch.de.

Pünderich

Fähren, Moselfähre Marienburg, Pünderich

Die Fähre Marienburg. Wahrscheinlich auf dem Weg ins Winterquartier.

Die Fähre „Marienburg” verbindet Pünderich mit der Marienburg hoch über dem linken Moselufer. Auf dem Bergrücken steht auch der allseits beliebte Prinzenkopfturm. Allerdings ist die von zwei 55-PS starken Motoren angetriebene Moselfähre keine reine Touristen-Attraktion: Neben Autos und Motorrädern fahren auch Traktoren mit. Denn das Wassergefährt wird auch von Winzern genutzt, um die Weinberge in der Lage „Pündericher Marienburg“ bewirtschaften zu können.

Die Moselfähre erspart ihren Passagieren eine Menge Zeit. Denn immerhin fast 14 Kilometer braucht der Fluss, um den Berg samt Turm zu umrunden und weit und breit ist keine Brücke. Allerdings ist die Fähre nicht ganzjährig in Betrieb. Im Winter müssen die Pündericher den Umweg fahren.

Fährzeiten: Mai – Ende Oktober, Preise: Passagiere ab 10 Jahren 2 €, Fahrrad 1 €, Motorrad 2 €, Auto oder Traktor 2,50 €, Wohnmobil oder Vollernter 4 €.

Info: Aktuelles unter www.pünderich.de

Briedel – Barl

Beim Weinfest in Briedel bringt der Fährmann die Weinmajestären über die Mosel. Die Fähre „Briedeler Herzchen“ ist die größte ihrer Art am Fluss und war früher lebensnotwendig für die Winzer. Doch die Weinbauern nutzen inzwischen die Zeller Brücke, um in ihre in Weinberge zu fahren. Heute befördert sie vor allem Ausflügler auf die andere Seite.

Fährzeiten: Juni – Oktober, Di, Do, Sa, kein Fährbetrieb an Feiertagen. Info: Aktuelles unter www.briedel.de

Alf – Bullay

Die Weinorte Alf und Bullay sind durch Deutschlands erste Doppelstückbrücke miteinander verbunden. Aber wer abkürzen will, kann seit 1964 die kleine Fähre „Remigius” nutzen. Keine fünf Minuten dauert die Fahrt, Fahrräder können mit. Autos nutzen die Brücke.

Fährzeiten: März – Oktober, Montag – Donnerstag 8 – 18 Uhr, Freitag/Samstag: 8 – 19 Uhr, Sonntag und Feiertage 10 – 19 Uhr; Preis: 2,50 €.

Info: Telefon: +49 (0) 175 8869724, Aktuelles unter www.alf.de

Moselfähren an der Terrassenmosel

Beilstein, Fähre, Burg Metternich

Beilstein von Ellenz aus gesehen.

Ellenz-Poltersdorf – Beilstein

Die Burg, die Klosterkirche, die vielen Fachwerkhäuschen. Der Anblick von Beilstein lässt Romantiker-Herzen von jeher höher schlagen. Der Brite William Turner hat die Szenerie gemalt, im 19. Jahrhundert, das Original hängt in der berühmten Tate in London. 

Idealerweise nähert man sich dem Kleinod von der gegenüberliegenden Seite, denn nur von Ellenz-Poltersdorf bietet sich ein Gesamtpanorama auf das historische Ensemble. Keine vier Minuten dauert die Tour mit der „St. Josef”. Die Fähre hängt zwar am Seil, aber ein Motor hilft bei der Überquerung der Mosel. Auch Autos und Fahrräder dürfen mit.

Fährzeiten: Ostern – Ende Oktober, täglich 9 -12 und 13 -18 Uhr, Preise: ab 1, 50 €.

Info: Aktuelles unter www.beilstein.de

Klotten – Naturschutzgebiet Pommerheld

Der Winzerort Klotten zieht sich unter den Weinbergen hin, während auf der gegenüberliegenden Moselseite der Wald fast bis ans Ufer reicht. Die Klottener Pont ist seit 1967 im Dienst und befördert vor allem Radfahrer und Wanderer über die Mosel. Die einen wollen ins Naturschutzgebiet, die anderen auf den Moselradweg. Vom Anleger kann man auch zu Fuß bis zum Freizeitbad in Cochem laufen.

Fahrzeiten: Ostern – Ende Oktober, täglich 10 – 13 Uhr und 14 -17 Uhr. Info: Aktuelles unter www.klotten.de

Fähren, Mosel, Liesel, Deutsches Eck, Koblenz

Die Fähre Liesel am Deutschen Eck. Foto: Detlef Frickel

Deutsches Eck in Koblenz – Campingplatz

Seit 1949 gehört die Liesel zum Stadtbild von Koblenz. Die kleine Fähre ist die schnellste und schönste Verbindung zwischen dem Campingpark Neuendorf gegenüber dem Deutschen Eck und dem Anleger am Peter-Altmeier-Ufer. Jeweils bis zu 25 Passagiere, dazu Fahrräder und Hunde bringt sie über die Mosel. Gefahren wird auf Zuruf – das tolle Panorama gibt es gratis dazu.

Fahrzeiten: April – Oktober, täglich ab 9 Uhr. Info: Aktuelles unter www.knauscamp.de