Hotel Vintage Cochem: Hier ist schon allein das Hotel die Reise wert

Das Hotel Vintage in Cochem hat eine ungewöhnliche Geschichte. Wer dort eincheckt, schläft an einem der ehemals geheimsten Orte dieser Republik. Denn im Keller führt ein Tunnel zum geheimnisvollen Bundesbank-Bunker.

Cochem, Hotel Vintage, Rezeption

Rezeption im Hotel Vintage

Natürlich geht es bei einer Reise meistens vor allem darum, einen Ort, die Landschaft oder vielleicht berühmte Monumente zu entdecken. Doch manchmal ist schon die Unterkunft selbst eine Art Sehenswürdigkeit. Das Hotel Vintage in Cochem-Cond ist eine davon. Wer das Haus in der Brauselaystraße 5-7 betritt, sieht sofort, dass hier nicht von Stange eingerichtet wurde.

Als das schwarze Telefon an der Rezeption nagelneu war, sprangen die Besitzer noch bei jedem Klingeln vor Freude in Luft. Denn einen eigenen Anschluss konnte sich damals noch lange nicht jeder leisten. Daneben steht einer dieser kleinen Reisewecker von damals, die man manchmal noch auf Flohmärkten findet. 

Und der Schreibtisch, an dem Christine Enk die Gäste  empfängt, stammt aus jener Ära, die eine Berufskarriere für Frauen noch gar nicht vorsah.

Hotel Vintage, Cochem, Bundesbank Bunker

Im Hotel Vintage

Das Hotel Vintage hat eine originelle, nicht alltägliche Einrichtung gewagt. Stühle, Schränke, Tischchen, Lampen – Retro-Design, wohin man auch blickt. Hoch über Cochem können Gäste stilistisch ins Gestern abtauchen. 

Geheimer Bundesbank-Bunker in Cochem

Eine Boutique-Hotel im 1960er-Jahre-Look. So könnte man das Vintage in Kurzform zwar beschreiben. Tatsächlich jedoch ist diese ungewöhnliche Unterkunft nicht nur eine modische Extravaganz. Dieses Hotel ist mehr als bloß ein Ort zum Übernachten. In diesem Gebäude in Cochem-Cond wurde ein Stück bundesdeutscher Geschichte geschrieben. 

Hotel Vintage, Bundesbank-Bunker, Besitzerin

Petra Reuter (vorne) und Christine Enk vor dem Hotel Vintage.

Denn bis 1993 war in diesem scheinbar normalen Doppel-Wohnhaus ein Schulungs- und Erholungsheim der Deutschen Bundesbank untergebracht. Klingt nicht ungewöhnlich? Von wegen! Denn in Wahrheit diente das Gebäude nur als Tarnung des wohl geheimsten Schatz dieser Republik. Doch der Clou verbirgt sich für niemanden sichtbar 30 Meter unter der Erde.

Vom Keller des Hotels führt ein Gang in eine mysteriöse Bunkeranlage. Ein Atombunker, erbaut in der heißen Phase des Kalten Kriegs. Dort lagerten hinter tonnenschweren Stahltüren satte 15 Milliarden Mark. Etliche Säcke voller Geld in einer Ersatzwährung, die niemand kannte. Sicher versteckt für den Tag X. Denn auch im Falle eines Krieges oder einer Falschgeldflut, sollte das Land zahlungsfähig bleiben.

Tunnel, Bundesbank-Bunker, Cochem

Ein langer Gang im Bunker.

Niemand in der Nachbarschaft wusste damals davon. Alle gingen davon aus, dass es am Schulungsheim nur einen Bunker wie vielerorts gäbe. Und auch keiner der Banker, die sich im Garten vom Lernen oder Geldzählen erholten, hatte einen Schimmer von dem Bargeld-Vermögen. Nur wenige eingeweihte Prüfer der Frankfurter Bundesbank kamen alle paar Monate an die Mosel, um die Säcke voller Scheine zu kontrollieren.

Bunker gelangt in Privatbesitz

Das unterirdische Milliardenreich ist längst auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Und auch die Banker erholen sich nicht mehr in Cond. Dafür kommen jetzt Reisende, die eine Unterkunft mit ungewöhnlichem Ambiente in Cochem an der Mosel suchen.

Denn 2014 kauften Petra und Manfred Reuter aus Treis-Karden nach langem Leerstand den Bundesbank-Bunker samt der schon längst nicht mehr genutzten Schulungsgebäude.

Hotel Vintage, Cochem, Bundesbank Bunker, Doppelzimmer. Foto: Hotel Vintage

Doppelzimmer im Hotel Vintage

Zunächst brachte das Busunternehmer-Ehepaar die unterirdische Festung mit einem enormen Aufwand auf Vordermann, um sie als Museum Interessierten zugänglich zu machen. Danach wurden die beiden Tarnhäuser mit Rücksicht auf die denkmalgeschützte Bausubstanz behutsam zum Hotel Vintage umgebaut und eingerichtet.

Die Fassade des ehemaligen Doppel-Wohnhauses blieb erhalten, so verlangt es der Denkmalschutz. Doch innen glänzt alles wie neu. Dafür wurden etliche Wände versetzt, Parkett abgeschliffen und kilometerlange Rohre verlegt. Denn natürlich bekam jedes der 17 Zimmer ein eigenes Bad. Die Banker mussten sich noch mit Gemeinschaftsduschen auf den Gängen zufrieden geben. 

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Terrasse im Hotel Vintage

Zur Cochemer Altstadt geht es etwa einen Kilometer den Berg hinab. Der Einstieg ins Naturschutzgebiet Brauselay liegt fast vor der Haustür – der Blick auf die gegenüberliegende Reichsburg könnte kaum schöner sein als von diesem Platz in mediterraner Natur.

Zeitreise im Hotel Vintage

In den Zimmern ticken die Uhren nach unserer Zeit. Heute schläft der Reisende in Boxspringbetten und kann sich ein Leben ohne Wlan kaum noch vorstellen. Doch läuft man durchs Treppenhaus und durch die lange Gängen des Hotels, fühlt man sich in die Vergangenheit versetzt. In eine Welt mit Plattenspielern auf dem Sideboard, in der der Schwarz-Weiß-Fernseher noch Standard war genauso wie zierliche Cocktailsessel.  

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Der Frühstücksraum im Hotel Vintage.

Musiktruhen mit Radio waren damals der Renner, leuchtende Farben von rot über grün bis türkis machten das Leben in der jungen Republik endlich wieder bunt. In den Fluren stehen viele Nähmaschinen älterer Bauart. Der helle Marmorboden im Eingangsbereich wie die Deckenlampen blieben im Original erhalten. So kannten es schon die Bundesbanker.

Geschickt hat die Chefin Petra Reuter mit ihrem Team ein Interieur geschaffen, das Zeitgenössisches mit Objekten und Farben aus den 1960er-Jahren kombiniert. 

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Foto im Hotel.

Wer genau hinguckt erfährt, dass schon die Großmutter der Chefin Leiterin eines Hotels an der Mosel war. Und der Großvater – wie die Reuters heute – ein Transportunternehmen besaß. Denn überall hängen Fotos der beiden Familien, die zugleich vom alles andere als leichten Alltagsleben an der Mosel im Nachkriegsdeutschland erzählen.

Vor allem der geheimnisvolle Bundesbank-Bunker ist ein spektakulärer Teil dieser Geschichte. 

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Der Eingang zum Bunker im Garten.

Bunker-Touren im Hotel Vintage

Heute darf natürlich jeder, der sich dafür interessiert, in das ehemalige Staatsgeheimnis steigen. Eine spannende Führung durch die einzigartige Dokumentationsstätte sollte man sich nicht entgehen lassen. Kein Wunder, dass das Hotel Vintage zu den populären Adressen in Cochem gehört.

 

 

Sehenswertes in der Nähe von Hotel Vintage

Cond befindet sich auf der Sonnenseite von Cochem, am rechten Ufer der Mosel. Es ist der älteste der vier Stadtteile. Ruhig gelegen und dennoch nicht weit von der Altstadt entfernt. Das gibt es in unmittelbarer Nähe zu sehen:

Den Bundes-Bunker. Der berühmt-berüchtigte Atombunker der Deutschen Bundesbank befindet sich auf – beziehungsweise unter – dem Anwesen vom Hotel Vintage. Über zwei Jahrzehnte lang diente er als Tresor für 15 Milliarden DM in einer Ersatzwährung, die die aktuelle DM im Falle einer Krise binnen 14 Tagen ersetzen sollte.

Wer den ehemals streng geheimen Ort besichtigen will, schließt sich einer Führung an (mehrmals täglich). Eine Tour durch die Dokumentationsstätte dauert etwa 60 Minuten.

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Das Naturschutzgebiet Brauselay. Die Brauselay ist der namensgebende, etwa 65 Meter über der Mosel ragende Felsen des Naturschutzgebiets. Dort gedeihen hierzulande seltene Gewächse wie die Berberitze, Buchsbaum oder Steppenheidepflanzen. In dem mediterranen Klima sind auch die Smaragdeidechse, Schlingnattern und der vom Aussterben bedrohte Apollofalter zuhause.

Der Einstieg liegt nur wenige Gehminuten vom Hotel Vintage in der Brauselaystraße entfernt. Von dort leitet ein Pfad zu einem besonders schönen Aussichtspunkt oberhalb des Schutzgebiets. Auch der Apollo-Wanderweg führt an der Brauselay vorbei nach Valwig.

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Der beste Blick auf Cochem. Eine bunte Häuserzeile, davor die Mosel, darüber die Reichsburg mit ihren Erkern und Zinnen. Malerisch ist wohl das Wort, das diesen Anblick von Cochem wohl am besten beschreibt. Von der Moselpromenade im Stadtteil Cond hat man das bekannte Postkartenmotiv im Visier. Man erreicht sie in zehn Minuten bequem zu Fuß. Vor allem abends, wenn die Häuschen beleuchtet werden, ist es dort besonders schön. Es ist auch viel weniger los als auf der gegenüberliegenden Seite.

Berühmte Altstadt und Burg

Die Altstadt von Cochem. Die Skagerag-Brücke verbindet den Stadtteil Cond mit der gegenüberliegenden Cochemer Altstadt. Jährlich drängen über 1,5 Millionen Tagesgäste durch die verwinkelten Gassen, um Fachwerk-Giebelhäuser, den Marktplatz mit dem Martinsbrunnen oder das barocke Rathaus aus dem Jahr 1739 zu sehen. Doch auch abseits der üblichen Pfade gibt es einiges Interessantes zu entdecken.

Zum Weiterlesen: Lobhudelei auf das sehenswerte Postkartenstädtchen»

Die Reichsburg. Cochems Top-Sehenswürdigkeit und Touri-Magnet liegt etwa 1,3 Kilometer vom Hotel Vintage entfernt. Wer sich den steilen Aufstieg zur Burg ersparen will, nimmt am Endertplatz den Shuttle-Bus. Das ganze Jahr über kann die Reichsburg, die ein reicher Berliner wieder aufbauen ließ, bei Führungen besichtigt werden.

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Das Moselbad. Bis zum Schwimmbad mit Sauna, Hallen-Wellenbad und allen Schikanen sind es vom Hotel Vintage etwa 1,2 Kilometer. Mit Freibad und großem Kinderbereich. Adresse: Moritzburger Straße 1, 56812 Cochem.