15 Entdecker-Tipps für Pünderich

Was hebt Pünderich von anderen Moselorten ab, was ist besonders? Zum Beispiel eine der wenigen verbliebenen Fähren am Fluss, historische Eisenbahn-Romantik und das mysteriöse Riesling-Kartell. 15 Tipps für den Besuch.

Reiler Hals, Aussicht, Pünderich

Aussicht vom Reiler Hals.

1 Pünderich, wo finde ich dich? An der Mittelmosel, bitteschön. Und zwar ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Koblenz und Trier. Je nachdem aus welcher Richtung man kommt, kurz hinter oder eben vor Beginn der Terrassenmosel. Die moselaufwärts nächsten Orte sind Reil, Burg und Enkirch, moselabwärts folgen Briedel und Zell.

Dieser rund 1000-Seelen-Ort liegt in einer dieser imposanten Moselschleifen, die man sich am besten in aller Ruhe von einem Berg herab anschaut. Ein gutes Panorama bietet etwa der Aussichtspunkt am Reiler Hals, den man über die Bergstraße oder die L105 im benachbarten Reil erreicht. Parkplätze gibt es an der kleinen Kapelle dort oben genug.

Oben angekommen setzt man sich auf eine Bank und guckt über Weinberge hinunter ins Tal. Man sieht Rebstöcke, die Tafeln mit den Namen ihrer Paten und Patinnen tragen. Von dort aus ist die Marienburg in der Ferne gut zu erkennen. Der Blick schweift über die Kanonenbahn mit dem historische Eisenbahnviadukt. Man sieht Züge darüber rattern, die im Prinzenkopftunnel verschwinden.

Davor glitzert die Mosel vor sich hin und daneben breiten sich die Häuser von Pünderich aus, umgeben von Wiesen und Felder aus. Keine rappelvollen Reisebusse oder Durchgangsverkehr stören in dem beschaulichen Moselort die Idylle.

Pünderich, Fachwerkhaus, Clemens Busch

Fachwerk vom Feinsten am Gutshaus von Clemens Busch

Sehenswürdigkeiten in Pünderich

2 Die Sehenswürdigkeit Numero Uno ist natürlich Pünderich selbst. Immerhin versammeln sich im historischen Ortskern eine ganzen Reihe liebevoll restaurierter Fachwerkhäuser. In den engen Gassen sind Bauten aus dem 16. bis zum Ende des 18. Jahrhundert zu sehen. Wenn sie nur könnten, hätten die uralten Mauern sicher jede Menge Interessantes zu erzählen. Um ihnen eine Stimme zu geben, haben die Pündericher Info-Tafeln an den Fassaden angebracht. 

Direkt an der Moselpromenade zeigt der Ort seine bekannte Schokoladenseite: Das Ensemble aus altem Fährhaus und gotischem Rathaus mit der Pünderich-Schrift ist das typische Postkartenmotiv.

Noch ein paar Rosinen aus dem Bruchstein- und Fachwerkparadies: Sehenswert sind das Eichhäuschen in der Eichhausstraße oder die rund 120 Jahre alte Schule mit den Treppengiebeln in der Bahnhofstraße 2. Das Haus Kerner in der Eltzer Straße ist mit Baujahr 1516 wohl eines der ältesten Häuser des Ortes.

3 Eine Augenweide ist der Stammsitz des Weinguts Clemens Busch in der Kirchstraße, direkt am Moselufer. Was für eine schöne Fassade. Man beachte die Schnitzereien zum Thema Weinbau. In diesem 1663 erbauten Gutshaus können die hochgelobten Weine des Spitzen-Ökowinzer verkostet werden.

Info: Weingut Clemens Busch, Kirchstraße 37, 56862 Pünderich, www.clemens-busch.de.

Pünderich, Mosel, Fährhaus

Das alte Fährhaus und Rathaus.

Pündericher Haustüren

4 Wer mit offenen Augen durch die Gassen spaziert, kann viele wundervolle Haustüren entdecken. Baugeschichtliche Zeitzeugen, die mit dem Charme der Jahrhunderte glänzen. Da sind Schmuckstücke aus dem Barock oder der Renaissance. Manche sind über dreihundert Jahre alt, andere präsentieren sich mit filigranen Verzierungen im Jugendstil. Wer die Visitenkarte des Hauses zu lesen weiß, kann viel über das Gebäude und dessen (frühere) Bewohnern erfahren. Spekulationen sind Tür und Tor geöffnet!

5 Die barocke Maria-Himmelfahrts-Kirche beherbergt eine Orgel aus der Werkstatt der Hunsrücker Familie Stumm, eine der berühmtesten Orgelbauerdynastien Deutschlands. Wer im richtigen Moment dort ist, kann dem Pündericher Schriftsteller Peter Friesenhahn sogar beim Spielen zuhören.

Saufbähnchens Museum

6 Ein Kleinod ist das Moselbahn-Museum im alten Bahnhof in der Bahnhofstraße 17. Es erzählt anhand von Fotos, Dokumenten und allerhand Erinnerungsstücken von der Bahn, die von 1903 bis in die 1960er Jahre zwischen Trier und Bullay verkehrte. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von Tempo 40 und 38 Haltestopps dauerte die Fahrt gemütliche 3,75 Stunden. Sie transportierte Güter, brachte Einheimische zur Arbeit, Kinder zur Schule und natürlich Touristen zu Festen. Der Beiname Saufbähnchen kam nicht von ungefähr. Für die älteren Menschen, die an der Mosel groß geworden sind, ist das sie ein Stück Heimat gewesen. In dem kleinen Museum kann man immerhin nochmal auf einer Original-Bahnabteilbank sitzen.

7 Da sind noch das alte Backes, das Backhaus, oder die ehemaligen Brunnen, die vom früheren Alltag in Pünderich erzählen. Wer die Geschichten dazu hören will, meldet sich bei der Tourist-Info für eine Dorfführung mit einem echten „Gesetzeskrämer” an. 

Klingt kleinlich? Vermutlich werden die Pündericher Bürger und Bürgerinnen genau deshalb von den Leuten aus den Nachbardörfern so genannt. Spitznamen sind an der Mosel üblich. Den Pünderichern wird nachgesagt, es schon immer sehr genau mit den Vorschriften zu halten. Tatsächlich hatten die Pündericher schon 1618 ein geschriebenes Dorfrecht, wie es nur wenige derzeit gab. Von Bauvorschriften bis hin zu Strafen für Fehlverhalten war darin alles geregelt.

Info: Touristinformation Pünderich, Raiffeisenstraße 3, 56862 Pünderich, Telefon: 0 65 42 – 90 00 21. Öffnungszeiten: Ostern bis Ende Oktober, Montag, Dienstag, Donnerstag 9.30 – 12 Uhr, Freitag 15 -18 Uhr, Samstag 10 – 12 Uhr

Wandern entlang der Kanonenbahn

8 Wer nach Pünderich kommt, muss eine Wanderung machen. Vielleicht zur Burg Arras in Alf. Oder nach Briedel über den „Bummkopf”, die mit 421 Metern höchste Erhebung der Gegend. Vielleicht auch auf dem Eisenbahnhistorischen Kulturweg „Die Kanonenbahn”. Wer die 23 Kilometer lange Strecke abgelaufen ist, weiß alles über die Geschichte der militärstrategische Eisenbahnstrecke von Berlin nach Metz

9 Ein nettes Wanderziel am Wochenende ist auch die Drieschhütte – oder besser bekannt als Siggis Wandertreff. Kein Wunder, denn dort gibt es deftige Brotzeiten, Schnäpse und Wein. Man erreicht sie über den Höhenweg vom Reiler Hals in Richtung Marienburg oder vom Prinzenkopfturm. Denn die Einkehrstation thront in bester Lage am gegenüberliegenden Moselufer oberhalb des Hangviaduktes.

Mosel, Kanonenbahn, Hangviadukt

Die Moselweinbahn auf dem Hangviadukt

Das gewaltige Bauwerk ist mit 786 Metern hierzulande das Längste seiner Art und ein echtes Mosel-Produkt. Denn es wurde 1880 mit Bruchsteinen aus dem örtlichen Steinbruch und Kalk aus Nennig gebaut. Die Backsteine stammen teils aus einer Ziegelei in Merl und der Sand aus der Mosel, erfährt man auf der bestens gepflegten Pündericher Homepage. 

Info: Drieschhütte, 56862 Pünderich, www.drieschhuette.de. Öffnungszeiten: Jedes Wochenende bei wanderbarem Wetter ab Karfreitag bis Ende Juni sowie an Brücken- und Feiertagen. Juli & August geschlossen. September & Oktober geöffnet. So kommt man hin: Ab Pünderich mit der Fähre übersetzen. Dann 800 Meter nach links. Rechts führt ein Weinbergspfad zur Drieschhütte.

10 Bis heute rattert der Zug mehrmals pro Tag über die 97 Bögen des Hangviadukts an Pünderich vorbei. Wer mitfahren will, kann zum Beispiel in die Moselweinbahn steigen. Denn sie pendelt regelmäßig gemütlich zwischen den Bahnhöfen in Bullay und Traben-Trarbach

Tipp für Nostalgiker oder Eisenbahnfans: Gelegentlich verkehren Dampfloksonderzüge auf der Moselstrecke zwischen Koblenz und Trier. Infos gibt’s zum Beispiel unter www.nostalgiezugreisen.de oder www.historische-eisenbahn-frankfurt.de.

Mit der Fähre zur Marienburg

Fähre, Mosel, Pünderich

Die Fähre. Auf dem Hügel die Marienburg.

11 Schon seit 1879 ist der Weinort durch eine kleine Fähre mit der Marienburg hoch über dem gegenüberliegenden Ufer verbunden. Früher waren die Wasserfahrzeuge vielerorts die einzige Möglichkeit, trockenen Fußes die Mosel zu überqueren. Heute gibt es davon nur noch sieben. 

Allerdings ist die „Marienburg” keine reine Touristen-Attraktion. Vom Anleger am Pündericher Campingplatz setzen auch Autos, Motorräder und sogar Traktoren über. Denn das Wassergefährt wird auch von Winzern genutzt, um die Weinberge in der Lage „Pündericher Marienburg“ bewirtschaften zu können. Allerdings ist die Fähre nicht ganzjährig in Betrieb. In den Wintermonaten müssen Pündericher den Umweg über die Straße fahren.

12 Am anderen Ufer angekommen führt ein Weinlehrpfad über Stufen und gewundene Pfade bis zur Marienburg hinauf. Die Lage des ehemaligen Augustinnerklosters ist einzigartig. Steht es doch auf einem schmalen Grat, der sich als Halbinsel über die Mosel erhebt. 

Bullay, Mosel, Marienburg

Blick auf die Marienburg.

Schon seit Urzeiten hat dieser Bergrücken die Menschen angezogen. Mit den Kelten fing es an. Im Mittelalter wurde dort ein Augustinerinnenkloster gegründet, im Jahr 1515 aufgelöst und später durch eine Befestigung ersetzt. Nach deren Zerstörung errichtete man im Barock die neue Marienburg. Heute beherbergt das Gebäude eine Jugendbildungsstätte mit Gäste- und Tagungshaus. Doch die bequemen Liegebänke auf der Terrasse darf jeder nutzen, um die Aussicht auf die Landschaft zu genießen.

Pünderich und der Zeller Hamm

13 Noch höher hinaus geht es auf dem von der Marienburg rund 700 Meter entfernten Prinzenkopfturm. Vor der Plattform der Konstruktion eröffnet sich ein einzigartiger Blick über die Mosel bis in die Eifel und die Hunsrückhöhen. Auf der einen Seite sieht man Pünderich mit dem Hangviadukt, auf der anderen Bullay mit der Doppelstockbrücke.

Zwar liegen die beiden Orte gerade mal gut 500 Meter Luftlinie von einander entfernt. Aber die Mosel legt von einem zum anderen eine Strecke von etwa 13 Kilometern zurück. Der sogenannte Zeller Hamm ist die wohl spektakulärste und engste Moselschleife.

Prinzenkopf, Pünderich

Blick vom Prinzenkopfturm

Weinfeste satt in Pünderich

14 Die vielen Eindrücke kann am besten in einer der vielen Straußwirtschaften der Weingüter im Ort verarbeiten. Übrigens: Die Familie Dahm eröffnete 1982 die erste im Ort.

Oder soll es Kaffee und Kuchen sein? Süßen Genuss mit Blick auf den Fluss bietet zum Beispiel das neue Café an der Pont (Rathausstraße 15) der Pündericher Familie Burch, die auch das Restaurant Zur Marienburg (Hauptstraße 32) betreibt. Die Speisekarte im Restaurant überzeugt mit traditionellen Moselspezialitäten und neuen Interpretationen alter Rezepte.

15 Und natürlich feiern die Pündericher auch ihren Wein. Etwa bei Straßenweinfesten im Mai und September. Oder bei der  Weinkirmes Ende August.

Ein Event sticht aus dem Veranstaltungskalender heraus. Und zwar die Party des berüchtigten Riesling-Kartells. Tatsächlich streben die sechs Mitglieder nicht weniger als die Monopolisierung des Weinmarktes und die Weltherrschaft an. 

Riesling-Kartell, Pünderich, Mosel

Das Riesling-Kartell. Foto: Markus Busch

Diesen schwarzgekleideten Herren möchten die meisten wohl lieber nicht im Dunkeln begegnen. Oder vielleicht doch? Denn in Wahrheit handelt es sich um einen Zusammenschluss von freundlichen Winzern, sechs junge Enthusiasten. Die meisten von ihnen sind ehemalige „Insassen” der Hochschule Geisenheim, die nach Lehrjahren und Stationen im Ausland, wieder in den Steillagen in und um Pünderich ernten.

Es sind die Pündericher Tobias Dahm, Johannes Busch, Nico Simonis, Dominik Busch, Matthias Lay und Markus Busch. Das Prinzip ihrer Idee: Ein Ort, eine Rebsorte, ein Jahrgang – sechs Winzer. Ihr Riesling-Cuvée wurde vom Deutschen Weininstituts als „Germany’s coolest Wine” ausgezeichnet.

Neben dem Kartell-Wein hat jeder des Sextetts noch eine eigene Edition. Um ihre verboten guten Weine zu präsentieren, rufen sie immer am dritten Juli-Wochenende zur Party „Freigang” am Pündericher Moselufer. Und was sagen die Gesetzeskrämer dazu? Die feiern natürlich mit.