Kobern-Gondorf: Sehenswertes satt!

Schon mal in Kobern-Gondorf gewesen? Man entdeckt Sehenswürdigkeiten zuhauf. Zur Auswahl stehen zwei Schlösser und zwei Burgen, eine Unterwelt oder eine fotogene Sprudelfabrik. Aber auch das Stonehenge der Eifel.

Kobern-Gondorf, Niederburg, Mühltal

Die Niederburg und das Mühltal in Kobern-Gondorf.

Wer an die Mosel fährt, den zieht es üblicherweise nach Cochem oder in die Gegend um Bernkastel-Kues. Allerdings wäre es ein Fehler, Kobern-Gondorf an der Terrassenmosel zu übersehen. Denn es gibt Bemerkenswertes zu entdecken – und das ist längst nicht nur die dramatische Schönheit der Landschaft, in der jahrhundertealte Schiefermauern aus den Weinbergen wachsen.

So ist zum Beispiel nur wenigen bekannt, dass Kobern-Gondorf einst eine echte Goldgrube war oder dass sich im Wald ein 3000 Jahre alter mystischer Platz verbirgt. Überall in der Doppelgemeinde verstecken sich kleine und große Sehenswürdigkeiten, von denen man manche erst auf den zweiten Blick oder gar nicht entdeckt.

Niederburg, Kobern-Gondorf; Moselbogen

Blick auf den Moselbogen mit Kobern-Gondorf

Sehenswürdigkeiten in Kobern-Gondorf

Ein Teil der insgesamt 3.500-Seelengemeinde lebt in den etwa 25 Weilern und Höfen auf den Moselhöhen. Der Ortsteil Dreckenach liegt etwas abseits auf dem Maifeld. Die namensgebenden Dörfer Kobern und Gondorf ziehen sich etwa drei Kilometer am Moselufer entlang – dort versammeln sich die meisten Sehenswürdigkeiten.

So bekommen an historischer Baukunst Interessierte in der Kirchstraße Nummer 1 ein Unikum zu sehen: Der Abteihof St. Marien ist das älteste, vollständig erhaltene Fachwerkhaus an der Mosel und wurde 1320/21 hochgezogen. Familien mit Kindern begeistern sich wohl eher für die Geheime Welt – denn in dem überdachten Freizeit- und Abenteuerpark wird Minigolf zwischen Dinosauriern und Piraten gespielt, aber auch Gold gewaschen und geklettert.

Der Koberner Friedhof ist einen Abstecher wert, denn dort sind Grabkreuze aus fünf Jahrhunderten zu sehen. Weil die meisten Menschen im 16. Jahrhundert nicht lesen und schreiben konnten, wurden in die ältesten Kreuze statt Inschriften sogenannte Hausmarken eingemeißelt. Das gleiche Zeichen war über der Haustür der Familie angebracht. 

Hauptattraktion Matthiaskapelle

Matthiaskapelle, Kobern-Gondorf

Matthiaskapelle und Oberburg

Anlaufpunkt Nummer 1 ist der Koberner Schlossberg, denn dieser 130 Meter hohe Hügel hat so viel Stein gewordene Geschichte auf dem Buckel: Er trägt die Ruinen zweier Burgen und einen fast 900 Jahre alten romanischen Wehrturm, der einsam und alleine im Weinberg steht. Ein uralter Kreuzweg schlängelt sich durch die Reben immer weiter hinauf. Großartige Aussicht gibt es natürlich auch. Und die über 800 Jahre alte Matthiaskapelle, die in den Resten der Oberburg steht, setzt dem Ensemble das Krönchen auf.

Spätestens beim Anblick der schwarzen Säulen und Kapitelle wird manchem klar, den beschaulichen Ort wohl unterschätzt zu haben. Die orientalisch anmutende Innenausstattung hätten die meisten eher in Spanien oder Portugal erwartet.

Matthiaskapelle, Säulen, Kobern

Das Innere der Matthiaskapelle.

Dieses mittelalterliche Juwel ist eben weit mehr als eine gewöhnliche Burgkapelle, immerhin wurde sie zur Aufbewahrung einer wichtigen Reliquie gebaut. Angeblich hatte ein gewisser Heinrich II von Isenburg-Kobern das Haupt des Apostels Matthias von einem Kreuzzug mitgebracht.

Über 130 Jahre lang pilgerten Gläubige auf den Berg, um die Überbleibsel des Heiligen zu verehren. 1927 wurden sie in die Abtei St. Matthias in Trier gebracht, die ohnehin schon Gebeine des Apostels verwahrte. Aber das ist eine andere Geschichte, die man sich am besten vor Ort erzählen lässt.

Zum Weiterlesen: Wer lüftet das Geheimnis der Matthiaskapelle?»

Burgenreich Kobern-Gondorf

Von der neben der Matthiaskapelle gelegenen Oberburg ist nicht viel zum Besichtigen übrig geblieben. Zwar ist der restaurierte Bergfried in Schuss, darf aber nicht bestiegen werden. Auch beim angrenzenden Restaurant drücken sich hungrige Besucher derzeit an der geschlossenen Tür die Nase platt. 

Niederburg, Kobern-Gondorf, Mosel

Blick auf die Ruine der Niederburg.

Allerdings hat Kobern-Gondorf noch drei weitere Ritter-Gemäuer zu bieten. Eines davon kann man von der Matthiaskapelle aus gut sehen: Etwa 50 Meter tiefer erhebt sich die Ruine der Niederburg im Weinberg. Die lohnt sich. Zum einen, weil man sie über den schönen Kreuzweg erreicht, zum anderen ist die Aussicht auf den Moselbogen von dort aus wunderbar.

Schlösser in Gondorf

Gondorf trumpft mit einer kuriosen Schlossanlage am Moselufer auf. Wahrscheinlich im 12. Jahrhundert als Wasserburg errichtet, wurde die Feste später von den Fürsten von der Leyen (nicht verwandt oder verschwägert) zum attraktiven Schloss umgebaut. Dieses Adelsgeschlecht war damals das Mächtigste der ganzen Region.

Schloss von der Leyen, Gondorf, Oberburg

Schloss von der Leyen in Gondorf

Doch 1971 stand das Schloss beim Bau der neuen Bundesstraße 416 im Weg. Im Moseltal ist eben nicht viel Platz. Statt die Anlage abzureißen, haben die pragmatischen Planer einfach den unteren Teil für einen Tunnel geöffnet. Seitdem brausen Autos und Busse mitten durch. Untergebracht ist darin ein Museum, das sich dem Thema widmet, das in Gegend als Erstes ins Auge fällt: dem Wein.

In der Nachbarschaft wartet das elegante Schloss Liebieg auf seine neue Bestimmung. Früher wusste jeder, dass man Liebieg mit ie schreibt, denn hier lebte eine der reichsten Familien auf dem europäischen Kontinent. Nach mehreren Besitzerwechseln sollte zuletzt auf dem Gelände ein Weingut mit Vinothek und Hotel entstehen. Doch aus den Plänen wird wohl nichts und das Schicksal von Schloss Liebieg ist ungewiss.

Zum Weiterlesen: Darum wusste jeder, dass man Liebieg mit zwei I schreibt»

Kobern-Gondorf und der Tatzelwurm

Kobern, Niederburg, Herbst

Die Niederburg im Herbst.

Die Weinberge, die Burgen und Schlösser, der Fluss. Es wäre fast zu viel Idyll und Romantik, böte Kobern-Gondorf nicht auch Wunderliches. Hier kommt der stets übelgelaunte Tatzelwurm ins Spiel, ein Mischung aus Löwe und Lindwurm, der die Menschen einst in Angst und Schrecken versetzte.

Niemand kann genau sagen, wo die Legende um das Biest ihren Ursprung hat. Es heißt, dass Ungeheuer habe sich in einer Höhle in den Koberner Weinbergen versteckt. Heute ist der Tatzelwurm im Ort omnipräsent. Man trifft ihn als Skulptur auf dem Marktplatz, sieht seinen furchterregenden Schlund an Geländern und Bänken. Außerdem windet sich ein etwa sieben Kilometer langer Pfad im Zeichen des Tatzelwurms hinauf zum Aussichtspunkt Rosenberg-Plateau. Ein herrlich schauriges Wanderabenteuer.

Wandern auf dem Tönnchenkopf

Durch Kobern-Gondorf führt der prominente Moselsteig und der Traumpfad Koberner Burgpfad. Ein Geheimtipp für Wanderer und alle, die fernab von allem Ruhe suchen, ist der sogenannte Tönnchenkopf.

Schon von jeher fühlt sich der Mensch zu Höherem berufen, deshalb zählen Aussichtstürme und Berge zu den Touristenmagneten. Doch die mit rund 308 Metern höchste Erhebungen der Gemeinde kann man meistens ganz für sich alleine haben. Dabei ist der Rundblick über das Maifeld, den Hunsrück und die Moselhöhen wunderschön.

So kommt man hin: Durch das Mühlental zum Euligerhof und dort dem Wirtschaftsweg Richtung Sürzerhof folgen. An der ersten Weggabelung weiter gerade aus und schließlich dem leicht ansteigenden Feldweg in Richtung Tönnchenskopf folgen.

Eifel-Henge in Kobern-Gondorf

Kobern-Gondorf, Goloring, Kelten

Verriegelt und verrammelt: Das Gelände mit dem Goloring.

Noch ein Geheimtipp. Im Koberner Wald, auf ehemaligem militärischen Sperrgebiet, befindet sich ein magischer Ort, über 3000 Jahre alt. Keine 100 Meter entfernt rauschen Autos auf der A 48 vorbei, dennoch ist das einstige Zentrum eines Totenkultes bislang kaum bekannt. Dabei besitzt Kobern-Gondorf mit dem Goloring sogar die flächenmäßig größte bekannte keltische Kultstätten im Land.

Der kreisförmig angelegte Wall mit einem Durchmesser von 190 Metern ist durchaus vergleichbar mit den Henge-Anlagen in Großbritannien, nur dass an der Mosel keine mysteriöse Steinkreise zu erwarten sind. Hier wurden Pfosten verwendet, die längst verschwunden sind. Leider ist der Besuch auf eigene Faust unergiebig, da ein hoher Zaun samt Eisentor das gesamte Gelände sichert. Nur bei gelegentlichen Führungen, etwa am Tag des offenes Denkmals, kommt man hinein.

Unterwelt von Kobern-Gondorf

Heute geschlossen – das gilt leider auch für den Norbertusstollen, Teil eines vor über 100 Jahren stillgelegten Bergwerks im Ort. Nur wenige wissen, dass Kobern-Gondorf im 19. Jahrhundert eine Goldgrube für Eisenerz war. In dem Werk der Firma Krupp, das zu den größten in Deutschland zählte, wurde der begehrte Rohstoff in großem Stil abgebaut. Tatsächlich befindet sich unter der Erde ein 3600 Meter langes Stollensystem.

Wie es 130 Meter unter dem Mühlenkopf aussieht, können Besucher im Norbertusstollen in der Lennigstraße erfahren. Der Weg führt durchs knöcheltiefe Wasser gut 490 Meter weit in den Felsen hinein. Bis zu 150 Mann haben damals je 48 Stunden pro Woche in der düsteren Röhre geschuftet. Die Bergleute brauchten ein ganzes Jahr, um 100 Meter tief zu graben. 1895 war Schluss. Während des Zweiten Weltkrieg brachten sich die Bürger und Bürgerinnen bei Luftangriffen im Norbertusstollen in Sicherheit.

Infos und Anmeldung zu Führungen und Ortsrundgängen: Kuratorium für Heimatforschung und -pflege Kobern-Gondorf, www.kuratorium-kobern.de und Touristik Kobern: 02607 1055

Ausflugsziel Sauerbrunnen

Sauerbrunnen, Kobern, Mosel

Der Sauerbrunnen im Hohensteinbachtal,

Jederzeit zugänglich ist hingegen der Sauerbrunnen im Hohensteinbachtal – ein bei Einheimischen von jeher beliebtes Ziel für den Sonntagsspaziergang. An dem netten Plätzchen im Wald entspringt kohlensäurehaltiges Sprudelwasser. Früher füllten Familien das eisenreiche Sauerbrunnenwasser in Flaschen ab, auch die Bauern, die zu ihren Feldern unterwegs waren, wussten es als Erfrischung zu schätzen. Und bis heute kostet es keinen Cent.

Über die Lennigstraße geht’s hinein in das verschwiegene Tal. Am Eingang trifft man auf das Glückskäulchen, ein unscheinbares Steinorakel. Früher warfen abergläubische Passanten kleine Steine in die Mulde im Felsen. Drei Würfe hatte man frei. Blieb einer davon liegen, konnte man das Tal durchqueren, ohne befürchten zu müssen, von Geistern belästigt zu werden. Noch heute wagen Ausflügler den Versuch. Für sie ist das Glückskäulchen nur ein Geschicklichkeitsspiel. Natürlich.

Tipp: Der Tatzelwurmweg und die Route Koberner Burgpfad führen an der Quelle entlang. Anfahrt mit dem Auto: Ab Gondorf über die v. Isenburg Straße, weiter über die Lennigstraße bergauf in Richtung Wolken, an der Gabelung links liegt der Guidoborn, etwas weiter auf der rechten Seite befindet sich der Sauerbrunnen.

Fotomotiv Bellthal Moselsprudel

Bellthal, Kobern-Gondorf, Sprudelfabrik

Die alte Sprudelfabrik im Belltal.

In der Gegend um Kobern-Gondorf finden sich fünf natürlich austretende Mineralwasserquellen, doch nur die beiden im Belltal wurden etwa ab 1870 gewerblich genutzt. Keine drei Kilometer nach dem Ortsschild, auf dem Kobern-Gondorf rot ausgestrichen ist, liegt der Eingang in das kleine Biotop unterhalb von Wolken.

Dort befindet sich die ehemalige Fabrik des Unternehmens Bellthal Moselsprudel, das es schon seit 1975 nicht mehr gibt. Seitdem verfielen die aus dem Jahr 1912 stammenden Gebäude der Versand- und Abfüllanlage, doch inzwischen kümmert sich ein neuer Eigentümer um den Erhalt.

Kulinarisches Kobern-Gondorf

Als Besucher kann man in Kobern-Gondorf wunderbar das Touristische mit dem Lukullischen verbinden. Zum Beispiel indem man im Weingut Dötsch-Hauptmann eine Weinerlebniswanderung mit Wein-Genuss-Stopps bucht. Oder indem man die Villa Provence in den Sölliger Höfen besucht. In Sichtweite der Matthiaskapelle betreibt Monika Moritz hier ein Frühstücks-Café und ein Lädchen voller handverlesener Dekoartikel. Liebevoll ausgestattete Gästezimmer gibt es auch.

Zum Weiterlesen: Charmantes Café am Ende der Welt»

Villa Provence, Landcafe. Koberrn

Monika Moritz im Garten ihrer Villa Provence.

Im Weingut Freiherr von Schleinitz kann man nicht nur im urigen Innenhof den Riesling aus der berühmten Rieslinglage Uhlen verkosten. Von Mai bis September kommt Sommer-Theater in der Scheune hinzu.

Alte Mühle Höreth

Auf dem Weg hinauf zur Matthiaskapelle kommen Autofahrer an einer ehemaligen Mühle vorbei. Früher stellte er Müller stellte Tische und Stühle auf, um die Wallfahrer mit Brot, Wurst und Wein zu versorgen. Heute steuern Genussmenschen das fast 1000 Jahre alte Kleinod im Koberner Mühlental an.

Kobern-Gondorf, Alte Mühle Thomas Höreth

Der Genussort in Kobern. Foto: Alte Mühle Thomas Höreth

Mit ihrer liebevoll sanierten Alten Mühle haben Thomas und Gudrun Höreth ein Schmuckstück für Romantiker geschaffen. Dort sitzt man nicht nur mittendrin im märchenhaftesten Interieur, in den urigen Stuben oder im begrünten Innenhof lassen sich auch moselfränkische Gerichte kosten. Zum Beispiel Kartoffelkäse, eine beliebte Spezialität der unteren Mosel. Klassiker wie Gerupfter oder Mohneis mit heißen Tresterpflaumen stehen seit mehr als 30 Jahren auf der Karte. Dazu werden Tropfen aus den eigenen Weinbergen wie dem Schlossberg kredenzt.

Zum Weiterlesen: An diesen Orten werden Märchen wahr»

Übrigens: Den schönsten Blick auf den Schlossberg und das historische Gebäude-Ensemble bietet die Mönch-Felix-Hütte im gegenüber liegenden Ort Niederfell. Auch die beiden Gondorfer Schlösser am Moselufer sind zu sehen. Man erreicht den Aussichtspunkt zum Beispiel über das vier Kilometer lange Traumpfädchen Niederfeller Schweiz. Startpunkt: Bei der Pension Linkemühle in der Bachstraße, 56332 Niederfell. Parkplatz an der Uferstraße (B49).