Gehoben, aber nicht abgehoben. Das Restaurant Rittersturz ist ein gastlicher Ort abseits vom Touristengewirr. Ein Adresse für Gourmets, die an der Mosel auf der Suche nach einem Geheimtipp sind. Ein Naturerlebnis gibt es gratis dazu.
Mit dem Slogan „Rendevous mit Genuss” wirbt das Restaurant Rittersturz in Veldenz für sich. Der herausgeputzte Winzerort war einst der Hauptsitz eines bedeutenden Fürstentums. Echte Grafen wohnten in der Burg, deren Silhouette bis heute weithin dieses schmale Seitental der Mosel beherrscht.
Und tatsächlich wird dort immer noch fürstlich gekocht – aber das Drumherum ist komfortabler und die Tellergerichte sind internationaler als im Mittelalter. In dem Restaurant Rittersturz weiß man, wie man Zutaten aus der Region mit Köstlichkeiten aus anderen Ländern veredeln kann, um leckere Gerichte auf den Tisch zu bringen.
Noch vor Jahren machten anspruchsvolle Gaumen meist einen Bogen um die Mosel. Denn die Region galt als müffig und verstaubt, lieblicher Wein und Eiche rustikal prägten auch den kulinarischen Ruf. Tatsächlich stach derzeit ein Koch mit Gerichten abseits von Käsewürfel und Schnitzel noch hervor. Doch Imbiss-Touristen der kreuzfidelen Schunkelzeit werden immer öfter durch neugierige Feinschmecker ersetzt.
Sicherlich inspiriert von den Betrieben der Spitzenwinzer, die sich auf das ursprüngliche Potential des Rieslings besannen, tat sich auch was in den Küchen am Fluss. Wo Gutes ist, kommt oft Gutes nach. Inzwischen herrscht fast schon Gedränge in der Oberliga, denn die Feinschmeckerbibel Michelin ließ reichlich Sterne regnen. Mit Schloss Berg in Perl, schanz.restaurant in Piesport und dem Waldhotel Sonnora befinden sich gleich drei Drei-Sterne-Restaurants in der Gegend – das gibt es deutschlandweit insgesamt nur neun Mal.
Feinkost für bezahlbare Preise
Sterne sind zwar die Oscars der Gastronomie, der Ritterschlag für einen jeden Koch – doch man muss sich den Besuch auch leisten können. Generell gelten Gourmetrestaurants oft als abgehoben, was auch für die Preise gilt. Gerade in Zeiten von Energieknappheit und Inflation schauen viele auch beim Essen verstärkt aufs Geld.
Doch auch für gehobeneren Genuss müssen die Scheine nicht zwangsläufig locker sitzen, wenn man die richtigen Adressen kennst. Oft sind es gerade die kleinen, versteckten Restaurants, die auch Köstliches bieten, ohne die höchste Weihe der Inspektoren des Michelins erhalten zu haben. Das Restaurant Rittersturz zum Beispiel.
Geheimtipp Restaurant Rittersturz
Fast geheim ist dieser Gastro-Tipp schon deshalb, weil das Restaurant gar nicht so leicht zu finden ist. Denn um es zu erreichen, muss man sich ein Stück von der Mosel weg in den Veldenzer Ortsteil Thalveldenz-Hammer bewegen. Ab Mühlheim führt die K 88 über drei Kilometer bis in die winzige Ortschaft, die gerade mal aus vier Häusern besteht.
Über dem verschwiegenen Tal erhebt sich der Rittersturz-Fels, der heute der Namenspatron des Restaurants Rittersturz ist. Vor Urzeiten soll sich der Sage nach ein grausamer Ritter mit dem Teufel von diesem Felsen in die Tiefe gestürzt haben.
Rendezvous im Restaurant Rittersturz
Wer sucht, der findet. Und zwar ein gepflegtes Hexenhäuschen mit urigen Fensterläden, inmitten von Wiesen, an einem plätschernden Bach. Und als wäre das nicht schon romantisch genug, liegt es auch noch am Fuße der Ruine von Schloss Veldenz, die auf einem Kegel der sich auftürmenden Hunsrückberge thront.
In diesem verwunschenen Paralleluniversum betreiben Doreen Sömisch und Volker Kruft ihr hübsches Restaurant, das schon allein wegen seiner Lage in wucherndem Grün seinesgleichen sucht. Doch man muss kein Naturfreak sein, um sich wohl zu fühlen. Es ist einfach sehr nett dort. Denn gutes Essen ist das eine. Einen besonderen Abend zu erleben, ganz was anderes. Dafür reicht eine gute Küche alleine nicht aus. Im Rittersturz ist die Freude der Gastgeber an ihrer Arbeit zu spüren. Man fühlt sich in entschleunigender Atmosphäre umsorgt und kundig bekocht.
Die Gastgeberin und das Service-Personal bemühen sich aufmerksam um jeden einzelnen Gast, während Patron Volker Kruft Gerichte wie Hirschrücken mit Walnusskruste oder Meerbarbe mit Riesling-Safransauce in seiner Küche zaubert.
Das bestens eingespielte Paar hatten sich in den 90er-Jahren bei der Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff kennengelernt und Doreen Sömisch zog aus Thüringen an die Mosel. Nach und nach haben die beiden eine ehemalige Scheune zu einem Restaurant mit 40 Plätzen für Besseresser umfunktioniert.
Schon beim Interieur haben die Gastronomen ein gutes Händchen bewiesen, denn die beiden Räume sind geschmackvoll und behaglich ohne Schnickschnack eingerichtet. Ein weiterer Trumpf ist die Gartenterrasse, die samt Spielplatz übergangslos ins Grüne führt. Auch deshalb treffen sich viele Familien mit Kind und Kegel auf ein „Rendezvous mit Genuss”.
Überschaubare Speisekarte
Unter dem Motto „kein Stern, aber eben auch nicht gut bürgerlich” wird im Rittersturz gehobene Küche mit mediterranen Nuancen serviert. Vom Rindertatar vom Tafelspitz über Flusskrebssüppchen mit Cognac Gratin bis hin zu eingelegten Pflaumen in Rieslingzabaglione, kommt alles ohne Protz und Chichi auf den Tisch.
„Alle vier bis sechs Wochen wechselt die komplette Karte”, erklärt die Chefin. Immer dabei: Lamm-Gerichte in verschiedenen Variationen. „Danach wird immer gefragt.” Zusätzliche Themenwochen erweitern den kulinarischen Horizont.
Gekocht wird saisonal mit frischen Produkten aus der Region, verfeinert mit Bärlauch, Wiesenkerbel und anderen Kräutern aus dem eigenen Beet. Da versteht es sich fast von selbst, dass ein knackiger Apfel das Logo prägt.
Die klassisch-saisonal Küche können Gäste als Menü oder à la carte bestellen. Dabei machen vier Gänge für rund 60 Euro glücklich und satt, aber eben nicht arm. Dazu wird Wein von renommierten Winzern der Mittelmosel kredenzt. Und wer das Handwerk gemeinsam mit anderen lernen will, bucht ein Küchenrendezvous mit dem Meisterkoch.
Auch der Michelin war schon da
Viele Gäste sind angetan von dem Restaurant. „Fantastisches Essen und sehr nette und aufmerksame Bedienung”, liest man auf den Bewertungsportalen. „Das Steak war auf den Punkt, das Dessert ein Traum.” „Unser Lieblingsrestaurant an der Mosel.”
Längst hat sich das kleine, aber feine Lokal über die Ländergrenzen hinaus einen Namen gemacht. Sogar aus Luxemburg reisen Stammgäste eigens zum Speisen nach Veldenz. Einen Tisch zu reservieren ist deshalb besonders am Wochenende unbedingt angeraten.
Geöffnet wird täglich außer Montag und Dienstag ab 18 Uhr. Am Sonntag stehen Service und Koch schon ab 12 Uhr für parat. Dann haben ihre Gäste die Wahl zwischen Torten, Kuchen und Kaffee oder kreativen, warmen Gerichten – immer frisch zubereitet. Sogar der Michelin war schon da und sagt: „Das hat Charme.”
Und wenn man sowieso schon mal da ist …
Sehenswertes rund um das Restaurant Rittersturz
Burg besichtigen: Steht man vor der Haustür vom Restaurant Rittersturz hat man das ganze Tal mit der dekorativen Ruine von Schloss Veldenz im Blick.
Zwar wurde das Gemäuer zerstört, doch die Größe der Ruine lässt immer noch erahnen, wie imposant die größte Burganlage an der Mittelmosel im 12. Jahrhundert war. Und der Besuch lohnt sich noch heute. Vor allem den Rittersaal haben die Eigentümer sehr schön hergerichtet. Während der Saison bietet der Burgherr einmal pro Woche eine Führung über das Gelände.
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Römische Geschichte erleben: Wer tiefer in die Ortsgeschichte von Veldenz einsteigen will, ist im Haus des Gastes, der Villa Romana richtig. Dort können Sammlungen und Dokumente von der Steinzeit über die Kelten bis hin zur Grafschaft Veldenz betrachtet werden. Da die Grafschaft eine eigene Währung hatte, hütet die Schatzkammer des Hauses noch rund 50 Veldenzer Silbermünzen aus dem 16. Jahrhundert.
Bei der Restaurierung des historischen Fachwerkhauses kamen im Keller die Reste einer gut erhaltenen römische Badeanlage ans Licht, die man heute besichtigen kann.
Adresse: Villa Romana, Tourist-Info, Hauptstraße 28, 54472 Veldenz, Tel. 06534-18156
Wanderungen durch Veldenz
Wandern. Veldenz ist ein wunderbares Wandergebiet. Allseits geschätzt ist vor allem der der „Graf Georg Johannes Weg”. Der Rundwanderweg führt entlang von Bächen, alten Mühlen, Felsformationen und tollen Aussichtspunkten, von denen der sogenannte Rittersturz-Fels wohl der bekannteste ist.
Namensgeber dieses Moselsteig-Seitensprungs ist der berühmteste Spross der Veldenzer Grafen, deren Geschichte unterwegs auf Infotafeln immer wieder thematisiert wird. Entlang der Route finden sich aber auch Reste der sogenannten Heidemauer, einer keltischen Ringwallanlage aus der Zeit um 400 vor Christus. Auf der Josefinenhöhe können sich Passanten für einen kleinen Obolus an einem Weinschrank bedienen.
Über gut 14 Kilometern geht es nahezu ausschließlich durch den Wald. Auch weil es keine Bodengitter gibt, ist er bestens geeignet für Hunde. Der Startpunkt liegt gegenüber der Villa Romana im Ort.
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Ein kürzerer, rund sieben Kilometer langer Rundwanderweg führt am Restaurant Rittersturz vorbei zu Relikten der Veldenzer Bergbaugeschichte. Denn in früheren Jahrhunderten wurden Eisen, Kupfer, Silber und Schiefer aus den Hunsrückbergen geholt. Aus dem Silber prägten die Veldenzer Grafen ihre Münzen. Unterwegs kann ein alter Schieferstollen besichtigt werden. Man muss nur ab der Villa Romana der Markierung mit dem roten Ahornblatt folgen. Ein Parkplatz liegt am Ortseingang. Glückauf!
Panorama genießen. Das Restaurant Rittersturz macht auch von oben etwas her. Ein ganz besonderer Aussichtspunkt mit Blick auf das Tal und Schloss Veldenz liegt unmittelbar an der Straße, die in Serpentinen von Veldenz in Richtung Gornhausen führt. Man kann ihn bequem mit dem Auto ansteuern und dort auch kurz parken. Einfach hinfahren, zu übersehen ist der Platz in der Kurve nicht.
Mit Eseln wandern. Auf dem Veldenzer Bergfrieden züchtet Michaela Scholl die hierzulande seltenen Mérens-Pferde. Die Erlebnispädagogin bietet geführten Wanderung mit den Pferden oder Eseln an.
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