So spannend ist die Porta Nigra von innen

Fast jeder hat Triers Wahrzeichen zumindest schon auf einem Foto gesehen. Doch ihre Geheimnisse gibt die Porta Nigra erst im Inneren preis. Wer genau hinguckt, kann sogar noch die Metallklammern der Römer entdecken.

Porta Nigra; Trier

Die Porta Nigra: Früher der nördliche Ausgang, heute Mittelpunkt der Stadt.

Trier ist so reich an antiken Schätzen, dass man mehrere Tage braucht, um sie alle anzusehen. Vor allem die Römerbauten und natürlich der Dom sind Touristenmagneten. Doch die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt ist seit eh und je die Porta Nigra. Das römische Stadttor zieht jedes Jahr unzählige Reisende aus aller Welt an, von denen eine Viertelmillion auch das Innere und den Ausblick erkunden.

Seit Generationen beschäftigt das gewaltige Monument Lateinschüler, Historiker und Forscher. Kein Wunder, denn kein anderes römisches Stadttor nördlich der Alpen blieb so gut erhalten. Seit 1986 gehört die  „Pochta”, wie die Trierer sie nennen, zum Welterbe der UNESCO.

Warum ist die Porta Nigra schwarz?

Warum das aus ursprünglich hellgrauem Sandstein gebaute Monument so dunkel geworden ist, weiß immer noch niemand so ganz genau. Die Verfärbung gehen auf Witterungs- und Umwelteinflüsse zurück, aber auch auf natürliche Prozesse, da das Eisenoxid in dem Sandstein korrodiert. 

Säulen in der Porta Nigra

In der Porta Nigra, Trier

Autoabgase waren es jedenfalls nicht. Denn schon im 11. Jahrhundert sprachen die Menschen vom Schwarzen Tor, der Porta Nigra. Der ursprüngliche Name lautete vermutlich Porta Martis, Marstor, in Anlehnung an den Kriegsgott Mars.

Allerdings konnten die Wissenschaftler im Sommer 2017 ein anderes Geheimnis des Stadttores in Trier endgültig knacken. Denn bis dahin war nicht eindeutig bestimmt, wann die Römer die weltberühmte Porta eigentlich bauten. Die Vermutungen reichten von 150 bis 320 nach Christus.

Das wahre Alter der Porta Nigra

Doch dann fanden Archäologen bei Grabungen einen Eichenpfosten im Fundament der Stadtmauer, die gleichzeitig entstand. Die Forscher wissen: Damals wurden Hölzer unmittelbar nach dem Fällen verbaut. Deshalb konnten sie anhand der Jahresringe den Baubeginn des Monuments exakt auf 170 nach Christus datieren. 

Innenhof der Porta Nigra, Trier

Im Innenhof waren früher die Böden der Kirchen eingezogen.

Die Porta Nigra ist also rund 150 Jahre älter als bislang gedacht. Derzeit war Marc Aurel der Kaiser, der von 161 bis 180 das Römische Reich regierte. Das Tor gehörte zu einer 6,4 Kilometer langen Stadtmauer, die 284 Hektar einschloss. Eine für antike Verhältnisse enorme Zahl. Zum Vergleich: Das römische Köln zählte 96 Hektar, Xanten 73 Hektar.

Der Aufwand war gewaltig. Doch nach nur etwa ein bis zwei Jahren Bauzeit soll das 36 Meter lange und knapp 30 Meter hohe Tor schon fertig gewesen sein, schätzen Experten. Und die Porta steht noch heute. Nahezu unglaublich, wenn man bedenkt, dass Menschen dieses massive Bauwerk ohne Kräne oder Bagger aus eigener Kraft errichtet haben.

Fensterbögen und Gänge in der Porta Nigra

Seit 1986 Unesco-Weltkulturerbe: die Porta Nigra

Tatsächlich haben Arbeiter die rund 7200 Steine damals ohne Mörtel präzise übereinander getürmt. Dafür wurden mächtigen Blöcke in auf den Zentimeter passgenaue, bis zu sieben Tonnen schwere Quader gehauen. Und jeweils zwei davon durch Eisenklammern miteinander verbunden. Die Römer waren geniale Baumeister und Ingenieure.

Allerdings sicherte wohl nicht nur die kluge Bauweise dem berühmten Tor die Existenz. Denn schon im Mittelalter machten sich Metalldiebe an den wertvollen Klammern zu schaffen. Vermutlich hätten sie sogar die Steine der Porta Nigra weggeschleppt, um etwas anderes damit zu bauen. Denn auch die anderen Stadttore Triers haben sich nicht einfach so in Luft aufgelöst: Sie wurde allesamt als Steinbrüche genutzt und recycelt. Dabei waren sie nicht weniger wichtig als die Porta.

Die Porta wird zur Doppelkirche

Reliefs in den Wänden der Porta Nigra.

Fast 800 Jahre lang diente die Porta Nigra als Kirche

Dass es die Porta noch gibt, ist dem griechischen Mönch Simeon zu verdanken. Denn der fromme Mann zog sich im Jahr 1028 in den Ostturm der Porta zurück. Diese Klause hat der Eremit angeblich nie mehr in seinem Leben verlassen. Seine Zeit verbrachte er wohl in stillem Gebet. Unterstützer legten ihm Nahrung und Wein in einen Korb, den er an einem Seil zu sich nach oben zog. 

Schon kurz nach dessen Tod hat der Papst den Einsiedler  heiliggesprochen. Die Porta Nigra wiederum wurde ihm zu Ehren in zwei übereinander liegende Gotteshäuser umgebaut: Einer Unterkirche für das einfache Volk und einer Oberkirche für die Angehörigen des gegründeten Simeonstifts. Dafür wurde ein Chor angebaut, der Südturm um einen Glockenturm erweitert und das gesamte Erdgeschoss mitsamt der Tore zugeschüttet.

Porta Nigra, Kirche, Mittelalter

Ein Modell zeigt die Porta Nigra als Doppelkirche.

Eine breite Freitreppe führte von nun an zur Volkskirche im ersten Obergeschoss – von dort gelang man über eine Außentreppe in die Stiftskirche auf der zweiten Etage. Ein Modell im Inneren des Stadttors zeigt, wie das Gebäude damals ausgesehen hat. 

Über fast 800 Jahre hinweg versammelten sich dort die Gläubigen zu ihren Gottesdiensten. Als sakrosankter Ort blieb die Porta Nigra unangetastet und für die Nachwelt erhalten. Erst als Napoleon die Kirchen säkularisierte war damit Schluss. Der französische Herrscher veranlasste im Jahr 1804, dass alle mittelalterlichen Einbauten wieder entfernt werden sollten. Seitdem zeigt die Porta wieder ihr antikes Gesicht. 

Reliefs in den Wänden der Porta Nigra.

Ein Relief in der Porta Nigra

Die Geschichte der Porta Nigra

Wirklich beeindruckend ist es daher, im Inneren die Spuren der Menschen aus rund 1800 Jahren Geschichte zu sehen. Schon die gewaltige Dimension des viergeschossigen Bauwerks überrascht beim Betreten. Immerhin diente der geräumige Bau den Römern nicht nur als Tor, sondern auch zur Demonstration von Wohlstand und Macht. Die Porta Nigra, die wir heute noch bewundern, war sozusagen ein Angeber-Projekt.

Nett ist die Aussicht aus den glaslosen Fenstern über Deutschlands wohl älteste Stadt. Und in der Simeonsklause, der Überlieferung nach der Raum, in dem sich der Heilige einmauern ließ, werden heute bunte Bilder zu seiner Vita auf die Steine projiziert.

Porta Nigra, Trier, Gänge

Ein langer Gang in der Porta Nigra

Vor allem aber erzählen barocke Wandreliefs mit Heiligen, sowie Reste der Orgelempore und die romanische Apsis von der mittelalterlichen Episode als Kirche. Man sieht Säulen, Kapitelle und Gesimse. Und das geübte Auge kann sogar noch die Steinmetzzeichen und eine der antiken Metallklammern nahe der Wendeltreppe entdecken.

Führung mit Zenturio

Mit etwas Fantasie sieht man sogar noch die Römer zwischen den Säulen spazieren. In Wahrheit handelt es dabei allerdings um einen Schauspieler verkleidet als Zenturio, der bei einer Führung die Geschichte der Porta erzählt. Wer zufällig hinein gerät, könnte glauben, er befinde sich mitten im Dreh zu einem Sandalenfilm.

Man läuft quasi durch die Zeit, in der Rom noch die ganze damals bekannte Welt regierte. Fast 1000 Jahre hielt das römische Imperium, dann ist es allmählich zerbröckelt. Doch sein Vermächtnis an die Nachwelt, die Porta Nigra, steht immer noch wie eine Eins auf ihrem Platz.

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