Bad Wildstein: Magische Aussichten, Elfen und ein ockergelbes Wunder

Schon mal das gelbe Wunder erlebt? Über einen Elfenpfad gelaufen oder vom Uhufelsen geblickt? Bitte schön, in Bad Wildstein geht das. Die Trarbacher Schweiz ist gespickt mit kuriosen Orten und magischen Aussichtspunkten.

Bad Wildstein, Trarbach, Kautenbach

Aussicht übers Kautenbachtal

Bad Wildstein liegt zwischen steilen Bergen im Kautenbachtal. Das Tal ist so eng, dass nur eine einzige Straße in den Ort hinein passt. Der Stadtteil von Traben-Trarbach ist zwar klein – aber oho. Denn es wimmelt nur so von wundersamen Orten.

Schon an der Straße wartet Bad Wildstein mit dem ersten Naturwunder auf. Hubertus Schulze-Neuhoff klettert gelenkig über die Leitplanke hinunter zum Kautenbach und demonstriert Neugierigen das Phänomen. Immer dabei: Sein XXL-Thermometer.

Bad Wildstein, Ockerquelle, Schulze-Neuhoff

Hubertus Schulze-Neuhoff und sein XXL-Thermometer

Zunächst misst der Meteorologe die Temperatur des Kautenbachs. Dann prüft er ein zweites Mal nur wenige Zentimeter von der Messstelle entfernt, wo das Wasser jedoch ockergelb über die Steine plätschernd. Und tatsächlich lässt der Zufluss die Quecksilbersäule um mehr als 10 Grad nach oben schnellen. Hubertus nennt es das Wunder von Bad Wildstein.

Thermalwasser aus Bad Wildstein 

Das warme Wasser, das durch einen Kanal in den Kautenbach läuft, kommt aus dem brach liegenden Bergwerksstollen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Denn früher wurde in der Gegend unter anderem Kupfer, Erz und Silber abgebaut.

Wasserhäuschen, Waidmannspfad, Trarbach

Ein Wasserhäuschen von 1922

Die sogenannte Ockerquelle hat ihre eigene Geschichte. Wie so vieles in Bad Wildstein. Sie erzählt von der zweiten Einnahmequelle der Traben-Trarbacher, als der Mosel-Wein in die Pokale der Reichen und Mächtigen dieser Erde lief.

Denn das Thermalwasser machte Bad Wildstein berühmt. Seit immerhin 200 Jahren sind die heißen Quellen bekannt. Um die Heilkraft des Wassers in einer Grotte sitzend nutzen zu können, kletterten damals tapfere Männer sogar über 300 Meter weit in den düsteren Berg hinein.

Bad Wildstein, Trarbach, Badehaus

Das verwaiste Badehaus.

Um 1880 wurde dann ein Badehaus am Quellenausgang in Bad Wildstein eröffnet. Bald folgte ein Kur- und Logierhaus, umgeben von einem Park mit heimischen und exotischen Gewächsen. Später wurde das Haupthaus nach Entwürfen des Berliners Jugendstil-Architekten Bruno Möhring erweitert.

Aus allen Ecken des Landes reisten Menschen ins einzige Heilbad an der Mosel, um ihre Leiden zu kurieren. Man flanierte durch den Park und genoss sonntägliche Konzerte. In Flaschen abgefüllt kam das Wasser als Trarbacher Felsenquelle in den Handel.

Ayurveda in Bad Wildstein

Zwar ist das Badehaus von einst längst verwaist, doch die Erholungsbedürftigen sind in Bad Wildstein geblieben. Denn mit dem Ayurveda Parkschlösschen beherbergt das Kurhaus heute das einzige Hotel in Deutschland, das sich gänzlich der fernöstlichen Heilkunst verschrieben hat.

Und in der Moseltherme entspannen sich noch immer Menschen im 33 Grad warmen Thermalwasser aus dem Untergrund. 

Trarbacher Schweiz, Bad Wildstein, Aussichtspunkt

In der Trarbacher Schweiz

Direkt neben der Moseltherme, gegenüber von Deutschlands erster Minigolfanlage, liegt einer der Eingänge in die Trarbacher Schweiz. Die Bezeichnung geht auf den Schriftsteller und Historiker Philipp Adam Storck zurück, der 1818 die Mosella des Römers Ausonius aus dem Lateinischen in seine Muttersprache übersetzte.

Er schwärmte von der alpinen Landschaft mit ihren steilen Wänden, Schluchten und Wäldern. Und tatsächlich: Wer sie betritt, durchläuft eine Zauberwelt voller schöner Aussichtspunkte und mystischer Orte.

Wanderweg, Trarbacher Schweiz

Wanderweg in der Trarbacher Schweiz

Viele verschlungene Wege schlängeln sich durch diese urwüchsige Natur. Und Hubertus Schulze-Neuhoff kennt sie alle. Denn der umtriebige Starkenburger ist nicht nur Initiator vieler Projekte wie dem Enkircher Barfußpfad. Sondern auch engagierter Botschafter der Trarbacher Schweiz.

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Unterwegs auf dem Waidmannspfad

Er verweist auf die sogenannte Katakombe, eine Schieferhöhle mitten im Wald. Oder ein Wasserhäuschen aus dem Jahr 1922. Da sind zudem bizarre Felsformationen wie die Bischofsmütze oder der Aussichtspunkt Uhufelsen.

Es sind markante Stationen auf dem Wirtzfeld- oder Waidmannspfad, die sich durch die imposante Berglandschaft schrauben.

Katakombe, Waidmannspfad, Bad Wildstein

Die sogenannte Katakombe auf dem Waidmannspfad

Dazu gesellt sich der verwunschene Elfenpfad, gesäumt von über 30 magischen Figuren. Es heißt, dass man hier früher Elfen und Naturgeistern begegnen konnte. Heute beflügeln natürliche Schieferhöhlen, Wurzeln und Bäume, die einen Bogen um die allgemeinen Regeln der Botanik machen, die Fantasie.

Etwa der gekrümmte Schlangenbaum oder das Krokodil. Da sind aber auch Elfenwohnungen und der Oberonsitz. Erkennt man eine der Figuren nicht, kein Problem. Denn an jeder wurde ein Schild aufgestellt.

Wildstein, Trarbacher Schweiz

Der Wildstein

Am Ende des Weges erhebt sich der Wildstein im Wald. Eine Anhäufung von Findlingen, scheinbar geschickt gestapelt zu einem sechs Meter hohen Turm. Tatsächlich sieht es so aus als hätte jemand die Felsbrocken mit Absicht so arrangiert. Zwar wird seit Jahrhunderten darüber gerätselt, doch bislang weiß niemand warum.

Der magische Wildstein

Die Spekulationen reichen vom Grabmal eines vorzeitlichen Herrschers bis hin zu einer Opferstätte der Kelten. Eine Sage behauptet sogar, dass sich der Wildstein früher bei Wind um die eigene Achse drehen konnte.

Bad Wildstein, Waidmannspfad, Schlucht

Ein gesicherter Weg entlang der Schlucht

Die Trarbacher Schweiz ist gespickt mit wunderbaren Aussichtspunkten und kuriosen Orten. Und dass man sie alle problemlos erlaufen kann, ist den Bad Wildsteiner Ameisen zu verdanken.

Immerhin schneiden die Männer und Frauen des rührigen Vereins die Wanderwege frei, stellen Bänke auf oder bauen an unwegsamen Stellen Geländer, damit niemand das Tal schneller erreicht als er ursprünglich wollte.

Ockerquelle, Bad Wildstein, Trarbach

Hubertus im Thermalfussbad

Auch Hubertus ist eine Ameise. Doch sein neustes Projekt ist das Wunder von Bad Wildstein, die eingangs erwähnte Ockerquelle. Sein Verein, die Quellenfreunde, hatte alle Hände voll damit zu tun, das Naturwunder seiner Bedeutung entsprechend in Szene zu setzen.

Dafür wurde der zugewucherte Stollen vom Gestrüpp befreit, der Zugang freigelegt und der Eingang mit Steinen umrahmt. Auch eine kleine Sitzgruppe haben die Männer für Ausflügler eingerichtet. 

Stollen, Bad Wildstein, Trarbach

Idyllisches Plätzchen am Stollen.

Nun informiert eine digitale Anzeige über die Temperatur des Bachs und des Quellwassers, das aus dem Kautenbachtunnel fließt. Eigentlich sollte man die Ockerquelle Hubertus-Quelle nennen.

 

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