Auf dem Neefer Petersberg reihen sich magische Orte aneinander. Dennoch ist der Panoramaberg fast noch ein Geheimtipp. Man entdeckt: Aussichtspunkte wie das Eulenköpfchen innerhalb der wohl berühmtesten Moselschleife.
Der Calmont gehört zu den touristischen Hotspots am Fluss. Vom Klettersteig, der den steilsten Weinberg Europas durchzieht, hat man einen schönen Blick auf die wohl berühmteste aller Moselschleifen. Allerdings ist der Pfad ein Albtraum für nicht schwindelfreie Gemüter. Verläuft er doch in etwa 200 Metern Höhe immer mal wieder haarscharf am Abgrund entlang.
Zwar etwas weniger abenteuerlich, dafür aber umso bequemer erreichbar, lässt sich dieses Wunder der Natur vom höher gelegenen Gipfelkreuz am Calmont-Plateau aus bestaunen. Das Panorama offenbart, warum Reisende seit Jahrhunderten von der Schönheit dieser Kulturlandschaft schwärmen. Weit unten mäandert die Mosel wie mit dem Zirkel gezogen durch ihr tiefes Tal. Schon tausendfach wurde der markante Bremmer Bogen fotografiert und auf allen Kanälen auf die virtuelle Reise geschickt.
Kloster Stuben am Neefer Petersberg
Ein Trip auf den Calmont gehört für jeden Mosel-Entdecker dazu. Aber ein paar Stunden sollte man auch für den anderen Berg in unmittelbarer Nachbarschaft einplanen. Denn der Neefer Petersberg, die kleine Schwester des Calmonts, gehört zu den landschaftlich attraktivsten und interessantesten Panoramabergen in der Region. Das hat sich bislang nur noch nicht überall herumgesprochen. Also ein echter Geheimtipp zum Wandern.
Der Pittischbersch, wie er auf moselfränkisch heißt, liegt im Inneren der berühmten Schleife, die ab Bullay beginnt und in Senheim endet. Wie ein blaues Band legt sich der Fluss um den begrünten Berggrat herum. Mit der Ruine der Klosterkirche Stuben hat sich die Landzunge, die den Petersberg trägt, das i-Tüpfelchen der Romantik aufgesetzt.
Leuchtpunkt der Artenvielfalt
253 Meter erhebt sich der Neefer Petersberg über die Mosel. Zu sehen sind bewaldete Gipfel, Trockenmauern und Felsvorsprünge, die seltenen Tieren und mediterranen Pflanzen Lebensraum bieten. In den Weinbergterrassen der historischen Lage Neefer Frauenberg wachsen jahrzehntealte Reben. Weißer Mauerpfeffer, der Weinbergpfirsich und der Apollofalter sind auf dem Petersberg zuhause. In Nischen verstecken sich Zauneidechsen, Fledermäuse und Uhus.
Die Artenvielfalt ist zwar ein guter, aber lange nicht der einzige Grund, warum man die Schuhe schnüren sollte. Im Vergleich zum Calmont-Klettersteig gegenüber ist der Aufstieg auf den Petersberg zwar ein Spaziergang. Aber was für einer!
Wer über den Neefer Petersberg läuft, hat historischen Boden unter den Füßen. Denn die Bergkuppen bewohnten einst Kelten und Römer, auf deren Spuren man heute noch beim Wandern stößt. Hinzu kommen viele Aussichtspunkte und kleine Baudenkmäler der besonderen Art.
Petersbergkapelle mit prämiertem Bergfriedhof
Erster Anlaufpunkt ist die kleine Petersbergkapelle, die seit fast 900 Jahren auf dem Petersberg steht. Das winzige Gotteshaus behütet einen wertvollen Altar aus der Spätrenaissance. Umgeben ist es vom einzigen noch genutzten Höhenfriedhof zwischen Koblenz und Trier.
Bis Ende der 1950er Jahre wurden die Verstorbenen noch mühsam über einen steilen Weinbergpfad hoch zu ihrer letzten Ruhestätte getragen. Zwar kommt man inzwischen über eine asphaltierte Straße komfortabel mit dem Auto hoch, doch per pedes sieht man natürlich mehr. Schon am Wegesrand bieten Rastplätze mit Tischen und Bänken eine fantastischer Aussicht über die Mosel.
Die nächste Station ist das überaus beliebte Eulenköpfchen. Um zu dem magischen Platz zu gelangen, müssen Ausflügler den kleinen Friedhof durchqueren, der übrigens zu den schönsten Ruhestätten in ganz Deutschland zählt. Tatsächlich landete der Neefer Friedhof bei einem bundesweiten Wettbewerb auf Platz Nummer 3. Man mag es glauben oder nicht: Es gibt wirklich den jährlich ausgelobten Bestattungen.de-Award.
Das Eulenköpfchen am Neefer Petersberg
Hinter dem Friedhof führt ein schmaler Pfad zu besagtem Eulenköpfchen hinauf. Der Name geht vermutlich auf die dort leben Eulenarten zurück. Eine Neefer Sage behauptet, dass die Tiere einst aus ihrem Unterschlupf in der nahe gelegenen Petersbergkapelle vertrieben wurden.
Heute präsentiert eine Plattform ein Fest für die Augen: Von der Aussichtskanzel schweift der Blick über Neef mit der Moselbrücke und Bremm. Gegenüber türmt sich der rund 150 Meter höhere Calmont auf. Flussaufwärts reicht die Sicht bis nach Bullay und zum Prinzenkopf im Zeller Hamm. Gut zu erkennen sind St. Aldegund und die Ruine der Klosterkirche Stuben.
Römer und Kelten auf dem Neefer Petersberg
Der Lieblingsgipfel mit Panoramablick. Der knorrige Baum im Wald. Das Kapellchen auf dem Hügel. Einigen Plätzen in der Natur wird eine besondere Energie zugeschrieben. An solchen Orten haben unsere Vorfahren geruht, Steine aufgestellt, Siedlungen gebaut und Kultstätten errichtet.
Und tatsächlich. Auf dem Petersberg haben schon Kelten, die auf dem nahe liegenden Hochkessel ihre Fliehburg hatten, ihre Götter verehrt. Wo heute Ausflügler die schöne Aussicht genießen, stand vermutlich ihr Bergheiligtum. Funde wie kleine Tränenkrüglein lassen darauf schließen, dass sie dort auch ihre Toten vom irdischen Leben verabschiedet haben.
Später verleibten sich die Römer den Platz in exponierter Lage ein. Klar, der schwer zugängliche Berggrat war gut zu bewachen. Und so ließ Kaiser Konstantin dort im dritten Jahrhundert eine Höhenbefestigung bauen. Drumherum siedelten sich Militär und Zivilbevölkerung an. Die ausgegrabenen Reste römischer Villen und Ziegelsteine mit Inschriften zeugen von römischem Leben auf dem Neefer Petersberg.
Archäologen bargen auf dem Neefer Petersberg ein bemerkenswertes frühchristliches Gräberfeld. Wer weiß, was man heute unterwegs noch alles finden kann. Denn Neefer Winzer stießen in den Weinbergen schon auf eine ganze Reihe römischer Gegenstände. Etwa Schlüssel, Gürtelschnallen oder Scherben von Tafelgeschirr. Auch Münzen aus den Jahren von etwa 290 bis 408 sind zutage getreten. Die ältesten tragen Portraits der Kaiser Diocletian und Maximian.
Noch immer kann man mehrere von den Römern aus dem Felsen gehauene Kammern erkennen, wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss. Am nördlichen Abhang haben die Überreste einer römischen Befestigungsmauer die Zeit überdauert. Zwar wurde die Festung am Eulenköpfchen schon vor langer Zeit nach und nach abgetragen, denn der Baustoff war heiß begehrt. Doch einige der Steine fanden in den umliegenden Weinbergmauern Verwendung. Vermutlich auch in der Petersbergkapelle.
Aussicht vom Gipfelkreuz
Von der Petersbergkapelle lohnt sich noch ein Abstecher zum Gipfelkreuz auf dem sogenannten Kälberkopf. Ein im Wortsinn weiterer Höhepunkt. Denn weil der Bergrat so schmal ist, eröffnet sich vom Gipfel ein 360 Grad-Panorama über die gesamte Moselschleife samt Berg mit der Petersbergkapelle. Von Neef über Bremm bis nach Ediger-Eller mit dem Kaiser-Wilhelm-Tunnel reicht die Sicht.
Wer Zeit und Interesse an den Kelten hat, folgt dem Wegweiser „Hochkessel” über einen uralten Gradweg durch den Wald.
Dabei handelt es sich um einen 421 Meter hohen Berg, dessen Gipfel die Überreste einer keltischen Fluchtburg trägt. Stonehenge ist es natürlich nicht. Doch die doppelte Umwallung der rund 140 m langen und bis zu 40 Meter breiten Kuppe sind noch zu erkennen. Etwa ab 400 v. Chr. siedelten sich die Kelten etwas unterhalb der Fluchtburg am Hochkessel an und gründeten in der Senke den Ort „Naaf”. Später führte eine Römerstraße am Hochkessel vorbei nach Trier.
Bei Grabungen fanden Archäologen aber auch Äxte und Schleifsteine, die noch wesentlich älter sind. Die Werkzeuge deuten daraufhin, dass sich schon in der Steinzeit um 4000 vor Christus Menschen auf dieser Höhe niederließen. Obwohl seitdem schon Jahrtausende ins Land gezogen sind, so haben diese Plätze bis heute nichts von ihrer Mystik eingebüßt. Aussichtssüchtige kommen auf dem Petersberg sowieso immer auf ihre Kosten – egal, ob sie an die besonderen Kräfte dieser Orte glauben oder nicht.
Sehenswertes in und um Neef herum
Der Ort: Neef liegt auf der rechten Moselseite in der Calmont-Region. Gegenüber liegt St. Aldegund, dazwischen bremst eine Staustufe die Mosel. Einen Schleusenvorgang kann man hier ganz aus der Nähe erleben. Einen Bahnhof gibt es auch. Durch einen Eisenbahntunnel auf der Moselstrecke ist Neef mit Ediger-Eller verbunden. Die Weine wachsen in den Lagen Frauenberg, Petersberg und Rosenberg.
Vom Moselufer aus schlängelt sich die Neugartenstraße durch den historischen Ortskern. Ein besonderer Hingucker ist das Burgenhaus aus dem 13. Jahrhunderts (Moseluferstraße 6/7).
Wandern: Einer Rundkurs leitet Ausflügler zur Petersbergkapelle, zum Eulenköpfchen und wieder runter zur Mosel. Der Wanderweg Leuchtpunkt Neefer Petersberg ist 6,5 Kilometer lang und führt über Stufen mitten durch den Neefer Frauenberg. Startpunkt ist die Leuchtpunkt-Skulptur am Brunnenplatz in Neef.
Kloster Stuben: Früher war die Peterskapelle mit dem Kloster Stuben durch einen Kreuzweg verbunden, der immer noch in Resten vorhanden ist. Heute leitet der Weg mit dem Kennzeichen N1 Ausflügler von der Peterskapelle durch die Weinberge hinab zur Mosel. Vor der Ruine der Kirche liegt ein übersichtlicher, natürlicher Sandstrand. Wie gemacht für ein Picknick im Sommer. Von dort geht es an der Mosel entlang zurück nach Neef.
Einkehrtipp: Mitten im Weinberg liegt das Ferien-Weingut Zecherhof (Auf der Kehr 20, 56858 Neef). Am Wochenende werden auf der Terrasse der Winzerschänke Kuchen oder moseltypische Speisen wie Deppekooche und Weine „Aus der Art” serviert. Infos und Öffnungszeiten: www.weingut-zecherhof.de
Ansehen: Die sogenannte Blitzeiche auf dem Neefer Berg Schopp ist ein toller Platz für alle, die skurrile Orte mögen. Dem etwa 300 Jahre alten Baum ist in der Tat anzusehen, dass ihm bei Gewittern schon mehrmals schwer zugesetzt wurde. Wer etwas länger laufen will: Die Eiche liegt am knapp neun Kilometer langen Runderweg N4 durchs Neefer Bachtal über den Ginsterberg.
Webcam: Wer vom Sofa aus das Neefer Wetter und die Aussicht checken will, bitte schön. Eine Webcam auf dem Petersberg sendet aktuelle Bilder aus der Calmont-Region: www.mosel-webcams.de