Ballonfahrt an der Mosel: Glück ab und gut Land

Heute schon einen Ballon gesehen? Sehr wahrscheinlich, dass er von der Mosel stammt. Denn in Schweich sitzt der einzige Hersteller von Heißluftballonen in Deutschland. Und selber im Korb abheben kann man in der Region natürlich auch.

Ballon, Mosel, Schweich

Auch so kann ein Ballon aussehen. Foto: Schroeder fire balloons.

Das luftige Abenteuer beginnt entweder am Abend oder in aller Herrgottsfrühe kurz vor Sonnenaufgang. Während die halbe Welt noch schläft, trifft sich die Gruppe am Startplatz, um unter Anleitung des Piloten den Ballon gemeinsam aufzubauen.

Das Gebläse läuft. Langsam bläht sich die ausgebreitete Hülle auf. Die Gasflamme donnert, dann steht das Gefährt. Ein gut 30 Meter hoher Gigant, gefüllt mit über 2500 Kubikmeter heißer Luft. Alle steigen ein. Sanft steigt der bunte Heißluftballon mit etwa drei Metern pro Sekunde in den Morgenhimmel. Vorbei an Weinbergen, über die Mosel hinweg, geht es hinauf in etwa 400 Meter Höhe der Sonne entgegen.

Oben faucht der Brenner, unten ziehen gemächlich Eifel und Hunsrückwälder vorbei. Tief unten fährt lautlos ein Trecker durchs Feld, Vögel ziehen ihre Kreise. Der Lärm der Erdoberfläche verstummt, kein Windhauch ist zu spüren. Übrig bleibt vom Rummel der Welt nur noch erhabene Stille.

Abenteuer Ballonfahrt

Im Korb gibt es kein Gerangel um den besten Aussichtsplatz, denn jeder steht am Fenster. Oben wird die Luft zwar dünner – aber was einem wirklich fast den Atem raubt, ist der Ausblick über die Landschaft. An das 360-Grad-Panorama eines Heißluftballons kommt selbst der allerschönste Aussichtspunkt auf der Erde nicht heran.

Ballone, Wettkampf, Mosel. Foto: Schroeder fire balloons

Ballone fliegen um die Wette. Foto: Schroeder fire balloons.

Die Passagiere zücken ihre Fotoapparate, um das farbenprächtige Schauspiel unten am Boden einzufangen. Die Häuser, die Autos, die Schiffe, alles ist winzig klein. Die Mosellandschaft erscheint aus der Vogelperspektive wie eine liebevoll zusammengestellte märklinhafte Modelleisenbahn-Idylle.

Anders als im Flugzeug oder auf einem Schiff erschüttert kein Lüftchen, kein Ruckeln den Korb. Deshalb wird auch niemandem schlecht. Tatsächlich gibt es die sogenannte Luftkrankheit in der Ballonfahrt nicht. Und da der Bodenkontakt fehlt, spielt auch Höhenangst keine Rolle.

Der Ballon – das Ungeheuer

Wo sie auch vorbei schweben, werden die Menschen im Korb gefeiert wie Hollywood-Stars. Leute auf der Straße winken, holen ihre Kinder aus dem Haus und brüllen freundliche Grüße hinauf. Sogar Kühe und Hunde recken ihre Köpfe nach oben.

In den ersten Tagen der Luftfahrt sahen die Reaktionen der Menschen noch ganz anders aus. Vor über 200 Jahren befürchteten Zweifler den sicheren Erstickungstod der Passagiere. Manche gingen sogar davon aus, dass Lebewesen beim Aufstieg platzen.

Deshalb bauten die berühmten Pioniere Joseph und Etienne de Montgolfier damals ein Prachtexemplar, verziert mit goldenen Ranken und Symbolen, und setzten im September 1783 einen Hammel, eine Ente und einen Hahn als erste Lebewesen in den Korb. Sie sollten erkunden, welche Gefahren der Ausflug in die Höhe birgt. Doch das tierische Trio kehrte unversehrt wieder auf die Erde zurück.

Gegen Ende des Jahres stieg mit dem aus Metz stammenden Physiker Pilâtre de Rozier dann der erste Mensch in einem Ballon in die Lüfte. Und im Januar 1785 machte sich Jean-Pierre Blanchard mit der Überquerung des Ärmelkanals zwischen Dover und Calais zum ersten Showstar der Luftfahrt.

Ballone, Schweich, Mosel. Foto: Schroeder fire balloons

Von oben sieht die Welt ganz klein aus. Foto: Schroeder fire balloons.

Taufe nach erster Ballonfahrt

Heute knallen nach der Landung des Ballons die Champagner-oder Winzersekt-Korken. Diese Zeremonie geht auf König Ludwig XVI. zurück, der seinerzeit nur dem Adel eine Ballonfahrt erlaubte. Deshalb werden die Fahrgäste heute in den Adelsstand der Aeronauten erhoben. Eine Urkunde gibt es für Erstlingsfahrer hinzu.

Als Ende des 18. Jahrhunderts die ersten bemannten Ballone auf Feldern niedergingen, wähnten erschrockene Bauern den Teufel am Werk und gingen mit Mistgabeln los auf die armen Ballöner. Heutzutage wollen die in Scharen hinzueilenden Beobachter meist nur eines: selber einmal im Ballon durch die Lüfte kutschieren.

Bis heute fasziniert kein anderes Luftfahrzeug mehr Menschen als ein Ballon. Doch weltweit gibt es gerade mal rund 20 Hersteller von Heißluftballonen. Und in Deutschland genau einen. Gut jeder zweite Heißluftballon, der hierzulande zum Himmeln steigt, stammt aus der Werkstatt von Schroeder fire balloons in Schweich bei Trier

Ein Ballon aus Schweich

Angefangen hat alles vor fast 40 Jahren. Damals machte der Ingenieur Theo Schroeder seine Leidenschaft Ballonfahren zum neuen Beruf. Schon im Rentenalter, mit immerhin 65 Jahren, gründete er sein neues Unternehmen. Mit heißer Luft ging’s in den Folgejahren immer weiter steil nach oben.

Inzwischen führen Christin Schroeder Schroeder, René Krämer und Alexander Plein die Geschäfte. Insgesamt weit über 1700 Ballone wurden seit damals schon unter die Völker rund um den Globus gebracht. Etwa in die Schweiz und in die Niederlande, genauso wie nach Litauen, Belgien und Weißrussland. Auch in Südafrika, den Vereinigten Emiraten oder Ägypten sind die Ballone „made in Schweich” unterwegs.  

Schroeder-Ballon, Mosel, Dubai. Foto: Schroeder fire balloons

Ein Schroeder-Ballon vor einer Hochhaus-Kulisse in Dubai.

Es ist eine exklusive Leidenschaft, der sich die Piloten verschrieben haben. Denn ein kleiner Ballon mit Brenner und Korb ist für etwa 40.000 Euro zu haben. Die teuerste Ausführung kann bis zu 15 Passagiere transportieren. Kostenpunkt für so ein fliegendes Hochhaus im XXL-Format: um 100.000 Euro. Das ist der Preis für echte Handarbeit bis ins kleinste Detail. Zudem ist jeder von ihnen ein Unikat.

Ballon aus reiner Handarbeit

Über 20 Männer und Frauen sind mit dem Bau eines Ballon beschäftigt. Sie produzieren die Körbe, aber auch Gasflaschen, Brenner und natürlich die imposanten Hüllen der Ballone. Und zwar alles in einem Betrieb in Schweich.

Ballone, Korbmacher, Schweich. Fotos: Schroeder fire Balloons.

Ein Korbmacher bei der Arbeit.

Dafür sind die verschiedensten Berufe vertreten. „Hier arbeiten Korbflechter und Schleifer, Schlosser, Näherinnen und Ingenieure”, sagt Leo Ersfeld, Vertriebsleiter und selber erfolgreicher Pilot. Immerhin fuhr er mit Kollegen in weniger als sieben Stunden über eine Strecke von 877 Kilometer von Gera bis nach Rumänien.

In der Brennerabteilung werden die gewaltigen Feuerspucker gebaut und auch gewartet. Schlosser stellen die einzelnen Bauteile her und Rattan spielt die Hauptrolle in der Korbmacherei.

Das Herz des Betriebs: Die Nähhalle. Denn dort entstehen die prächtigen Hüllen aus einem speziell beschichteten Nylonstoff, die später Wind und Wetter trotzen müssen. Dafür werden, abhängig von der Größe des Ballons, etwa 400 bis 500 Teile zusammengenäht, erklärt der Vertriebsleiter.

Ballon, Nähhalle, Schweich.

Eine Näherin fügt den Ballon zusammen. Foto: Schroeder fire balloons.

Der Zuschnittplan für den Giganten wurde zuvor von Designern am Computer entwickelt. Dabei können mittels 3D-Technik die spektakulärsten Formen entstehen. So kommt ein Ballon mal als fliegende Weltkugel, aber auch als Katze, Pinguin oder sogar als Bierglas daher. Der Fantasie sind nahezu keine Grenzen gesetzt. 

Insgesamt verlassen etwa 50 Heißluftballone im Jahr die Hallen in Schweich. Und nicht wenige von den Giganten kommen zu Ballon-Festen immer wieder an die Mosel zurück. 

Mosel-Ballon-Fiesta, Föhren, Mosel. Foto: Schröder fire Balloons

Massenstart bei der Mosel-Ballon-Fiesta. Foto: Schroeder fire balloons.

Es sind die Stille und die Aussicht, die eine Fahrt so besonders machen, schwärmt Leo Ersfeld. Wo es am Ende genau hingehe, wisse letztlich nur der Wind. Diese Prise Ungewissheit ist es, die das Ballonfahren zu einem Abenteuer macht.

Ausflug-Tipp: Das größte Ballontreffen in Europa findet alle zwei Jahre in der Nähe der französischen Mosel statt. Das Festival Mondial Air Ballons in Metz-Chambley versammelt rund 1 000 Heißluftballone, 400.000 Besucher und Piloten aus rund 50 Ländern.

Infos zu Fahrten im Ballon

Wer das eigene Haus oder eine bestimmte Gegend von oben sehen will, sollte dort starten. Ballonfahrten werden an vielen Orten in der Region angeboten. Etwa von Moselballoning am Flugplatz Trier-Föhren in Schweich, vom Ballonteam Dragon mit Startplätzen in Eifel, Mosel, Hunsrück und Saarland. Oder von Rhein-Mosel-Ballonfahrten in Koblenz.

Dauer insgesamt: Etwa vier bis fünf Stunden sollten eingeplant werden. Kostenpunkt: Ab rund 180 Euro pro Kopf.

Die genauen Startplätze werden in der Regel je nach Wetterbedingungen vom Piloten festgelegt. Man meldet sich an und verabredet einen Treffpunkt. Gestartet wird morgens oder abends, jeweils kurz vor Sonnenaufgang oder etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Die Zeiten sind von der Jahreszeit abhängig.

Am Startplatz gibt es zunächst eine ausführliche Sicherheits-Einweisung, dann packen alle gemeinsam an, um den Ballon aufzubauen.

Die Fahrt dauert zwischen 60 und 90 Minuten. Dabei bestimmt der Wind die Geschwindigkeit und Richtung. Der Ballon fährt etwa in Höhen von 200 bis 500 Metern Höhe. Dort ist es nicht kälter als am Boden.

Der Pilot im Korb ist per Funk mit Verfolgern im Auto verbunden. Sie begleiten den Ballon während der ganzen Fahrt und sind bei der Landung zur Stelle. Nach dem Abbau des Ballons und der zeremonielle Taufen bringen sie die Passagiere zum Ausgangspunkt zurück.