Diese Kirchen sind nicht von der Stange

Kragen zugeknöpft – jetzt wird es heilig. Denn es geht in bemerkenswerte Kirchen an der Mosel, die sich immer für einen Ausflug lohnen. Für Gläubige und Ruhesuchende, genauso wie für Architekturfans oder Kunstliebhaber.

Kirchen, Dom, Trier, Stuckdecke

Die barocke Stuckdecke im Trierer Dom

Gottesdienste sind nicht jedermanns Sache. Sakrale Bauten schon eher. Auch wenn immer weniger Menschen in Europa Religion praktizieren, gehören Kirchen zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten. Zum einen ist es wohl die Ehrfurcht vor dem Alter, zum anderen die oft meisterliche Architektur. So wie die Romantiker des 19. Jahrhunderts vor den Burgruinen erschauerten, sind viele Reisende heute von der Geschichte der Gotteshäuser fasziniert. 

Touristenmagnet Trier Dom

An der Mosel wimmelt es von Kirchen. Die Vielfalt ist enorm. Von bescheidenen Kapellen bis hin zur erhabenen Kathedrale ist alles dabei. Flussauf, flussab erzählen sie von der Sehnsucht nach Heil und Segen, von Reichtum und Macht und über 1700 Jahren christlichem Glauben in der Region. Oft wurden die Gotteshäuser in jahrzehnte- oder sogar jahrhundertelanger Arbeit errichtet.

Allen voran die Hohe Domkirche St. Peter zu Trier. Die älteste Bischofskirche im Land und UNESCO-Welterbestätte gilt als bedeutendes Zeugnis abendländischer sakraler Baukunst. Denn seit der Grundsteinlegung haben Baumeister und Künstler aller Epochen dem Dom ihren Stempel aufgedrückt. Deshalb kann man auf kleinstem Raum 1.700 Jahre Architekturgeschichte betrachten.

Was längst nicht jeder weiß: Oben in der wundervollen Schwalbennestorgel versteckt sich ein Pan. Oder ist es gar der Teufel? Der kleine Geselle sitzt in einer Luke, die nur der Organist mit Hilfe eines Hebels beim Spiel öffnen kann. Dabei erfüllen die 5602 Pfeifen des Instruments das größte Kirchengebäude der Stadt mit ihrem Klang. 

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Liebfrauenkirche, Trier

Die Liebfrauenkirche.

Liebfrauen, die älteste gotische Kirche

Gleich neben dem Dom steht die Liebfrauenkirche, eine filigrane Schönheit mit Seltenheitswert: Immerhin ist sie mit der Marburger Elisabethkirche ist sie die älteste gotische Kirche in Deutschland. Hier waren vor 800 Jahren französische Baumeister aus der Champagne am Werk!

Während Scharen in die berühmte Kathedrale St. Peter strömen, ist den weniger zahlreichen Entdeckern der Liebfrauenkirche ein ruhiges Staunen über die sakrale Architektur vergönnt. Bleiglasfenster tauchen den dunklen Innenraum in fast schon mystisches Licht. Zwölf schlanke Säulen tragen das Gewölbe. In der Nähe des Eingangsportals markiert ein im Boden eingelassener Stern die einzige Stelle, von der aus man alle zwölf gleichzeitig sehen kann.

Trier kann auch modern: Mit der Kirche St. Michael besitzt der Stadtteil Mariahof ein Bauwerk, das wegen seiner Form als Stufenpyramide über die Stadt hinaus ganz und gar aus dem Rahmen fällt. 1968 wurde der Grundstein gelegt, bereits jetzt steht der Kirchenbau unter Denkmalschutz. In der Urnengruft ruht auch der Architekt, Konny Schmitz, der mit seinem Entwurf der ungewöhnlichen Kirchen einen Wettbewerb gewann.

Sehenswerte evangelische Kirchen

Kirchen, Konstantin-Basilika, Welterbe

Die Konstantin-Basilika.

Die erste protestantische Kirche in Trier ist so groß, dass sogar die Porta Nigra hineinpassen würde. Zwar leuchtet heute ein goldenes Kreuz auf dem Dach, doch früher war das Gebäude Teil einer riesigen Palast-Anlage, in dem der Kaiser seine Besucher empfing.

Mit der Palast-Aula wollte der Römer seine Größe und Macht demonstrieren, was auch eindrucksvoll gelang. Doch seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Konstantin-Basilika als evangelische Kirche genutzt.

Brauneberg, Simultankirche, St. Remigius

Die Simultankirche St. Remigius

In Brauneberg beten Protestanten und Katholiken sogar unter einem Dach – aber dennoch nicht miteinander. Denn die Pfarrkirche St. Remigus wurde durch eine Mauer in zwei Räume geteilt. Tatsächlich ist sie eine von nur insgesamt 64 Simultankirchen im ganzen Land. Einzigartig in der Mosel-Region ist zudem ihr schiefer Zwiebelturm, der sie zum Wahrzeichen der Gemeinde an der Mittelmosel macht.

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Der Moseldom und St. Martin

Kirchen prägen die Gesichter vieler Moselorte. Etwa St. Martin in Ediger-Eller, deren über 50 Meter hoher Glockenturm schon von Weitem über den Häuserdächern glitzert. Immerhin ist der achteckige Schiefer-Kirchturmhelm der reichst-verzierte seiner Art in ganz Europa.

Kirchturm, St. Martin, Ediger

St. Martin in Ediger

Oder die weiße, mit mächtigen Türmen ausgestattete Pfarrkirche St. Castor in Treis-Karden. Der sogenannte Moseldom gilt er als der bedeutendste Sakralbau zwischen Koblenz und Trier. Ab dem Jahr 1183 wurde er gebaut. Die reiche Innenausstattung kann sprachlos machen. 

Wegen des Heiligtum auf dem Martberg war Karden schon im römischen Reich ein hoch geschätzter Pilgerort. Später kamen dann die Wallfahrer, um die Gebeine von Castor zu verehren.

Kirchen als Wallfahrtsorte

Heute zieht es die Pilgerscharen zur Benediktinerabtei St. Matthias im Trierer Süden. Es ist die letzten Station auf dem Moselcamino. Denn der markante Sakralbau beherbergt das einzige Apostelgrab auf deutschem Boden.

St. Matthias, Trier

Die Westfassade von St. Matthias in Trier

Es heißt, Mönche hätten die Gebeine des Apostels Matthias bei Bauarbeiten im Jahr 1127 wiederentdeckt, die jahrhundertelang lang als verschollen galten. Seither kommen jährlich Tausende zum Sarkophag des Apostels. in der Krypta der Basilika sind auch die beiden ersten Trierer Bischöfe, Eucharius und Valerius, beigesetzt.

Doch die nahezu unglaubliche Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt. Denn der Legende nach wurden die Gebeine zwar auf Befehl der Kaiserin Helena um 324 von Jerusalem nach Trier gebracht. Aber der Schädel fehlte! Den wiederum soll der Ritter Heinrich der II. von Isenburg auf einem Kreuzzug an sich genommen haben.

Er brachte ihn auf seine Burg an der Mosel und ließ eigens dafür eine Kapelle bauen. Doch die Reliquie soll nur etwa 130 Jahre lang in Kobern geblieben sein. Dann wurde sie an verschiedenen Orten aufbewahrt und 1927 ins Apostelgrab in Trier gelegt.

Matthiaskapelle, Kobern-Gondorf

Die Matthias-Kapelle in Kobern-Gondorf

Bewiesen ist das nicht. Doch die Kapelle kann tatsächlich besichtigt werden. Die romanische Matthiaskapelle ist ein mystischer Ort und eine Schönheit. Mit ihren schwarzen Säulen, den Kapitellen und dem Bodenmosaik mutet sie orientalisch an. Ein derart ungewöhnliches Kleinod wird wohl kaum jemand an der Mosel erwarten.

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Kunst in Kirchen

Im Trierer Norden wartet ein weiteres Juwel: Die Kirche St. Paulin ist eine Augenweide. Denn hinter der schweren Eichenholztür eröffnet sich dem Besucher ein Farbenspektakel. Engel scheinen im Raum über dem goldenen Hochaltar zu schweben.

Aufwendige Stuckarbeiten, Deckenfresken und Figuren machen St. Paulin zu einer der schönsten Barockkirchen im deutschsprachigen Raum. Das reiche Innenleben trägt die Handschrift des Würzburger Hofarchitekten Balthasar Neumann, dessen Antlitz einst den 50-DM-Schein prägte.

Kirchen, St. Paulin, Trier

St. Paulin in Trier

In der Kirche St. Michael in Piesport hat sich der Kirchenmaler Johann Peter Weber verwirklicht. Wer das Gotteshaus betritt, richtet den Blick sofort auf die monumentalen Deckengemälde. Das Kunstwerk wird der Piesporter Himmel genannt.

Was kaum jemand weiß: In einer Szene hat sich der Maler mit einem Selbstporträt verewigt. Und der Künstler hat noch eine Botschaft versteckt. Weil es angeblich Ärger wegen der Bezahlung gab, hat Weber dem Teufel die Gesichtszüge des Pfarrer Johannes Hau gemalt und im Gestein der Hölle die Initialen „JH” verewigt. Mit diesem Wissen hat man einen anderen Blick auf dieses Kunstwerk aus dem Jahr 1778.

Historisches Kleinod in Alken

Mosel, Alken, Kirche

Treppenaufgang in Alken

Kirchen gehören zu den beständigsten Gebäuden. Seit Jahrhunderten stehen sie auf ihrem Platz. In Alken verströmt die Alte St. Michaelskirche einen Hauch von Ewigkeit. Das historische Kleinod ist über 1000 Jahren alt. Steht man im Chorraum vor den Freskengemälden, kommt eine Ahnung auf, wie es im Mittelalter ausgesehen haben mag.

Zwar kann das Innere der Kirche nur an Sonntagen von Ostern bis Ende Oktober von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden. Doch schon das jederzeit zugängliche Drumherum lohnt der Besuch. Etwa der anliegende Friedhof mit den jahrhundertealten Basaltgrabkreuzen oder der Treppenaufgang. Durch ein großes Eisengitter kann man sogar in das Gebeinhaus unter der Kirche gucken.

In Blickweite führt das nächste sakrale Gebäude direkt ins Mittelalter. Von Alken führt der Sieben-Fußfälle-Weghinauf auf den Bleidenberg. Dort steht die seit Jahrhunderten rege besuchte Dreifaltigkeitskirche. Eine wichtige Station für Pilgernde auf dem Mosel-Camino. Der Besuch der aus dem 10. oder 11. Jahrhundert stammenden Wallfahrtskirche lohnt sich allemal. Zum einen wegen der urtümlichen Architektur, aber auch wegen der fantastischen Aussicht vom Bleidenberg-Plateau.

Wallfahrtskapelle, Bleidenberg, Mosel

Das Innere der Dreifaltigkeitskirche.

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Kirchen in der Natur

Viele Kirche beeindrucken nicht nur mit ihrem Inneren, sondern bieten auch Plätze zum Ausruhen und Innehalten in der Natur. Zu einer kurzen Auszeit lädt zum Beispiel der üppige Kräutergarten mit Wasserfall an der Alten Johanneskirche in Hatzenport ein.

Mit einem kleinen Standstrand wartet etwa die Kirchenruine des Klosters Stuben am Fuße des Neefer Petersberg auf. Und bei Bengel finden Ruhesuchende an der Kirche des Klosters Springiersbach einen Rückzugsort mit Wäldern und Teich.

Paulskirche, Lieser,Mosel

Die Paulskirche bei Lieser

Mitten in den Weinbergen bei Lieser empfängt die Paulskirche mit einer ganz eigenen Stimmung. Wer auch immer diesen Platz gewählt hat, um darauf diese kleine Kirche zu errichten, hat Fingerspitzengefühl bei der Wahl der Lage bewiesen. Denn die Aussicht ist atemberaubend. Der Blick schweift über weiter Felder und Rebstöcke am steilen Hang, bis nach Veldenz und Burgen reicht die Sicht. 

Da holt man sich im Vorraum der Kirche ein Glas Wein, setzt sich davor auf den dicken Stein, um beim Blick auf die Landschaft den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen.

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Eine Kirche wie in Italien

Klause Kastel-Staadt, Schinkel, Kirchen

Die Klause bei Kastel-Staadt.

Im Umland warten einige sakrale Schätze darauf, entdeckt zu werden. Etwa die Klause in Kastel-Staadt, die immer noch als Geheimtipp gilt.

Hoch über der Saar steht dieses Juwel der Romantik, das man eher in Italien vermuten würden. Bauherr war der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm IV, der eine verlassene Eremitage Ruine zum Meisterwerk umbauen ließ. Aus der Feder des großen Architekten Karl Friedrich Schinkel entstand eine Grabkapelle für Johann den Blinden mit Arkadenfenstern und Glockengiebel. Allein schon die verwunschene Natur drumherum lohnt den Besuch.

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Wahrzeichen von Idar-Oberstein

Felsenkirche, Hunsrück, Idar-Oberstein

Wahrzeichen von Idar-Oberstein: Die Felsenkirche

Etwa 45 Autominuten von Bernkastel entfernt, trumpft das Hunsrück-Städtchen Idar-Oberstein mit seiner Felsenkirche auf. Dank ihrer exponierter Lage ist die Kirche das Wahrzeichen der Stadt: Denn im 15. Jahrhundert wurde sie in eine Höhle in der 70 Meter hohe Steilwand gebaut – der Legende nach als Sühne für einen Brudermord.

In das Innere gelangt man nur durch einen Tunnel, der über etwa 220 Stufen führt. Ein besonderer Blick über Oberstein und auf die Felsenkirche eröffnet sich von der Aussichtsplattform, die über eine hinter der Kirche in der Felsnische befindliche Treppe erreichbar ist. Zu den Schätzen der Felsenkirche zählt eine Orgel mit einem Gehäuse aus der Manufaktur der Familie Stumm.