An der Mosel gibt es viele schöne Dörfer. Und jedes hat seinen ganz eigenen Charakter. Heute an der Reihe: Enkirch. Welche Sehenswürdigkeiten lohnen sich? Welchen Weinberg sollte man bezwingen? Tipps für den Besuch.
Die Kulturgeschichte beginnt vor 2000 Jahren, als die Römer das süße Leben an die Mosel brachten. Mit ihnen kam der Weinbau im großen Stil. Der Riesling wurden schon von römischen Dichtern besungen, an Bord der Titanic ausgeschenkt und liegt heute im Keller der britischen Queen. Viele Dörfer verdanken ihren Ruf ihren 1A-Lagen. Sei es Brauneberg, Wehlen, Piesport oder Graach – die Steilhänge sind das Tafelsilber der Region.
An der Mittelmosel reihen sich die großen Klassiker der Weinwelt aneinander. Doch dazwischen gibt es immer noch kleine, feine Perlen, deren Namen noch lange nicht jeder kennt. Eines dieser Örtchen ist Enkirch. Und dorthin führt heute unser Weg.
Fünf-Täler-Blick über Enkirch
Bemerkenswert ist schon die Landschaft drumherum. Immerhin treffen in der 1500-Seelen-Gemeinde nicht zwei, nicht drei, sondern gleich fünf Täler aufeinander. Das kann man schön sehen, wenn man dem Wegweiser E 2 durch die Weinlage Steffensberg folgt, den Pavillon hinter sich lässt und immer weiter aufwärts läuft.
Mit hängender Zunge oben angekommen, bietet eine Aussichtsplattform einen Rundumblick über das Moseltal und die vier Seitentäler Monteneubel, Großbachtal, Kerrigtal und Ahringstal.
Enkirch per Webcam checken
Enkirch kann sich sehen lassen. Und Dank Internet kann man sich schon vom Sofa aus einen ersten Eindruck machen. Denn damit jeder davon erfährt, sendet die Mosel-Webcam (klick») aktuelle Bilder vom Ort in die virtuelle Welt.
Doch per Mausklick gewährt die Kamera nicht nur einen Panorama-Blick. Man kann auch das Wetter checken oder nachschauen, ob auf dem Wohnmobilstellplatz viel los ist.
Treffpunkt Wohnmobilstellplatz
Immer am ersten Wochenende im September wird’s dort am Enkircher Moselufer besonders interessant. Denn dann tummeln sich die dollsten fahrbaren Untersätze auf dem Wohnmobilstellplatz. Weltenbummler aus rund 20 Nationen kommen mit allem, was rollt: Mit bunten VW Bussen, Land Rovern oder MAN-Ungetümen. Auf dem sieben Hektar großen Geländestreifen stehen rund 700 Fahrzeuge dicht an dicht. Vom Geländewagen mit Dachzelt bis zum Expeditionsmobil. Mercedes, Steyr, Unimog, Ural – alles da.
Was 1980 als Treffen für Hanomag A-L28-Wüstenfahrer im Garten des verstorbenen Initiators Willy Janssen begann, ist zu Deutschlands größtem nicht-kommerzielles Globetrotter-Treffen geworden. Denn Willys Fernreisemobiltreffen in Enkirch ist kein Camping, sondern ein Lebensgefühl.
Alle Infos dazu gibt es auf der Veranstalter-Homepage unter www.fernreisemobiltreffen.de.
Sehenswürdigkeiten in Enkirch
Doch den meisten ist der Moselort ist vor allem wegen seines historischen Ortskerns bekannt. So steht es in vielen Reiseführern. Hier historische Weinhöfe, dort reichverzierte Fassaden – feinste Zimmermann-Kunst, wohin man auch blickt. Tatsächlich ist Enkirch ein Dorf mit stolzem Erbe. Wegen der vielen fabelhaft restaurierten Gebäuden wird Enkirch auch die „Schatzkammer rheinischen Fachwerkbaus” genannt.
Ein ganz besonders schönes Beispiel ist das Krieger’sche Haus aus dem Jahr 1675. Den Neidern seiner Zeit hat der Bauherr einen Spruch um den Erker hinterlassen: „Wer da bauet an der Strassen, muss die Leute reden lassen, es ist kein Meister auf der Welt, der baue dass jedem gefällt”.
Das älteste Haus im Ort ist „Der alte Pitter” aus 1523 am Wochenmarkt 9. Viele der historischen Gebäude sind mit Schildern versehen, die deren Geschichte erzählen. Hinzu kommen liebevoll gestaltete Straßenschilder, die es nur selten an der Mosel gibt.
Rundweg durch die Altstadt
In der kleinen Altstadt drängen sich fabelhaft erhaltene Stein- und Fachwerkhäuser aneinander. Deshalb gehört der 2,8 Kilometer lange Gässchen-Rundweg ganz oben auf die Agenda. Er leitet in ständigem Auf und ab über alte Brandwege und berührt Enkirchs versteckte Winkel, in die man kaum zufällig gelangt. Bei der Tourist-Info ist zum Streckenverlauf eine kleine Broschüre erhältlich, die man aber auch auf der Website der Gemeinde runterladen kann.
Die Tour führt etwa zum sogenannten Duckes, dem Preußischen Polizeigefängnis „uff Schaardt”. Oder zur evangelische Kirche mit einem deutschlandweit einmaligen Anbau. Denn der entstand 1761, um den Blasebalg der Orgel darin unterzubringen. In der Kirche war dafür kein Platz. Sogar eine gerettete Schiene der Moseltalbahn ist zu sehen.
Oder soll es ein bisschen Jugendstil sein? Dann hin zur Weingutskellerei Ulrich Langguth. Denn das Gebäude wurde 1905 nach den Plänen von Bruno Möhring gebaut. Eben jener berühmte Architekt, der in Traben-Trarbach das Brückentor entwarf und viele der schönen Jugendstilbauten.
Essen und Trinken in Enkirch
Zum Einkehren bieten sich natürlich die Straußwirtschaften der Enkircher Weingüter an. Zum Beispiel im Weingut Conrad Im Bungert 8 oder in Nonnenhofs Weincafé, Am Wochenmarkt 23.
Wenn es prickeln soll, ist das Weingut Immich-Anker in der Straße am Steffensberg die richtige Adresse. Denn schon seit den 80er Jahren wird in dem Familienbetrieb Riesling-Sekt gerüttelt. Sehenswert ist allein schon die Winzervilla im neugotischen Stil. In der angrenzenden Vinothek können die Weine probiert und Winzersekte, traditionelle Flaschengärung, gekauft werden. Erhältlich in einer 0,75 Liter oder 1,5 Liter Magnum Flasche.
Für Biertrinker fließt in Toms Kneipe in der Weingasse 12 Guinness aus dem Hahn. Und Enkirch hat auch einen Europameister: Die Metzgerei Georg (Am Herrenberg) gewinnt regelmäßig Gold- und Silbermedaillen für ihre Wurst. Eine moseltypische Spezialität, und Bestseller für auf die Hand, sind die Rohesser namens Wingertsknorzen. Die Wurst zum Wein schmeckt natürlich auch zum Bier.
Wein im Museum
Eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art ist der Drilles im Spilles am oberen Ende der Drillesgasse, an der Kreuzung Königstraße. Dabei handelt es sich um einen Drehkäfig, in dem im Mittelalter die Verurteilten eingesperrt wurden. Jeder, der vorbeiging, durfte den Käfig drehen. Im 16. Jahrhundert war das ganz normal. Viele Strafen wurden öffentlich ausgeführt und waren gut besucht. Dabei ging es vor allem um Vergeltung. Erst später setze man den Besserungsgedanken voran.
Das kleine Enkircher Heimatstuben-Museum zeigt noch mehr originale Bestrafungsgeräte aus dieser Zeit. Zum Beispiel die fiese „Doppelhalsgeige”. Zerstrittene Menschen mussten damit von Angesicht zu Angesicht einen Tag lang vor dem Rathaus stehen. Auch Gerichtsurkunden und Richtergestühl sind zu sehen.
Am besten legt man den Besuch ans Ende der Tour, denn in dem Haus ist auch die Ratsweinschänke untergebracht. Immerhin über 100 Weine der Winzer des Ortes werden dort kredenzt.
Barfußpfad für Kinder
Viele der schönsten Dinge im Leben sind oft kostenlos: Mit bloßen Füßen lässt sich das Großbachtal erkunden. Denn in der Nähe der Pfarrkirche St. Franziskus haben engagierte Bürger einen urwüchsigen, nahezu naturbelassenen Barfußweg angelegt. Der perfekte Ort zum Staudämmen-Bauen.
Der Barfußpfad beginnt am Parkplatz Altes Schwimmbad / Schompenmühle. Dorthin gelangt man, wenn man der Straße in Richtung Raversbeuren folgt und am Landhotel Neumühle links abbiegt.
Steillagen-Wanderweg
Auch der nächste Tipp fällt unter die Kategorie Low Budget. Wer nach Enkirch kommt, sollte eine Wanderung machen. Eine Besonderheit ist der Steillagen-Wanderweg. Er führt von Enkirch durch die Lagen Zeppwingert und Ellergrub hinauf auf den Berg nach Starkenburg.
Oben angekommen begibt man sich zum Aussichtspavillon. Von hier aus ist zum Beispiel die Staustufe bei Moselkilometer 103 gut zu sehen. Die Schleuse Enkirch befördert Ausflugsboote und Frachtschiffe sieben Meter rauf oder runter.
Tour auf den Mont Royal
Gegenüber von Enkirch erhebt sich der Mont Royal, der Berg des Königs. Der französische Sonnenkönig dort um 1687 eine gewaltige Festung errichten. Auch wenn nur noch Grundmauern erhalten sind, lohnt sich die Besichtigung der unterirdischen Gänge.
Die Tour beginnt in Kövenig. Der Ort liegt am Ufer gegenüber von Enkirch, etwa 200 Meter unter dem Mont Royal.
Fährfahrt nach Kövenig
Lange Zeit waren Fähren die einzige Möglichkeit, trockenen Fußes auf die andere Moselseite zu gelangen. Doch mit dem Bau der Moselbrücken wurden sie überflüssig.
Heute sind an der Mosel nur sieben der Wassergefährte unterwegs und eines davon pendelt zwischen Enkirch und Kövenig. Zwar haftet Fähren in Märchen oft etwas Düsteres an. Aber der freundliche Fährmann bringt seine Passagiere für kleines Geld wohlbehütet über die Mosel. Eine Prise Nostalgie gibt es gratis dazu.
Ahringstal mit Rauschkümpel
Es gibt Sehenswürdigkeiten in Enkirch, die kaum jemand kennt. Abseits der bekannten Pfade kann man so manche verborgene Schätze heben, die in keinem Reiseführer stehen. Etwa einen kleinen Wasserfall oder eine natürliche, winzige Badestelle im ausgespülten Felsen. Nur wer ganz genau hinsieht, entdeckt die versteckte Schieferhöhle im Hang. All das gibt es im Ahringstal. Wer etwas Glück hat, kann sogar eine historische Getreidemühle in Aktion erleben.
Das verschwiegene Tal des Ahringsbachs zieht sich von der Hunsrückhöhenstraße bei Irmenach hinunter nach Enkirch. Links und rechts des zwölfeinhalb Kilometer langen Gewässers wachsen Silberweiden, Sumpfdotterblume und was sich noch so alles an Bächen wohlfühlt. Eine echte Idylle und Rückzugsort mit Teich, Wiesen und ganz viel Wald. Wer dem Wegweiser „Rauschkümpel” folgt, gelangt über eine pittoreske Bruchsteinbrücke zu einem weithin unbekannten Wasserfall, der sich im drei Meter in die Tiefe stürzt.
Der Einstieg in das Seitental liegt am Ende der Straße Am Steffensberg. Am Hotel Dampfmühle vorbei geht es über die Brücke geradeaus ins Ahringstal. Steigt man hingegen im Hunsrück von der Straße zwischen Irmenach und Lötzbeuren ein, läuft man etwa zweieinhalb Stunden stetig leicht bergab bis nach Enkirch. Nur Vogelgezwitscher ist zu hören. Eigentlich.
Es sei denn, man ist am Deutschen Mühlentag an Pfingstmontag unterwegs. Dann tummeln sich bis zu 1000 Menschen im Ahringstal. Halb Enkirch und Starkenburg ziehen zur Oberen Starkenburger Mühle, wo nur an diesem Tag für die Öffentlichkeit gemahlen und leckeres Backesbrot gezaubert wird. Dass die über 200 Jahre alte Mühle funktioniert, ist den Männern und Frauen der Mühlengesellschaft zu verdanken. Eine schöne Tradition.