Wolfer Kloster: Zu Unrecht oft übersehen

Vom Wolfer Kloster blieb nur eine eher unansehnliche Ruine zurück. Der verwunschene Platz ist zwar längst nicht mehr die Heimat von Mönchen, doch an Strahlkraft hat er nicht eingebüßt. Es wäre schade, wenn Ihnen das entgeht.

Mosel, Wolfer Kloster

Die verwunschene Klosterruine über Wolf.

Wer Lust hat auf einen Abstecher in ein Stück verwunschene Natur, der findet innerhalb der Kröver Moselschleife eine echte Perle: Das Wolfer Kloster. Die Ruine selbst gehört sicherlich nicht zu den ansehnlichsten Zeichen der Zeit, dennoch lohnt sich der Besuch gleich aus mehreren Gründen: Zum einen, weil allein die Lage und Aussicht kleine Highlights sind. Zum anderen, weil man dort an uralten knorrigen Bäumen vorbei über einen wunderschönen schillernden Schieferweg läuft.

Das Wolfer Kloster oberhalb des Traben-Trarbacher Stadtteils Wolf ist ein magischer Ort, den die meisten Reisenden allerdings links liegen lassen. Ein echter Geheimtipp, obwohl man das Gemäuer schon von Weitem sieht, wenn man entlang der Uferstraße in Richtung Kröv oder Traben-Trarbach fährt oder von der Festung Mont Royal auf die wie gemalte Landschaft blickt.

Mont Royal, Aussicht, Wolfer Kloster

Blick vom Mont Royal auf das Wolfer Kloster.

Ortsunkundige verwechseln das Wolfer Kloster immer mal wieder mit der Ruine nahen Grevenburg. Dabei war das Gemäuer nie eine Burg, sondern eine der ältesten Pfarrkirchen im Tal. Sie war der Gottesmutter Maria „Unserer lieben Frauen” geweiht und wurde vom gleichnamigen Orden geführt. Im Jahr 1255 findet die Wallfahrtskirche ihre erste Erwähnung.

Kogelherren ziehen ins Wolfer Kloster

Berühmt wurde die Anlage wegen der nachfolgenden Bewohner: Von 1478 an lebten in Wolf gut 80 Jahre lang die „Brüder vom gemeinsamen Leben”, die man nach ihrer Kopfbedeckung auch Kogelherren nannte. Die Laienmönche bauten ihre neue Bleibe auf dem Göckelsberg großzügig aus – seither heißt das Bauwerk Wolfer Kloster. Kaum jemand spricht heute noch von der Liebfrauenkirche.

Im Dorf mauerten die frommen Männer einen Kirchenkeller und die Gemeinde setzte eine Kapelle darauf. Das Gewölbe unter dem Gotteshaus bot Platz für 24 Eichenfässern. In der Regel erwirtschafteten die Laienmönche ihren Lebensunterhalt damit Bücher abzuschreiben und trugen damit erheblich zur Verbreitung von Handschriften bei. Aber erst mit dem Weinbau kam ab 1478 ein lukratives Geschäftsmodell hinzu. Mit dem Erlös gründeten und unterhielten die Brüder eine Lateinschule in Trier.

Wolfer Kloster, Ruine, Liebfrauenkirche

Die Reste des Turms der Liebfrauenkirche.

Doch im Zuge der Reformation war es mit dem Wolfer Kloster schon wieder vorbei. Die Brüder zogen fort, der letzte Kogelherr wurde der erste evangelische Pfarrer in Wolf. Mit dem Bau einer neuen evangelischen Kirche, verfielen die verlassenen Klostergebäude ab 1685 immer mehr zur Ruine. Ob das zugehörige Gotteshaus je entwidmet wurde, ist allerdings nicht bekannt. 

Weinkeller unter der Wolfer Kirche

Aber das von den Brüdern geführte Weingut überdauerte die Zeit. Bis heute ist Wolf hierzulande wohl der einzige Ort, in dem direkt unter der Kirche ein Weinkeller liegt. Von 1557 bis 2001 war der Pfarrer sogar immer auch gleichzeitig Winzer. Die evangelische Kirchengemeinde besitzt auch bis heute Parzellen unter der Klosterruine oben auf dem Berg.

Wolfer Kloster, Mosel, Weinberge

Unter der Klosterruine breiten sich Weinberge aus.

Der Aufstieg vom Moselufer ist recht steil. Aber man kommt auch mit dem Auto hoch. Aus Traben-Trarbach kommend führt die erste Straße links im Ort durch Gärten und Weinberge bis kurz vor die Klosterruine. Zu Fuß geht es weiter über einen Schieferweg. Am Ende des verwunschene Pfades ragt die Ruine aus fast 800 Jahren Vergangenheit in unsere Zeit.

Nur wenige Mauerreste sind erhalten. Hauptsächlich vom 17 Metern hohen Turm, den man aber keinesfalls besteigen darf. „Vorsicht Steinschlag, danger!” und „Wegen Einsturzgefahrbetreten verboten”- Schilder warnen vor dem Betreten der Ruine. Daneben leitet ein Trampelpfad zu einer Aussichtsplattform mit Panoramablick auf die Mosel und Kröv mit dem Mont Royal gegenüber.

Kröv, Mosel, Aussicht

Blick auf Kröv von der Aussichtsplattform.

Die nächste Gastronomie ist fern, Touristenströme aber auch. Allein der Aufstieg über den glitzernden Schieferweg macht das Wolfer Kloster zu einem feinen Ziel für einen Spaziergang. Bei schönem Wetter kann man sich ein lauschiges Plätzchen suchen und die Sonne genießen. Für Landschaftsflaneure, Fotografen auf der Suche nach einem besonderen Motiv oder zum Picknicken lohnt sich der Besuch allemal.

Info für den Besuch Wolfer Kloster

Parken am Moselufer in Wolf: 20 Minuten Fußweg. Am Campingplatz links hoch in die Straße Luxgraben, weiter geradeaus über den Weinbergpfad. An der Weggabelung recht, nach etwa 400 Metern weiter 500 Meter bergauf. Parken im Weinberg: Gut 500 Meter Fußweg.

Wandern: Der je 15 Kilometer lange Rundweg „Kogelherrenweg“ (Startpunkt Tourist-Information Wolf) und der Schanzenrundweg via Graacher Schäferei führen am Kloster vorbei.

Besichtigung Kirchenkeller: Das Kirchengut Wolf, 1478 vom Laienorden Brüder vom gemeinsamen Leben gegründet, gehört seit 1557 der evangelischen Kirchengemeinde. Herzstück ist der Gewölbekeller aus dem Jahr 1488, der gelegentlich bei Führungen besichtigt werden kann. Info bei der Tourist-Information Wolf.