Burg Metternich: Zum Herrschen geeignet

Überall bekannt und doch oft unterschätzt: Die Burg Metternich in Beilstein ist weit mehr als ein Ausflugslokal. Allein schon die Größe der Anlage überrascht.

Burg, Beilstein, Aussicht

Aussicht von der Burg Metternich

Hier reckt sich ein mächtiger Turm zwischen den Reben hervor, dort präsentiert sich ein aristokratisches Anwesen am Fluss. Geht man hinein, liegt plötzlich der Duft von knusprigem Braten in der Luft. Das Moselland ist gespickt mit Schlösser und Burgen, in denen Gäste zum Essen einkehren können. Von bodenständiger Küche mit moselländischen Spezialitäten bis hin zur Sternegastronomie ist alles vertreten.

Zum Beispiel in der Burg Metternich – vor allem als Ausflugslokal ist die Ruine bekannt. Auf einem Hügel rund 60 Meter über Beilstein überdauert sie die Zeit. Mit rot-gelben Fahnen versehen, leuchtet das Gemäuer Reisenden am gegenüberliegenden Ufer entgegen.

Beilstein, Fähre, Burg Metternich

Beilstein von Ellenz aus gesehen.

Die Kirche, der Fluss, die Burg – der britische Künstler William Turner malte die Szenerie und machte sie weltberühmt. Aber seinerzeit war die romantische Ruine auf dem Berg kaum mehr als ein von Pflanzen überwucherter Haufen Steine. Heute beherbergen die alten Mauern die picobello sanierte Fürst Metternich Stube.

Diese Burg ist mehr als ein Restaurant

Die Eigentümer der Burg Metternich werben zwar vor allem mit ihrem bodenständigen Restaurant. Doch wer am Kassenhäuschen seinen Obolus entrichtet hat, findet sich zwischen gewaltigen Mauerresten von Wohngebäuden, Türmen, Torbögen und Wehrgängen wieder.

Bergfried, Burg Metternich, Beilstein

Der Bergfried der Burg Metternich.

Mittendrin erhebt sich der 25 Meter hohe fünfeckige Bergfried, der wie ein Aussichtsturm über die krummen Stufen einer Wendeltreppe bestiegen werden kann.

Die Ruine der einst mächtigen Burg Metternich ist viel weitläufiger und bietet mehr als oft erwartet. Beim Rundgang bekommt man eine Ahnung, wie imposant diese Burganlage einmal gewesen sein muss, stehen doch heute nur noch Teile von dem Bauwerk auf dem Gelände.

Pallas, Burgruine Metternich

Die Wand des Wohngebäudes (Pallas).

Seit dem Mittelalter präsentiert Beilsteins wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Ausflüglern vor allem eine fantastische Aussicht auf die Landschaft drumherum. Der Blick schweift über Weinberge und rappelvolle Ausflugsdampfer, die sich im Schneckentempo über die Mosel schieben. Bis weit über Ellenz, Polterdorf und Briedern hinaus reicht die Sicht.

Wer die Augen zusammenkneift oder durchs Fernglas schaut, kann moselabwärts wartende Schiffe vor der Schleuse in Bruttig-Fankel sehen. Weiter unten erhebt sich die Karmeliterkirche des ehemaligen Klosters über ein dicht gedrängtes Dächergewimmel. Mit dem imposanten Gotteshaus besitzt ausgerechnet das 140-Seelen-Nest die größte aller Dorfkirchen an der Mosel.

Beilstein, Karmeliterkirche

Blick auf die Karmeliterkirche, die größte Dorfkirche an der Mosel.

Kupferstich zeigt Burg Metternich 

Das kleine Beilstein wird oft als das Dornröschen der Mosel bezeichnet. Vielleicht deshalb, weil das Stadtbild die Jahrhunderte nahezu unverändert überstanden hat. Wer durch die Gässchen läuft, fühlt sich tatsächlich in eine mittelalterliche Kulisse versetzt.

Doch wie ein fast 400 Jahre alter Kupferstich von Matthäus Merian zeigt, sah die intakte Burganlage früher wirklich so aus, wie man sich eine echte Märchenburg vorstellt.

Burg Metternich, Beilstein, Kupferstich, Merian

Ein Kupferstich der Burg Metternich aus dem Jahre 1646.

Damals machte sich ein immerhin 80 x 50 Meter großes Bauwerk auf dem nach drei Seiten steil abfallenden, schmalen Bergrücken breit. Mit Stallungen, Vorburg, einem Bergfried, Türmchen und Burgkapelle – wie sich das für eine echte Burg gehört. Die Mauern der Festung reichten bis ans Moselufer hinab.

Wann genau die Burg Metternich errichtet wurde, wissen die Historiker nicht. Die erste urkundlich bekannten Besitzer waren jedenfalls im Jahre 1268 die Herren von Braunshorn, doch der Kern der Burg dürfte sogar noch älter sein. Nach Erlöschen der Linie ging die Feste durch die Tochter Lisa von Braunshorn an deren Gemahl Kuno von Winnenburg über.

Ruine, Burg, Mosel

Auf dem Gelände der Burg Metternich

Weil jeder Zweig der Familie Winnenburg seine eigenen Wohngebäude in der riesigen Anlage baute, spricht man von einer Ganerbenburg. Auch die Promi-Burg Eltz war so eine Art mittelalterliche WG für Verwandte.

Daher kommt der Name Burg Metternich

Doch wieso heißt die Burg überhaupt Metternich? Und hat der bekannte Riesling-Sekt vielleicht damit zu tun? Tatsächlich wird die Burg in den ersten Urkunden noch Burg Beilstein genannt. Doch der Name änderte sich nach dem Aussterben der Winnenburger und dem Einzug der Damen und Herren von Metternich.

Im Jahr 1637, mitten im Dreißigjährigen Krieg, fiel die Burg – nach der Besetzung durch schwedische und kaiserliche Soldaten – als Erbe an die vermögende Koblenzer Familie.

Burg Metternich, Bergfried

Blick auf den Bergfried

Allzu lange hatten die von Metternichs aber nicht die Gelegenheit, durch die vielen, vermutlich mit edelstem Interieur ausgestatteten Räume ihrer Burg über der Mosel zu schreiten. Denn im Zuge der pfälzischen Erbfolgekriege kamen französische Soldaten, um alle Befestigungen an der Mosel die Luft zu jagen. Erst nach dem Plündern, versteht sich. Deshalb war es am 2. Februar 1689 auch mit der stolzen Herrlichkeit von Burg Metternich vorbei. Nur die Burg Eltz hatte wegen guter Beziehungen der Besitzer Glück.

Wer war Fürst Metternich?

Von nun an sollte die Burg eine markante Ruine bleiben. Letzter Eigentümer der Linie Metternich war bis 1794 Franz Georg Karl Graf von Metternich. Dessen Sohn Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773-1859) ging als der wohl mächtigsten Mann im Habsburgerreich in die Geschichtsbücher ein.

Fürst von Metternich, Sekt

Clemens Wenzel von Metternich, gemalt von Thomas Lawrence um 1820

Er war österreichischer Außenminister, Staatskanzler und im Jahr 1815 Herrscher des Wiener Kongresses, wo die Grenzen Europas von den Großmächten neu gezogen wurde. Dabei gelang es ihm, das Regime der Fürstenstaaten wiederherzustellen, das die französischen Revolutionäre unter Napoleon erschüttert hatten.

Am Ende gehört er zu den unbeliebtesten Männern auf dem Kontinent. Denn einerseits bescherte er dem von Kriegen geschundenen Europa zwar eine selten erlebte Friedensepoche. Anderseits errichtete er jedoch einen Spitzel- und Polizeistaat, um die alte absolutistische Monarchie mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten.

Burg Metternich, Beilstein, Pranger

Auch ein Pranger fehlt nicht auf der Metternich.

Überwachen, verhaften, zensieren, Kerkerstrafen – so funktionierte das sogenannten Metternichsche System, das liberale und nationale Bewegungen zunächst auch tatsächlich unterdrücken konnte. Doch dann kam die Deutsche Revolution. Metternichs Herrschaft krachte ein und zwang den verhassten Fürst am 13. März 1848 zur Flucht nach England.

Doch schon 1851, nach der Niederschlagung der Revolution, kehrte Metternich zurück und durfte den jungen Kaiser Franz Joseph beraten. Acht Jahre später starb er in Wien. Sein Refugium ist bis heute ein blühender Platz geblieben: Denn Kaiser Franz I. hatte ihm im Jahr 1816 die Rheingauer Domäne Johannisberg samt Schloss und dem schon damals berühmten Riesling-Weinberg überlassen. 

Burg Metternich, Beilstein

Von der Mosel aus betrachtet: Die Burg Metternich.

Klemens von Metternich ließ einen Park im englischen Stil anlegen und investierte in den Weinbau. Alte Weinkarten zeigen, dass der Schloss Johannisberger vor dem Ersten Weltkrieg zu den teuersten und begehrtesten Gewächsen in Europa zählte.

Jetzt kommt der bekannte Riesling-Sekt ins Spiel: 1864 kam es zu einer Zusammenarbeit des Weinguts mit Johann Jacob Söhnlein, dem Gründer der gleichnamigen Schaumweinkellerei. Doch erst Generationen später, seit 1971, ziert das bekannte Metternich-Porträt von Maler Thomas Lawrence das Flaschen-Etikett.

Hotel mit eigener Burg

Lore Herzer, Beilstein

Burgbesitzerin Lore Herzer

In Beilstein an der Mosel war es mit der Herrschaft der Metternichs 1794 vorbei. Als die französischen Revolutionstruppen das Rheinland besetzten, verloren sie ihren dortigen Besitz. Auch die Burg Metternich wurde enteignet und verkauft. Pflanzen begannen, die bröckelnden Mauern der attraktiven Ruine zu überwuchern.

Im Laufe der Zeit folgten mehrere Besitzerwechsel. Vorübergehend soll auch der Berliner Fabrikant Jakob Louis Ravené der Eigentümer gewesen sein, der 1886 die Reichsburg Cochem erwarb. Er hatte die Burg Metternich vermutlich gemeinsam mit dem Baurat Ende gekauft.

Fürst Metternich Stube, Terrasse, Beilstein

Terrasse der Fürst Metternich Stube

Seit 1962 gehört das heute gut besuchte Gemäuer der Familie Sprenger-Herzer, die auch das Gästehaus Burgfels und das Hotel Burgfrieden am Fuße der Burg in Beilstein betreibt.

Mit enormem Aufwand legte Hans Sprenger die Ruine behutsam frei und öffnete sie für Besucher und Besucherinnen. 2001 wurden auch die Reste des Pallas‘ gesichert und saniert – erhalten blieb die imposante Südwand mit Kamin.

Fürst Metternich Stube, Burg Metternich, Restaurant

Die Fürst Metternich-Stube. Foto: Hotel Burgfrieden.

Zwar wurde die Burg Metternich niemals wieder aufgebaut, etwa wie die Burg Arras in Alf oder die Reichsburg. Doch auch heute noch beherrscht die proper sanierte Ruine die Gegend – optisch und als gut besuchtes Ausflugsziel. Als Zugabe beheimatet die Burg die ritterlich eingerichtete Fürst Metternich Stube mit Biergarten und Panoramaterrasse.

Von ihrer erhabenen Position haben Gäste einen unversperrten Blick auf die Weinberge und die Mosel. Auf der Speisekarte stehen Kuchen, Eis und deftige Gerichte aus der Burgenküche. Besonders beliebt sind die Grillabende im Sommer, wenn die Besitzerfamilie Sprenger-Herzer mittelalterlich gewandet Spanferkel, Schwenksteaks und Co auf der Panoramaterrasse brutzelt.

 
Infos für den Besuch der Burg Metternich
Aussicht, Burg Metternich, Beilstein

Blick vom Bergfried auf das Burggelände.

Adresse: Burg Metternich, Im Mühlenthal 62, 56814 Beilstein

Lage: Beilstein liegt im sogenannten Moselkrampen und ist von Cochem (rund zehn Kilometer entfernt) mit der Buslinie 711 zu erreichen. Vom gegenüberliegenden Ellenz-Poltersdorf setzt eine Autofähre über. Kostenpflichtige Parkplätze befinden sich am Ufer. Flussaufwärts spannt sich eine Brücke über die Mosel. Die Nachbarorte sind Briedern und Fankel.

Aufstieg: Die Burg Metternich ist vom Marktplatz in Beilstein aus zu Fuß über einen recht steilen Aufstieg in etwa 20 Minuten zu erreichen: Vom Marktplatz aus über die Bachstraße aufwärts laufen. Am Ende der Straße weist ein Schild auf der rechten Seite den Weg hinauf zur Burg.

Anfahrt: Oder man fährt mit dem Auto: Der Weg ist kurz hinter dem Hotel Burgfrieden (Mühlental 17, 56814 Beilstein) ausgeschildert. Vom Parkplatz sind es noch wenige Minuten zu gehen.

Preise: Der Eintritt kostet 3 €.

Öffnungszeiten: Burg und Gaststätte sind von Ostern bis zum 1. November täglich (außer Montag) ab 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.

… und wenn man schonmal da ist

Führung: Die Burg Metternich ist sicherlich die bekannteste, aber längst nicht die einzige Sehenswürdigkeit im Ort: Beilstein selbst ist ein Gesamtkunstwerk und wird täglich von Ausflüglern geflutet. Wer jedoch mehr als hübsche Häuser und Gassen sehen will, begleitet Stadtführer Rainer Vitz bei einer Zeitreise vom Mittelalter bis in die heutige Zeit. Dabei wird so manches Verborgene und Skurriles erwähnt. Mehr dazu»

Wandern: Die Burg liegt an der Strecke der Moselsteig Etappe 17, von Ediger-Eller bis Beilstein.