Nur einen Katzensprung von Trier entfernt, wird die Eifel spektakulär. Eine Wanderung durch die Teufelsschlucht bleibt lange im Gedächtnis – und in den Beinen. Was ist das Geheimnis der Felsenlandschaft?
Verwitterte Felswände recken sich erhaben gen Himmel. Moosbewachsene Steinblöcke liegen herum, Baumwurzeln ranken sich ums Gestein wie die Fangarme von Kraken. Man könnte meinen, man befände sich in einer verwunschen Parallelwelt, in der Riesen Felsbrocken durch die Luft geschleudert und extravagante Skulpturen aufgestellt haben. Herzlich willkommen im Abenteuerland Teufelsschlucht!
Bizarr geformte Felsen faszinieren die Menschen seit jeher. Was vor Urzeiten der Schauplatz von Sagen und Legenden war, präsentiert sich heute vor allem als beliebtes Ausflugsziel. „Ah” und „Oh” sind viel gehörte Geräusche in den Gängen durch das Felsenlabyrinth, das anmutet wie eine große Bühne für Fabelwesen. Wenn es irgendwo Trolle und Waldgeister gibt, dann hier.
Mit Naturphänomenen knausert die Eifel wahrlich nicht. Die Region kann nicht nur mit Vulkanen und Mooren aufwarten, sondern auch mit diesen äußerst spektakulären Felsformationen. Es überrascht nicht, dass Menschen vor unserer Zeit beim Anblick solcher origineller Landschaften dachten, Luzifer höchstpersönlich hätte sie erschaffen. Sie konnten sich die Entstehung nicht anders erklären.
Und noch heute umweht diese Felstrümmerwelt ein Hauch von Magie. So kam es, dass ein Bürgermeister in den 1930er-Jahren diesem geheimnisvollen Ort den Namen Teufelsschlucht gab.
Naturparadies Teufelsschlucht
Das Abenteuer beginnt gut 35 Autominuten von Trier, etwa auf halber Strecke zwischen Ernzen und Irrel auf dem Ferschweiler Plateau an der luxemburgischen Grenze. Vom Parkplatz am Naturparkzentrum Teufelsschlucht sind es noch ein paar hundert Meter bis zum Einstieg in die Felsenwelt zu laufen.
Blütenduft liegt in der Luft, nur Vogelgezwitscher ist zu hören. Auf den ersten Blick ist es nur ein ganz normaler Wanderweg, wie er Kinder normalerweise schon nach wenigen Minuten stöhnen lässt, wie lange denn die öde Latscherei bloß noch dauern möge. Doch es dauert nicht lang, bis plötzlich mitten im Wald die Erde aufklafft.
Der Pfad führt zu einer schmalen Treppe, die wahres Teufelswerk sein muss. Über 146 ausgetretene Steinstufen führen hinunter durch einen 28 Meter tiefen Spalt im Fels. Steil ragen rechts und links schroffe Sandsteinwände in die Höhe.
Mit jedem Schritt wird es beim Abstieg ein bisschen kühler und die Umgebung sieht immer verzauberter aus. Hoch oben über den Köpfen klemmt ein mächtiger Steinklumpen zwischen zwei Felsen, der bitte dort bleiben möge, ein knorriger Baum wächst aus dem blanken Gestein.
So entstand die Teufelsschlucht
Es ist ein besonderes Erlebnis, zwischen den Jahrtausende alten Felsenriesen zu laufen. Sie zeigen, zu welchen Meisterleistungen die Natur immer wieder fähig ist. Denn was früher in der Fantasie der Menschen die teuflischsten Blüten trieb, ist heute geologisch leicht erklärbar.
Rund 12.000 Jahre ist es her, das schwere Felsstürze die Landschaft am Rande des Ferschweiler Plateaus verformten. Auslöser war der Dauerfrost, der gegen Ende der letzten Eiszeit die Felsen quasi sprengte. Etliche Steinbrocken brachen vom Plateaurand ab und donnerten hinunter ins Tal, andere kippten ab. Dabei öffnete sich die tiefe Kluft, die heute Scharen von Ausflüglern in die Südeifel lockt: Die Teufelsschlucht.
App führt zu Untoten und Leuchtmoos
Jetzt ruht die wilde Landschaft und Wanderer laufen staunend durch den Spalt im Fels. Mal ist der düstere Gang bis zu fünf Meter breit, mal nur noch so schmal, dass zwei Leute nicht mehr nebeneinander gehen können. Die Felsenwände sind feucht, weil der Sandstein das Wasser aufsaugt wie ein Schwamm.
Algen und Flechten wachsen hier. An manchen Stellen schimmert es grellgrün – das ist das sogenannte Leuchtmoos, das man nur noch an besonderen Orten wie der Teufelsschlucht zu sehen bekommt.
Dank der Lauschtour-App, die man sich schon vor dem Besuch kostenlos aufs Smartphone laden kann, erfährt man Interessantes über Geschichte und Natur rund um den Mythos Teufelsschlucht. Ein anderer Hinweis bezieht sich zum Beispiel auf die Untoten, die auf dem Boden verrotten. Keine Sorge, gemeint ist das Totholz, das in Wahrheit voller Leben ist
Schließlich zwängt sich einer nach dem anderen durch ein Nadelöhr im Fels und wird Teil eines Wunders der Natur. Lichtspiele verzaubern den Wald. Mächtige Gesteinsbrocken von einem Moosteppich überzogen liegen stapelweise herum.
Zwischen Wurzelwerk, Geröll und hochhaushohen Felstürmen merkt man erst wie winzig der Mensch wirklich ist. Der Pfad führt an zerklüfteten Felsen entlang, deren geologische Zeichnungen mit etwas Fantasie an Gesichter, Tiere oder eben teuflische Fratzen erinnern.
190 Mio Jahre alter Meeresboden
Aber die Entstehungsgeschichte noch nicht vollständig erzählt: Wer in der Teufelsschlucht wandert, läuft über versteinerten Meeresboden, gibt die Stimme im Smartphone preis. Vom Ursprung dieser Landschaft erzählen die Teufelskrallen, eine prähistorischen Muschelgattung, die nahe der Teufelsschlucht gefunden wurden.
Vor 190 Millionen Jahren schwappten hier nämlich noch Wellen übers Land. Doch aus den Sandkörnern von einst sind riesige Gesteinsblöcke geworden. Verwittert zu Klippen und Klüften. Wetter und Zeit erschufen in einer faszinierenden Ko-Produktion diese wie von Riesenhand gemachte Felstrümmerwelt.
Wanderwege durch die Teufelsschlucht
Wer mehr über die Entstehung und Geologie der Teufelsschlucht erfahren möchte, sollte einen Besuch im Naturparkzentrum einplanen. Dort starten und enden auch drei gut markierte Wanderwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden – die sogenannten Teufelspfade.
Mit nur 1,6 Kilometern Länge ist der Teufelspfad 1 ideal für kurze Beinchen. Man läuft etwa eine Stunde durch die Teufelsschlucht. Allerdings brauchen viele Kinder mehr Zeit, um in den Felsen herum zu klettern. Zwar ist die Route nicht barrierefrei, doch mit dem Tragetuch oder Tragerucksack ist die Wanderung auch für Eltern mit Babys problemlos möglich. Der Teufelspfad 2, auch Großer Rundweg genannt, verlängert die Tour auf 3,6 Kilometer und führt an weiteren spektakulären Felspartien vorbei.
Irreler Wasserfälle mit Hängebrücke
Durchaus anspruchsvoll ist der Wanderweg Teuflische Acht – trotz der Länge von nur 6,3 Kilometern. Immerhin müssen auf dem Pfad bergauf und bergab 229 Höhenmeter überwunden werden.
Der Rundweg verbindet die Teufelsschlucht mit den Irreler Wasserfällen ganz im Prümtal, gut 3,5 Stunden ist man unterwegs. Die Route führt über Holzstege und Steintreppen und an Schluchten und wunderbaren Aussichtsfelsen entlang.
Wer unten im Tal allerdings echte Wasserfälle erwartet, wird enttäuscht. Tatsächlich handelt es sich bei dem Naturdenkmal Irreler Wasserfälle um Stromschnellen, die entstehen, weil riesige Geröllsteine der Prüm den Weg versperren. Die mit Moos bewachsenen Felsbrocken haben sich vor Urzeiten bei einem Felssturz angesammelt.
Die alte Holzbrücke, die früher hier stand, hat die Flutkatastrophe im Juli 2021 mit sich gerissen. Jetzt führt eine 110 Meter lange Hängebrücke über die Prüm. Eine Nettigkeit sind die Sitzgelegenheiten in der Mitte.
Filmschauplatz Teufelsschlucht
Der letzte Abschnitt der Tour bedeutet Aufstieg – und der hat es in sich, wie man an den rötlich leuchtenden Köpfen der Passanten und Passantinnen erkennen kann. Über etliche Steinstufen geht es zunächst durch einen finsteren Wald eine ganze Weile lang steil nach oben.
Doch dann schlängelt sich der Pfad durch einen Zauberwald, der mit wundervollen Eindrücken für die Plackerei entschädigt. Die Bäume scheinen kreuz und quer in den Himmel zu wachsen. Es ist ein Abenteuerspielplatz für Groß und Klein, wo es hinter jeder Wegbiegung etwas Neues zu entdecken gibt.
Kobold und Einhörner wurden noch nicht gesichtet, doch ein paar Jedi-Rittern hätte man hier vor einiger Zeit tatsächlich begegnen können. Denn für den Fanfilm DARTH MAUL: Apprentice wurden hier die Laser-Schwerter im Kampf von Gut gegen Böse gekreuzt. Auch Krimis oder Mystery-Serien diente die Teufelsschlucht schon als Kulisse.
Am Naturparkzentrum endet die Tour. Im angeschlossenen Naturparkmuseum erfährt man, dass die Teufelsschlucht in der Zeit entstand, als die ersten Dinosaurier die Erde bevölkerten.
-
Dinosaurier an der Teufelsschlucht
Es war einmal … und ist immer noch da: Wer sie erleben will, geht nebenan im Dinosaurier-Park auf Expedition durch 620 Millionen Jahre Erdgeschichte. Man begegnet rund 160 Tiermodellen in Lebensgröße, die längst nicht nur Kinder faszinieren.
-
Der 14 Meter lange Tyrannosaurus Rexa ist schon von weitem zu sehen. Dort verteidigt ein Stegosaurus seine Jungen, da fletscht der Dilophosaurus seine Zähne, der vor 200 Millionen Jahren lebte. Letzterer wird auch Teufelsschlucht-Dinosaurier genannt, da man Fossilien dieses großen Raubsauriers im Sandstein im nahen Luxemburg fand. Auch Verhungern muss man hier nicht: Im Dino’s Diner gibt es Snacks für Fleisch- und Pflanzenfresser.
Infos rund um die Teufelsschlucht
Adresse: Naturparkzentrum Teufelsschlucht, Ferschweilerstraße 50, 54668 Ernzen, www.dinopark-teufelsschlucht.de
Anfahrt und Parken: Über die A 61 und die B 51. Den Hinweisschildern nach Ernzen folgen. Kostenlose Parkplätze am Dinosaurierpark und Naturparkzentrum Teufelsschlucht.
Eintritt: Die Teufelsschlucht kostet keinen Eintritt, der Dino-Park um 15 Euro pro Kopf, Kinder unter 3 Jahren zahlen nichts. Hunde sind erlaubt, es besteht allerdings Leinenpflicht.
Gastronomie und Übernachtung: Bistro Teufels Küche im Naturparkzentrum und Dino’s Diner im Dinosaurierpark. Ein besonderes Erlebnis ist sicherlich die Übernachtung in einer der beiden Hütten im Dinopark.
Ausflugsziele in der Nähe
Nur gut einen Kilometer vom Parkplatz Teufelsschlucht entfernt, versteckt sich der Felsenweiher. Eine besondere Sehenswürdigkeit für alle, die bizarr-romantische Orte mögen.
ZUM WEITERLESEN: Was den Felsenweiher so besonders macht»
Der 17,4 Kilometer lange Felsenweg 6 führt am Naturparkzentrum vorbei. Beim Wettbewerb „Deutschlands schönster Wanderweg“ erreichte er Platz 2 in der Kategorie Tagestouren. Er beginnt und endet am Wanderparkplatz Felsenweiher.
Beim Roadtrip entlang der Luxemburger Mosel trifft man auf eigenwillige Architektur, Weinkellereien, die als Sehenswürdigkeit gelten, Schmetterlinge und das berühmteste Dorf der Welt.
ZUM WEITERLESEN: Das Großherzogtum schäumt»