Was macht den Moselort Brauneberg besonders? Wer hinfährt, entdeckt: Sehenswertes im Zeichnen der Walnuss und eine Kirche, die erst auf dem zweiten Blick überrascht.
Auf den ersten Blick sieht Brauneberg wie viele andere Moseldörfer aus. Es gibt Fachwerk- und Winzerhäuser, einen Minigolfplatz und natürlich die Kirche im Dorf. Die berühmten Einzellagen Brauneberger Juffer und Juffer Sonnenuhr erheben sich am gegenüberliegenden Ufer.
Doch schon gewusst, dass die Sonnenuhr im Hang auf Winterzeit umgestellt werden kann? Das gibt es an der Mosel kein zweites Mal. Natürlich wird für den Werbegag nicht der Zeiger zurückgedreht, sondern ein anderes Ziffernblatt unterlegt.
Aus Dusemond wird Brauneberg
Brauneberg hat Erstaunliches im Programm. Dazu gehört, dass der Ort lange Zeit Dusemond hieß. Deshalb führt das Weingut Fritz Haag bis heute die Zusatzbezeichnung Dusemonder Hof. Auch die Dusemonder Straße erinnert daran.
1925 erfolgte die Umbenennung. Ein Grund dafür war, dass Dusemond derzeit vermutlich zu französisch klang. Doch vor allem wollte man sich wohl mit dem für seine Weine berühmten Hausberg Brauneberg schmücken. Die Steillage Brauneberger Juffer mit ihrem Filetstück Juffer-Sonnenuhr genoss sehr früh einen weltweiten Ruf.
Riesling aus dem Juffer
Den Wein aus dem Berg mit dem blaugrauen Schiefergestein hat Napoleon als Perle der Mosel gerühmt. Sogar Theodor Fontane erwähnte in seinem Roman „Frau Jenny Treibel” die außergewöhnliche Lage.
Und das britische Königshaus schenkte 1981 bei der Hochzeit von Charles und Diana eine Brauneberger Juffer Riesling Spätlese 1976 aus. Am falschen Wein hat es also nicht gelegen.
Schon seit mindestens 1800 Jahren wird in Brauneberg Wein angebaut. Zwar blieb von der Fähre, die die Winzer mit ihren Weinbergen verband, nur ein Anker zurück. Doch am Fuße der Steillage kann eine römischen Weinkelter aus dem 2. Jahrhundert besichtigt werden.
Sehenswürdigkeiten in Brauneberg
Die Sehenswürdigkeit Nummer 1 ist die mit 2,2 Kilometern längste Nussbaumallee im Moseltal. Die bis zu 300 Jahre alten Walnussbäume dienten früher als Rammschutz bei einem Eisgang des Flusses.
Heute reihen sich in der Allee Straußenwirtschaften und Weinstuben aneinander. Dazwischen prächtige Häuserfassaden, ein Motorradclub, allerlei Sinnsprüche und Gärten besonderer Art.
Immer im September wird sie zum Schauplatz des Braunebergers Wein-Straßenfestes. Wie sich das gehört, kommt die Walnuss auf der Speisekarte groß raus: Von Walnusspastete über Walnusslikör bis hin zu Gegrilltem mit Walnuss-Soße. Im Herbst gibt es zur Abwechslung Federroten.
Eine Kirche, zwei Altäre
Braunebergs ungewöhnlichste Sehenswürdigkeit ist allerdings eine Kirche, die weit und breit ihresgleichen sucht. Denn in der Pfarrkirche St. Remigius beten Protesten und Katholiken unter einem Dach. Aber nicht gemeinsam.
Tatsächlich wurde durch das im Jahr 1777 gebaute Gotteshaus später eine Mauer gezogen. Die Protestanten bekamen den Chor, die Katholiken das Langhaus. Um Heizkosten zu sparen, gehen die Katholiken im Winter aber auch mal in den kleineren, evangelischen Teil. Und brauchen die Protestanten mehr Platz, gilt das Gastrecht natürlich auch andersrum.
Dass in Brauneberg eine von deutschlandweit 64 Simultankirchen steht, hat historische Gründe. Die Entstehung geht auf einen Erlass des französischen Königs Ludwig XIV. im Jahr 1684 zurück. Er verfügte, dass die Gotteshäuser in allen Dörfern mit nur einer Kirche beiden Konfessionen gehören sollte.
Eine weiteres Kuriosum ist ihr im Moseltal einzigartiger Zwiebelturm. Weil er sich um etwa einen Meter nach Westen neigt, spricht man vom schiefen Turm von Brauneberg.