Nikolaus von Kues war einer der ganz Großen der abendländischen Geschichte. Doch selbst in seiner Heimat wissen viele Menschen nur wenig über ihn. Dabei steht in Bernkastel-Kues das Cusanus Geburtshaus, das vom Leben des Philosophen erzählt.
Eine Fahne flattert vor dem Schmuckstück am Nikolausufer. Es ist ein auffälliges Haus, mit einem Zinnenkranz rings um das steile Dach steht es da. Hier, am Ortsausgang von Bernkastel-Kues, kam vor über 600 Jahren Nikolaus Cryfftz (Krebs) als Sohn eines vermögenden Schiffsbesitzers zur Welt. Wer genau hinguckt, entdeckt den Krebs im Wappen hoch oben rechts an der Fassade.
Bekannt wurde der Moselaner später als Nikolaus von Kues, latinisiert als Cusanus. Ein ganz Großer im Denken und auf der Bühne der Welt.
Ein Museum im Cusanus Geburtshaus
Inzwischen wohnt Gerhard W. Kluth über den Zinnen des Hauses. Der Museumsleiter organisiert in den Räumlichkeiten Kunstausstellungen, Vorträge oder feine Konzerte. Vor allem kennt er sich bestens aus mit dem Leben und Wirken von Cusanus.
Zu dessen Zeit sah es hier allerdings noch anders aus. Denn um 1570 wurde das Haus auf den Grundmauern neu errichtet – und bröckelte über die Jahrhunderte vor sich hin.
Doch in den 1970er Jahren konnte das Anwesen kurz vor dem Verfall von der Cusanus-Gesellschaft gerettet werden und beherbergt seitdem ein kleines Museum.
Über eine Treppe geht’s hinauf in einen freundlichen Raum, der nebenher Bernkastel-Kues als Standesamt dient. Wertvolle Exponate stehen herum, Schautafeln berichten vom Leben des Cusanus. Gerhard W. Kluth lässt den früheren Hausbewohner lebendig werden. Für den Museumsleiter ist es eine Herzenssache, Besuchern das Wirken des größten Sohnes der Stadt näher zu bringen.
Universalgelehrter und Denker
Mit 15 Jahren ging Nikolaus von Kues zum Studieren nach Heidelberg, später nach Köln und an die Eliteuniversität für Kirchenrecht im italienischen Padua. Der Moselaner liebte aber auch die Zahlen, beschäftigte sich mit Theologie und avancierte zu einem der bedeutendsten Philosophen der Frührenaissance.
Dabei hat Cusanus Grenzen überschritten, die zu überschreiten in seiner Zeit sogar gefährlich sein konnte. Denn der Freigeist stellte Autoritäten in Frage und das herrschende Weltbild auf den Kopf.
Als Erster halt Cusanus die Unendlichkeit des Kosmos gelehrt. In genialer Vorahnung nahm er vorweg, was die großen Naturforscher lange nach ihm als exakte Theorie formulierten: „Die Erde kann nicht Weltzentrum sein. Sie kann also auch nicht ohne jede Bewegung sein.” So steht es in seinem Hauptwerk „De docta ignorantia” (Von der gelehrten Unwissenheit), geschrieben 1440. Während das geozentrische Weltbild noch als unumstößlich Wahrheit galt, wagte Nikolaus schon diesen unerhörten Gedanken.
Cusanus, der Kirchenmann und Reformer
Auf der anderen Seite war der Universalgelehrte aber auch ein mächtiger Kirchenmann. Ein Politiker und einer der großen Reformdenker an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit. Er arbeitete an Konsilien. Wurde Bischof, einziger deutscher Kardinal seiner Zeit und sogar Stellvertreter des Papstes. Dabei hat er sein Leben lang um die Einheit der Kirche gerungen.
Doch seiner Heimatstadt bleibt er vor allem als großzügiger Spender in Erinnerung. Denn nach dem Tod seiner wohlhabenden Eltern gründete der Kardinal mit seinem Erbe ein Armenhospital.
Bis heute bietet das St.Nikolaus-Hospital in ununterbrochener Tradition alten Menschen Fürsorge und Unterkunft. Dafür hat der Stifter mit einer ausgeklügelten Satzung gesorgt, erklärt Gerhard W. Kluth und verweist auf das wertvolle Schriftstück aus dem Jahr 1458.
In dem Stift, nicht weit vom Cusanus Geburtshaus entfernt, wird auch die wertvolle Bibliothek des Universalgelehrten verwahrt. In seinem Nachlass fand man auch einen arabischer Koran. Der Kardinal hat sich intensiv mit dem Islam beschäftigt, was für einen Theologen sein Zeit höchst unüblich war. Dabei stellte er den Islam als Feind des Christentums infrage und suchte nach Gemeinsamkeiten zwischen den Religionen.
Cusanus Geburtshaus zeigt Germaniakarte
Als wichtiger Botschafter des Vatikans hat der Kirchenmann Europa wirklich durchwandert. Cusanus durchquerte Deutschland, reiste nach Rom und Konstantinopel.
Eine der ältesten Landkarten von Mitteleuropa geht auf seine Zeichnungen zurück. Gerhardt W. Kluth zeigt das Bild der Germaniakarte an der Wand im Cusanus Geburtshaus. Wer aufmerksam hinguckt, kann sehen: Zwischen Trier und Koblenz ist nur ein Ort eingetragen. Das kleine Dorf Kues – die Heimat von Cusanus.
Öffnungszeiten, Eintritt, Kontakt:
Geburtshaus des Nikolaus von Kues
Nikolausufer 49
54470 Bernkastel-Kues
www.nikolaus-von-kues.de
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